Was ist Grüne Heckenberberitze?
Grüne Heckenberberitze oder Thunberg-Berberitze (Berberis thunbergii) stammt ursprünglich aus Japan und Ostasien. Die beliebten Ziersträucher werden bis zu 2,5 Meter hoch. In ihrer Heimat wachsen sie vor allem an Waldrändern, Wegen, Bachufern, Äckern und Feldern.
Bei der Thunberg-Berberitze handelt es sich um einen sommergrünen aufrechten Strauch mit einer rundlichen bis trichterförmigen Krone und zahlreichen kleinen Blattdornen an jedem Knoten der dünnen gefurchten und reich verzweigten Äste. Die Rinde wird im Winter rotbraun, an alten Ästen grau. Die 12-24 Millimeter langen und 3-15 Millimeter breiten umgekehrt-eiförmigen bis spatelförmigen Blätter sind recht variabel; bei der Stammform sind sie oberseits frischgrün und auf der Unterseite bläulichgrün, mit einer auffälligen orange bis roten Herbstfärbung und einem glatten Rand. Sie treibt Ausläufer, die die alten Triebe nach und nach ersetzen.
Im Sommer erscheinen an den Zweigen reichlich 5-8 Millimeter breite schüsselförmige Blüten, die intensiv nach Honig duften; ihre Grundfarbe ist gelb, wobei die Außenseite der Kronblätter oft rötlich aussieht. Sie stehen einzeln oder häufiger in kleinen Büscheln von zwei bis fünf Exemplaren. Man findet darin sechs große blütenblattartige und sechs kleinere Hüllblätter. Aus den Fruchtknoten entwickeln sich nach der Bestäubung kleine Berberitzenfrüchte; sie haben eine elliptische Form und eine Länge von 7-8 Millimetern. Viele davon bleiben bis ins darauffolgende Frühjahr an den Hecken. In ihrem Inneren verbirgt sich ein einzelner Samen.
Grüne Heckenberberitze im Garten
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Standort
Beliebt ist die Grüne Heckenberberitze nicht zuletzt dank ihrer Anspruchslosigkeit; sie nimmt mit fast jedem Gartenboden vorlieb, der gut durchlässig und frisch bis feucht ist und einen schwach sauren bis alkalischen pH-Wert aufweist. Sie steht am liebsten in der Sonne oder im Halbschatten und ist sogar recht schattentolerant; selbst hier bildet sie noch Früchte, ganz anders als die meisten anderen Sonnenanbeter. In unseren Breiten ist sie frosthart; da sie im Winter ihre Blätter verliert besteht hier nicht wie bei immergrünen Berberitzen die Gefahr, dass sie durch kalte austrocknende Winde geschädigt werden.
Schnitt
Frei wachsende Berberitzen braucht man nur selten zurückzuschneiden, diese lässt man am besten gewähren. Dagegen benötigen Hecken einen regelmäßigen Formschnitt. Sie sind allgemein gut schnittverträglich und kommen auch mit einem radikalen Verjüngungsschnitt problemlos zurecht, der nach einigen Jahren anzuraten ist. Alles Schneiden sollte vorzugsweise unmittelbar nach der Blüte durchführen, damit sie neu austreiben kann – ansonsten kann die Blütenpracht im darauffolgenden Jahr ausfallen. Vorsicht ist bei den Dornen angesagt – dicke Gartenhandschuhe sind unbedingt zu empfehlen, wenn man sich an den Hecken zu schaffen macht.
Vermehrung
Eine Vermehrung ist mit Samen möglich, wenn man diese unmittelbar nach der Samenreife im Herbst aussät und somit einer Kältephase unterzieht, die die Kaltkeimer zur Keimung benötigen. Nicht wundern: Bei guten Bedingungen können die Jungpflanzen binnen eines Jahres einen guten Meter hoch werden. Allerdings beschränken sie sich lange Zeit auf einen einzigen ziemlich kahlen Stecken, der sich erst allmählich zu verzweigen beginnt.
Die Sorten lassen sich nur vegetativ so vermehren, dass die typischen Eigenschaften erhalten bleiben. Die Stecklinge schneidet man von verholzten oder halbverholzten Trieben und bewurzelt sie in einer leicht feucht gehaltenen sandigen Erde. Auch Absenker von niederliegenden Zweigen sind möglich.
Verwendung
Die Verwendungsmöglichkeiten haben sicherlich ebenfalls zur Beliebtheit der Thunberg-Berberitze beigetragen: Man kann sie im heimischen Garten als Solitär oder kleine Gruppe ziehen oder eine blickdichte Hecke daraus schneiden. Wertvoll sind sie nicht zuletzt, weil sie als ausgesprochen vogelfreundliches Gehölz Unterschlupf und Nahrung bieten. Entsprechend oft findet man sie auch in Parks und öffentlichen Grünanlagen, zumal sie als rauchfest gilt und mit dem rauen innerstädtischen Klima mit seinen Abgasen gut klarkommt. Sogar Streusalz in der Nähe viel befahrener Straßen verträgt sie. Vor allem die kleineren Sorten eignen sich auch als Kübelpflanzen für Balkon und Terrasse und sind auch für die Dachbegrünung geeignet.
Schädlinge
Die Grüne Heckenberberitze ist nicht nur pflegeleicht und anspruchslos, sie wird auch eher selten von Krankheiten und Schädlingen heimgesucht. Blattläuse finden sich oft in großer Zahl, ohne den Pflanzen nachhaltig zu schaden. Auch Schildläuse treten auf, und vor allem bei ungünstigem Stand findet sich Mehltau an den Blättern.
Wichtig zu bemerken: Im Gegensatz zu unserer heimischen Berberis vulgaris dient Thunbergs Berberitze nicht als Zwischenwirt für den gefährlichen Getreideschwarzrost Puccinia graminis, der in der Landwirtschaft erhebliche Schäden anzurichten pflegt. Wer in der Nähe von Getreidefeldern wohnt kann sie sich also bedenkenlos in den Garten holen.
Ökologie
Nektarlieferant mit beweglichen Staubblättern
Wer sich die Summerei im sommerlichen Garten ansieht ahnt es bereits: Die Grüne Hecken-Berberitze ist eine ausgezeichnete Bienenweide, deren Pollen und Nektar sich aber auch bei vielen anderen Insekten wie Hummeln und Schmetterlingen großer Beliebtheit erfreut. Interessant sind die beweglichen Staubblätter: Sobald ein Insekt sie berührt klappen sie blitzschnell nach innen und pudern den Besucher mit Pollen ein.
Vogelnährgehölz und Vogelschutzgehölz
Für die Verbreitung der Samen sorgen Vögel und Kleinsäuger. Für die Piepmätze sind die dornenbewehrten Sträucher ein willkommenes Vogelschutzgehölz, in dem sie Zuflucht und Nistmöglichkeiten finden. Zudem erweisen sich die Sträucher mit ihren bis lange in den Winter erhalten bleibenden roten Beeren als wertvolles Vogelnährgehölz, das selbst bei Schnee und Eis vor allem Amseln und anderen Drosseln noch zuverlässig Nahrung bietet.
Berberis thunbergii als invasiver Neophyt und Zeckenheimat
Bei uns lassen sich entsprechende Tendenzen bisher erst allmählich erkennen, aber weltweit macht sich Berberis thunbergii vielerorts als invasiver Neophyt unbeliebt. Das gilt beispielsweise für viele der östlichen US-Bundesstaaten; in Massachusetts darf sie inzwischen nicht einmal mehr verkauft werden. Problematisch: Im Gegensatz zu den dort heimischen Berberitzen wird die Grüne Heckenberberitze nicht von Rehwild kurzgehalten und verdrängt sie nach und nach. Zudem ist sie zwar gegen besagten Getreiderost unempfindlich – aber sie bildet Hybriden mit der ebenfalls eingeschleppten Gewöhnlichen Berberitze, die wiederum von dem Ernteschädling befallen werden. Nicht zuletzt bietet sie den amerikanischen Hirschzecken (Ixodes scapularis), die dort wie bei uns der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) die Lyme-Borreliose übertragen, allerbeste Lebensbedingungen.
Motten gegen Berberitzen
Erste Versuche mit biologischer Schädlingsbekämpfung scheinen in den USA erfolgreich: Die bei uns unbekannte Mottenart Coryphista meadii, deren Raupen normalerweise an der Amerikanischen Berberitze (Berberis canadensis) und Mahonien (Mahonia spec.) leben machen sich auch über den Exoten her und fressen ihn kahl.
Wissenswertes
Vorsicht, leicht giftige Alkaloide!
Im Gegensatz zu den Früchten der bei uns heimischen Echten Berberitze (Berberis vulgaris) sind die der Grünen Heckenberberitze nicht für den menschlichen Verzehr geeignet. Die Vögel freut das umso mehr. Für den Menschen unbekömmlich ist das bei dieser Art besonders konzentrierten Berberin, ein Isochinolin-Alkaloid, das die Glucuronidierung zahlreicher Substanzen durch Cytochrome in der Leber behindert und in hohen Dosen zu Bauchschmerzen mit Erbrechen und Durchfall, Nierenentzündungen und Atemnot führt. Glücklicherweise ist die Bioverfügbarkeit gering, und es werden nur kleine Mengen über den Darm aufgenommen. In niedrigen Dosen ist die Giftwirkung nicht ganz so dramatisch, aber vor allem Kinder und Schwangere sollten damit keine Experimente machen.
Berberin in der modernen Medizin
Als Heilpflanze ist Thunbergs Berberitze kaum bekannt, das in ihr enthaltene Berberin macht aber in der Schulmedizin inzwischen durchaus Furore. Sein Wirkungsspektrum reicht von antibakteriellen, fungiziden und viruziden Eigenschaften bis zu Anwendungen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, nichtalkoholischer Fettleber, Osteoporose und Arthritis.
Die besten Sorten von Berberis thunbergii
Die Grüne Heckenberberitze gehört nicht nur zu den meistgepflanzten Hecken in unseren Gärten, von ihr gibt es auch jede Menge Sorten mit unterschiedlichem Wuchs – viele davon sind deutlich kleiner als die Stammform - und Färbung der Blätter. Am prägnantesten sind die mit rot bis rotbraun gefärbtem Laub, die man auch als Blutberberitze bezeichnet und bei denen die leuchtend gelben Blüten besonders gut zur Geltung kommen. Dazu gehört die 1913 erstmalig beschriebene Sorte Berberis thunbergii ‚Atropurpurea‘ mit purpurnen bis rotbraunen und im Herbst orangefarbenen bis karminroten Blättern. Sie dürfte die am häufigsten in Gärten gepflanzte Berberitze überhaupt sein.
Von ihr gibt es auch Zwergformen: Berberis thunbergii ‚Atropurpurea Nana‘ (Synonyme: ‚Crimson Pygmy‘ und ‚Little Favourite‘) fand man 1942 in den Niederlanden; sie wird nur 60 Zentimeter hoch, ‚Kobold‘ sogar nur etwa 40 Zentimeter mit sehr kompaktem Wuchs und besonders vielen Früchten. Dagegen weist die „Goldberberitze“ Berberis thunbergii ‚Aurea‘ leuchtend goldgelbe Blätter auf.
In Anbetracht der Beliebtheit nimmt es kaum Wunder, dass viele der Sorten, besonders etliche Blutberberitzen, den renommierten Award of Garden Merit der britischen Royal Horticultural Society gewonnen haben.