Birgit Helbig

Birgit Helbig

Beratung. Planung. Baubetreuung. für naturnahes Grün

Birgit Helbig ist eine studierte Gestalterin mit einem Diplom in Design (FH). Nachdem sie einige Jahre konventionell im Garten gearbeitet hat, änderte sich ihr Blick auf die Natur während ihrer langjährigen hauptamtlichen Tätigkeit bei einem Naturschutzverband. Sie erkannte die Zusammenhänge und Wechselwirkungen in der Ökologie und den Verlust an Natur in den Landschaften. Dies führte sie fast zwangsläufig dazu, sich dem Naturgarten zuzuwenden. Sie erwarb Wissen, absolvierte Praktika bei bekannten Naturgartenplanern und hielt Vorträge zum Thema naturnahe Grüngestaltung.

Im Herbst 2019 schloss sie erfolgreich ihre Ausbildung an der privaten Naturgartenakademie bei Dr. Reinhard Witt und Dorothee Dernbach ab. Im Juni 2021 wurde sie zum Naturgarten-Fachbetrieb zertifiziert, empfohlen von Bioland. Nebenbei war sie als freie Autorin für verschiedene Gartenzeitschriften tätig.

Kompositionen

Interview

Im letzten Newsletter haben wir dir den umgestalteten Kreisverkehr von Davit Arican vorgestellt. Aus unserer Sicht sehr interessant gestaltet, könnte für unseren Geschmack aber noch naturnaher gestaltet werden.

Aus diesem Grund haben wir Birgit Helbig um ihre Meinung dazu gebeten, wie sie einen Kreisverkehr gestalten würde und bereits gestaltet hat. Birgit ist eine erfahrene Naturgartenplanerin und hat unter anderem das Gelände des Naturgarten e.V. auf der diesjährigen Bundesgartenschau (BUGA) entworfen.

Hi Birgit, wie würdest du einen Kreisverkehr gestalten?

Birgit: Ein Kreisverkehr sollte auch eine Bereicherung für die Natur sein, also mit vorwiegend heimischen Pflanzen gestaltet werden. Gleichzeitig soll er eine möglichst hohe Akzeptanz bei der Bevölkerung haben, "darf" also auch schön anzusehen sein. 

Da Bauhöfe chronischen Zeitmangel haben, muss sich die Pflege im Rahmen halten und darf nicht zu kompliziert sein. Am besten ist es, wenn keine besonderen Kennnisse für die laufende Pflege benötigt werden.

Du hast 2021 einen Kreisverkehr in Neumühle geplant und bei der Umsetzung begleitet. Kannst du uns hier an deine ursprünglichen Gedanken und bisherigen Entwicklungen teilhaben lassen?

Birgit: Die ersten 2-3 Jahre begleite ich die Anlage fachlich. Danach hat sich in der Regel die Vegetation soweit etabliert, dass sich die Pflege auf Rückschnitt und die Entfernung von unerwünschten Gräsern und etwas Beikraut wie z.B. Löwenzahn beschränkt. Das ist für Bauhöfe gut leistbar. 

Auch sind dann die stärksten dynamischen Veränderungen der Neuanlage schon weitgehend abgeschlossen und es pendelt sich ein gewisses ökologisches Gleichgewicht ein.

Im ersten Jahr nach der Neuanlage wurde einige Male mit dem Gießwagen flächig gewässert. Trotz dem extremen Hitzesommer 2022 hat sich alles bis auf die gepflanzten Gehölze (naturnahe Rosen und diverse Ginster - da gab es ein paar Ausfälle infolge zu wenig Wassers) gut entwickelt. Es waren direkt eine Vielzahl an Insekten (auch spezialisierte Arten) zu entdecken. 

Diesen Sommer erfolgte ein zusätzlicher Rückschnitt. Infolge des ungewöhnlichen Wetters gab es einen sehr starken Zweitaustrieb. Gewässert wurde nicht mehr. Es wird interessant sein, wie sich die Fläche weiter entwickelt...

Ach ja und das noch: Es wurde auf mineralischem Substrat (Aufbauhöhe 20 cm) gepflanzt, gesät und Geophyten gesetzt. ca. 90% heimische, trockenheitsverträgliche Arten und einige naturnahe Akzeptanzarten aus angrenzenden Florenregionen. Insgesamt waren es rund 1.300 Pflanzen und 4.000 Zwiebeln sowie Ansaaten in insgesamt 70 verschiedenen Arten.

Leider musste ich auch auf einige Sorten zurückgreifen, da ich zu dem Zeitpunkt die Wildformen in der gewünschten Menge nicht bekommen konnte.

Man lernt ja mit jedem Projekt mit. Würdest du aus heutiger Sicht etwas anders machen?

Birgit: Ja, ich würde wahrscheinlich die einzelnen Arten weniger zerstreut pflanzen und (noch) mehr in homogenen Gruppen, damit die Fernwirkung besser ist. Und das Wässern der Gehölze mehr in den Focus stellen. Die Ansaaten haben sich dafür gut bewährt und werden auch in den kommenden Jahren noch für weitere Entwicklung sorgen.

Oktober 2021: Die Entstehung:

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Ausgangssituation. Es wurde zwar vor 2 Jahren eine Wildblumenansaat gemacht, allerdings in verunkrauteten Boden. Leider konnte sich nur Gras durchsetzen und hat die Blumen schnell verdrängt...

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...deshalb wurde das Ganze nun nochmal "auf Null gesetzt", d. h. Abtrag der Grasnarbe und Aufbringen von unkrautfreiem Mineralgemisch für einen Trockenstandort. Es soll ja möglichst pflegeleicht werden.

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mit einer Fräse wird der sterile Kompost in das aufgebrachte Mineralgemisch eingearbeitet

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Die Männer in orange beim Pflanzen der 1.300 Wildstauden und dem Setzen von 4.000 Blumenzwiebeln

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So sah es aus, nach dem auch die Ansaaten drin sind. - jetzt noch gut Anwalzen und Wässern. Noch ist das ziemlich unspektakulär, aber im kommenden Jahr sollte es hier schon ziemlich schön blühen. (Fast ausschließlich) heimisch, wild und vielfältig. (September 2021)

2022: Das erste Vegetationsjahr

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Mai 2022: Gesäter Klatsch-Mohn füllt die noch vorhandenen Lücken zwischen den Stauden und sorgt für erste Farbe.

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Juni 2022: Centaurea nigra blüht. trotz extremer Trockenheit ein schönes Bild

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Oktober: Nach Regenfällen hat sich die Fläche gut erholt. Insgesamt ein schönes, naturnahes und vielfältiges Bild, finde ich. Der Boden ist an vielen Stellen schon mit Keimen aus den diversen Ansaaten bedeckt - da kommt dann kaum noch Unerwünschtes angeflogen.

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Aster linosyris und Salvia verticillata malen schöne Bilder - wenn auch mit weniger Fernwirkung. Über allem schweben die letzten Blüten von Scabiosa ochroleuca

2023: Aktuelle Bilder von diesem Jahr

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Mai: Die Ansaaten machen sich schon deutlich bemerkbarer, es ist kaum noch etwas vom Schottersubstrat zu sehen

Mai: Isatis tinctoria und Linum perenne prägen das Bild aus der Ferne

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Juli: Wieder anhaltende Trockenheit… von Weitem eher braun, aber bei näherer Betrachtung wird's deutlich bunter... vor allem an der Nord- und West-Seite, wo die Sonne nicht so hinknallt

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Juli: Wimperperlgras und die Samenstände des Leins wogen im Wind. Darüber die Blüten der Skabiosen-Flockenblume und ein paar Königskerzen.

Damit wir dein Email-Postfach nicht sprengen, verweisen wir dich an dieser Stelle für weitere Fotos gern auf Birgits Webseite oder auf Facebook.
Da gibt es nicht nur weitere Ansichten zu entdecken, sondern demnächst auch noch aktuelle(re) ;-)

Hier findest du eine NaturaDB-Liste mit allen Pflanzen, die Birgit verpflanzt hat:
https://www.naturadb.de/listen/014xk3p7/ 

Eingangs haben wir die Gestaltung der BUGA-Landschaft für den Naturgarten e.V. angesprochen. Wenn du dazu mehr erfahren möchtest, schau dir unbedingt folgendes Video auf Youtube an: 

BuGa 23 - Besuch im Schaugarten des Naturgarten e.V. mit Planerin Birgit Helbig