Was ist Indianerbanane?
Indianerbanane oder Dreilappige Papau, korrekt eigentlich Pawpaw (Asimina triloba) ist ein bis zu sechs Meter hoher Baum oder Strauch, der im Osten der USA und Süd-Kanadas beheimatet ist. Sie gehört zur Familie der Annonengewächse (Annonaceae) und ist in ihren Ursprungsgebieten vor allem im Unterholz des Waldes in der Nähe von Flüssen zu finden. An gestörten Standorten wie Kahlschlägen fühlt sie sich besonders wohl.
In unseren Breiten wächst die Indianerbanane fast ausschließlich als Strauch und erreicht bestenfalls eine Höhe von nur 2-4 Metern; für einen baumförmigen Wuchs braucht sie viele sonnenreiche Tage mit reichlich Wärme, die sie bei uns selbst in den warmen Weinbauregionen kaum vorfindet. Die Stämmchen werden 20-30 Zentimeter dick und haben eine hellgraue, bisweilen fleckige und mit grauen Flecken überzogene Rinde; bei den jungen Trieben ist diese noch braun und rötlich getönt. Die Winterknospen lassen sich in spitze und eng an die Zweige anliegende Blattknospen und runde braune Blütenknospen unterscheiden.
Bezeichnend sind die mittelgrünen, bis zu 30 Zentimeter langen verkehrt-lanzettlichen Blätter mit keilförmig verschmälertem Grund, die spiralig und wechselständig an den Enden der Zweige stehen und der Pflanze ein charakteristisches schuppiges Aussehen verleihen. Sie sind kurz und kräftig gestielt, mit einer kleinen Spitze am Ende und einem glatten und meist leicht umgebogenen Rand. Die Unterseite junger Blätter ist fast immer leicht rostfarben behaart, die Oberseite nur an den Blattadern; beim Zerreiben riechen sie ebenso wie die Rinde eher unangenehm und leicht nach grüner Paprika, und gegen Ende des Jahres nehmen sie eine rostgelbe Herbstfärbung an. Nebenblätter werden nicht gebildet.
Im Frühjahr erscheinen die becherförmigen gestielten Blüten einzeln oder in kleinen Gruppen kurz vor oder zusammen mit dem Laubaustrieb an den Enden der vorjährigen Triebe in den Blattachseln. Angelegt werden die Knospen bereits im Vorjahr. Die offenen zwittrigen Blüten weisen drei große blassgrüne und behaarte Kelchzipfel auf, die relativ früh abfallen. Hinzu kommen drei große und drei kleine Kronblätter, die insgesamt an einen Dreispitz erinnern; sie haben eine anfangs grüne, dann kastanienbraune und zuletzt braunviolette Färbung mit deutlicher dunklerer Äderung. In der Mitte stehen auf dem großen halbkugeligen Blütenboden zahlreiche kurze und dicht angeordnete Staubblätter und bis zu zehn freie oberständige Fruchtknoten mit kurzem gebogenen Griffel und einer kopfigen Narbe. Letztere verändert während der Blüte ihre Farbe von grün nach dunkelviolett. Die Blüten riechen unangenehm.
Die an Zwergbananen oder Mini-Papayas erinnernden länglich-eiförmigen bis -flaschenförmigen Fruchte werden bis zu 12 Zentimeter lang; die Sammelbeeren sind anfangs gelblich grün, mit zunehmender Reife verfärben sie sich gelbbraun bis braun. In dem weißlich-gelben Fruchtfleisch stecken 10-20 glänzend orangebraune bis schwarze Samen, die eine eiförmige bis elliptische Form haben und mit 15-25 Millimetern Bohnengröße erreichen. Mit schweren Früchten behangen biegen sich die Äste der Asimina nach unten.
Indianerbanane im Garten
Standort
Blühen und Früchte bilden will die Indianerbanane nur bei viel Sonne, sodass man sie bei uns vor allem wegen ihrer dekorativen Blätter pflanzt. Sie ist frosthart bis -25 °C und braucht eine humose feuchte, gut drainierte und nährstoffreiche Erde mit neutralem oder saurem pH-Wert. Man sollte sie in die Sonne, aber nicht zu heiß stellen. Staunässe mag sie überhaupt nicht, ungeachtet ihres natürlichen Standortes in der Nähe von Flussufern. Andererseits fallen im Sommer die Früchte bei zu trockenem Stand ab.
Schnitt
Der Schnitt erfolgt, sofern überhaupt notwendig, im zeitigen Frühjahr. Dabei solltest Du die schiefen und überkreuzenden Zweige entfernen, alte und abgestorbene lassen sich jederzeit beseitigen.
Vermehrung
Bisweilen bekommt man im Gartenfachhandel die Samen der Indianerbanane. Wenn Du Dein Glück versuchen willst, pflanze sie im Herbst ins Aussaatbeet oder setze sie erstmal in feuchten Sand. Sie brauchen drei Monate Kälte, damit sie zuverlässig keimen. Die stratifizierten Samen kannst Du dann im Frühjahr einsäen. Trotzdem ist das ein Geduldsspiel: Die Samenschale ist so dick, dass es bis zu 18 Monaten bis zur Keimung dauern kann. In der ersten Zeit brauchen die Jungpflanzen unbedingt etwas Kälteschutz. Kleiner Haken bei der Aussaat: Die Samen verlieren ihre Keimfähigkeit, wenn ihr Wassergehalt unter fünf Prozent sinkt, und nach drei Jahren keimen sie ohnehin kaum noch.
Hast Du bereits eine Asimia im Garten, kannst Du im Herbst Absenker machen oder im Winter Wurzelschnittlinge schneiden. Stecklinge wachsen erfahrungsgemäß nicht an. Sorten lassen sich nur mit Letzteren vermehren oder veredeln. In der freien Natur vermehrt sich die Indianerbanane vor allem durch ihre Schösslinge.
Verwendung
Die Indianerbanane macht sich am besten in Strauchrabatten oder am lichten Rand von Hecken und Gehölz. Sie fällt vor allem mit ihren ungewöhnlichen Blätter und sonderbaren Blüten auf – und wenn man in der Nähe steht durch deren Geruch.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten wird man bei der Indianerbanane so gut wie nie finden – sie ist nicht nur von Natur aus robust und unempfindlich, in unserer Region fehlen auch die Schädlinge, die ihr in ihrer Heimat zu schaffen machen. Dazu gehört beispielsweise der Nachtfalter Dolba hyloeus, ein Schwärmer, dessen Raupen sich von Asimina triloba und Amerikanischer Winterbeere (Ilex verticillata) ernähren.
Ökologie
Die sonderbare braune Farbe ist für Bienen vermutlich ebenso wenig attraktiv wie für uns Menschen. Dagegen fühlen sich Schmeißfliegen und Aaskäfer davon magisch angezogen, zumal sie herrlich nach verwesendem Fleisch duften. In den USA lockt man in den Plantagen die Bestäuber eigens an, indem man Fischbrühe versprüht oder Hühnerhälse aufhängt.
Zu einer erfolgreichen Bestäubung kommt es allerdings mit den bei uns heimischen Fliegenarten nicht. Wer Indianerbananen ernten möchte ist daher in unseren Breiten auf eine künstliche Bestäubung angewiesen. Dann kann man bereits nach sieben bis acht Jahren die ersten Früchte ernten. In den USA liefert eine Indianerbanane ab dem 10. Lebensjahr bis zu 15 Kilo. Allerdings sind die meisten Bäume nicht selbstkompatibel und brauchen einen genetisch unterschiedlichen Nachbarn für den Fruchtansatz.
Die Früchte werden von Säugern und Vögeln verzehrt, die auch für die Verbreitung der Samen sorgen: Eichhörnchen, Waschbären, Graufüchse, Opossums und Schwarzbären. Bei uns kommen diese Amerikaner bestenfalls im Zoo vor, und als invasiver Neophyt wird die Indianerbanane hier kaum eine Chance haben. Die Samen sind ebenso wie der Rest der Pflanze mit Ausnahme des Fruchtfleisches giftig. Ein nordamerikanischer Schmetterling, der zebraartig schwarz-weiße und lang geschwänzte Ritterfalter Protographium marcellus macht sich damit bereits als Raupe gezielt giftig für Fressfeinde; ihm selbst machen die Inhaltsstoffe nichts aus.
Ähnliches gilt offenbar auch für Kaninchen, Ziegen und Rehe, die zumindest in den USA die Blätter der Asimina triloba fressen. Interessanterweise wachsen sie dort am besten, wo viele Hirsche vorkommen. Diese fressen zwar nicht die Blätter oder Rinde der Indianerbanane, aber die von konkurrierenden Gewächsen.
Wissenswertes
Die dicksten Dinger der USA
Die Gattung Asimina umfasst acht kleine Bäume oder große Sträucher und kommt vor allem im Süden des östlichen Nordamerikas vor. Asimina triloba ist die Art, die es am weitesten in den Norden geschafft hat und die einzige, die in nennenswertem Ausmaß in europäischen Gärten wächst.
In einigen Ländern wird sie nicht nur wegen ihres wegen der unverwechselbaren Blätter und ungewöhnlichen Blüten als Zierpflanze, sondern auch wegen ihrer essbaren Früchte angebaut – daher auch der Name Indianerbanane. Sie laufen daheim unter der Bezeichnung pawpaw, von der sich auch der Name Papau ableitet. In Nordamerika sind die Früchte der Indianerbanane die größten der einheimischen Flora.
Pawpaw und die liebe Verwandtschaft
Bekannter sind die ihrer näheren Verwandtschaft: Auch die Cherimoya (Annona cherimolia) aus Ecuador und Peru liefert exotische Früchte, die man bei bisweilen im Supermarktregal findet. Bei der Indianerbanane ist das zumindest bisher nicht der Fall.
Die Namensähnlichkeit Pawpaw/Papau erinnert nicht von ungefähr an einen weiteren Exoten, die Papaya (Carica papaya): Tatsächlich leitet sich Papau davon ab, wegen der Ähnlichkeit der Früchte und der bei beiden auffallend großen Blätter. In den USA findet sich pawpaw in vielen Ortsbezeichnungen, etwa dem Paw Paw River oder dem Paw Paw Lake in Michigan, an deren Ufern die Bäume reichlich wachsen, den Ortschaften Paw Paw in Illinois, Missouri und Kentucky und etliche andere.
Woher der Name kommt
Auch wenn die Indianerbanane bei uns relativ wenig bekannt ist, wurde Asimina triloba bereits 1753 von Carl von Linné in seinem Buch Species plantarum beschrieben. Asimina leitet sich von der indianischen Bezeichnung assimin ab. Der Artname triloba, dreilappig bezieht sich auf die dreizähligen Blüten.