Was ist Kletter-Hortensie?
Die Kletter-Hortensie (Hydrangea petiolaris) ist als Zierpflanze ähnlich beliebt wie die nahe verwandte Garten-Hortensie. Beide gehören zur gleichnamigen Familie der Hortensiengewächse (Hydrangeaceae). Ursprünglich ist Erstere in Bergwäldern und Waldrändern des Fernen Ostens beheimatet, allen voran Japan, Taiwan und dem Festland mit Korea, Teilen Chinas und der russischen Halbinsel Sachalin.
Klettern kann der sommergrüne ausdauernde Strauch dank seiner ausgeprägten Luftwurzeln bis zu einer Höhe von zehn Metern. Ohne Rankhilfen bleibt er notgedrungen klein und buschig und wird dabei bis über fünf Meter breit und um die zwei Meter hoch. Insbesondere viele der im Handel erhältlichen Kultivare verfügen über eine dekorativ abschülfernde zimtfarbene bis rotbraune Rinde und gegen Ende des Jahres über eine hübsche gelbe Herbstfärbung. Die Triebe verholzen mit der Zeit und bilden kräftige Stämmchen. Daran sitzen gegenständige glänzende, 4-11 Zentimeter lange und 3-8 Zentimeter breite Blätter; diese sind lang gestielt, ei-rundlich mit herzförmiger Basis, gesägtem Rand und auslaufender Spitze. Jung sind sie zunächst hell frischgrün, bis sie sich dunkelgrün verfärben.
Die zart duftenden Blüten erscheinen im Sommer in endständigen, 15-25 Zentimeter breiten kuppelförmigen Schirmrispen. In ihrem Inneren stehen 1-2 Millimeter kleine und eher unauffällige zwittrige vier- oder fünfzählige Blüten, außen herum bildet wesentlich größere einen Schauapparat zum Anlocken von Insekten. Dementsprechend sind diese auch steril, erreichen aber einen Durchmesser von etwa drei Zentimetern. Sie sind meist vierzählig und haben strahlendweiße Kelchblätter, dafür aber nur Reste von Kronblättern, Staub- und Fruchtblättern. Als Früchte bildet die Kletter-Hortensie 3-5 Millimeter große trockene urnenförmige Kapseln mit wenigen geflügelten Samen.
Kletter-Hortensie im Garten

Quelle: prambuwesas/shutterstock.com
Standort
Kletter-Hortensien lieben einen halbschattigen Standort mit einem frischen und humosen, lockeren und sommerfeuchten Boden. Verdichtete Böden mögen sie ebenso wenig wie Kalk und Staunässe; in besonders kalkreichem Boden werden die Blätter chlorotisch, bei nassen Füßen faulen die Wurzeln. Trotzdem vertragen sie Kalk wesentlich besser als Garten-Hortensien. Im Schatten kommen die meisten auch gut zurecht, blühen allerdings oft nicht ganz so intensiv wie mit etwas mehr Sonne. Morgensonne oder Abendsonne ist geradezu ideal. Je mehr sie in der Sonne stehen, desto mehr Wasser benötigen sie. Ebenfalls unzuträglich sind kalte, trockene Winde; daher sollte man sie bevorzugt an windgeschützter Stelle pflanzen. Sie wachsen zügig, aber nicht allzu schnell und sind winterhart. Eher problematisch kann die Nähe zu vielbefahrenen Straßen sein; gegen Abgase sind sie relativ empfindlich.
Schnitt
Schneiden sollte man die Kletter-Hortensie im Frühjahr; sie gilt als gut schnittverträglich, benötigt jedoch keinen regelmäßigen Rückschnitt. Mit Schneiden sorgt man aber für mehr Verzweigung, sodass sich nicht einsame lange Triebe bilden und die Pflanzen buschiger werden. Die übrigen Triebe sollte man durch geeignetes Anbinden führen, damit sie die vorgesehen Wuchsrichtung einschlagen. Altes Laub und vertrocknete oder überalterte, blatt- und blütenlose Triebe kann man jederzeit beseitigen. Beim Hantieren sollten empfindliche Menschen vorsichtshalber Handschuhe anziehen; der Saft kann allergische Hautreaktionen hervorrufen.
Vermehrung
Eine Vermehrung mit Samen ist zwar möglich, aber eine zähe Angelegenheit: Es hat seine Gründe, warum man Kletter-Hortensien lieber als kleine Exemplare im Gartenhandel kauft. Auch dann ist Geduld angebracht – sie wachsen nur zögerlich an und brauchen einige Jahre, bis sie zum ersten Mal blühen. Das dann allerdings umso reichhaltiger. Ebenfalls langwierig, aber allemal schneller als mit Samen geht die vegetative Vermehrung mit Grünstecklingen im Sommer, mit Steckreisern im Winter oder mithilfe von Absenkern. Mit etwas zusätzlicher Bodenwärme, sei es in der Sonne oder in Haus oder Gewächshaus auf der Heizung, bewurzeln sie umso schneller. Wichtig bei Stecklingen: Unnötige Blätter entfernen, damit nicht zu viel Feuchtigkeit verloren geht. Oder die Pflanzen gleich in Wasser Wurzeln ziehen lassen.
Verwendung
Im Garten lassen sich die Kletter-Hortensien vielfältig einsetzen: Man kann damit Wände, Mauern und Zäune begrünen, sie am Gehölzrand an Bäumen und Sträuchern hochwinden lassen oder man lässt sie ohne Rankhilfen buschig wachsen und besetzt damit Strauchrabatten. In kleinen Gruppen kommen sie am besten zur Geltung oder in Kombination mit anderen Fassadenbegrünern wie Clematis und Wilder Wein. Auch in Töpfen, Kästen und Container kann man sie pflanzen – so lassen sich Kletter-Hortensien auch auf Balkon oder Terrasse aufstellen. Rechtzeitig vor der Vollblüte geschnittene und getrocknete Rispen machen sich wunderbar in Trockensträußen.
Schädlinge
Blattläuse sind am frischen Grün fast unvermeidliche Dauergäste, und an den großen Blättern fallen Spinnmilben und Blattflecken besonders auf. Zudem werden die Kletter-Hortensien sporadisch von Mehltau und dem Hortensien-Mosaikvirus heimgesucht. Wegen der Verpilzungsgefahr sollte man die Blätter auch nicht unnötig beim Gießen benetzen – das Wasser bleibt lange darauf stehen und lässt unerwünschte Sporen keimen.
Ökologie
Die geradezu gigantischen Schirmrispen der Kletter-Hortensie sind für Insekten eine Attraktion; Honigbienen, Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge finden sich an ihnen an warmen Sommertagen in großer Zahl ein. Sie gilt als recht gute Bienenweide.
Wissenswertes
Hydrangea heißen die Hortensien wegen der urnenähnlichen Form ihrer Früchte – das griechische Wort bezeichnet ein Wassergefäß.
Die Zuchtsorten und Kultivare der großblütigen Kletterhortensien sind sehr abwechslungsreich, wie man bei einem Besuch im Gartenmarkt feststellen kann. Einige davon bleiben sogar über Winter grün; gegebenenfalls muss man einen Kundenberater fragen, welche Hortensiensorte immergrün ist.
Ein Synonym für Hydrangea petiolaris ist übrigens Hydrangea anomala ssp. petiolaris – inzwischen stellen Botaniker diese alte Subspezies in eine eigene Art. Die Hydrangea anomala ssp. anomala bildet kleinere Büsche und Rispen.
Die Kletterhortensie ist dekorativ, aber leicht giftig. Glücklicherweise lädt sie nicht unbedingt zum Essen ein und schmeckt zudem abgrundtief bitter. Experimente sollte man lieber lassen, denn ihre Inhaltsstoffe sind reizend und können erhebliche Bauchschmerzen verursachen.