Was ist Japanische Wollmispel?
Japanische Wollmispel oder Loquate (Eriobotrya japonica) gehört zu den Rosengewächsen (Rosaceae) und stammt wie der Name bereits vermuten lässt aus Fernost – wild wächst sie im Süden von Japan und in den kühlen Hügelregionen des südlichen Zentralchina. Sie bevorzugt ein subtropisches Klima und ist als Ziergewächs weltweit deutlich weiter verbreitet als in unseren Gärten.
Es handelt sich bei der Japanischen Wollmispel um einen schnellwüchsigen aufrechten Baum oder Strauch mit breiter Krone und kräftigen Ästen, der bei uns meist nur 2-3 Meter, in seiner Heimat bis zu 10 Meter groß wird. Die Rinde ist gelblich-braun bis rostfarben und häufig wollig behaart. Die wechselständig stehenden Blätter sind immergrün, derb und ledrig, 15-30 Zentimeter lang und haben einen 6-10 Millimeter langen Blattstiel und eine elliptische, eiförmige oder verkehrt-lanzettliche Form. Ihre Oberseite ist dunkelgrün und glänzend, unterseits sind sie hellbraun filzig behaart. Sie enden in einer kleinen Spitze, haben einen entfernt schwach gesägten oder gezähnten Rand, und oben wie unten lässt sich eine auffällige Aderung erkennen. Am Grunde des Blattstiels befinden sich 1-2 Zentimeter lange Nebenblätter.
Nur ein bis zwei Zentimeter breit sind die schalenförmigen Blüten, die von September bis November erscheinen. Wie für Rosengewächse typisch sind sie fünfzählig mit doppelter Blütenhülle, zwittrig und radiärsymmetrisch. Die elliptischen Kronblätter sind 5-9 Millimeter lang und kurz genagelt, die Kelchblätter eiförmig, 2-3 Millimeter lang und außen rostfarben behaart. Die angenehm süßlich duftenden Blüten stehen in endständigen Rispen mit ebenfalls rostfarbenen Achsen, die eine Länge von 30 Zentimetern erreichen.
Aus den fünfblättrigen Fruchtknoten entwickeln sich nach der Bestäubung 3-4 Zentimeter lange runde bis birnförmige Apfelfrüchte; sie haben unter ihrer dünnen, oft flaumig behaarten Schale ein gelbes bis orangenes Fruchtfleisch und schmecken süß-säuerlich. Reif werden sie erst im darauffolgenden Frühjahr und Sommer. Im Inneren befinden sich bis zu zehn 2-3 Zentimeter lange braune Samen, die bei vielen Zuchtsorten teils vollständig fehlen.
Japanische Wollmispel im Garten
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Standort
Japanische Wollmispel braucht einen hellen bis halbschattigen Standort und eine gut durchlässige, fruchtbare und lehmhaltige Erde. Im Wachstum musst Du sie gleichmäßig feucht halten, wobei Staunässe unbedingt zu vermeiden ist. Auch regelmäßige Düngegaben mit einem normalen Volldünger nimmt sie dankbar zur Kenntnis. Sie ist in unseren Breiten nicht winterfest; ihre ideale Überwinterungstemperatur sollte bei 5-10 °C liegen. In Kübeln gepflanzt solltest Du sie vor den Eisheiligen nicht ins Freie stellen.
Schnitt
Vor allem bei der Haltung im Gewächshaus oder im Wintergarten sollte ein regelmäßiger Rückschnitt erfolgen, denn hier wächst die Japanische Wollmispel am stärksten. Schiefe und überkreuzende Zweige schneidest Du am besten noch in der Ruhephase, also im späten Winter oder zeitig im Frühjahr, bevor sie ins Freie kommt.
Vermehrung
Vermehren kann man die Japanische Wollmispel mit den Samen, die man vorzugsweise einzeln in Töpfen vorzieht. Die Aussaat erfolgt im Frühjahr bei 13-16 °C; die Erde muss gleichmäßig feucht gehalten werden. Ihre Samen keimen relativ zuverlässig und schnell. Auch eine vegetative Vermehrung ist möglich; dazu schneidet man im Sommer halbverholzte Stecklinge und lässt sie bewurzeln.
Verwendung
Wegen der fehlenden Winterfestigkeit findet man die Japanische Wollmispel bei uns vor allem als Kübelpflanze, die sich im Haus überwintern lässt oder als dekorative große Solitärpflanze in Wintergärten und Gewächshäusern.
Schädlinge
Eigentlich ist die Japanische Wollmispel recht robust – nur unzuträgliche Haltungsbedingungen lassen sie für Schmierläuse und Pilzkrankheiten wie Rostpilze anfällig werden. Wichtig ist außer viel Licht eine gute Belüftung, sie macht die Pflanzen gleich wesentlich widerstandsfähiger als in stehender feuchter Luft.
Ökologie
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Bei uns geriert die Japanische Wollmispel ökologisch leider zur Nullnummer, da hier ihre natürlichen tierischen Partner fehlen und sie oft unter Glas und selten im Freien steht. In ihrer Heimat wird sie vorwiegend von der Asiatischen Honigbiene (Apis cerana) bestäubt. Für die Verbreitung der Samen sorgen Vögel und Säugetiere, die sich an dem leckeren Fruchtfleisch der kleinen Apfelfrüchte gütlich tun.
Wissenswertes
Die Gattung Eryobotrya: Keine Mispeln!
Die Japanische Wollmispel gehört zu einer Gattung mit rund 30 immergrünen Bäumen und Sträuchern, die vor allem in Ostasien bis zum Himalaya wachsen. Ihnen alle sind die länglichen ledrigen Blätter und kleinen Blüten in pyramidenförmigen Rispen gemein. Mit unserer einheimischen Echten Mispel (Mespilus germanica) ist sie nicht so nahe verwandt wie der Name vermuten lässt, wenngleich beide zu den Kernobstgewächsen unter den Rosengewächsen gehören.
Wo kommt die Japanische Wollmispel her?
Ihr Ursprung liegt vermutlich in Zentralchina, von wo aus sie früh nach Japan und später in viele andere Länder gelangte. Die ersten Exemplare gelangten Ende des 18. Jahrhunderts nach Europa und zierten die Orangerien und Wintergärten. Der schwedische Naturforscher Carl Peter Thunberg (1743-1828) beschrieb sie 1780 als Mespilus japonica, der Name Eriobotrya – auf altgriechisch sinngemäß wollige Traube – stammt von John Lindley (1799-1865), dem Begründer der modernen Orchideenkunde. Im Freiland wachsen sie in Deutschland lediglich in besonders sonnenexponierten Gegenden wie dem Oberrheingraben, wo sie vor Frost geschützt stehen.
Weltweit verbreitet mit zahlreichen Sorten
In ihrer asiatischen Heimat baut man Eriobotrya japonica seit Menschengedenken wegen ihrer essbaren Früchte an, in Japan seit mindestens 1000 Jahren. Weltweit findet man die Bäume in vielen Regionen mit subtropischem und gemäßigtem Klima. Die Zahl der unterschiedlichen Sorten ist mittlerweile Legion – allein in Asien zählt man über 800 Wollmispel-Sorten. Als Hauptproduzent gilt China, gefolgt von Spanien. Dort reifen die Wollmispeln etwa 90 Tage nach der Blüte. In China gelten sie wegen ihrer goldgelben Farbe als Symbol für Gold und Reichtum.
Loquats zum Essen
Bei uns sieht man die Frucht eher selten im Supermarkt oder bei asiatischen Händlern unter den Bezeichnungen Mispel, Nespole oder Loquat. Reif sind sie erst, wenn die ersten kleinen Flecken auf der dünnen Schale erscheinen. Diese kann man vor dem Verzehr abziehen. Loquats sind reich an Ballaststoffen, Zucker, Pektin, organischen Säuren, Kalium, Mangan, Vitamin A und Vitamin B6 und schmecken leicht nach Aprikose oder Pfirsisch. Das Fruchtfleisch genießt man roh, verarbeitet es zu Desserts, Marmelade oder Gelée oder macht es ein, auch als Konserve. Vergoren wird daraus ein leichter Fruchtwein.
Samen, Blätter und Holz der Wollmispel
Die würzigen Samen kann man getrocknet und gemahlen als Gewürz oder geröstet als Kaffeeersatz verwenden. In Italien macht man daraus Nespolino, einen Bitterlikör, der an Amaretto und Nocino erinnert. Große Mengen der Samen gelten allerdings wegen der darin enthaltenen cyanogenen Glykoside als schwach giftig, ähnlich wie Bittermandeln. Auch die Liebhaber von Tee kommen bei der Wollmispel auf ihre Kosten: Die Blätter lassen sich zu einem schmackhaften Aufguss aufbrühen. Das ätherische Öl der Blüten wird bisweilen zur Herstellung von Parfüm benutzt, und das harte und widerstandsfähige Holz der Japanischen Wollmispel wird ähnlich wie Birnbaumholz zur Herstellung von Linealen, Maßstäben und Messergriffen eingesetzt.
Die Japanische Wollmispel in der Naturheilkunde
Auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) spielt die Loquat-Frucht eine Rolle – zu Loquat-Sirup verarbeitet nutzt man pei pa koa oder pigagao als Expektorans bei Husten und Heiserkeit sowie bei Asthma. Die getrockneten und pulverisierten Blätter der Japanischen Wollmispel sollen Durchfall und Depressionen heilen und einer Alkoholvergiftung vorbeugen.