Was ist Japanische Prachtglocke?
Japanische Prachtglocke oder Glockige Prachtglocke (Enkianthus campanulatus) stammt aus Ostasien, wo der Vertreter aus der Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae) endemisch in Bergwäldern Japan wächst. Im Garten schätzt man sie vor allem wegen ihrer dekorativen an Maiglöckchen erinnernden Blüten, matt hellgrünen Belaubung und prachtvollen Herbstfärbung.
Während die Prachtglocke in ihrer asiatischen Heimat oft als Baum wächst bildet sie in unseren Breiten fast ausschließlich reich verzweigte, oft mehrstämmige flach wurzelnde Sträucher. Diese sind sommergrün und wachsen zunächst straff aufrecht, später breit trichterförmig; sie erreichen eine Höhe von bis zu drei Metern und weisen typisch quirlig angeordnete, fast waagerecht stehende Äste auf, die ihnen ein etagenförmiges Aussehen verleihen. Die Rinde ist graubraun und glatt, die jungen Zweige sind unbehaart.
Die wechselständigen Blätter finden sich vorwiegend an den Enden der mehrjährigen Zweige; sie sind verkehrt-eiförmig bis elliptisch, 3-7 Zentimeter lang und 1-2 Zentimeter breit mit 3-10 Millimeter langem Stiel, scharfer Spitze und einem fein gezähnten Rand. Ihre matt hellgrünen Spreiten sind beiderseits kurz behaart, die Zähnchen am Rand weisen lange Haare auf. Je sonniger die Pflanzen stehen, desto prächtiger fällt die Herbstfärbung aus: Sie bietet ein buntes Farbenspiel von leuchtend gelb über orange bis tiefrot.
Ihre fünf Millimeter großen Blüten zeigt die Japanische Prachtglocke im Mai und Juni nach dem Laubaustrieb. Jeweils 10-20 davon bilden an den Spitzen der Zweige eine lockere hängende Schirmtraube. Die einzelnen Blüten sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle, zwittrig und sternförmig. Der vier Millimeter lange Kelch ist glockenförmig mit fünf Kelchzipfeln. Die Kronblätter sind ebenfalls zu einer rundlichen, 8-10 Millimeter langen Glocke verwachsen; sie haben eine blassgelbe bis blassrosa oder orange Färbung mit roten Adern und ebenso gesäumten Kronzipfeln. Im Inneren der Glöckchen verbergen sich die zehn kurzen Staubblätter und ein oberständiger Fruchtknoten.
Nach Bestäubung gehen aus den Blüten eiförmige, 5-7 Millimeter große Kapselfrüchte hervor, die im Gegensatz zu den Blüten aufrecht stehen. Sie enthalten wenige, oft nur einen einzigen geflügelten und kantigen Samen und reifen im Oktober.
Japanische Prachtglocke im Garten
Quelle: IRCDPT/shutterstock.com
Standort
Die Japanische Prachtglocke bevorzugt einen durchlässigen humosen sauren Boden, der immer leicht feucht sein sollte. Kalk sollte er nicht enthalten. Sie verträgt Licht von leichter, nicht zu praller Sonne bis zum Schatten.
Je sonniger der Stand, desto mehr Wasser benötigt die Prachtglocke; trocken darf die Erde jedenfalls nicht werden. Die Mühe mit dem Gießen lohnt sich, denn je mehr Sonne sie bekommt, desto reichhaltiger fällt die Blüte aus.
Am besten weist Du ihr einen leicht windgeschützten Standort zu. Sie lässt sich auch als Kübelpflanze halten. Die schöne Exotin ist in unseren Breiten vollkommen winterhart und verträgt Minusgrade bis -23 °C.
Schnitt und Pflege
Im Frühjahr ist die Japanische Prachtglocke vor dem Austrieb für etwas stärkenden Dünger dankbar. Schneiden sollte man sie nach Möglichkeit nicht, zumal die Blätter und Blüten vorwiegend an den Enden der Äste sitzen. Das ist zumeist aber auch gar nicht nötig, da die Pflanzen relativ langsam wachsen.
Die Prachtglocke reagiert wegen ihrer feinen oberflächennahen Bewurzelung empfindlich auf Verdichtung und Eingriffe. Daher solltest Du sie nicht nahe an vielbefangenen Wegen pflanzen, in ihrer unmittelbaren Umgebung den Boden nicht umgraben und sie erst recht nicht versetzen.
Vermehrung
Eine Vermehrung ist bei der Japanischen Prachtglocke mit Samen, Stecklingen oder Absenkern möglich. Die Aussaat erfolgt vorzugsweise im Frühjahr und unter Glas.
Verwendung
Die Prachtglocke wird im Garten häufig mit anderen „typischen“ Asiaten zusammen gepflanzt, wie Bambus, Fächer-Ahorn oder Japanische Zierkirsche. Praktischerweise hat sie die gleichen Bodenansprüche wie Rhododendron, mit dem man sie gerne und oft kombiniert. Besonders häufig findet man solche Zusammenstellungen in Parks und öffentlichen Grünanlagen. In Japan zieht man daraus auch gerne eine Hecke oder nutzt sie zur Straßenbepflanzung, was bei uns aber ungebräuchlich ist. Sie gibt auch einen schönen Bonsai ab oder lässt sich in Kübel und Container gepflanzt auf Balkon und Terrasse stellen.
Schädlinge
Gegenüber Schädlingen und Krankheiten ist Enkianthus campanulatus reichlich unempfindlich.
Ökologie
Quelle: scott mirror/shutterstock.com
In ihrer japanischen Heimat wird die Prachtglocke vor allem von Hummeln bestäubt. Wie es damit bei uns aussieht, darüber liegen uns keine validen Daten vor.
Wissenswertes
Die Gattung Enkianthus ist bei uns noch weitgehend unbekannt; sie umfasst etwa zehn Arten von sommergrünen Sträuchern, von denen die Japanische Prachtglocke am häufigsten in unseren Gärten angepflanzt wird. In Japan heißt sie furin-tsutsuji und wird seit Jahrhunderten als Zierstrauch verwendet.
Die Japanische Prachtglocke hat – wenig verwunderlich – den Award of Garden Merit der Royal Horticultural Society gewonnen. Neben der meist lachsrot blühenden Wildform gibt es eine Reihe von Sorten, wie den rein weiß blühenden Albino Enkianthus campanulatus ‚Albiflorus‘. Diese Sorte blüht besonders reichhaltig, sodass man die Blätter kaum unter den Blüten sieht und hat eine orangegelbe Herbstfärbung.
Die Verwandtschaft mit den Heidekrautgewächsen wird man erst gewahr, wenn man sich die Blüten näher ansieht: Eine gewisse Ähnlichkeit mit Besenheide oder Glockenheide ist ihnen nicht abzusprechen, auch wenn sie deutlich größer ausfallen. Ursprünglich wurde sie auch in die Gattung Andromeda gestellt, zu der auch die einheimische Polei-Gränke (Andromeda polifolia) und Lavendelheide (Andromeda glaucophylla) gehören.