Was ist Sternmoos?
Sternmoos (Sagina subulata) hat mit den Moosen nichts zu tun – vielmehr handelt es sich bei dem auch weniger prosaisch Pfriemen-Mastkraut genannten Kraut um einen Vertreter aus der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae). Man findet es bei uns nur selten wild auf wenig bewachsenen Stein- und Sandböden in Nordbayern, Thüringen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein; eher trifft man auf ausgewilderte Exemplare, denn die beliebten Zierpflanzen reißen mitunter aus Gärten und Friedhöfen aus. Sein natürliches Verbreitungsgebiet liegt im Norden, Südwesten und Mitte Europas, von Island bis nach Spanien und zum Balkan.
Eine gewisse Ähnlichkeit mit Laubmoosen kann man dem mehrjährigen Sternmoos nicht absprechen: es bildet nur drei Zentimeter hohe wintergrüne Rasen, aus denen die Blüten maximal zehn Zentimeter weit hervorragen. Das Wurzelsystem ist deutlich größer als die oberirdischen Anteile. Das Kraut ist reich verzweigt, und seine niederliegenden, oft wurzelnden und aufsteigenden Stängel sind dicht an dicht mit gegenständigen, nur 5-10 Millimeter langen schmal-linealischen Blättern besetzt. Sie zeichnen sich durch einen bewimperten Rand und eine deutliche Stachelspitze aus, die so lang wie das Blatt breit ist. Die Farbe ist beiderseits graugrün.
Die zierlichen, nur einen halben Zentimeter großen Blüten sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle, zwittrig und sternförmig und stehen an bis zu vier Zentimeter langen blattlosen Blütentrieben einzeln oder in kleinen Dichasien. Ihre weißen Kronblätter sind mit zwei Millimetern etwa genauso groß wie die grünen nicht verwachsenen Kelchblätter oder fehlen bisweilen. In der Mitte stehen 4-10 lange Staubblätter und ein eiförmiger Fruchtknoten mit viernarbigem Griffel. Als Frucht bildet das Sternmoos eine 2-3 Millimeter lange Kapsel, die sich oben mit fünf Zähnen öffnet; zur Reife ist sie nur wenig größer als der erhalten bleibende Kelch. Im Inneren sitzen zahlreiche dunkelbraune Samen, die nur einen halben Millimeter groß und nierenförmig sind.
Sternmoos im Garten
Standort
Sternmoos wächst am besten in einem nährstoffarmen bis mäßig fruchtbaren, gut durchlässigen und leicht feuchten sandig- oder kiesig-humosen Boden, der einen neutralen pH-Wert aufweist und vorzugsweise im Halbschatten liegt – wenn in der Sonne, dann unbedingt ohne pralle Mittagssonne.
So robust das Sternmoos auch ist: Die Erde darf niemals vollständig austrocknen; daher solltest Du bei trockenem Wetter im Sommer die Gießkanne bereithalten.
Sternmoos ist sogar einigermaßen trittfest, sodass es sich auch am Wegesrand einsetzen lässt. Als heimische Pflanze ist es naturgemäß winterhart – in unseren Breiten bis zu -12 °C.
Schnitt und Pflege
Viel zu pflegen oder zu schneiden gibt es beim ausgesprochen robusten und pflegeleichten Sternmoos nicht, es bleibt auch ohne Dein Zutun dekorativ und wuchsfreudig. Wenn Du ihm einen Gefallen erweisen willst, dann bestreue die Rasen im Frühjahr locker mit etwas halbwegs ausgereiften Kompost. Keine Sorge, der verschwindet ganz schnell zwischen den Ästchen und verschandelt nur kurz den Anblick.
Der jährliche Zuwachs in die Breite liegt unter guten Bedingungen bei rund 25 Zentimetern.
Vermehrung
Mit einer fleißigen Selbstaussaat sorgt der Rasenersatz genau wie mit seinen Ausläufern auch in Eigenregie für seine Ausbreitung. Wenn Du kein fertiges Sternmoos kaufen möchtest kannst Du es auch im Frühjahr mit einer Aussaat versuchen. Die Samen sät man am besten im Herbst in Töpfen aus und setzt sie ins Freiland, sobald die Pölsterchen groß genug sind. Es handelt sich um Lichtkeimer, also nicht eingraben, sondern nur locker mit Erde bedecken. Teilen lassen sich die vorhandenen Bestände nach der Blüte.
Tipp: Für einen schönen dichten Rasen aus Sternmoos solltest Du 15-20 Pflanzen pro Quadratmeter einplanen.
Verwendung
Auf Friedhöfen sieht man das Sternmoos ähnlich oft wie im heimischen Garten; hier pflanzt man es meistens im Steingarten, gerne kombiniert mit Zwerggehölzen wie kleinen Kiefern oder Wacholder. Als Bodendecker und Rasenersatz ziert es den Vordergrund von Blumenbeeten und Rabatten. Selbst in den Ritzen von Steinen auf Gehwegen und Treppen kann sich der ideale Lückenfüller halten, auf Balkon und Terrasse lässt es sich in Töpfen und Kübeln bringen, und auch für die Dachbegrünung ist es bestens geeignet.
Schädlinge
Im Freiland ist das äußerst robuste Sternmoos nicht kleinzukriegen; Schädlinge und Krankheiten wird man hier so gut wie nie finden. Nur bei ungünstigen Standortbedingungen oder unter Glas gehalten treten mitunter Spinnmilben und Blattläuse auf. Selbst die immer hungrigen Schneckeninteressieren sich nicht für das saftige Grün.
Ökologie
Die winzigen Blüten öffnen sich beim Sternmoos nur für kurze Zeit und sind schnell verblüht. Der am Grund der Staubblätter gebildete Nektar ist leicht erreichbar und wird vor allem von Bienen und Fliegen oder Schwebfliegen gesammelt. Auch eine Selbstbestäubung ist möglich, wenn die tierische Unterstützung mal ausbleibt.
Die Verbreitung der Samen erfolgt durch Wind oder Tiere, die sie aus den Kapseln herausschleudern.
Wissenswertes
Als Sternmoos bezeichnet man auch eine ganz ähnliche Hybride, die Niederliegendes Mastkraut (Sagina procumbens) und Alpen-Mastkraut (Sagina saginoides) als Eltern hat. Im Gartenfachhandel läuft es meistens unter Sagina x normaniana. Noch beliebter als die Wildform ist im Garten die Sorte Sagina subulata ‚Aurea‘ mit gelbgrünen Blättern, die oft auch als Minuartia verna ‚Aurea‘ oder Sagina glabra ‚Aurea‘ angeboten wird.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner