Was ist Pechnelke?
Die Pechnelke ist eine ausdauernde horstbildende Staude, bei der die meisten Blätter in einer grundständigen immergrünen Rosette stehen. Aus dem verholzenden Rhizom mit dünnen Wurzeln erheben sich bis zu einem halben Meter hohe hohle Stängel, an deren Enden lockere Thyrsen mit kurzgestielten purpurfarbenen Blüten erscheinen. In der Sonne sind die deutlich erkennbaren Knoten oft violett verfärbt.
Nicht schlecht: Eine einzelne Pechnelke kann bis zu 50 blühende Triebe hervorbringen, von denen jeder wiederum 20-30 einzelne Blüten beherbergt. Ein Blütenstand blüht zwei bis drei Wochen, eine Einzelblüte fast eine Woche – so lange sie nicht bestäubt wurde.
Man findet das genügsame Kraut in fast ganz Europa bis zum Kaukasus, wo es in den Mittelgebirgen kalk- und nährstoffarme Böden, Sand, Kies und Felsen mit wenig Feuchtigkeit bevorzugt. Im Norden Deutschlands ist sie inzwischen durch den Rückgang ihrer natürlichen Lebensräume vielerorts verschwunden.
Pechnelke im Garten

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Standort
Zu viele Nährstoffe mag die Pechnelke nicht; sie kommt mit einem nährstoffarmen Substrat wesentlich besser zurecht. Im Sommer darf das ruhig auch mal längere Zeit trocken werden, ohne dass die Pflanzen das sofort übelnehmen. Viel Licht ist für ihr Wachstum wichtig, im Schatten verkümmert sie und stirbt; das gilt auch, wenn ihr andere Pflanzen das Licht wegnehmen. Als heimisches Nelkengewächs ist die Pechnelke ausgesprochen winterhart und übersteht winterliche Temperaturen von bis zu -34 °C.
Schnitt
Schneiden ist normalerweise nicht nötig, es sei denn, Du möchtest im Herbst die abgestorbenen Teile entfernen und/oder die Samen aus den Kapseln ernten. Die Pflanzen überwintern mit ihren unterirdischen Anteilen und der immergrünen Blattrosette.
Vermehrung
Pechnelken bilden fleißig Kapselfrüchte, die sich an der Spitze mit fünf Zähnen öffnen und die zahlreichen nierenförmigen Samen in der Umgebung verstreuen. Damit sorgen sie für Selbstaussaat; Du kannst die Samen auch ernten und an beliebiger Stelle aussäen. Ansonsten solltest Du alle paar Jahre die Bestände teilen; überalterte Exemplare neigen dazu langsamer zu wachsen, weniger zu blühen und anfälliger für Krankheiten zu werden. Das machst Du am besten im Spätherbst oder Winter, nur rechtzeitig vor den ersten Frösten.
Verwendung
Pechnelken sind dank ihrer Blütenfülle und leichten Pflege beliebte Gartenblumen. Sie sind für naturnahe Gärten, Steingärten und Blumenbeete geeignet. Auch als Schnittblumen machen sie eine gute Figur.
Mit Steroiden die Nachbarn dopen. Interessant ist die Verwendung der Pechnelke zur Stärkung benachbarter Pflanzen. So ganz geklärt sind die Mechanismen noch nicht, aber man sagt ihr nach, dass ihre Phytohormone, genauer Brassinosteroide gegen Pilzerkrankungen wie die Braunfäule helfen und die Nachbarn in ihrer Nähe besser wachsen. Falls Du das mal mit Pechnelken-Extrakt versuchen möchtest: Der ist in Deutschland sogar offiziell als Pflanzenstärkungsmittel anerkannt.
Schädlinge
Viele Schädlinge hält sich die Pechnelke mit ihren namensgebenden klebrigen Sekreten vom Hals. Bisweilen können Pilze Probleme bereiten, vor allem an ungünstigen Standorten. Dazu gehört Microbotryium violaceum, der die Pflanzen nicht umbringt, aber unfruchtbar macht. Ramularia didymarioides verursacht unschöne Flecken auf den Blättern. Dessen ungeachtet ist die Pechnelke aber recht robust.
Ökologie
Namensgebend für die Pechnelke sind die klebrigen Stängel, die im wahrsten Sinne des Wortes kleben wie Pech. Damit halten die Pflanzen kleinere ungebetene Gäste von den Blüten fern, insbesondere Blattläuse. Daher rührt auch die Trivialbezeichnung Klebriges Leimkraut. Gegen größere Fressfinde hilft das nicht – Pechnelken werden von vielen Tieren wie Kaninchen, Rehwild und Schafen mit Vorliebe gefressen.
Umso verlockender sind die Blüten für fliegende Bestäuber – die Stieltellerform spricht eindeutig für den Besuch von Schmetterlingen. Die wissen die Pechnelke auch als Raupenfutter zu schätzen. Sechs Nachfalter legen ihre Eier in ihrer Nähe ab, so vier Hadena-Arten wie die gefährdete Kuckucksnelken-Kapseleule (Hadena confusa) und weitaus häufigere Leimkraut-Kapseleule (Hadena perplexa).
Auch Honigbienen und Wildbienen wissen die nektarreichen Blüten zu schätzen; so werden sie von sechs Arten von Wildbienen angeflogen. Besonders beliebt sind sie bei Schmalbienen wie der Acker-Schmalbiene (Lasioglossum pauxillum) und der Gewöhnlichen Schmalbiene (Lasioglossum calceatum) sowie bei Sandbienen wie der Glänzenden Düstersandbiene (Andrena nitida) oder Gewöhnlichen Zwergsandbiene (Andrena minutula). Honigbienen kommen mit ihren vergleichsweise kurzen Rüsseln nur dann an den Nektar, wenn die Kelche gut gefüllt sind.
Die Samen werden nicht nur vom Wind, sondern auch von Tieren aus ihren ausgetrockneten Kapseln verstreut.
Während sich die Pechnelke in Europa stellenweise eher rar macht breitet sie sich in anderen gemäßigten Zonen aus. So hat sich der Neophyt in Nordamerika in den vergangenen Jahren deutlich ausgebreitet. Bei uns machen ihr vor allem intensive Beweidung und die Aufforstung von Grasland zu schaffen.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner