Was ist Silber-Ahorn?
Der Silber-Ahorn (Acer saccharinum) ist ein 15-25 Meter, selten bis über 35 Meter hoch werdender, schnellwüchsiger Baum aus der Familie der Ahorngewächse (Aceraceae), der aus dem Osten Nordamerikas stammt und dort zusammen mit Amerikanischer Ulme (Ulmus americanus) für Feuchtgebiete, Flussläufe und Auwälder typisch ist, weswegen man ihn dort gerne als water maple, Wasserahorn bezeichnet. Auffällig ist seine lockere Krone mit weit ausladenden Ästen und malerisch überhängenden Zweigen. Die Rinde junger Bäume ist glatt und silbriggrau, bei älteren wird sie grau und borkig.
Die typisch fünflappigen Ahornblätter sind bei dieser Art bis über die Mitte hinaus eingeschnitten und lang gestielt, mit einer Länge von 8-16 Zentimetern und einer Breite von 6-12 Zentimetern. Charakteristisch ist ihre silbriggraue bis weiße Unterseite, die dem Silber-Ahorn zu seinem Namen verholfen hat. Dagegen ist die Oberseite hellgrün. Wegen der langen Stiele bewegen sie sich bereits beim kleinsten Windhauch und sorgen für ein grün-silbernes Farbenspiel. Der Blattrand ist doppelt gesägt. Gegen Ende des Jahres bekommen die Blätter eine leuchtend gelbe bis rote Herbstfärbung, die allerdings nicht ganz so prächtig ausfällt wie bei anderen Ahornarten. Mit der Verfärbung beginnt er auch früher als diese.
Silber-Ahorn ist zweihäusig oder einhäusig, wobei die zweihäusigen Bäume wesentlich häufiger sind. Kurios: Die einhäusigen Exemplare können bisweilen das Geschlecht von Jahr zu Jahr ändern und bilden mal männliche, mal weibliche Blüten. Die unscheinbaren grünen Blüten erscheinen vor den Blättern bereits im Februar und März in kleinen Büscheln. Daraus entwickeln sich die Ahorn-typischen Propellerfrüchte, zwei Nüsschen mit einem 3-5 Zentimeter langen Stiel und ebenso großen breit abspreizenden Flügeln.
Silber-Ahorn im Garten
Standort
Der Silber-Ahorn möchte einen feuchten bis mäßig trockenen und gut durchlässigen Lehm- oder Sandboden, der gerne auch reich an Sand und arm an Nährstoffen sein darf. Kalk verträgt er nur bedingt, denn der kann eine Chlorose der Blätter verursachen. Ein neutraler bis schwach saurer pH-Wert ist ihm deutlich lieber. Auch wenn er daheim vorzugsweise in Feuchtgebieten wächst kommt er auch mit trockenen Böden gut zurecht. Er braucht mehr Licht als die meisten anderen Ahornarten und steht am liebsten in der prallen Sonne. Ansonsten sollte er etwas windgeschützt stehen, denn das schnelle Wachstum geht mit relativ sprödem und daher leicht brüchigem Holz einher. Im Winter erweist er sich als vollkommen frosthart.
Schnitt
Den Silber-Ahorn schneiden sollte man nur im Spätsommer oder im Winter, auf gar keinen Fall während des stärksten Wachstums, da die Bäume dann am meisten bluten.
Vermehrung
Üblicherweise wirst Du den Silber-Ahorn kaufen und Dir ein kleines Bäumchen aus dem Gartenmarkt oder der Baumschule holen. Selbst kann sich der Silber-Ahorn vegetativ vermehren, indem er reichlich Schösslinge und Wasserreiser bildet. Auch die Samen lassen sich im Freiland unmittelbar nach der Reife auspflanzen oder in Töpfen vorziehen, sie keimen noch im gleichen Jahr und ohne Ruhephase aus. Das geht dank der Schnellwüchsigkeit flott weiter: Nach zehn Jahren ist ein Silber-Ahornbaum bereits um die acht Meter hoch, die ersten Samen bildet er nach etwa 11 Jahren.
Die Veredelung sollte man einem Fachmann überlassen; ansonsten gilt wie für Ahorn üblich die Regel: Im Winter pfropfen, im Spätsommer okulieren.
Verwendung
Mit seiner hochgewölbten Krone, aufrechten Ästen und überhängenden Zweigen ist der Silber-Ahorn eine der schönsten Solitärbäume für den heimischen Garten. Man findet ihn auch häufig in städtischen Parks und Grünanlagen oder als Alleebaum, denn er ist auch für das raue Stadtklima mit Umweltverschmutzung und Rauchgasen geeignet. Optimal ist das natürlich nicht, mehr Natur ist ihm wesentlich lieber: Im Wald kann der Silber-Ahorn bis über 130 Jahre alt werden, in der Stadt ist er mit meist maximal 80 Jahren deutlich kurzlebiger.
Schädlinge
Blattläuse sind an den zuckerreichen Saftlieferanten Dauergäste und saugen mit Vorliebe an den jungen Blättern und Trieben. Ebenfalls finden sich bisweilen Schildläuse, Milben und eine Reihe von Pilzkrankheiten wie Teerflecken durch Ahorn-Runzelschorf (Rhytisma acerinum) und Welkekrankheit infolge eines Befalls mit Verticillium, der die Leitungsbahnen verstopft und die Blätter verwelken lässt.
Ökologie
Silber-Ahorn als exzellente Bienenweide und Lieferant von Ahornhonig
Wie die meisten Ahornarten ist auch der bei uns eigentlich nicht heimische Silber-Ahorn eine Attraktion für Honigbienen, die hier zeitig im Frühjahr das erste Futter an den Blüten vorfinden. Die ausgezeichnete Bienenweide liefert darüber hinaus auch jede Menge Honigtau – der dünnflüssige und aromatische Ahornhonig enthält immer auch einen Anteil der süßen Ausscheidungen von Knospen und Läusen.
Die Rolle von Silber-Ahorn für die nordamerikanische Fauna
Über die Beliebtheit bei Eichhörnchen gibt es bei uns keine Daten, aber in seiner nordostamerikanischen Heimat sind die großen rundlichen Knospen des Silber-Ahorns die wichtigste Nahrungsquelle der Streifenhörnchen. Zu dieser Zeit ist ihre Nahrungsversorgung kritisch, da die versteckten Samen und Nüsse zu keimen beginnen damit als Futter nicht mehr in Frage kommen. Auch die Samen werden von den Hörnchen gefressen, ebenso wie von Vögeln. An der Rinde tun sich Biber und Rehe gütlich, und die häufig bei älteren Bäumen gebildeten Hohlräume dienen Spechten, Eulen und anderen Vögeln, aber auch Hörnchen, Opossums und Waschbären als Unterkunft.
Das Grün ist in Nordamerika die wichtigste Nahrungsgrundlage für die Raupen des prächtig rosa und weiß bis ocker gefärbten Nachtfalters Dryocampa rubicunda, der zu den Pfauenspinnern gehört und in unseren Breiten nicht vorkommt. Gleiches gilt für die Gallmilbe Vasates quadripedes, die allerdings mittlerweile in Großbritannien eingeschleppt wurde und vermutlich auch irgendwann zu uns aufs Festland gelangen wird.
Wissenswertes
Sorten und Hybriden vom Silber-Ahorn
Im Handel bekommt man den Silber-Ahorn bisweilen auch unter dem Synonym Acer dasycarpum. Mit die beliebteste Sorte in europäischen Gärten ist Acer saccharinum ‚Laciniatum Wieri‘ oder kurz ‚Wieri‘ mit niedrigen hängenden Ästen und besonders filigran gelappten Blättern. Acer saccharinum ist nahe mit Acer rubrum, dem Rot-Ahorn verwandt und bildet häufig Hybriden, von denen man bisweilen auch in unserem Gartenhandel welche bekommt: Acer saccharinum x Acer rubrum läuft dort unter der Bezeichnung Freemans Ahorn Acer x freemanii.
Nutzung von Ahornholz und Ahornsirup
In seiner Heimat wird der Silber-Ahorn ebenso wie der Zucker-Ahorn Acer saccharum zur Herstellung von Ahornsirup verwendet. Dazu nutzt man den im Frühjahr reichlich fließenden Saft, der eingedickt fester Bestandteil der nordamerikanischen Küche ist und mit dem sich beispielsweise pancakes versüßen lassen. Acer saccharum und Acer saccharinum ist übrigens nicht das gleiche. Ersterer ist für die Lebensmittelindustrie deutlich ergiebiger und wird daher bevorzugt für Ahornsirup verarbeitet.
Das leichte und gut bearbeitbare Holz des Silber-Ahorns ist in Nordamerika ein beliebtes Material für Furniere, Möbel, Musikinstrumente und Fußböden. Ebenso stellt man daraus Zellstoff und Papier her. Den schnellwüchsigen Baum versucht man aktuell auch als Quelle für Bio-Kraftstoff zu nutzen.
Silber-Ahorn als Heilmittel bei der indigenen Bevölkerung Nordamerikas
Den Silber-Ahorn nutzten bereits die amerikanischen Ureinwohner; der Saft dient als Süßungsmittel und traditionelles Heilmittel, die Rinde als Mittel gegen Frauenleiden, Husten, Durchfall, Masern und Nesselsucht. Aus den Schösslingen werden Körbe hergestellt, das Holz dient als Baumaterial und zum Schnitzen.
Das Laub von Silber-Ahorn ist schnell kompostierbar
Das Herbstlaub von Acer saccharinum wird innerhalb von etwa einem Jahr zu wertvollem Laubkompost, den du zum Düngen deines Nutzgartens verwenden kannst. Nutze das Laub auch als Mulch, um den Boden vor Erosionen und Frost zu schützen. Ob als Kompost oder als Mulch – so förderst Du die Humusbildung.