Was ist Bart-Nelke?
Bartnelke oder botanisch korrekt Bart-Nelke (Dianthus barbatus) ist eine beliebte Zierpflanze aus der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae), die von Südeuropa bis in die gemäßigten Zonen von China, Russland und der Mandschurei hinein wild vorkommt. Sie ist eigentlich ausdauernd, wird aber in unseren Gärten zumeist zweijährig gehalten: Im ersten Jahr bildet sie nur eine Blattrosette, im zweiten kommen die charakteristischen Blütenstände hinzu. Bisweilen findet man sie in der freien Natur ausgewildert.
Die Bartnelke weist einen buschigen Wuchs und 40-60 Zentimeter hohe aufrechte, erst im oberen Anteil verzweigte runde Stängel auf. Nelkentypisch sind die gegenständigen sitzenden oder höchstens kurz gestielten, lanzettlichen und am Ende gespitzten Blätter, die eine dunkelgrüne Farbe und einen glatten Rand aufweisen. Sie werden 5-18 Millimeter breit und bis zu zehn Zentimeter lang.
Im Mai und Juni bilden sich an den Enden der Triebe und mit laubblattartigen Hochblättern umgebene büschelige und 8-12 Zentimeter breite Scheinrispen aus 5-30 Blüten. Diese sind 2-3 Zentimeter breit, fünfzählig mit doppelter Blütenhülle, zwittrig und sternförmig. Ihre grünen Kelchblätter sind am Grund zu einer Röhre verwachsen, die von den Kelchzipfeln überragt wird. Darüber thronen die genagelten Kronblätter, deren Ränder fransig-bärtig erscheinen und die der Bart-Nelke zu ihrem Namen verholfen haben. Ihre abwechslungsreiche Farbe schwankt zwischen rot, rosa, scharlach, lachsfarben, weiß und gestreift, wobei das Innere der Blüten oft blasser gepunktet erscheint; einige verändern im Laufe der Blüte die Farbe. Bei der Wildform sind sie einfacher mit roten abspreizenden Kronblättern und weißem Innenteil. Im Inneren der Blüten befinden sich fünf Staubblätter und zwei Griffel. Der angenehme Duft ist typisch nelkenartig würzig.
Aus den Fruchtknoten entwickeln sich nach der Bestäubung etwa einen Zentimeter lange Kapselfrüchte mit zahlreichen Samen.
Bart-Nelke im Garten

Quelle: Irene Fox/shutterstock.com
Standort
Bart-Nelken bevorzugen einen nährstoffreichen, gut durchlässigen neutralen bis alkalischen sandigen oder lehmigen Boden mit Sonne oder Halbschatten. Im Sommer solltest Du sie regelmäßig gießen, nur Staunässe gilt es unbedingt zu vermeiden. Sie sind vollkommen winterhart. Späte Aussaaten solltest Du sicherheitshalber mit etwas Laub oder Reisig vor den ärgsten Minusgraden schützen.
Schnitt
Eigentlich muss man an der ohnehin meist nur zweijährig gehaltenen Bart-Nelke nicht viel herumschneiden. Allerdings empfehlen einige Gärtner, die verblühten Scheinrispen regelmäßig zu entfernen, um so die Blütezeit zu verlängern.
Vermehrung
Du kannst die Bart-Nelke vegetativ mit Stecklingen von Juli bis August oder durch Teilung der Bestände vermehren oder aber durch Aussaat. Für eine reichliche Selbstaussaat sorgt sie auch ohne Dein Zutun. Bei den Sorten steht zu beachten, dass sich die Eigenschaften mangels Vaterschaftsnachweis in den seltensten Fällen rein weiterführen lassen.
Mit der Einjährigkeit oder Zweijährigkeit kannst Du gegebenenfalls etwas nachhelfen: Keimlinge aus nach den Eisheiligen im Freiland gesetzten Bartnelken bilden im ersten Jahr nur eine Blattrosette und die Blüten erst im Folgejahr; im Haus beizeiten vorgezogen können sie bereits im gleichen Jahr zur Blüte kommen. Fürs Erstere nimmt man die Aussaat üblicherweise von April bis Juni vor, für die gleichjährige Blütezeit beginnt man zwischen Februar und April mit der Aussaat. Am besten steckst Du 2-3 Samen in einen Topf mit normaler Anzuchterde und hältst sie im Haus bei 15-20 °C, nach einem Monat ein klein wenig kühler bei 12-14 °C. Die Keimlinge kannst Du dann nach den Eisheiligen mit einem Abstand von etwa 20 Zentimetern im Freiland ausbringen. Für die zweijährige Haltung solltest Du die Samen nicht zu spät im Jahr aussäen, da die Wurzeln dann noch besonders empfindlich auf Fröste reagieren.
Die Samen kannst Du selber ernten, sobald die kleinen Kapseln sich zu öffnen beginnen.
Verwendung
Die Bart-Nelke ist ein geradezu unverzichtbarer Teil von Rabatten, Steingärten und Blumenbeeten. Ebenso gut ist sie zur Bepflanzung von Töpfen, Kästen und Kübeln geeignet und macht auch auf Balkon und Terrasse, notfalls sogar auf der Fensterbank eine gute Figur. Als Schnittblumen bleiben sie in der Vase lange haltbar; schneiden solltest Du sie, sobald sich die ersten Blüten in den Blütenständen geöffnet haben, dann halten sie am längsten durch.
Schädlinge
Vor allem die Jungpflanzen der Bart-Nelke haben es den Schneckenangetan, die nach einem Regenguss die komplette Aussaat zunichte machen können. Blattläuse sind an und für sich weniger gefährlich für die Blütenpracht, allerdings können sie bei starkem Befall die Pflanzen stark schwächen und zudem die Fusarium-Welke übertragen. Ansonsten treten Rostpilze wie Nelkenrost und Nelkenschwärze, Stängelälchen und Viruskrankheiten auf. Bei unter Glas im Gewächshaus oder Wintergarten gezogenen Exemplaren finden sich besonders häufig Spinnmilben und Thripse ein.
Ökologie

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Die Bart-Nelke zieht Bienen, Schmetterlinge und Vögel gleichermaßen an. Die ersteren beiden erwärmen sich für den reichlich gebildeten Nektar, wohingegen Piepmätze vor allem an den Samen interessiert sind. Auffällige Besucher unter den Schmetterlingen sind der Kleine Weinschwärmer (Deilephila porcellus) und das Kolibri-artige Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum). Nicht wundern: Bisweilen zerpflücken sogar Eichhörnchen die Blüten und fressen fein säuberlich das zarte Innenleben heraus.
Wissenswertes
Sippen, Unterarten und Varietäten
In Anbetracht des weiten Verbreitungsgebietes von Südeuropa bis nach China haben sich regionale Sippen gebildet, die man als Unterarten und Varietäten ansieht.
Am weitesten verbreitet ist Dianthus barbatus ssp. barbatus mit den Varietäten
- Dianthus barbatus ssp. barbatus var. barbatus in Südeuropa, Ukraine und Kleinasien,
- Dianthus barbatus ssp. barbatus var. asiaticus findet sich in China und Nordkorea.
Vergleichsweise selten kommt Dianthus barbatus ssp. compactus in einem Areal zwischen Polen, Ukraine, Italien und der Balkanhalbinsel vor.
Sorten und Hybriden von Dianthus barbatus
Nach Nordeuropa eingeführt wurden die ersten Pflanzen bereits im Mittelalter, vermehrt jedoch erst im 16. Jahrhundert; inzwischen haben sie weltweite Verbreitung gefunden. Neben der Wildform spielen vor allem die zahlreichen Hybriden und Zuchtsorten der Bartnelke in unseren Gärten eine große Rolle. Ihr Farbspektrum reicht von Rot, Rosa, Weiß bis lachfarben und lila und wird durch bunte Muster ergänzt. Einige sind besonders rasch wüchsig und für die Blüte bereits im Jahr der Aussaat geeignet. Oft unterscheidet man im Gartenfachhandel dementsprechend zwischen einjährigen Bartnelken und zweijährigen Bartnelken.
Was sind zweijährige Pflanzen?
Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.
Markus Wichert
Naturgärtner