Was ist Taschentuchbaum?
Der Taschentuchbaum (Davidia involucrata) wird manchmal auch Taubenbaum genannt. Er gehört zur monotypischen Gattung Davidia aus der Familie der Tulepogewächse (Nyssaceae) und stammt aus den zentralen und südwestlichen Provinzen Chinas von Hubei über Gansu und Guihou bis nach Sichuan und Yunnan, wo er in offenen Gehölzformationen feuchter Mischwälder wächst. Außerhalb der heimatlichen Gefilde wird er häufig als Zierbaum gepflanzt.
Es handelt sich dabei um einen bis zu 15 Meter hohen und schnellwüchsigen Baum mit einer konischen Krone und einer glatten, mittelgrauen Rinde mit wenigen vertikalen Rissen. Die wechselständigen einfachen Blätter sind 10-20 Zentimeter lang, 7-15 Zentimeter breit, breit eiförmig, zugespitzt und mit herzförmiger Basis, einem gezähnten Rand und einem roten Blattstiel. Sie erinnern an die Blätter unserer einheimischen Linde, die jedoch niemals so symmetrisch wie die des Taschentuchbaumes sind, oder die Blätter vom Maulbeerbaum. Die Oberseite ist mittelgrün, die hellere Unterseite deutlich behaart. Nebenblätter sind nicht vorhanden. Gegen Ende des Jahres erstrahlen sie in einer kräftigen gelben bis orange Herbstfärbung.
Im späten Frühling erscheinen die ziemlich eigenartigen Blüten des Taschentuchbaums: Sie stehen in dichten elliptischen rotvioletten Köpfchen, die in dichten Reihen unter den ebenen Ästen herabhängen und 1-2 Zentimeter breit werden. Darin stehen die kleinen männlichen Blüten mit 1-7 jeweils 6-8 Millimeter langen ovalen purpurfarbenen Staubbeuteln, die meistens eine einzelne, auf einen einzigen Fruchtknoten reduzierte weibliche oder zwittrige Blüte umgeben. Zusammen bilden sie einen kugeligen Puschel aus hellgelben Staubfäden mit besagten purpurroten kleinen Staubbeutelchen.
Um die Köpfchen herum stehen zwei auffällige rundliche Hochblätter, die eine etwas unterschiedliche Größe um die 12-25 Zentimeter haben und wie riesige rein weiße Blätter – sprich wie Taschentücher - aussehen. Sie haben mit ihrer Optik für den Namen Taschentuchbaum gesorgt. Zu Beginn sind sie noch klein und grün und sehen ähnlich wie die Blätter aus, allerdings mit glattem Rand und weniger Textur auf der Fläche.
Aus der einzigen weiblichen Blüte entwickelt sich nach der Bestäubung eine an einem zehn Zentimeter langen Stiel hängende gerillte kugelige Steinfrucht, die bis zu vier Zentimeter lang und drei Zentimeter breit wird und eine grünbraune Farbe aufweist. Im Inneren der zuletzt nussartigen braunen Kugel, die etwas an eine Frucht der Walnuss erinnert, befinden sich 3-6 längliche Samen.
Taschentuchbaum im Garten
Quelle: A.Luna/shutterstock.com
Standort
In seiner chinesischen Heimat wächst der Taubenbaum in einem kühlen, feuchten und regnerischen Gebiet mit kühlen Sommern und milden Wintern. Das gibt seine speziellen Wünsche vor: Davidia involucrata braucht eine fruchtbare, feuchte und gut durchlässige Erde mit viel Sonne oder Halbschatten. Trockenheit mag er ebenso wenig wie Staunässe. Kalk ist kein Problem. Ein leicht windgeschützter Stand ist ihm am liebsten. Die Bäume sind frosthart bis -15 °C.
Schnitt
In den ersten Jahren schadet es nicht, einen gesunden und besonders kräftigen Mitteltrieb zu fördern. Später kannst Du in der Ruhephase, also im späten Winter oder im zeitigen Frühjahr, die schiefen und überkreuzenden Zweige entfernen, damit die Krone des Taschentuchbaums schön gleichmäßig wächst. Ansonsten ist die Davidia involucrata pflegeleicht und braucht keinen regelmäßig Rück- oder Formschnitt. Er wächst auch so zu einem auffälligen Solitär mit hübscher Krone heran.
Vermehrung
Üblicherweise wirst Du einen kleinen Taubenbaum in der Baumschule oder im Gartencenter kaufen – damit gewährt man sicherlich am schnellsten. Hast Du bereits ein Exemplar im Garten kannst Du davon Absenker machen oder Steckreiser im Winter, Blattaugenstecklinge im frühen Herbst schneiden.
Wenn Du Taschentuchbaum aus Samen ziehen willst ist das einen Versuch wert. Dazu wird nicht nur das Innere, sondern die komplette Frucht so wie sie ist in das Aussaatbeet oder in einen Topf gesteckt. Meistens erfolgt die Keimung im Frühjahr – allerdings erst nach zwei Jahren im Freiland. Blühen dauert so noch ein bisschen länger: Im Freien aus Samen gezogene Taubenbäume blühen frühestens nach etwa zehn Jahren, eher sogar erst 15-20 Jahre nach dem Pflanzen.
Verwendung
Auf Friedhöfen, in Grünanlagen und Parks fällt der Taschentuchbaum vor allem mit seinen namensgebenden Brakteen auf. Im heimischen Garten ist er so auffällig, dass man ihn fast immer als prächtigen Solitär geschickt und gut sichtbar platziert, sodass die strahlend weißen „Taschentücher“ auch besonders gut zur Geltung kommen.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten wird man bei einem Taschentuchbaum so gut wie nie zu Gesicht bekommen – seine natürlichen Schädlinge kommen bei uns nicht vor, und ansonsten ist er gegenüber Pilzen und anderem Ungemach äußerst resistent.
Ökologie
Die beiden auffälligen Hochblätter übernehmen die Funktion der fehlenden Blütenhülle; sie locken aus weiter Ferne Bestäuber herbei. Hierfür sind Insekten zuständig. Bei uns hält sich der Andrang der Fauna eher in Grenzen.
Wissenswertes
Was sind Tulepogewächse?
Die Familie der Tulepogewächse (Nyssaceae) sagt den Wenigsten etwas. Kein Wunder, denn die immergrünen Bäume und Sträucher kommen nur in Nordamerika und Südostasien vor. Am nächsten verwandt sind sie mit unseren Hartriegelgewächsen (Cornaceae), die man von Kornelkirsche und Hartriegel kennt, und natürlich mit den Hortensiengewächsen, zu denen die beliebte Ballhortensie gehört.
Relikte aus der Kreidezeit
Die sehr zerstreuten natürlichen Vorkommen der Tulepobäume deuten darauf hin, dass es sich um Relikte handelt – früher waren sie wesentlich weiter verbreitet, auch der Taschentuchbaum. Fossilien belegen seine Existenz bereits in der Kreidezeit. Nach Europa wurden die ersten Zierbäume 1904 aus China importiert.
Davidia vilmoriniana - der beliebteste Taschentuchbaum
Neben der Typart gibt es noch eine Varietät vom Taschentuchbaum. Davidia involucrata var. vilmoriniana hat oberseits gelbgrüne und oft bereifte, unterseits dunkelgrüne Blätter, die hier so gut wie unbehaart sind. Manchmal wird sie auch als eigene Art verkauft. Diese Variante kommt mit unserem Klima noch besser klar als der Typus und wird daher bei uns bevorzugt kultiviert. Beide haben auch schon den renommierten Award of Garden Merit der britischen Royal Horticultural Society gewonnen.