Was ist Blut-Johanniskraut?
Blut-Johanniskraut oder Mannsblut (Hypericum androsaemum) ist ein laubabwerfender Strauch, der zur Familie der Johanniskrautgewächse (Hypericaceae) gehört. Er wird bis zu einem halben Meter hoch und wächst in Westeuropa vom Mittelmeerraum bis in den nördlichen Iran in schattigen und lichten Wäldern und Gebüschen, an Ufern und in Schluchten von Meereshöhe bis auf 1600 Meter hinauf.
Das Wurzelwerk besteht aus zahlreichen zähen und sich weithin ausbreitenden Wurzeln. Die zweikantigen Triebe kriechen am Boden, steigen auf und bilden mit reichhaltigen Verzweigungen einen kleinen Busch. Daran sitzen die gegenständig angeordneten ledrigen Blätter; diese sind ungestielt sitzend, 1-10 Zentimeter lang und 1-6 Zentimeter breit, breit eiförmig bis eiförmig oder lanzettlich. Ihre Oberseite ist matt dunkelgrün, unterseits sind sie blaugrün, mit ganzem Rand, herzförmigem Blattgrund und gespitztem oder gerundetem Ende. Hält man sie gegen das Licht, erkennt man die für Johanniskraut typischen Öldrüsen als helle durchscheinende Punkte.
Die etwa zwei Zentimeter breiten Blüten sitzen einzeln oder mit bis zu acht Exemplaren in den Achseln von häutigen, breit-lanzettlichen Tragblättern. Dort bilden sie lockere endständige Scheindolden. Sie sind zwittrig, fünfzählig mit doppelter Blütenhülle und radiärsymmetrisch. Ihre schuppenförmigen Kelchblätter sind ungleich groß, eiförmig bis lanzettlich, grün und eiförmig mit spitzen oder abgerundetem Ende; die Kronblätter hellgelb und verkehrt-eiförmig, 4-12 Millimeter lang und 4-6 Millimeter breit. Dazwischen stehen zahlreiche gelbe Staubblätter in fünf Bündeln und der rundlich-ovale Fruchtknoten mit drei Narben. Als Frucht bildet das Blut-Johanniskraut eine 5-8 Millimeter lange rundliche bis längliche Beere, die sich mit zunehmender Reife von weiß-grün über rot zu glänzend schwarz verfärbt. Bei der Reife trocknet sie ein und öffnet sie sich mit drei Klappen. Im Inneren befinden sich millimetergroße eiförmige Samen; sie sind geflügelt und dunkelbraun gefärbt.
Blut-Johanniskraut im Garten
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Standort
Das Blut-Johanniskraut ist wenig anspruchsvoll und wächst recht zuverlässig überall, wo man es im Garten in eine halbwegs passable humusreiche und dauerfeuchte Erde pflanzt. Es bevorzugt einen mäßig nährstoffhaltigen, lockeren Boden mit reichlich Sonne oder mit Halbschatten. Im Gegensatz zu den meisten seiner Verwandten kommt das Blut-Johanniskraut auch mit vollem Schatten zurecht.
Schnitt
Schneiden fördert das buschige Wachstum und den Blütenreichtum. Bei dieser Art sollte man den Schnitt vorzugsweise in das Frühjahr verlegen, kurz bevor sich die Knospen öffnen. Dann schneidet man die Pflanzen auf einige niedrig wachsende Äste zurück. Alternativ kann man auch alle paar Jahre einen radikalen Verjüngungsschnitt vornehmen und die Pflanzen bodennah ratzeputz kappen. Die Fruchtstände kann man im Herbst aufheben und nachtrocknen lassen, um damit Material für die Aussaat zu bekommen.
Vermehrung
Für die Vermehrung von Blut-Johanniskraut kann man die bestehenden Polster mit dem Spaten teilen, oder man nimmt Stecklinge. Auch eine Anzucht aus Samen ist möglich, sie sind Kaltkeimer und werden am besten gleich nach der Reife an Ort und Stelle im Garten gepflanzt. Die Samen bleiben jahrelang keimfähig. Bei den verschiedenen Sorten ist nicht garantiert, dass die Nachzucht die gleichen Eigenschaften aufweist wie die Mutterpflanze, so lange der Pollenspender nicht garantiert ist. Hierfür sind Stecklinge besser geeignet.
Verwendung
Mit seinen dekorativen Blättern, Blüten und Früchten eignet sich das Blut-Johanniskraut gut für Steingarten, Staudenbeete und Rabatten, für die Ränder von Hecken und Gehölz und den Hintergrund von Blumenbeeten. Die Fruchtstände sind beim Binden von Schnittblumen sehr beliebt, denn sie sind nicht nur sehr hübsch anzusehen, sondern auch lange haltbar.
Schädlinge
Verglichen mit anderen Johanniskraut-Sorten ist Hypericum androsaemum wesentlich empfindlicher für Rostpilze, die auf den Blättern unschöne Flecken hinterlassen.
Ökologie
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Die Bestäubung des Blut-Johanniskrautes übernehmen zahlreiche Insekten, vor allem Bienen und Hummeln. Ohne tierische Mithilfe bestäuben sich die Blüten auch selber, indem die weit abstehenden Staubblätter beim Schließen der Krone an die Narben der Griffel gedrückt werden. Die Verbreitung der Samen erfolgt durch Tiere und den Wind, die die Kapseln durchschütteln; einige Tiere fressen auch die Beeren und scheiden sie unbeschadet wieder aus, vor allem Vögel.
Wissenswertes
Der ungewöhnliche Artname androsaemum leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet sinngemäß Menschenblut: Zerreibt man Blüten oder Früchte zwischen den Fingern, so färben sie sich blutig rot. Das liegt an der Färbung des Anthrachinon-Derivates Hypericin, das man im Blut-Johanniskraut ebenso findet wie in anderen Arten dieser Gattung. Es gilt als leicht giftig, ist aber auch dafür verantwortlich, dass das Kraut in der Naturheilkunde verwendet wird. Man findet die Substanz in allen Pflanzenteilen, vor allem aber in den Blüten und den Beeren. Im Übermaß genossen führen sie zu Übelkeit und Erbrechen. Andere Inhaltsstoffe sind Hyperosid, Hyperforin, Rutin, Quercetin, Kaffeesäure und p-Cumarsäure. Problematischer als die Toxizität ist die photosensbilisierende Wirkung, genau wie bei anderen Johanniskräutern; Hypericin verursacht in der Haut die Bildung von freien Radikalen bei UV-Einstrahlung. Dadurch kommt es zu ähnlichen Effekten wie bei einem Sonnenbrand mit Rötungen, Schwellungen, Juckreiz und Bildung von Quaddeln, auch wenn die Sonne nur wenig scheint.
Während man in Deutschland vorwiegend das Tüpfel-Johanniskraut als Heilpflanze verwendet, kommt in anderen europäischen Ländern vielfach auch das hier weniger bekannte Blut-Johanniskraut zum Einsatz. In den Mittelmeerländern ist es ein bekanntes Mittel der Volksheilkunde und kommt vor allem als harntreibendes und leberstärkendes Mittel zum Einsatz. Ebenso dient es der Behandlung leichter Depressionen und Angstzustände. In England bereitet man aus dem Kraut eine Salbe zur Wundheilung zu.
Was bei uns eine beliebte Zierpflanze im Garten ist, hat sich als Neophyt in mehreren Ländern als unangenehm invasiv erwiesen, wie etwa in Neuseeland und Australien. Problematisch sind die Pflanzen vor allem, weil man sie kaum noch loswird und sie andere einheimische Pflanzen verdrängen. Für die einheimische Tierwelt sind sie wegen ihrer Giftstoffe und photosensibilisierenden Wirkung uninteressant.
Beliebte Sorten des Blut-Johanniskrautes, die man im Gartenfachhandel häufig antrifft, sind Hypericum androsaemum ‚Cornflakes‘ und Hypericum androsaemum ‚Albury People‘. Letztere fällt vor allem durch die rot überlaufenen Blätter auf; vermutlich handelt es sich dabei um ein Kultivar der Hybride Hypericum x inodorum.
Bisweilen findet man die Pflanzen auch noch unter den alten Bezeichnungen Androsaemum androsaemum, Androsaemum officinale und Androsaemum vulgare.