Was ist Amerikanischer Amberbaum?
Amerikanischer Amberbaum oder kurz Amberbaum, bisweilen wegen seiner Blätter auch als Seesternbaum bezeichnet (Liquidambar styraciflua) gehört zur neuen Familie der Altingiaceae (früher zu den Zaubernussgewächsen (Hamamelidaceae) gerechnet) und stammt aus Mittelamerika und den südöstlichen USA. Dort wächst er sowohl in feuchten Auwäldern als auch auf trockenen und steinigen Böden.
Der sommergrüne Amberbaum erreicht eine Höhe von 15-30 Metern und bildet eine anfangs schmal kegelförmige Krone, die im Alter abflacht und rund mit einer Breite von 6-10 Metern wird. Junge Zweige sind rotbraun behaart und verkahlen bald. Die Borke ist in der Jugend rotbraun und furchig, im Alter dunkelgrau und tief rissig, und die oftmals geflügelten Triebe weisen unregelmäßige Korkleisten auf. Die Rinde scheint in Platten hochkant zu stehen, sodass kahle Äste mit etwas Fantasie an ein Krokodil erinnern – daher die englische Bezeichnung alligatorwood. Die spitzen Winterknospen sind sechs Millimeter lang und gelbbraun.
Die aromatisch riechenden Blätter vom Amberbaum erinnern an die von Ahorn, mit dem er aber nur sehr weitläufig verwandt ist. Sie weisen ebenfalls 5-7 Lappen auf, stehen aber wechselständig und sind 10-18 Zentimeter lang, bis 15 Zentimeter breit und oberseits glänzend dunkelgrün, unterseits etwas heller und matter und mit einer stumpfen oder herzförmigen Basis. Die Nebenblätter am Grund des 6-10 Zentimeter langen Blattstiels fallen schon bald ab. Bereits im Frühherbst beginnen sich die Blätter zu verfärben; das Farbenspiel ihrer Herbstfärbung reicht von leuchtend gelb über orange und rot bis zu purpurn und einem braunen Violett.
Der Amerikanische Amberbaum ist einhäusig und bildet 2,5-4 Zentimeter große, gelblich-grüne und mit rostbraunen Haaren besetzte männliche und weibliche Blüten auf der gleichen Pflanze. Sie beschränken sich auf ihren Geschlechtsapparat und bilden keine Blütenhülle. Die männlichen Blüten stehen in aufrechten Trauben oder Ähren, die weiblichen hängen in kugelförmigen Köpfchen gehäuft nach unten.
Nach der Bestäubung entwickeln sich aus Letzteren an langen Stielen stehende, 3-4 Zentimeter große Kugeln aus 40-60 verholzenden Kapseln mit deutlichem Schnabel, die etwa 3-4 Zentimeter dick werden und die Samen enthalten. Sie erinnern ein wenig an die der Platane, zerfallen aber nicht bei der Reife. Die meisten davon bleiben im Winter lange am Baum stehen; sie öffnen sich mit zwei Klappen und entlassen jeweils zwei der 8-10 Millimeter langen Samen. Viele davon sind unfruchtbar, keimen können nur die einseitig geflügelten. Leere Fruchtstände finden sich oft in großen Mengen unter den Amberbäumen.
Amerikanischer Amberbaum im Garten

Quelle: Antoniya Kadiyska/shutterstock.com
Standort
Amerikanischer Amberbaum bevorzugt einen tiefgründigen fruchtbaren und sandig-humosen, leicht sauren Lehmboden, der schwach sauer bis neutral ausfallen sollte und kommt mit Feuchtigkeit ebenso gut klar wie mit Trockenheit. Auf jeden Fall braucht er dabei reichlich Sonne; je mehr er davon abbekommt, desto prächtiger wird die bunte Herbstfärbung. Bei ausreichend tiefgründigem Boden verträgt er auch kalkhaltige Böden. Frostempfindlich ist er vor allem in der Jugend, und Spätfröste können den frischen Austrieb erfrieren lassen. Daher ist ein geschützter Stand anzuraten. Mit zunehmendem Alter wird er zusehends winterhart. Beim Amberbaum pflanzen im Hinterkopf behalten: Wer gerne barfuß im Garten herumläuft wird unweigerlich mit den igeligen Fruchtständen Bekanntschaft machen.
Schnitt
Ein Erhaltungsschnitt ist beim Amberbaum normalerweise nicht erforderlich, er wächst auch ohne Dein Zutun zu einem schönen Solitär heran. Lediglich tote und vertrocknete Äste solltest Du ab und zu entfernen. Da junge Amberbäume mitunter nicht von Spätfrösten verschont bleiben kann der frische Austrieb den Kältetod erleiden; diese Äste kannst Du natürlich getrost abschneiden.
Vermehrung
Meistens wird man einen Amerikanischen Amberbaum kaufen und die Jungpflanze in den Garten setzen. Vermehren lässt er sich aber auch mit Samen, die man im Frühjahr vorzugsweise erst einmal unter Glas aussät. Nicht veräppeln lassen: Fruchtbar sind nur die Samen mit Flügeln, die ungeflügelten sind steril. Sie brauchen als Kaltkeimer eine Kältephase zum Keimen. Danach ist Geduld angesagt: Bis zur ersten Blüte kann es 20-30 Jahre dauern. Schneller geht es mit der vegetativen Vermehrung, bei der man im Sommer Stecklinge vom grünen Holz schneidet und bewurzelt.
Verwendung
In seiner mittel- und nordamerikanischen Heimat ist der Amberbaum ein beliebter Park- und Alleebaum und wird wegen seines Holzes auch forstwirtschaftlich angebaut. Interessant ist er vor allem wegen seiner Resistenz gegenüber Trockenheit wie auch Überflutungen, und auch mit den Rauchgasen im innerstädtischen Klima kommt er bestens zurecht. Vielbefahrene Straßen machen ihm nichts aus. Er gilt als Baumart, die gegen den Klimawandel gut gerüstet ist.
Bei uns pflanzt man ihn vor allem als Solitär, der nicht zuletzt wegen seiner prachtvollen Herbstfärbung ins Auge fällt. Mit seiner eher übersichtlichen Höhe ist er auch für mittelgroße Gärten geeignet; neben der großen Wildform gibt es eine ganze Reihe kleiner bleibender Sorten wie der nur 3-5 Meter hohe Liquidambar styraciflua ‚Gumball‘, die auch bei geringem Platzangebot in Frage kommen.
Schädlinge
Der Amerikanische Amberbaum bildet jede Menge Gerbstoffe und aromatisches Harz – das scheint die meisten Krankheiten und Schädlinge zuverlässig fernzuhalten.
Ökologie
Im Südosten der USA ist der Amerikanische Amberbaum einer der häufigsten Hartholzbäume, und in Mexiko und Mittelamerika findet er sich häufig in den typischen Nebelwäldern. Dort ist er ein wichtiges Raupenfutter für ansässige Schmetterlinge; luna moth (Actias luna) und promethea moth (Callosamia promethea) kommen bei uns allerdings nicht vor.
Die Bestäubung der freiliegenden Blüten wird daheim ebenfalls von zahlreichen Insekten vorgenommen, bei uns stellen sich vereinzelt Bienen ein.
Für die Verbreitung der geflügelten Samen sorgt der Wind; oftmals sind auch Vögel und Hörnchen daran beteiligt, die die Kapseln säuberlich zerlegen. In den USA finden sich hier verschiedene Finken, Eichhörnchen und Streifenhörnchen ein; über das Interesse unserer einheimischen Fauna liegen uns keine Daten vor.
Wissenswertes
Woher kommt der Name Amberbaum und Liquidambar?
Liquidambar oder Flüssiger Bernstein geht auf den spanischen Naturforscher Francisco Hernández de Toledo (1514?-1587) zurück, der die Bäume erstmalig erwähnte. Gemeint damit ist flüssiges Amber oder Styrax, das klebrige Harz des Amberbaums. Die Mayas rauchten das Harz mit Kräutern gemischt in hohlen Schilfrohren, wie Juan de Grijalva, der Neffe des Gourverneurs von Kuba 1517 berichtete. Den zungenbrecherischen lateinischen Namen Liquidambar styraciflua hat Carl von Linné übernommen, er bedeutet sinngemäß mit Styrax fließender flüssiger Bernstein.
Styrax, Storax, Kaugummi
Bereits in der Antike gewann man einen ähnlich wohlriechenden Balsam aus dem in der Levante wachsenden Storaxbaum (Styrax officinalis), mit dem der Amberbaum nicht verwandt ist; je nach Herkunft unterscheidet man echtes Styrax vom Storaxbaum und falsches Styrax vom Amberbaum. Was früher getrocknet oder wasserdampfdestilliert ein beliebtes Räucherwerk und Heilmittel war diente in der Neuzeit als einer der Grundstoffe des typisch US-amerikanischen sweetgum: Dagegen ist Kaugummi heutzutage reine Chemie aus petrochemischen Kunststoffen (sprich Plastik) mit jeder Menge Aroma, Zucker und Füllstoffen.
Amberbaumholz
Der Amerikanische Amberbaum liefert in den USA ein beliebtes Hartholz. Sweetgum hat eine leuchtend rotbraune Farbe mit weißem Splint und einen schwarz gemaserten Kern. Es zeigt beim Trocknen einen hohen Schwund und verzieht sich und ist nicht besonders beständig. Man verwendet es vor allem für Bretter, Sperrholz und Furnier und stellt damit Möbel, Dielen und Parkett, Fässer und Eisenbahnschwellen her.
Amberbaum als ehemalige Zaubernuss
Wer von der Familie der Altingiaceae noch nie gehört hat: das ist nicht ungewöhnlich, denn die zur Ordnung der Steinbrechartigen (Saxifragales) gezählte, systematisch relativ neue Familie besteht nur aus den drei Gattungen Altingia, Liquidambar und Semiliquidambar. Früher zählte man sie zur Familie der Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae), von der vor allem die frühblühende Zaubernuss Hamamelis als Gartenpflanze bekannt ist; in der älteren Literatur und im Gartenhandel läuft der Amberbaum nach wie vor als Hamamelisgewächs.
Das Laub von Amerikanischer Amberbaum ist schnell kompostierbar
Das Herbstlaub von Liquidambar styraciflua wird innerhalb von etwa einem Jahr zu wertvollem Laubkompost, den du zum Düngen deines Nutzgartens verwenden kannst. Nutze das Laub auch als Mulch, um den Boden vor Erosionen und Frost zu schützen. Ob als Kompost oder als Mulch – so förderst Du die Humusbildung.