Marina

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Interview

Hi Ina, wer bist du und was machst du?

Ich bin Marina, 52 und seit 31 Jahren glücklich verheiratet. Wir sind waschechte Berliner.

Ich bin gelernte Zierpflanzen und Gemüse Gärtnerin.
Schon als 3-jährige wollte ich Gärtnerin werden und war, wann immer es ging in er Natur unterwegs.

Nach der Wende gab es mehr oder weniger unsere Berufssparte nicht mehr und fast alle Gärtnereien wurden dem Erdboden gleich gemacht. Nun galt es, einen neuen Abschnitt zu beginnen.
Ich ging dann in die Landschaftspflege, was auch Spaß machte, da ich viele „schöne“ Objekte pflegen durfte.

Das ganz große Los zog ich dann 2015, was mir aber erst fast 5 Jahre später richtig bewusst wurde;

Mein Chef setzte mich als Gärtnerin in einen Seniorenstift ein.

Da hier reiner Sandboden ist und ein bewässern der Flächen fast bis gar nicht möglich ist, beschloss die Heimleitung 5000m2 als Magerfläche anlegen zu lassen. 

Das geschah vor meiner Zeit, aber ich kenne das Gelände, wie es vorher aussah.

Die große Wiese vorher:

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Aus schnödem, verbrannten und kurzgeraspeltem Rasen wurde ein bunter, lebendiger Garten geschaffen.

Nachher:

Marina

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Wiese mit Luzerne, Mauerpfeffer, Graukresse & Vogelwicke

Von der Landschaftsarchitektin Renate Froese-Genz als Therapiegarten geplant und von meiner Firma umgesetzt.

Im Zuge der Neugestaltung wurde auch ein großes Kräuterbeet in Trockenmauer als Hochbeet gebaut 

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und ein großer Teich mit Flach und Tiefwasserzone angelegt. Ca.5x6 m, die Tiefwasserzone hat eine Tiefe von ca. 2,50m.

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Nach Fertigstellung 2014 kam ich dann ins Spiel!
Ich merkte sehr schnell, dass die Artenvielfalt förmlich explodierte!

Um diese schönen neuen Magerflächen herum sah es hingegen einfach nur öde aus. Immer noch viel zu viel kurzgeraspelter Rasen, Hecken die akkurat geschnitten wurden. Unzählige Flächen Kirschlorbeer, Beete, die ständig von Beikraut befreit wurden, sodass man nur blanken Boden sah.

Also dieses typische konventionelle gärtnern!

Alle 1-2 Wochen wurde gemäht.

Kirschlorbeerbeet vorher (Herbst 2022):

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Selbes Beet nachher:

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Den endgültigen Knackpunkt zu meinem Umdenken war so ein Schockerlebnis, das für mich feststand, so möchte ich meine Liebe zu dem Beruf nicht weiterführen!

Meine Kollegen kamen 2020 im Juli, die große Wiese mähen. als sie fertig und weg waren, stand ich weinend an der großen Wiese, die nun nur noch einem Acker glich. Da wo tags zuvor das Leben tobte, war nichts, aber auch gar nichts mehr! Große Traurigkeit und Leere machte sich in mir breit!

Ich führte mit meinem Chef ein Gespräch und wir einigten uns erstmal darauf, dass ICH den Zeitpunkt und die Höhe der Mahd bestimme und dass die kleinen Rasenflächen nicht mehr gemäht werden, einfach mal als Versuch gedacht, wie und was sich dort entwickelt!

Wie von Zauberhand erblühte die Natur. Gefühlt täglich kamen neue Tiere und Pflanzen in den Garten.

Ich sah die erste Holzbiene in meinem Leben und den 1. Pinselkäfer usw. und dachte nur: da bist du schon 50 Jahre alt und kennst sowas alles nicht, obwohl den ganzen Tag in der Natur arbeitest?!

Von da an wurde ich bewusst immer „fauler“ um zu sehen was sich entwickelt oder ansiedelt.

Ziemlich schnell siedelten sich heimische Wildstauden an und die Artenvielfalt wurde immer größer!

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Zu sehen: XXL Sandarium, Käferkeller, Ameisenhügel

2021 fand eine Schulung für angehende Naturgarten Tester in dem Garten statt. Ich wollte mich trotz allem ich damit nichts zu tun hatte, mich gut vorbereiten und bin so auf das Hortus-Netzwerk gestoßen und fand meine Pflege sofort in dem 3 Zonen Garten wieder.

Allerdings wusste ich bis dato nur sehr wenig über Neophyten (nicht-heimische Pflanzen) und es befanden sich Massen an Kirschlorbeer in dem Garten. Somit gab es bei der Schulung+ Prämierung nur eine „Grüne Oase auf dem Weg zum Naturgarten“!

Das hat mich so motiviert, den Garten binnen eines Jahres komplett auf den Kopf zu stellen um mich für eine Neuprämierung zu bewerben und den Hortus eintragen zu lassen!

Einige Naturmodelle wie Totholzhaufen, Käferkeller, Steinhaufen, Reisighaufen /Zäune, Ringelnatter- Bruthaufen, xxl Sandarium, Nisthilfen für Vögel und Wildbienen sind entstanden und der komplette Kirschlorbeer sowie andere Neophyten wurden entfernt und dafür 80 heimische Sträucher gepflanzt und 2500 Frühblüher gesteckt. 

Material für Eidechsenburg und Steinpyramiden sind schon gehortelt aus der Region bzw. dem eigenen Garten!

Sensen, mulchen und kompostieren sind zur Selbstverständlichkeit für mich geworden.

Mittlerweile ist der Garten kein Garten mehr, sondern ein kleines Paradies auf ca. 2,5 ha!

2022 meldete ich mich für einen Sensenkurs an, die Kosten übernahm im Nachhinein mein Chef, was mich wirklich sehr freute. Seither ist die Sense mein Lieblingswerkzeug.

Täglich kommen die Senioren oder Angestellten und sagen mir, wie toll das sich alles entwickelt hat und sie so dankbar sind, dass ich mich so für die Artenvielfalt einsetze. 

Dann wagte ich den Schritt und bewarb mich bei TGTA (Tausende-Gärten Tausende-Arten) für eine Prämierung.
Im Mai 23 war es nun soweit. Ich war sehr aufgeregt und mit dem Ergebnis „Naturgarten in gold“ hätte ich nie gerechnet und bin umso mehr begeistert und unsagbar stolz! 

Dank der Unterstützung der Heimleitung und meines Chefs war und ist es das Größte, was man je erreichen kann.

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Natürlich gibt es auch noch Baustellen, aber ein Garten ist nie „fertig“! Veränderungen die der Biodiversität und dem Wohlbefinden der Menschen dienen, ist Erfolg auf ganzer Linie!

Im letzten Jahr baute ich mehrere Wildbienen-Nisthilfen, mein Mann baute mir 10 zusätzliche Vogelkästen, wovon dieses Jahr schon 8 bewohnt waren. Es gibt mittlerweile etliche Naturmodelle, darunter Sandarien, Igelhaus, Reisighaufen, Totholzhecken, Zäunchen aus Weide, 15 Tränken, Laubhaufen etc.

Weitere Impressionen:

Marina

Schautafel: Wissenswertes für die Bewohner und deren Angehörige

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Wiesenweg zum dazugehörigen Wäldchen

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Wildwiese mit Wiesensalbei und Skabiosen und Wimpernperlgras

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Wildes Eck

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Blick in den Therapiegarten bestehend aus Magerfläche und Wiese

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Blick in den Wildstauden Garten

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Gedenkecke vorher

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Gedenkecke nachher

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Fuchs auf neu angelegtem Käferkeller

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Mit der Sense im Kampf gegen den (invasiven) Neophyten – die Kanadische Goldrute

Naturmodule:

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Wildbienenhotel zur Anschauung für die Senioren, gegenüber steht eine Bank, die nun täglich besetzt ist

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Totholzhaufen

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Tränken gibt es bei mir bis jetzt 15 sie stehen oben und unten und werden täglich gereinigt und gefüllt. Rechts im Hintergrund der Schnitthaufen wurde von Waldameisen erobert

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„Spechtflöte“

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Nisthilfen

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Reisighaufen