Was ist Perückenstrauch?
Perückenstrauch oder Fisettholz (Cotinus coggygria) findet sich verbreitet als breitbuschiger Zierstrauch in Gärten, Parks und Grünanlagen. Es handelt sich dabei um einen Vertreter aus der Familie der Sumachgewächse (Anacardiaceae), und dementsprechend bezeichnet man ihn auch als Färbersumach und Ungarischer Sumach.
Der reichverzweigte und sparrig erscheinende sommergrüne Strauch oder kleine Baum, der eine Höhe von 2-3 Metern erreicht, wächst wild von der Balkan-Halbinsel über den östlichen Mittelmeerraum bis nach Zentralasien und an den nordwestlichen Himalaya. In Europa liegt seine nördliche Verbreitungsgrenze im italienischen Tessin und in Tirol. Er bevorzugt trockene, steinige und sonnige Standorte wie Felskanten und Hänge und steigt bis in die Hochlagen hinauf. Wegen seines hohen Bedarfes an Licht ist er nur in lichten Laub- und Mischwäldern oder an deren Rand zu finden. In Südosteuropa wird er oft von Flieder, Blasenstrauch, Orient-Hainbuche und Blumen-Esche begleitet und bildet mit ihnen zusammen ortstypische Bestände.
Die Borke ist kleinfeldrig und dunkel graubraun, die jungen Äste gerieft, hellbraun bis rötlich, mit einer dünnen Wachsschicht bereift und von zahlreichen Korkwarzen überzogen. Eine Endknospe ist immer vorhanden. Bei alten Exemplaren hängen die Äste oft wie eine Schleppe herab. Seine wechselständig stehenden elliptischen bis runden Blätter sind 5-8 Zentimeter lang, 3-5 Zentimeter breit, ganzrandig und weisen einen 1-2 Zentimeter langen Blattstiel auf. Beide Seiten sind kahl oder nur dünn behaart, und gegen Ende des Sommer wartet der Perückenstrauch mit einer gelborange bis scharlachroten Herbstfärbung auf.
Die kleinen gelblich-grünen Blüten sind unscheinbar und zwittrig oder eingeschlechtlich. Sie erscheinen in 15-20 Zentimeter langen Rispen an den Enden der neuen Triebe. Trotz ihrer Winzigkeit fallen sie allein durch ihre schiere Menge ins Auge. Ihre Blütenhülle ist doppelt fünfzählig, mit 1,5-3 Millimeter langen Kronblättern und nur halb so langen grünen Kelchblättern. Die fünf Staubblätter sind ebenso lang wie die Krone, und der Fruchtknoten ist oberständig mit drei kopfigen Narben an den seitlich stehenden Griffeln.
Im Laufe der Blütezeit verlängern sich die anfangs 5-7 Millimeter langen Blütenstiele, insbesondere die nicht fruchttragenden, und bilden zunächst grüne, danach gelbe oder rotbraunen und zuletzt grauweiß gefärbte Haare. Sie alle ergeben einen wollig-fedrigen, verwuschelt aussehenden Fruchtstand, dem der Perückenstrauch seinen deutschen Namen zu verdanken hat.
Als Früchte werden kahle abgeplattete Steinfrüchte gebildet; sie sind einen halben Zentimeter lang und enthalten jeweils nur einen einzelnen Samen. An der Spitze bleiben der Kelch und Reste der Griffel erhalten.
Perückenstrauch im Garten

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Standort
Der Perückenstrauch braucht eine mäßig fruchtbare und feuchte, gut durchlässige Erde mit voller Sonne oder zumindest Halbschatten. Das mit der Sonne gilt für die buntlaubigen Sorten ganz besonders – ihre Farbe wird nur mit reichlich Licht so prachtvoll. Weniger anspruchsvoll ist er beim Boden – er nimmt mit so ziemlich jeder Gartenerde vorlieb. Am besten gedeiht er aber, wenn diese eher trocken, kalkhaltig und sandig bis lehmig ausfällt.
Beim Pflanzen solltest Du im Hinterkopf behalten, dass der Perückenstrauch mit zunehmendem Alter oft eher in die Breite als in die Höhe geht. Daher sollte man zu anderem Gehölz Abstand halten und auch Gruppen nur locker bestücken.
Schnitt
Normalerweise solltest Du den Perückenstrauch am besten überhaupt nicht schneiden. Ansonsten kannst Du ihn im späten Winter oder im zeitigen Frühjahr noch während der Ruhephase trimmen und nur 5-7 kräftige Triebe stehenlassen. Dabei schneidet man die schiefen und überkreuzenden Zweige ab, damit die Krone schön buschig wird. Alternativ dazu kannst Du alte vergreisende Sträucher einem kräftigen Rückschnitt unterziehen und bis nahe an den Boden kappen. Große Wunden gilt es beim Schneiden zu vermeiden. Aber das alles nur im Notfall – er wächst eigentlich am schönsten und bildet die meisten Perücken, wenn man ihn völlig in Ruhe gewähren lässt.
Vermehrung
Mit Samen lässt sich der Perückenstrauch im Herbst ausgesät vermehren. Ebenso gut kann man im Frühling Absenker machen oder im Sommer Stecklinge vom noch grünen Holz bewurzeln.
Verwendung
Im Garten kommt der Perückenstrauch als Solitär wie auch in kleinen Gruppen in Rabatten gepflanzt besonders gut zur Geltung. Dekorativ sind sie sowohl wegen ihrer „Haarpracht“ wie auch mit ihrer prachtvollen Herbstfarbe. Vor dem dunklen Hintergrund einer Nadelholzkulisse leuchtet er geradezu dramatisch auf. Rotlaubige Sorten machen sich auch gut neben Blütenstauden wie Pfeifenstrauch oder Schneeball.
Großer Vorteil in der Stadt: Der Perückenstrauch ist rauchhart und kommt auch mit dem urbanen Klima und seinen Schadstoffen gut zurecht. Sprich auch von großer Trockenheit und Hitze zeigt er sich wenig beeindruckt.
Schädlinge
Perückenstrauch ist anfällig für Verticillium-Welke. Befallene Zweige muss man sofort abschneiden und im Restmüll entsorgen, bevor der Pilz weiter um sich greift und den Strauch umbringt oder andere Gewächse befällt. Mehltau sucht vor allem die buntlaubigen Sorten heim – oder vielmehr, auf ihren bunten Blättern fällt er besonders auf.
Ökologie
Zur Reife lösen sich oft ganze Fruchtstände ab und rollen wie eine Steppenrose über den Boden. So sorgt der Wind für die Verbreitung über teils große Distanzen. Bei einigen Vögeln sind sie für das Polstern der Nester beliebt; ansonsten bietet der Perückenstrauch mit seiner dichten Krone ein gutes Versteck und Platz zum Nisten.
Wissenswertes
In Europa, aber nicht in Deutschland heimisch
Der Perückenstrauch ist die einzige in Europa heimische Art der Gattung Cotinus, von der es noch die aus dem Südosten der USA stammenden Vertreter Cotinus obovatus (Cotinus americanus) gibt. Die meisten anderen Sumachgewächse (Anacardiaceae) wachsen in den Topen; zu ihnen gehören auch Cashew, Pistazie und Mango. In Nordamerika und in Korea wird er gewerbsmäßig angebaut.
Vom Tempelbaum zur Färbepflanze
In China ist der Perückenstrauch ein beliebter Zierstrauch der Tempelhaine. Nach Mitteleuropa kam er Mitte des 17. Jahrhunderts. In Ungarn, Südtirol und im Elsaß wurde er früher als Fisettholz angebaut, eine Färbepflanze, die mit ihrem Kernholz und den Wurzeln den Farbstoff Fisetin liefert. Wolle wird damit orange bis scharlachrot, Seide braun.
Woher kommt der Name Perückenstrauch?
Der deutsche Name offensichtlich von den wuscheligen Fruchtständen, die an Perücken erinnern. Der Name Cotinus wird von Plinius d.Ä. erwähnt; er bezeichnete damit eine Färbepflanze, die man zu seiner Zeit in den Apeninnen verwendete. Für den Perückenstrauch übernahm er den Namen coggygria, der heute als Artname gilt. Mit kokkygea bezeichnete bereits Theophrastos einen Busch, den man zum Rotfärben von Wolle nutzte.
Fisettholz zum Gerben und in der Naturheilkunde
Nicht nur zum Färben, auch zum Gerben wurde der Perückenstrauch eingesetzt. Die Pflanze ist reich an Tanninen, sodass man mit den Blättern und der Rinde Leder gerbte. Auch in der Volksheilkunde nutzte man die Gerbstoffe, und zwar als blutstillendes Adstringens, Mittel gegen Durchfälle und Aphten im Mund.
Fisettholz: Gut zu drechseln, aber rar
Perückenstrauchholz ist leider knapp bemessen – die Stämmchen werden kaum mehr dicker als handbreit. Dabei eignet es sich mit seiner goldgelben bis grüngelben Farbe und seiner guten Polierbarkeit bestens für die Drechslerei.
Sorten von Perückenbaum: Klein, aber bunt
Bei uns kommt im Garten die Wildform eher selten zum Einsatz. Stattdessen erfreuen sich die Sorten großer Beliebtheit, so wie Cotinus coggygria ‚Rubrifolius‘, der zu den perückenartigen Früchten auch noch im Austrieb tiefrote Blätter aufweist. Während hier die Farbe im Laufe des Jahres verblasst bleibt sie bei Cotinus coggygria ‚Royal Purple‘ erhalten. Seine Blätter sind tief dunkelrot und glänzend. ‚Flame‘ ist besonders wüchsig mit einer leuchtend orangeroten Herbstfärbung und purpurroten Fruchtständen. Ähnliches gilt für die Sorte ‚Grace‘. ‚Golden Spirit‘ hat gelbes Laub.