Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Markus Wichert
Naturgärtner
Was ist Deutscher Straußenfarn?
Besonders deutsch ist der Deutsche Straußenfarn nicht – im Gegenteil, auf der nördlichen Hemisphäre ist der Vertreter aus der Familie der Perlfarngewächse (Onocleaceae) zwar weit verbreitet, in Deutschland beschränken sich seine wenigen Vorkommen auf Schwemmböden an den Ufern von Bächen, in Au- und Bruchwäldern und auf Hochstaudenfluren ohne Kalk im Boden. Oft bildet er große Bestände. Der Straußenfarn ist die einzige Art der Gattung Matteucia.
Bisweilen wird er auch als Trichterfarn bezeichnet; wenn man sich seine in einer typisch trichterartigen Rosette stehenden Wedel anschaut weiß man auch warum. Sie entspringen einem kurzen und kräftigen unterirdischen Rhizom, das bis zu einem halben Meter lange Ausläufer bildet und erreichen eine Wuchshöhe von bis zu eineinhalb Metern – ein imposanter Anblick. In diesen Rosetten herrschen die sterilen hellgrünen, im Umriss breit-lanzettlichen Blätter (Trophophylle) vor, die doppelt gefiedert mit fiederspaltigen bis fiederschnittigen Hauptfiedern sind. Gänzlich anders sehen die Sporenblätter (Sporophylle) aus; sie sind zunächst grün, später braun, linealisch-lanzettlich mit fiederlappigen Hauptfiedern, an deren Unterseite zahlreiche Sporenhäufchen (Sori) in zwei Reihen stehen. Sie erinnern an Straußenfedern und haben dem Straußenfarn zu seinem Namen verholfen.
Deutscher Straußenfarn im Garten

Quelle: Mariusz S. Jurgielewicz/shutterstock.com
Standort
Deutscher Straußenfarn wächst am besten auf einem frischen bis feuchten, kalkarmen bis schwach sauren und nährstoffreichen Boden mit Halbschatten oder gemäßigtem Schatten. Trockenphasen im Sommer mag er nicht, ebenso wie ganztägig pralle Sonne. Wegen der großen Wedel steht er am besten etwas geschützt; vor allem nach einem kräftigen Hagelschauer sehen sie oft grausam aus. Im Winter verträgt der heimische Farn Temperaturen bis zu -45 °C.
Schnitt
Falls Dich die vertrockneten Wedel stören kannst Du sie abschneiden. Ansonsten verrotten sie auch recht schnell von selber. Zwischenzeitlich dienen sie Kleinlebewesen als Unterschlupf und Nahrung.
Vermehrung
Sich selber verbreitet der Straußenfarn mittels seiner reichlich gebildeten, bis zu einem halben Meter langen Ausläufern. Damit kann er an ihm zusagenden Stellen im Garten schnell um sich greifen; gegebenenfalls musst Du darauf achten, dass er nicht sogar überhandnimmt. Dann empfiehlt sich eine Rhizomsperre, bevor er sich über Gebühr breit macht. Willst Du ihn vermehren, so kannst Du das mit Teilen des Rhizoms.
Verwendung
Mit seiner Vorliebe für feuchte und schattige Stellen eignet sich der Straußenfarn für den Unterwuchs von Gehölz, für den Rand von Hecken und Sträuchern und ähnliche Stellen im Garten. Achte beim Pflanzen darauf, dass die Farne ziemlich raumgreifend sind; bei zu dichter Bepflanzung sieht das schnell gequetscht aus.
Schädlinge
Matteucia struthiopteris gilt als ausgeprochen robust und widerstandsfähig und wird nur äußerst selten von Krankheiten oder Schädlingen geplagt. Auch sonst ist er geradezu unkaputtbar und lässt sich nur mit zu viel Sonne, zu viel Dünger oder zu wenig Wasser umbringen. Selten kommt es zu unschönen Flecken auf den Blättern, die auf den bei uns nur sporadisch auftretenden Schlauchpilz Taphrina hiratsukae zurückzuführen sind.
Ökologie
- Die sexuelle Reproduktion des Straußenfarns läuft im Verborgenen ab; die fertigen Sporen werden mit Wind und Regen verbreitet und können insbesondere an den Ufern von Bächen und Flüssen vom Wasser davongeschwemmt werden.
Wissenswertes
- In Deutschland gilt der Deutsche Straußenfarn in einigen Bundesländern als gefährdet. Auch wenn das in Deinem Bundesland nicht der Fall ist solltest Du wild wachsende Exemplare trotzdem nicht anrühren; Du bekommst ihn auch gegen kleines Geld im Fachhandel und musst ihn nicht aus der Natur entnehmen.
- In unseren Breiten waren die „Bischofsstäbe“ oder fiddleheads, die jungen noch eingerollten Wedel als Nahrung nie besonders beliebt, aber in der asiatischen Küche stehen sie ebenso wie die fleischigen Rhizome seit jeher auf der Speisekarte. In Japan gelten kogomi als Delikatesse. Allerdings müssen sie gründlich gekocht werden, denn einige der Inhaltsstoffe sind extrem schwer verdaulich.
Apropos schwer verdaulich: Für Nutztiere gilt der Straußenfarn als giftig. Das gilt vor allem für Schafe, Ziegen oder Kühe; Hunde und Katzen werden selten so große Mengen davon fressen, dass es zu gesundheitlichen Problemen kommt.
- Eine alte Heilpflanze: In der Volksmedizin nutzt man den Straußenfarn als Mittel gegen Würmer, Fieber und Epilepsie.
- Die Inhaltsstoffe gelten als krampflösend, entzündungshemmend, antiseptisch und adstringierend.
- Als Zierpflanze hat der Straußenfarn den renommierten Award of Garden Merit der Royal Horticultural Society