Was ist Gewöhnliche Nelkenwurz?
Die Gewöhnliche Nelkenwurz ist eine ausdauernde heimische Pflanze, die zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) gehört. Andere Namen sind Weinwurz, Märzwurz und Igelkraut. Wild findet man sie bevorzugt in Laubwäldern und Auwäldern, besonders am Waldesrand und auf Lichtungen. In Siedlungsgebieten wächst sie häufig an Böschungen, Ruderalstellen und Unkrautfluren.
Unterirdisch weist sie ein rübenartiges Rhizom auf, mit dem sie sich in ihrer Umgebung ausbreitet. Das Laub ist immergrün; die Pflanzen bilden eine Rosette aus langgestielten und unpaarig gefiederten Blättern, die den bis zu 60 Zentimeter hohen verzweigten Stängel hinauf zusehends kleiner werden. Aus ihren Blattachseln erheben sich die langen Blütenstängel, an deren Spitzen die leuchtendgelben Blüten sitzen. Nach der Bestäubung werden aus ihnen kugelige Fruchtstände aus bis über 80 kleinen behaarten Nüsschen, die alsbald abfallen und für die Vermehrung sorgen. Die Köpfchen sehen aus wie kleine Igel, daher auch die volkstümliche Bezeichnung Igelkraut.
Gewöhnliche Nelkenwurz im Garten

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Standort
Im Garten braucht die Gewöhnliche Nelkenwurz einen durchlässigen und humosen, nährstoffreichen Boden mit gleichbleibender Feuchtigkeit; Staunässe mag sie ebenso wenig wie langanhaltende Trockenheit. Sie hat es gerne warm, aber nicht zu heiß. Als heimische Pflanze ist sie gut winterhart und verträgt Minustemperaturen bis -28 °C. Sofern ihr der Standort zusagt ist sie geradezu unkaputtbar und macht Dir und den Tieren im Garten jahrelang Freude.
Vermehrung
Am leichtesten lässt sich die Echte Nelkenwurz durch Teilung der Bestände vermehren. Auch eine Aussaat der kleinen Nüsschen ist möglich; es handelt sich dabei um einen Kalkkeimer, sodass Du sie am besten gleich im Herbst an Ort und Stelle im Garten auspflanzt. Ansonsten sorgt sie auch fleißig für Selbstaussaat.
Verwendung
Old fashioned: Die Echte Nelkenwurz gehört in jeden Bauerngarten und als Heilpflanze in den Apothekergarten.
Schädlinge und Krankheiten
spielen bei der ausgesprochen robusten Echten Nelkenwurz keine Rolle – selbst die verfressenen Schnecken verschmähen das frische Grün.
Ökologie
Bei den Nüsschen bleiben die hakenförmigen Griffelreste erhalten. Sie sind wichtig für die Verbreitung der Echten Nelkenwurz, denn sie verhaken sich wie Kletten im Fell vorüberstreifender Tiere.
Die Pflanzen können sich selbst bestäuben, werden aber auch – wenngleich eher spärlich – von Fliegen, Schwebfliegen und Käfern aufgesucht. Insgesamt 37 Arten von Wildbienen finden sich hier ebenfalls ein, insbesondere Sandbienen und Schmalbienen. Vereinzelte Blüten liefern bis in den November hinein Nahrung.
Am Grün zeigen sich fünf Schmetterlingsarten interessiert, die hier ihre Eier ablegen, allesamt Nachtfalter wie die Triangel-Erdeule (Xestia trangulum) und der Vierbindige Blattspanner (Xanthorhoe quadrifasciata).
Die Echte Nelkenwurz ist in Eurasien und Nordafrika heimisch, aber mittlerweile auch in Australien, Neuseeland und Nordamerika eingeschleppt.
Wissenswertes
Die Echte Nelkenwurz ist eine alte Heilpflanze, von der man die getrockneten Wurzeln und Rhizome einsetzt. Die darin enthaltenen Gerbstoffe und ätherischen Öle nutzte man bereits in der Antike, und Hildegard von Bingen beschreibt sie als Aphrodisiakum. Heute wird sie nur noch in der Volksheilkunde verwendet, etwa beim Zahnen von Babys, denen man dafür die Wurzel zum Kauen gibt, sowie bei Verdauungsbeschwerden, Entzündungen von Mund und Rachen und als Sitzbad bei Hämorrhoiden.
Im Mittelalter nutzte man die aromatisch riechende Echte Nelkenwurz als würzende Zutat in Wein und Bier – daher der alte Name Weinwurz. Bis heute gehalten hat sich der Einsatz in vielen Kräuterlikören, etwa dem Benediktinerlikör. Für den charakteristischen Geruch sorgt Eugenol, das man vor allem von Gewürznelken kennt. Daher kommt auch der deutsche Name Nelkenwurz.
Die Blätter und Blüten kann man übrigens auch essen; für Salate oder Kräuterquark sollte man nur die jungen Blätter verwenden, die älteren sind deutlich zäher und weniger geschmackvoll.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner