Lust auf einen Garten, der nicht nur gut aussieht, sondern auch ökologisch richtig was drauf hat? Wir kennen das Problem: Die Infos prasseln von allen Seiten auf einen ein, und am Ende traut man sich kaum, die erste Pflanze zu setzen – könnte ja falsch sein! Deshalb haben wir uns schlau gemacht und ein paar echte Naturgartenprofis gelöchert, die genau wissen, wie man’s einfach und effektiv angeht.
Ihre Tipps zeigen dir, wie du deinen Garten ohne großen Stress zum Öko-Hotspot machst – also, ab in die Handschuhe und ran an die Beete!
Tipps von Markus Burkhard
Naturgärtner & Youtuber
Rasenflächen – Weniger Mähen, Mehr Vielfalt
- Große Rasenflächen sind oft ungenutzt und pflegeintensiv. Sie sind steriler Lebensraum und verschwenden das Potenzial, natürliche Ressourcen zu fördern
- Erster Schritt: Weniger oft mähen. Flächen, die nicht regelmäßig genutzt werden, aus dem Mähplan nehmen und wachsen lassen
- Effekt: Mehr Blütenpflanzen wie Gänseblümchen und Günsel, ohne dass der Rasen weniger benutzbar wird
- Insekten wie Schmetterlinge und Käfer profitieren stark von weniger gemähten Wiesen
- Außerdem wirkt der Garten durch seltener gemähte Flächen optisch größer und tiefer
- Fällt die Blütenvielfalt aus, kann man mit einer Initialpflanzung nachhelfen
Pflanzenauswahl – Heimische Arten Bevorzugen
- Heimische Pflanzen, vor allem Wildpflanzen, unterstützen die Insektenwelt hervorragend
- Es muss nicht dogmatisch sein, aber wenn etwa 2/3 der Pflanzen im Garten heimisch sind, hat das einen sehr positiven Effekt
- Statt exotischer Bodendecker oder fremder Arten sollten mehr lokale Pflanzen gesetzt werden
- Der Wandel hin zu mehr heimischen Pflanzen in Gärten ist wichtig, allerdings sollte der Fokus nicht zu stark sein. Durch den Klimawandel ist es auch sinnvoll, Pflanzen aus wärmeren Regionen zuzulassen
Obst und Wildobst Pflanzen
- Obstbäume wie Apfel, Birne und Beerensträucher (Himbeere, Brombeere, Stachelbeere) sind hervorragende Nahrungsquellen für Insekten und Vögel
- Wildobst wie Kornelkirsche, Berberitze oder heimische Felsenbirne locken viele Wildbienen, Schmetterlinge und Käfer an
- Viele Anfänger neigen dazu, exotische Gehölze zu wählen, die aus Amerika oder China stammen, aber einheimische Obstbäume wie der Apfelbaum sind ebenfalls wunderschön und nachhaltig
Tipps von Birgit Helbig
Beratung, Planung & Baubetreuung für naturnahes Grün
Säule 1: Pflanzenauswahl
- Heimische Wildpflanzen sind zu bevorzugen, da sie besser angepasst sind als Zuchtformen
- Es dürfen auch nicht-heimische Pflanzen integriert werden, jedoch sollten sie nicht in der Überzahl sein
- Vielfalt ist wichtig: Standortangepasste Mischung statt Monokultur
Säule 2: Strukturen schaffen
- Strukturen aus Steinen und Totholz einbauen, um Lebensräume zu schaffen
- Solitärhecken und Bäume einfügen, angepasst an die Standortbedingungen (z. B. keine Magerbeete im Waldstandort)
Säule 3: Pflege
- Gartenpflege abschnittsweise durchführen, nicht alles auf einmal mähen oder räumen
- Fehler sind okay, es ist wichtig, einfach anzufangen und daraus zu lernen
- Raseninseln stehen lassen und hochwachsen lassen
- Vor bestehender Hecke Wildsträucher pflanzen, um weitere Strukturen zu schaffen
- Klein anfangen: Ein erstes Beet im Rasen anlegen oder ein Staudenbeet am Haus starten und langsam erweitern
Zum Inselbeet im Rasen:
- Mindestens 2x2 Meter groß, Grasnarbe abtragen und zu einem Beet umwandeln
- Zum Abmagern oder um die Bodenqualität zu verbessern, kann Splitt oder Kies eingesetzt werden, wenn vor Ort verfügbar
- Zehn Pflanzenarten wählen, je drei Exemplare – ein häufiger Fehler ist es, standortfremde oder invasive Arten auszuwählen (z. B. Wasserpest)
- Alternativ kann Saatgut genutzt werden, allerdings dauert es länger bis zur vollständigen Entwicklung. (Ca. 2 Jahre) Aber dadurch entstehen tolle Beobachtungsmöglichkeiten. Geeignet ist bspw. die Mischung Schmetterlings- und Wildbienen-Saum von Rieger-Hofmann.
- Optische Elemente hinzufügen, wie Baumstümpfe oder Wurzeln, sowie Steine und Totholz zur Beeteinfassung (sonst drückt das Gras wieder rein)
Pflegehinweis zum Inselbeet: Beikräuter wie z.B. Berufkraut müssen regelmäßig entfernt werden
Birgits Profi-Tipp: Sich über Fachliteratur (z. B. aus dem Pala-Verlag) informieren oder für eine gezielte Beratung einen Profi engagieren.
Tipps von Berthold Daubner
ReNature Garten-Design
- Totholz bringt sofort ökologischen Mehrwert und ist ein guter Einstieg in einen naturnahen Garten. Dickere Äste (mindestens 5 cm, besser 10 cm) in Beete integrieren, minimal in den Boden drücken
- Wurzelstöcke leicht eingraben, um Stabilität zu schaffen
- Sträucher ersetzen, z. B. Rhododendron gegen Liguster oder Berberitze austauschen, die pflegeleichter und ökologisch wertvoller sind
- Eine klare Planung ist entscheidend: Wege, Säume, Wiesen und Sitzplätze sollten im Vorfeld eingeplant werden, um ein stimmiges Gesamtbild zu erhalten
- Fundierte Pflanzenwahl und gute Information sind der Schlüssel – sei es durch Internet, Gartenplaner oder Fachbücher - tolle Bücher zu dem Thema findet ihr auch unter https://www.naturadb.de/literatur/
Tipps von Daniel Jakumeit
Autor & Naturgartenberater
- Inspiration sammeln, etwa durch Foren, Fachliteratur, Gartenführungen oder das Internet, wobei auf fachliche Qualität zu achten ist
- Zuerst entscheiden, welche Art von Lebensraum gefördert werden soll – z. B. ein Staudenbeet für Schmetterlinge und Bienen oder einen Teich für Libellen und Amphibien
- Unbedingt auf die regionalen Gegebenheiten der Pflanzen achten – je nach Standort gibt es unterschiedliche Tiere und Pflanzen, die zusammenpassen
- Mit einem klaren Projekt starten und das Drumherum darauf aufbauen und nach und nach erweitern
Diese Expertenmeinungen zeigen, dass die Gestaltung eines ökologischen Gartens ein individueller und langfristiger Prozess ist, bei dem man sowohl praktische als auch kreative Schritte gehen kann.