Was ist Europäische Eibe?
Europäische Eibe (Taxus baccata) ist bei uns heimisch und wächst selten wild im Unterholz von Buchen-, Tannen- Linden-, Ahorn- und Eschenbeständen, meistens an Steilhängen oder in Taleinschnitten und Schluchtwäldern vom Flachland bis in die Gebirgslagen auf 1.600 Meter Höhe. Reine Bestände bildet sie nicht, sondern tritt immer nur vereinzelt oder in kleinen Gruppen unter den größeren Bäumen auf.
Man findet sie in Europa vom Norden Portugals und Spanien bis hinüber in das nördliche Kleinasien bis hin zu Kaukasus und Iran, von den Britischen Inseln über Südskandinavien bis ins Baltikum, Korsika und Sardinien wie auch in Nordafrika. Die ungewöhnlichen Nadelbäume bilden eine eigene Familie, die Eibengewächse (Taxaceae), und stehen in der Entwicklung zwischen Götterbaum (Ginkgoaceae) und Kieferngewächsen (Pinaceae).
Die Eibe ist ein meist 3-10, selten sogar bis zu 18 Meter hoher Baum mit tiefreichenden dichten Wurzeln und einer anfangs breit kegelförmigen, später gerundeten bis kugeligen Krone. Bei einzelstehenden Exemplaren sind die Stämme bis in Bodennähe mit Ästen bedeckt, und oft wachsen die Bäume von der Basis an mehrstämmig. Diese Stämme verschmelzen im Alter miteinander und werden so bis über einen Meter breit. Ihre Borke ist dünn grau- bis rotbraun und löst sich in großen dünnen Schuppen ab. Die reichlich verzweigten Äste stehen beinahe waagerecht ab oder steigen auf, jung hängen sie oft herab. An ihnen stehen die eiförmigen, 3-4 Millimeter langen und glänzend olivgrünen Winterknospen.
Die ledrigen und biegsamen Nadelblätter der Europäischen Eibe stehen spiralig an den Zweigen; bei den aufrechten Ästen sind sie allseitig spreizend, ansonsten streng gescheitelt. Sie sind sichelförmig gebogen, 1,5-3,5 Zentimeter lang, zwei Millimeter breit, auf der Oberseite dunkelgrün und glänzend mit einem deutlich hervorgehobenen Mittelnerv und unterseits hellgrün bis graugrün und matt, mit zwei breiten grauen Reihen von Spaltöffnungen. Ihre Standzeit liegt bei 3-8 Jahren, danach fallen sie vereinzelt ab und hinterlassen eine kleine Narbe am Zweig.
Die eingeschlechtlichen Blüten stehen zweihäusig verteilt an männlichen und weiblichen Bäumen. Sie erscheinen einzeln in den Blattachseln; die männlichen Zapfen sind zahlreich, vier Millimeter groß und etwa zwei Millimeter lang gestielt, kugelig mit grundständigen Schuppen und 6-15 schildförmigen Staubblättern mit jeweils 6-8 großen gelben Pollensäcken. Dagegen sind die weiblichen Zapfen recht unscheinbar und nur 1-1,5 Millimeter groß.
Aus den weiblichen Blüten gehen die charakteristischen bläulich-braunen Samen der Eibe hervor. Sie sind 6-7 Millimeter lang, 3-5 Millimeter breit, eiförmig, flach bis dreikantig mit einer deutlichen Spitze, außen fein gerippt und mit einem großen Nabel versehen. Deckschuppen und Samenschuppen fehlen hier vollständig. Überragt werden sie von einem leuchtend roten, gut einem Zentimeter langen fleischigen und saftigen Samenmantel, der dem Samen eng anliegt und oben eine Öffnung aufweist. Dieser Arillus bildet sich aus einem ringförmigen Wulst am Grund der einzelnstehenden Samenanlage. Reif werden die „Beeren“ bereits im ersten Jahr in der Zeit von September bis Oktober.
Europäische Eibe im Garten
Standort
Die Europäische Eibe bevorzugt einen feuchten basenreichen und locker-humosen Ton- oder Lehmboden. Dieser sollte mild bis mäßig sauer und flach- bis mittelgründig sein und darf auch Steine enthalten. Sie liebt hohe Luftfeuchtigkeit und Sonne bis Halbschatten.
Junge Eiben stehen am liebsten leicht schattig, später vertragen sie problemlos pralle Sonne. Ansonsten wachsen auch ältere Exemplare ohne weiteres im Schatten; keine andere europäische Baumart ist auch nur annähernd so schattenverträglich. Auch längere Durststrecken sind kein Problem. Darüber hinaus ist die Eibe vollkommen winterhart.
Schnitt und Pflege
Europäische Eibe wächst eher gemächlich, sodass Du sie ruhig lange Zeit ohne besondere Schnittmaßnahmen lassen kannst. Hecken kannst Du im Sommer oder frühen Herbst in Form bringen, und notfalls vertragen sie auch einen kräftigen Verjüngungsschnitt.
Vermehrung
In der Regel wird man für die Vermehrung auf eine junge Eibe aus der Baumschule oder dem Gartenmarkt zurückgreifen. Prinzipiell kann man sie aber auch aus Samen ziehen. Diese keimen erst im zweiten Jahr (bei einer Keimfähigkeit von 70 Prozent), und die Keimlinge brauchen etliche Jahre, bis daraus ein stattlicher Baum wird. Die ersten Blüten und Samen werden erst nach 15-30 Jahren gebildet.
Achtung: Sorten sind häufig auf die Wildform gepfropft; ihre Eigenschaften lassen sich mit Samen mit ungewisser Vaterschaft nicht weiterführen.
Schneller geht das auch mit halbverholzten Stecklingen, die Du im Spätsommer bewurzeln kannst. Darüber hinaus treibt die Eibe selbst als einziger Nadelbaum kräftig Stockausschlag.
Verwendung
Eiben machen sich im Garten gut als Solitäre und sind vor allem als blickdichte immergrüne Hecken beliebt. Dabei sind sie nicht nur für sonnige, sondern auch für schattige Standorte geeignet und kommen auch mit dem Stadtklima und seinen Rauchgasen zurecht.
Schädlinge
Die Europäische Eibe ist hart im Nehmen und wenig von Krankheiten und Schädlingen bedroht. Lediglich die Phytophthora-Fäule kann bisweilen an den Wurzeln auftreten. Im Alter werden den gebrochenen Stämmen Pilze gefährlich.
Ökologie
Die Bestäubung der Europäischen Eibe übernimmt wie bei Nadelhölzern üblich der Wind. Obwohl die Pollen anders als bei den nahen verwandten Kiefern keine Luftsäcke haben fliegen sie bei einer Sinkgeschwindigkeit von 1,6 Metern pro Sekunde recht weit. Bei warmem Wetter kann man beobachten, wie sich dichte Wolken von gelbem Blütenstaub aus den männlichen Blüten in der Luft schweben.
Die Verbreitung der Samen erfolgt vor allen durch Vögel. Sperlinge, Fasane, Eichelhäher und Rotschwänzchen fressen die roten Samenmäntel und scheiden die unbeschädigten Samen wieder aus. Dagegen fressen Grünfink, Dompfaff, Kohlmeise und Spechte lieber die Samen selbst und verschmähen das süße Anhängsel. Oft sieht man kleine Eibensämlinge auf Mauerkronen, wo die gefiederten Gesellen ihr Geschäft verrichtet haben.
Nur für den roten Samenmantel interessieren sich zahlreiche Säugetiere – Fuchs, Wiesel, Iltis und Wildschwein ebenso wie Mäuse und Siebenschläfer.
Zudem sind die immergrünen Bäume nicht nur ein wichtiges Vogelnährgehölz, sondern bieten auch reichlich Platz zum Verstecken und Nester bauen.
Wissenswertes
Ein besonderer Nadelbaum
Von allen anderen Nadelhölzern lassen sich die Eibengewächse durch das völlige Fehlen des sonst charakteristischen Harzes und die typischen schildförmigen Staubblätter der männlichen Blüten unterscheiden.
Der heilige Baum der Kelten und Germanen
Bei den Kelten und Germanen galt die Eibe als heiliger Baum. Vermutlich ist dieser alte Volksglaube auch der Grund dafür, dass die Eibe bis zum heutigen Tag häufig auf Friedhöfen gepflanzt wird – war sie doch germanisches Sinnbild für die Ewigkeit.
Eibe als Heilpflanze
In der Antike wird die Eibe von Plinius d.Ä., Dioskurides und Vergil als Heilpflanze erwähnt, und noch im Mittelalter war sie beliebt und wurde in den Kräuterbüchern dieser Zeit ausführlich behandelt. Heute ist man in der Naturheilkunde wegen der schlecht einschätzbaren Dosierung vom Gebrauch als Wurmmittel, zur Abtreibung oder bei Menstruationsbeschwerden abgekommen. Nur noch die Homöopathie verwendet Taxus baccata-Globuli als verdauungsförderndes Mittel, bei Rheuma, Gicht, Nachtschweiß und Hauterkrankungen.
Die moderne Chemotherapie verwendet das Eibengift in Form von Paclitaxel (Taxol) zur Behandlung von Krebs. Es verhindert die Ausbildung des Spindelapparates und damit die Mitose und Zellteilung.
Bedrohte Eibenbestände
In unseren Wäldern kommt die Europäische Eibe wild nur selten vor, wesentlich häufiger handelt es sich um ausgewilderte Exemplare, und aus den Gärten ist sie nicht wegzudenken. Wilde Exemplare stehen unter Naturschutz und auf der Roten Liste der gefährdeten Arten! Größere Vorkommen wie die Eibenwälder von Paterzell in Oberbayern, zwischen Eisenach und Heiligenstadt, im Harz und Röhn sind zudem als Naturschutzgebiete ausgewiesen.
Eiben wuchsen bereits im Tertiär in Deutschland, wurden aber von den Eiszeiten zurückgedrängt. Nach der letzten Kaltzeit konnte sie sich nicht gegen die wesentlich konkurrenzstärkeren Buchen und Hainbuchen durchsetzen, sodass sie nur lockere, aber niemals dichte Bestände bildet. Bei der heutigen Waldnutzung hat sie kaum eine Chance, sodass der Schwund gegenüber der früher üblichen Plentwirtschaft mit einzeln geschlagenen Bäumen heute schmerzhaft sichtbar wird.
Eibenholz – schon seit Langem beliebt und extrem hart und elastisch
Eschenholz ist eines der härtesten einheimischen Hölzer überhaupt. Zudem ist es äußerst dicht, schwer und zudem elastisch. Beim Trocknen schwindet es nur wenig und dunkelt etwas nach. Der Splint ist schmal und gelb, der Kern tiefrot.
Früher verwendete man es für Bogen und Armbrust, heute ist es zum Drechseln sehr beliebt und wird zu Messergriffen, Messinstrumenten oder Stielen von Werkzeug verarbeitet und zum Schnitzen genutzt. Dünn geschnitten wird daraus ein begehrtes Furnier, und schwarz gefärbt läuft es unter der Bezeichnung „deutsches Ebenholz“.
Die Verwendung reicht lange zurück: Bereits die Gletschermumie Ötzi hatte einen unfertigen Eibenstab vom 1,82 Metern bei sich, aus dem ein Langbogen hätte werden sollen, und der Griff seiner Axt war ebenfalls aus Eibenholz gefertigt.