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Echte Hundszunge (Cynoglossum officinale)
Robert Flogaus-Faust, CC BY 4.0,
Wichtige Insekten-pflanze

Echte HundszungeGewöhnliche Hundszunge

Cynoglossum officinale

Das Wichtigste auf einen Blick

heimische Wildform Zweijährige winterhart Wichtige Bienenpflanze giftig lange Blühzeit
  • Zweijährige Pflanze: im ersten Jahr Blattrosette, im zweiten Jahr Blüten
  • Name von den an die Zungen von Hunden erinnernden lanzettlichen Blättern
  • Pfahlwurzel und behaarte oberirdische Teile
  • Charakteristischer Mäusegeruch
  • Bildet trichterförmige Blüten mit auffälligem Farbwechsel von braunrot zu violett
  • Gute Bienenweide und insektenfreundlicher Nektarlieferant für viele Schmetterlinge
  • Raupenfutter und Pollenlieferant für Wildbienen
  • Alte Heilpflanze, heute nur noch in der Homöopathie angewendet
  • In allen Teilen giftig durch Alkaloide
  • Leichte Vermehrung mit Samen
🏡 Standort (bevorzugt)
Licht: Sonne bis Halbschatten
Boden: durchlässig bis lehmig
Wasser: frisch bis trocken
Nährstoffe: normaler Boden
Salzverträglich: ja
🌱 Wuchs
Pflanzenart: Zweijährige
Wuchs: aufrecht, krautig
Höhe: 20 - 80 cm
Breite: 20 - 40 cm
frostverträglich: bis -23 °C (bis Klimazone 6)
Wurzelsystem: Pfahlwurzler
🌼 Blüte
Blütenfarbe: rot
Blühzeit:
Blütenform: trichterförmig, kronröhrig, asymmetrisch bis disymmetrisch
🍃 Laub
Blattfarbe: grau-grün
Blattphase: sommergrün
Blattform: lanzettlich
🐝 Ökologie
Bestandssituation (Rote Liste): mäßig häufig
Gefährdung (Rote Liste): Vorwarnliste
Wildbienen: 12 (Nektar und/oder Pollen, davon 2 spezialisiert)
Raupen: 8 (davon 1 spezialisiert)
Käfer: 2
Nektarwert: 3/4 - viel
Pollenwert: 1/4 - gering

Thematisch passende Pflanzen:

🌐 Einheimische Verbreitung

floraweb.de.

Verbreitung:
häufig
mittel
gering
Höhenlage: planar (<100m1 / <300m)2
bis
montan (500m-600m1 / 800m-1200m)2

1 Mittelgebirge / 2 Alpen⁠

ℹ️ Sonstiges
ist giftig: alle Pflanzenteile
Aussaat:
Keimer: Dunkelkeimer, Kaltkeimer
Keimtiefe: ca. 0,5 cm
Keimdauer: ca. 2-3 Wochen
⤵️ Klassifizierung
Ordnung: Raublattartige
Familie: Raublattgewächse
Gattung: Hundszungen

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Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Markus Wichert

Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!

Markus Wichert Naturgärtner

Was ist Echte Hundszunge?

Die Echte oder Gewöhnliche Hundszunge, meist kurz nur Hundszunge genannt, ist ein Raublattgewächs (Boraginaceae), das seinen Namen von den charakteristischen zungenartigen Blättern erhalten hat. Wild wächst es im gemäßigten Europa recht zerstreut, ansonsten auch in weiten Teilen Asiens bis nach Sibirien hinein auf sonnigen und warmen Ruderalstellen wie Schuttplätzen und Wegrändern, Bahnanlagen, auf Weiden und Brachen.

Hierbei handelt es sich um eine zweijährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von bis zu 80 Zentimetern erreicht und im ersten Jahr eine bis zu 2-3 Zentimeter dicke dunkle Pfahlwurzel und darüber eine dichte Blattrosette bildet. Hier sind die gestielten lanzettlichen Laubblätter mit bis zu 20 Zentimetern am größten, am bis zu einem Zentimeter dicken, kantigen Stängel, der sich erst im zweiten Jahr entwickelt, werden sie nach oben hin zusehends kleiner und sitzend bis stängelumfassend. Typisch für die Raublattgewächse ist ihre dichte filzige Behaarung. Beim Zerreiben riechen die Blätter unangenehm nach Mäusepipi.

Die Blütenstände erscheinen erst im zweiten Jahr von Mai bis Juli an den Enden der erst im oberen Bereich verzweigten Triebe; zunächst stehen die wohlriechenden Blüten in kleinen Köpfchen, später wachsen diese zu großen sparrig verzweigten Wickeln aus. Die einzelnen Blüten sind fünfzählig und sternförmig mit doppelter Blütenhülle; die grünen wollig behaarten Kelchblätter sind nur an der Basis miteinander verwachsen, die zunächst dunkelvioletten, später braunroten Kronblätter zu einer Röhre verwachsen, deren Kronzipfel einen kleinen Trichter bilden.

Nach der Bestäubung bilden sich Klausenfrüchte, die in vier eiförmige Klausen mit wulstig verdicktem Rand zerfallen. Ihre Außenseite ist mit zahlreichen kleinen Widerhaken übersät. Sie sitzen auf filzig behaarten Stielen, die sich in der Fruchtreife auf bis zu 15 Zentimeter verlängert haben und bogig herabhängen.

Echte Hundszunge im Garten

Quelle: Vankich1/shutterstock.com

Standort

Wie an ihren natürlichen Standorten bevorzugt die Echte Hundszunge auch im Garten einen eher trockenen und nährstoffreichen Boden mit Sonne oder zumindest Halbschatten. Im Winter verträgt sie bis zu -23 °C.

Vermehrung

Die Hundszunge lässt sich zuverlässig mit Samen vermehren. Sie sind Dunkelkeimer und müssen ein paar Zentimeter tief in den Boden eingegraben werden, um zuverlässig zu keimen.

Verwendung

Mit ihren auffälligen Blüten und Blättern ist die Hundszunge eine beliebte Zierpflanze für Naturgärten, den Apothekergarten und nicht zuletzt eine gute Nahrungspflanze für Bienen und Schmetterlinge.

Schädlinge

Im Großen und Ganzen hält sich die Hundszunge die meisten Fressfeinde mit ihren Giftstoffen erfolgreich vom Leib. Bei Pilzen funktioniert das nicht immer, sie wird vor allem bei ungünstigem Wetter von Echtem Mehltau heimgesucht. Der Rostpilz Ramularia cynoglossi ist auf die Pflanze spezialisiert und ruft braune Blattflecken und Pusteln hervor. Zudem ernähren sich die Raupen mehrerer Käferarten von den Blättern und Trieben.

Ökologie

  • Der Eingang zur Kronröhre ist mit Schlundschuppen verschlossen, die nicht alle hungrigen Besucher an den darin verborgenen Nektar und die Staubbeutel mit ihrem Pollen gelangen lässt.
  • Als Hauptbestäuber gelten Bienen und Schmetterlinge, für die diese Barriere kein Problem darstellt.
  • Ein Dutzend Wildbienen holt sich den reichlich gebildeten Pollen und versorgt damit ihren Nachwuchs.
  • Schmetterlinge holen sich nicht nur den Nektar, acht davon nutzen die Hundszunge auch als Raupenfutter. Dazu gehören auch Tagfalter wie der Distelfalter Vanessa cardui oder der auffällige rot-schwarze Steppen-Buntbär Arctia festiva.
  • Eine Selbstbestäubung erfolgt nur beim Ausbleiben der tierischen Unterstützung.
  • Die Blüten leben 1-2 Tage und sondern einen ganzen Tag lang reichlich Nektar
  • Wie es um den Nektar bestellt ist zeigt die Blütenfarbe: Sobald kein neuer produziert wird ändert sie sich von Violett nach Schmutzigbraun.
  • Ganz ungefährlich sind die Alkaloide auch für Bienen nicht: Sammeln sie den ganzen Tag an der Hundszunge können sie Lähmungen der Bein- und Flugmuskulatur entwickeln.
  • Die Außenseite der Klausen mit ihren dichten Widerhäkchen dient dem Anheften im Fell von vorüberstreifenden Tieren, die die Samen auf diese Weise über große Strecken transportieren können.
  • In den USA und im Süden Kanadas gilt die Hundszunge als invasiver Neophyt, der sich schnell ausbreitet und die heimische Flora und Fauna in Mitleidenschaft zieht.

Wissenswertes

  • Die Echte Hundszunge ist in allen Teilen giftig. Sie enthält Alkaloide wie Cynoglossin und Cynoglossein, Consolidin und Heliosupin, die Wurzel zudem Cumarine, Gerbstoffe, Inulin und organische Säuren.
  • Cynoglossin hat eine ähnliche Wirkung wie Curare.
  • Kinder gelten allerdings als wenig gefährdet, da das Kraut unangenehm nach Mäusen riecht und zudem mit seinen haarigen Blättern nicht unbedingt zum Verzehr einlädt.
  • Bei Tieren sieht das anders aus, insbesondere bei Weidetieren. Kühe und Pferde leiden an erhöhtem Durst und Koordinationsstörungen der hinteren Extremitäten, wenn sie von der Hundszunge gefressen haben.
  • Schafe bekommen Schaum vor dem Mund und Lähmungen in den Gliedmaßen, der Tod tritt bei hohen Dosen durch Darmentzündungen und Leberversagen ein.
  • Dabei ist das Kraut für Warmblüter deutlich weniger giftig als für die meisten Kaltblüter.
  • Der charakteristische Geruch wird auch von Tieren als unangenehm empfunden; früher nutzte man das zerstampfte Kraut, um damit Ratten und Mäuse aus dem Stall zu vertreiben und Parasiten von den Tieren fernzuhalten.
  • Als Heilpflanze wurde die Hundszunge über Jahrhunderte genutzt: bei Keuchhusten und Krampfanfällen, Furunkeln, Zahnschmerzen, Rheuma, Verbrennungen und Schlangenbissen.
  • Und last but not least gemäß der Signaturenlehre gegen Hundebisse, da die Blätter an die Zunge von Hunden erinnern.
  • Heute spielt sie wegen ihrer unkalkulierbaren Giftigkeit in der modernen Naturheilkunde und Phytotherapie keine Rolle mehr.
  • Eine Ausnahme macht die Homöopathie, die Cynoglossum-Urtinktur zur Herstellung von Globuli verwendet. Sie sollen gegen Durchfall, Hämorrhoiden und Husten helfen.
  • Aus den gleichen Gründen wird die Hundszunge heute nicht mehr gegessen – in den Alpenländern bereitete man daraus früher trotz des unangenehmen Geruchs einen Salat.
  • Zudem gelten die darin enthaltenen Pyrrolizidin-Alkaloide (PA), die man auch in vielen anderen Pflanzen vorkommen und die beim Jakobs-Greiskraut immer wieder in den Schlagzeilen auftauchen als krebserregend.
  • Der Farbstoff Alkanin in den Wurzeln wurde früher zum Rotfärben von Stoffen verwendet.
Was sind zweijährige Pflanzen?
Markus Wichert

Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.

Markus Wichert Naturgärtner
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Fotos (4)

Gesamte Pflanze Echte Hundszunge
Robert Flogaus-Faust, CC BY 4.0,
Blüte Echte Hundszunge
Fornax, 3.0,
Frucht Echte Hundszunge
Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, 4.0,
Blüte Echte Hundszunge
Vankich1/

Häufige Fragen

Wo kann man Echte Hundszunge kaufen?

Am naheliegendsten ist der Kauf in einer Gärtnerei oder einer Baumschule deiner Region.
Unter "Echte Hundszunge kaufen" findest du sofort erhältliche Angebote unterschiedlicher Internet-Anbieter.

Wert für Insekten und Vögel

Echte Hundszunge ist in Mitteleuropa heimisch und Nahrungsquelle/Lebensraum für Bienen und Schmetterlingsraupen

spezialisierte Wildbienen:
0
Auf Pollen spezialisiert
Wildbienen insgesamt:
0
Nektar und/oder Pollen
Raupen spezialisiert:
0
Raupenarten:
0
Käfer:
0

Wildbienenarten

Schmetterlingsarten

Käfer

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Am Inhalt mitgewirkt haben:
Dr. rer. medic. Harald Stephan
Dr. rer. medic. Harald Stephan Diplom-Biologe
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13.12.2024