Was ist Acker-Rettich?
Acker-Rettich oder Hederich (Raphanus raphanistrum) gehört zur Familie der Kreuzblütlern (Brassicaceae) und ist eine alte Nutzpflanze, die man häufig als Ackerunkraut auf Äckern, insbesondere Getreidefeldern oder auf Schuttplätzen findet. Er ist ein Tiefwurzler, bildet aber nicht wie der verwandte Gartenrettich eine verdickte, sondern eine dünne und faserige Wurzel.
Die einjährigen krautigen Pflanzen erreichen eine Wuchshöhe von 30-60 Zentimetern und weisen aufrechte, selten aufsteigende Stängel auf. Die Blätter sind vor allem unten gestielt und leierförmig fiederschnittig und weiter oben am Stängel zusehends oval bis eiförmig und sitzend.
Die Blüten sind typische vierzählige Kreuzblüten, die in endständigen Trauben erscheinen. Ihre Kronblätter sind weiß oder blassgelb mit violetter Aderung, der grüne Kelch aufrecht. Als Früchte werden aufrechte, lang gestielte und spitz geschnäbelte Schoten gebildet, die zwischen den runden bis eiförmigen Samen eingeschnürt erscheinen. Sie zerfallen bei der Reife in einzelne einsamige Nüsschen.
Acker-Rettich im Garten
Standort
Der Acker-Rettich ist wenig anspruchsvoll, gedeiht aber am besten auf einem frischen oder mäßig frischen, nährstoff- und basenreichen kalkarmen humosen, lockeren sandigen oder reinen Lehmboden.
Schnitt
Ein Schnitt ist nur zum Entfernen verwelkter Teile nötig, ansonsten sterben die Pflanzen im Winter nach dem ersten kräftigen Frost ohnehin ab.
Vermehrung
Die Vermehrung des einjährigen Acker-Rettichs erfolgt mit Samen. Diese sind ausgesprochen langlebig und keimen noch nach Jahrzehnten.
Verwendung
Der Acker-Rettich gilt in der Landwirtschaft als Unkraut, bietet aber im Garten ausgesät Wildbienen, Schmetterlingen und Schwebfliegen reichlich Nahrung; er gilt als gute Bienenweide.
Schädlinge
Schädlinge spielen beim Acker-Rettich keine besondere Rolle, wenn man von Schmetterlingsraupen absieht.
Ökologie
Der selbststerile Acker-Rettich ist eine gute Bienenweide. Die Bienen orientieren sich vor allem an den UV-Licht reklektierenden Saftmalen der Kronblätter. Sieben Wildbienen sammeln hier Pollen als Proviant für ihre Brut, fünf Sandbienen der Gattung Andrena sowie Halictus leucaheneus und Lasioglossum laevigatum. Vier Schmetterlinge nutzen die Pflanze als Nektarpflanze und/oder Raupenfutter, die Gammaeule (Autographa gamma), der Mehlfarbene Raukenspanner (Lithostega farinata) sowie der Große Kohlweißling (Pieris brassicae) und der Raps-Weißling (Pieris napi). Darüber hinaus finden sich hier reichlich Schwebfliegen ein.
Wissenswertes
In der Botanik gilt der Acker-Rettich als Zeigerpflanze für versauerte Böden. Seit der Jungsteinzeit ist er als Kulturbegleiter des Menschen nachgewiesen.
Für Nutztiere gilt der Acker-Rettich als giftig, vor allem für Pferde, Rinder und Schweine. Die scharfen Senföle reizen die Schleimhäute des Verdauungstraktes und können Übelkeit, Krämpfe und Erbrechen verursachen.
Dagegen sind kleine Mengen für den Menschen unbedenklich; man kann den Acker-Rettich als Salat oder als Gemüse zubereiten. Aus den scharf schmeckenden ölhaltigen Samen kann man Senf herstellen. Das Öl dient vorwiegend technischen Zwecken und ist in der Küche als Speiseöl wenig gebräuchlich.
Was sind einjährige Pflanzen?
Einjährige Pflanzen keimen, wachsen und blühen innerhalb eines Jahres. Durch Versamen können sie sich erhalten und wieder am selben Standort erscheinen. Manche „wandern“ so durch den Garten und erfreuen uns an immer neuen Standorten.
Markus Wichert
Naturgärtner