Was ist Italienische Waldrebe?
Italienische Waldrebe (Clematis viticella) ist eine beliebte spätblühende Kletterpflanze in unseren Gärten. Beheimatet ist sie ursprünglich in den Gebüschen, Hecken, Waldrändern und Auenwäldern Südeuropas und Vorderasiens, aber mittlerweile gilt sie in Mitteleuropa vielerorts als eingebürgert. Sie gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) und wächst mehrjährig.
Die sommergrünen rotbraunen Stängel des Klettergehölzes verholzen mit der Zeit und bilden ein bis zu drei Meter hohes Geäst, das sich mithilfe seiner Blattstiele an benachbarten Bäumen, Sträuchern, Rankhilfen oder Mauern emporschlingt. Übrigens: Die Pflanzen sind Rechtswinder und klettern immer im Uhrzeigersinn. Bei der Italienischen Waldrebe sind die Triebe recht feingliedrig. Ihre Blätter sind zierlich, doppelt gefiedert und um die 12 Zentimeter lang, mit 2-4 Zentimeter langen ovalen Fiederblättchen mit ganzem Rand.
Die meist einzelnen, selten bis zu dritt in den Blattachseln der neuen Langtrieben erscheinenden offen glockigen Blüten haben eine blaue, violette, purpurne oder rosa Farbe und einen Durchmesser von 4-6 Zentimetern, mit blassgelben Staubbeuteln. Typisch sind die duftenden vierteiligen Blütensterne, welche die Italienischen Waldrebe besonders reichhaltig bildet. Gebildet werden sie von den vier freien Kelchblättern; diese sind am Rand gekräuselt, oft in sich verdreht und außen behaart, Kronblätter fehlen vollständig. Die Staubblätter stehen frei, die äußersten sind zu Staminodien verkümmert und bilden als Honigblätter Nektar.
Die Blüten der Italienischen Waldrebe erscheinen vom Hochsommer bis in den Frühherbst hinein, wobei die Pflanzen immer noch fleißig weiter blühen, derweil sich gleich neben den Blüten die ersten silbrig-weißen Fruchtstände zeigen. Bei dieser Clematis-Art sind die Fruchtgriffel kurz, gebogen und kahl und bleiben an den Nüsschen als kleiner Schnabel stehen.
Italienische Waldrebe im Garten
Quelle: Irina Kononova/shutterstock.com
Standort
Italienische Waldrebe pflanzt man im Garten an eine sonnige bis halbschattige Stelle; besondere Ansprüche an den Boden hat sie nicht, der sollte lediglich tiefgründig, gut durchlässig und humos sein. Kalk schätzt sie besonders, also ein neutrales bis alkalisches Substrat. Wird es im Sommer trocken, solltest Du die Pflanzen ab und zu kräftig und durchdringend gießen – langanhaltende Trockenheit mag sie ebenso wenig wie Staunässe, auch wenn sie mit trockenen Böden besser klarkommt als andere Waldreben. Die Kletterpflanze ist vollkommen winterhart bis -23 °C.
Schnitt und Pflege
Wenigstens einmal im Jahr kannst Du der Pflanze etwas Dünger oder Kompost gönnen, wenn sie sich schon so sehr mit ihrer reichen Blütenpracht verausgabt.
Schneiden musst Du die Italienische Waldrebe nur, wenn sie sich an unzuträglicher Stelle Freiheit und Abenteuer sucht und sich zu sehr breitmacht. Ansonsten verträgt sie den Schnitt zwar recht gut, aber im Zweifelsfall solltest Du lieber darauf verzichten. Wenn doch, dann schneide die Italienische Waldrebe vorzugsweise gleich nach der Blüte oder erst im darauffolgenden Frühjahr. Bisweilen wird trotzdem empfohlen, sie alljährlich ratzekahl bis auf einen halben Meter über den Boden zurückzuschneiden. Wirklich erforderlich ist das nur bei älteren Pflanzen, die allmählich zu vergreisen drohen und nur noch spärlich blühen. Achtung, empfindliche Menschen reagieren auf den Protoanemonin-haltigen Saft mit Hautrötungen und Bläschen. Daher solltest Du sicherheitshalber Handschuhe tragen, wenn Du dich mit der Italienischen Waldrebe im Garten beschäftigst.
Übrigens hat ihre Robustheit auch dazu geführt, dass man die Italienische Waldrebe häufig als Unterlage für empfindlichere Verwandte und Sorten verwendet. Wenn also bei der Waldrebe in Deinem Garten plötzlich Blüten auftauchen, die so gar nicht zu den übrigen weiter oben passen, aber ähnlich wie die oben beschriebenen aussehen hat die Unterlage ausgetrieben und für Überraschungen gesorgt.
Vermehrung
Die Kaltkeimer lassen sich mit Samen vegetativ vermehren – sofern man überhaupt welche ernten kann, denn meistens sind die Früchte in unseren Breiten taub. Ansonsten kannst Du an niedrigen Trieben Absenker machen oder Stecklinge schneiden und bewurzeln.
Verwendung
Im Klima der Städte fühlt sich die Italienische Waldrebe nicht so recht wohl, sie gilt als wenig rauchhart und kommt mit den Abgasen eher schlecht zurecht. Sie ist ideal für die Begrünung von Mauern, Zäunen, Pergola, Hecken oder alten Bäumen. Auch eine Kletterhilfe mit Drahtgittern, Seilen, Holzleisten oder Bambus nimmt sie dankbar an und schlingt sich daran hoch. Als Kübelpflanze oder in Topf und Container kann man die Italienische Waldrebe auch auf Balkon und Terrasse halten. Hier muss man nur darauf achten, dass sie im Winter nicht zu feucht steht und der Wurzelballen bei Frost zum Eisklumpen gefriert.
Schädlinge und Krankheiten
Auch wenn Italienische Waldrebe als relativ robust gilt hat sie doch gerade bei ungünstigen Standorten öfters mit Spinnmilben und Mehltau zu tun. Blattläuse sind an frischen grünen Trieben ohnehin Dauergäste, ohne den Pflanzen nachhaltigen Schaden zuzufügen. Zu einem größeren Problem können Stängel- und Blattflecken oder das Clematissterben werden. Gegenüber letzteren ist die Clematis viticella deutlich resistenter als viele andere Clematis-Arten; hervorgerufen wir die Krankheit, die vor allem viele großblütige Hybriden bis auf den Grund absterben lässt, von Pilzen, allen voran Phoma clematidina sowie vom Coniothyrium clematis-rectae. Dementsprechend unterscheidet man auch zwischen einer Phoma-Clematiswelke und einer Fusarium-Clematiswelke. Tipps zur Bekämpfung der Clematis-Welke findest Du auf den Seiten der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG); dabei geht es vor allem um Pflegetipps und hygienische Maßnahmen.
Ökologie
Die nektarführenden Scheibenblumen der Italienischen Waldrebe bilden in ihren Honigblättern, den umgewandelten äußeren Staubblättern reichlich Nektar und in den verbliebenen fertilen Staubblättern Pollen, an dem sich Bienen, Wildbienen, Wespen, Käfer und Schmetterlinge bedienen. Als Raupenfutter dient ihr Grün einigen Nachtfaltern wie dem Dunkelbraunen Waldrebenspanner Horisme corticata und dem Grünen Waldrebenspanner Helmistola chrysoprasaria.
So große Wattebäusche wie unsere einheimische Clematis vitalba, die gerne von Vögeln zum Polstern ihrer Nester verwendet werden bildet die Italienische Waldrebe nicht. Die Verbreitung der Samen übernehmen neben Wind und Schwerkraft vor allem Tiere, in deren Fell die Nüsschen klettenartig hängenbleiben.
Wissenswertes
Sorten und Hybriden der Italienischen Waldrebe
Während die echte Wildart vergleichsweise selten in Gärten gehalten wird überwiegen dort die zahlreichen Sorten und Hybriden. Sie unterscheiden sich vornehmlich in der Größe, Farbe und Zeichnung ihrer Blüten. Hybriden sind vor allem deswegen beliebt, weil sie wie die Clematis viticella vergleichsweise robust gegenüber Sonne, Trockenheit und Clematiswelke sind und sie den immensen Blütenreichtum ihres Elternteils mitnehmen.
Einige davon haben gefüllte Blüten, auf die man aus ökologischen Gründen lieber verzichten sollte: mehr Blütenblätter bedeutet zusätzlich umgewandelte Staubblätter und damit weniger Staubbeutel und Pollen, an dem sich Bienen und Wildbienen gütlich tun können.
Unterschiede zwischen Gewöhnlicher Waldrebe und Italienischer Waldrebe
Von unserer einheimischen Clematis vitalba unterscheidet sich die Clematis viticella durch ihre wesentlich größeren Blüten, die nicht weiß, sondern bei der Wildart blau bis lila und bei den Sorten auch in verschiedenen Rottönen gefärbt ist. Zudem sind ihre Nüsschen mit einem nur halb so langen Schnabel versehen und kahl. Und: die schöne Italienerin ist notorische Linkswinderin, unsere Gewöhnliche Waldrebe ist rechtswindend.