Was ist Libanon-Zeder?
Die Libanon-Zeder ist ein immergrüner, 15-20 Meter, selten bis über 40 Meter hoher Baum aus der Familie der Kieferngewächse (Pinaceae), der aus Kleinasien und dem westlichen Asien stammt. Sein Hauptverbreitungsgebiet liegt neben dem namensgebenden Libanon auch in Syrien, Anatolien und im Kikilischen Taurus und Antitaurus-Gebirge bis ins Gebirge hinauf, wo sie oftmals zusammen mit Schwarzkiefer (Pinus nigra), Kalabrischer Kiefer (Pinus brutia) und Kikilischer Tanne (Abies cilicica) die obere Waldgrenze bildet; im Flachland findet man sie zusammen mit immergrünen Eichen.
Auffällig ist bei der Libanon-Zeder die in der Jugend breit pyramidenförmige Krone, die mit zunehmendem Alter unverkennbar breit tafelförmig abflacht. Die meist nur kurzen Stämme erreichen einen Durchmesser von 1-2,5 Meter, seltener über 3,5 Meter; nur in dichteren Beständen werden sie langschäftig. Bedeckt sind sie von einer dicken dunkelgrauen bis nahezu schwarzen längsrissigen Borke, die schuppenförmig abblättert. Ihre untersten Äste sind besonders groß und aufsteigend, darüber stehen sie waagrecht ab in deutlich erkennbaren Etagen.
Junge Langtriebe sind gerieft und mit dichten kurzen Haaren bedeckt, später verkahlen sie. Die Kurztriebe erreichen eine Länge von etwa zwei Zentimetern; sie bleiben bis über zehn Jahre erhalten und wachsen vereinzelt zu Langtrieben aus. Die breit eiförmigen Winterknospen sind von Knospenschuppen dicht bedeckt, deren äußerste zu langen Grannen verlängert erscheinen.
An Kurz- und Langtrieben stehen die stark zugespitzten dunkelgrünen bis graugrünen Nadelblätter, die bei einer Länge von 1-4 Zentimetern eine Breite von etwa einem Millimeter und einen abgeflachten, leicht drei- bis vierkantigen Querschnitt aufweisen. Bei den Langtrieben sind sie entfernt schraubenförmig angeordnet, bei den Kurztrieben bilden sie dichte Rosetten von 10-35 Exemplaren, in denen sie nur durch ihre Schuppenblätter voneinander getrennt werden. Sie bleiben 2-5 Jahre an den Bäumen, bevor sie abfallen.
Die Libanon-Zeder ist einhäusig und bildet männliche wie weibliche Zapfen auf den gleichen Bäumen. Sie erscheinen im Oktober an 4-5 Jahre alten Kurztrieben und stehen aufrecht. Die männlichen Exemplare sind 3-5 Zentimeter lang, zylindrisch geformt und durch den reichlich gebildeten Pollen hellgelb gefärbt. Vergleichsweise unscheinbar sind die nur einen Zentimeter langen, hellgrünen bis roten weiblichen Blütenstände, aus denen die aufrechten Zapfen hervorgehen.
Die Zapfen der Libanon-Zeder sind anfangs grün, in der Reife braun, eiförmig bis breit fassförmig und in der Mitte am dicksten, mit einer Länge von 8-12 Zentimetern und einer Breite von 3-6 Zentimetern. An der Spitze sind sie abgeflacht oder leicht eingedellt; sie enthalten nur wenig Harz. Reif werden sie erst im zweiten und dritten Jahr; dann fallen die 3-4 Zentimeter langen und 3-3,5 Zentimeter breiten dünnen und ledrigen Zapfenschuppen von oben nach unten nach und nach ab, bis nur noch die Spindel stehenbleibt. Dabei entlassen sie die 1,2-2 Zentimeter langen, mit einem zwei Zentimeter langen und 1,5 Zentimeter breiten Flügen versehenen Samen, die vom Wind weit fortgetrieben werden. Die Samenreife erfolgt im August und Oktober.
Libanon-Zeder im Garten
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Standort
Die aus der östlichen Mittelmeerregion stammende Libanon-Zeder wächst wild bevorzugt auf einem tiefgründigen und gut durchlässigen, basischen und kalkhaltigen bis schwach sauren und mäßig fruchtbaren Sand- oder Lehmboden. Sie benötigt viel Licht und Wärme und steht bevorzugt in der prallen Sonne. Winterhart ist sie in Deutschland nur in den wärmsten Regionen wie den klassischen Weinbaugebieten.
Schnitt
Die Libanon-Zeder zu schneiden ist eigentlich nicht erforderlich, sie entwickelt sich ganz von selbst zu einem prächtigen Baum. Was nicht heißt, dass Du nicht alte und abgestorbene Äste jederzeit entfernen kannst.
Vermehrung
In der Regel wirst Du eine junge Libanon-Zeder kaufen statt sie aus Samen zu ziehen – letzteres wird garantiert zum Generationenprojekt: Die Bäume blühen erst nach 30 Jahren, Zapfen werden erst nach rund 40 Jahren gebildet. Wer es trotzdem versuchen möchte: Die Samen sollte man im Frühjahr erst einmal drei Wochen feucht der Kälte im Garten aussetzen und sie bei Außentemperaturen knapp über dem Gefrierpunkt aussäen. Achtung: Sie verpilzen schnell, daher sollte man sie nicht allzu viel gießen. Anfangs wachsen die Bäumchen 3-5 Zentimeter pro Jahr und werden dann deutlich schneller, bis sie mit dem 70. Lebensjahr kaum noch an Höhe zulegen.
Verwendung
Mit ihrer Tendenz zu riesenhaftem Wuchs ist die Libanon-Zeder nur für große Gärten geeignet. Dementsprechend findet man sie vor allem in großen Parks und Landschaftsgärten, allerdings nur in den wärmsten Regionen Deutschlands, denn allzu strenge Winter verträgt die Schönheit vom östlichen Mittelmeer nicht. Wichtig ist vor allem viel Platz drumherum, denn als einzelnstehender Solitär mit reichlich Abstand zu den Pflanzen in der Umgebung entwickelt sie sich am prächtigsten. Das raue Stadtklima mit seinen Rauchgasen verträgt sie recht gut.
Schädlinge
Alte Exemplare der Libanon-Zeder sind extrem anfällig für Pilze wie Botrytis cinerea und Hallimasch (Armillaria mellea), zumal sie in unseren Breiten keinen optimalen Standort vorfinden. Die meisten Schädlinge der natürlichen Bestände kommen in unseren Breiten nicht vor, wie die Zederntriebmotte (Syndesmis cedricola), deren Raupen sich von jungen Blättern und Knospen ernähren.
Ökologie
Die Verbreitung der Pollen übernimmt bei der Libanon-Zeder der Wind, der auch für das Verteilen der geflügelten Samen verantwortlich zeichnet. An ihren natürlichen Standorten ist sie recht gut gegen Waldbrände gefeit – dafür sorgt vor allem die dicke Rinde und die schwer verrottenden Nadeln, die am Boden eine dicke und nur schwelend brennende Schicht bilden.
Der bereits in der Antike begonnene Raubbau hat die Zedernwälder in Libanon und auf Zypern seit jeher stark mitgenommen. Heute sind die Bestände geschützt, und mit einem Wiederaufforstungsprogramm versucht man die Art wieder weiter im Libanon zu verbreiten. Streng genommen hat man damit bereits in der Antike begonnen – der römische Kaiser Hadrian ließ Anfang des 2. Jahrhunderts einen Wald anlegen und mit Grenzsteinen markieren, dass man die Bäume gefälligst in Ruhe zu lassen habe. Nicht ganz uneigennützig, denn während der römischen Besatzung hatte der Kaiser ein Monopol auf die Libanon-Zedern als Bauholz für die Marine. Schon im 6. Jahrhundert zur Regierungszeit von Kaiser Justinian beschwerte man sich über das Verschwinden der wirtschaftlich bedeutsamen Zedernwälder.
Wissenswertes
Doppelgänger und Varianten
Morphologisch lässt sich die Libanon-Zeder kaum von der Atlas-Zeder (Cedrus atlantica) unterscheiden – Wuchsform der Bäume wie auch die Farbe und Größe der Nadeln sind nahezu identisch. Nur wächst diese im Atlasgebirge in Marokko und Algerien, also räumlich weit getrennt von Cedrus libani. Bei dieser selbst unterscheidet man bisweilen zwischen der eigentlichen Libanon-Zeder Cedrus libani var. libani und der Taurus-Zeder Cedrus libani var. stenocoma, die bisweilen auch als eigenständige Art aufgefasst wird.
Woher kommt der Name Zeder?
Cedrus ist der alte lateinische Name der Zeder, von dem sich auch die deutsche Bezeichnung ableitet. Das Art-Epitheton mit dem Bezug zum Libanon-Gebirge hat der französische Botaniker Achille Richard (1794-1852) dem Baum in der Erstbeschreibung gegeben. Der bemerkenswerte Baum erhielt 2017 den Award of Garden Merit der britischen Royal Horticultural Society.
Exportschlager Zedernholz seit der Antike
Rund ums Mittelmeer war die Libanon-Zeder bereits in der Antike wegen ihrer großen und dicken Stämme als Bauholz beliebt. Bereits die älteste überlieferte Heldengeschichte der Menschheit, das Gilgamesch-Epos, berichtet im dritten Jahrtausend v. Chr. davon. Demnacht tötete der sumerische König Gilgamesch mit seinem Freund Enkidu den Wächter Humbaba des heiligen Waldes und fällten die der Göttin Inanna geweihten Zedern.
Über Jahrhunderte hinweg war die Libanon-Zeder einer der größten Exportschlager des Libanons, das bereits die Phönizier im Mittelmeerraum vertrieben, und heute ziert ein typisch breitkroniges Exemplar die libanesische Flagge. Dementsprechend wurden die Bestände der besonders großen Bäume zu allen Zeiten geplündert, und heutzutage findet man nur noch selten mit über 40 Metern besonders große Libanon-Zedern, die ein Alter von über 1.000 Jahren erreichen können.
Zedernholz, Zedernöl und Zedernharz
Das fein gemaserte Holz der Zeder weist einen gelblichen bis rotbraunen Kern und einen deutlich helleren, hellgelben bis hellroten Splint. Begehrt ist das Zedernholz nicht nur wegen seiner Härte und Dauerhaftigkeit, vor allem das frische Kernholz duftet sehr angenehm und hält damit Schadinsekten fern – daher stellt man daraus gerne Kleiderbügel oder Zigarrenkisten her. Schon die alten Ägypter verwendeten das Holz der Libanon-Zeder in ihren Tempeln und zum Schiffsbau, genau wie in Israel und Mesopotamien. Berühmt ist die biblische Beschreibung des ersten Tempels in Jerusalem, den König Salomon mit Zedern aus dem Libanon errichten ließ, und in Ägypten stellte man daraus Särge für Mumien her, bei deren Einbalsamierung das wohlriechende Harz zum Einsatz kam. Zedernharz und Zedernöl gewinnt man aus den Zapfen und dem Kernholz.
Libanon-Zeder in Deutschland
Ganz so groß und ganz so alt sind die wenigen Libanon-Zedern in deutschen Parks und Landschaftsgärten nicht. Den größten Teil davon findet man im Südwesten Deutschlands und im Rheinland, wo sie eine Höhe von gut 30 Metern erreichen. Damit sind sie Winzlinge zu den monströsen Bäumen, von denen die antiken Schriftsteller wie Plinius d. Ä. in ihrer Heimat berichten. Die größten deutschen Exemplare stehen im Schlosspark von Weinheim an der Bergstraße und im Schlosspark von Bad Homburg. Erstere Libanon-Zeder wurde 1710 gepflanzt und hat einen Stammdurchmesser von 1,5 Metern, die Bad Homburger stammt aus dem Jahr 1820 und weist einen Durchmesser von rund zwei Metern auf..