Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Markus Wichert
Naturgärtner
Was ist Behaartes Weidenröschen?
Behaartes oder Zottiges Weidenröschen ist in Europa, Asien und Nordafrika weit verbreitet und wächst in den gemäßigten Breiten an feuchten Flussufern, Mooren, Gräben und Teichen, in Wäldern und Weidengebüschen mit lehmigen und kalkhaltigen Böden.
Die mehrjährigen krautigen Pflanzen aus der Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae) werden knapp über einen Meter hoch; unterirdisch weisen sie ein weithin kriechendes, dickes Rhizom und zahlreiche Ausläufer auf, mit denen sie die nähere Umgebung erobern. Daraus erhebt sich ein aufrechter, stark verzweigter Stängel mit den namensgebenden zottig abstehenden Haaren und Drüsen. In den unteren Anteilen sind die ebenfalls zottig oder filzig behaarten, seltener kahlen 2-12 Zentimeter langen und 0,5-4 Zentimeter breiten sitzenden Blätter kreuzgegenständig, weiter oben wechselständig und mit einer am Stängel herablaufenden Basis.
Im Spätsommer erscheinen an den Enden der Triebe die zwittrigen vierzählig radiärsymmetrischen Blüten; sie werden bis zu zwei Zentimeter breit, mit einem grünen Kelch und einer doppelt so langen purpurfarbenen trichterförmigen Krone. Die Früchte sind schmale lange, im Querschnitt viereckige Kapseln, die sich bei der Reife der Länge nach aufspalten und die gefiederten Samen freisetzen.
Behaartes Weidenröschen im Garten

Quelle: olko1975/shutterstock.com
Standort
Epilobium hirsutum bevorzugt einen lehmigen und kalkhaltigen Boden mit reichlich Nährstoffen und gleichbleibender Feuchtigkeit. Mit Trockenheit kann es nichts anfangen. Der Standort sollte sonnig bis halbschattig ausfallen. Im Winter vertragen die Pflanzen bis zu -12 °C.
Schnitt
Schneiden solltest Du das Behaarte Weidenröschen erst im Frühjahr; dann kannst Du die vertrockneten Pflanzenteile eine Handbreit über dem Boden kappen. Bis dahin können sie noch von Insekten und anderen Tieren als Unterschlupf und Nahrung verwendet werden. Mit einem Schnitt nach der Blüte kannst Du eine Selbstaussaat verhindern.
Vermehrung
Sich selbst vermehrt das Zottige Weidenröschen fleißig mittels seiner reichlich gebildeten Ausläufer und Samen. Beides kannst auch Du zum Vermehren im Garten einsetzen. Ältere Bestände kannst Du auch teilen.
Verwendung
Für feuchte Stellen wie nasse Wiesen, Bachränder oder Teichufer ist Epilobium hirsutum bestens geeignet. Es breitet sich an ihm zusagenden Standorten schnell und zuverlässig aus.
Ökologie
- Das Behaarte Weidenröschen ist selbststeril und damit auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen.
- Die kommen auch reichlich zu Besuch, die Pflanzen gelten als insektenfreundlich und gute Bienenweide.
- Drei Wildbienen holen sich hier den Pollen als Futter für ihren Nachwuchs, die Garten-Blattschneiderbiene Megachile willughbiella, die Kleine Blattschneiderbiene Megachile alpicola und die Feldhummel Bombus ruderatus.
- Als Raupenfutter ist das Kraut für fünf Schmetterlinge interessant, nämlich den Nachtkerzenschwärmer Proserpinus proserpinus, die Schwertlilieneule Celaena leucostigma, Labkrautschwärmer Hyles galii, den Schwarzen Mondfleck-Blattspanner Spargania luctuata und den Mittleren Weinschwärmer Deilephila elpenor.
- Ungewöhnlich für ein Weidenröschen: Im Gegensatz zu vielen anderen Arten bleiben hier die Blüten auch in der Nacht und bei regnerischem Wetter geöffnet.
- Die Samen werden vom Wind davongetragen; zudem sind sie schwimmfähig und können in ihrer feuchten Umgebung auch mit dem Wasser verbreitet werden. Sie können mehrere Wochen dahintreiben, ohne ihre Keimfähigkeit zu verlieren.
- Die namensgebenden Haare und die in den Blättern enthaltenen Oxalatkristalle wirken als Fraßschutz; Weidetiere lassen die Weidenröschen links liegen und mögen sie auch getrocknet im Heu nicht.
- In Nord- und Südamerika, Australien und Südafrika gilt das Behaarte Weidenröschen als invasiver Neophyt, der oft dichte Bestände bildet und die heimischen Arten verdrängt.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner
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