Was ist Weihnachtsstern?
Weihnachtsstern, Adventsstern oder Poinsettie (Euphorbia pulcherrima) kennen wir fast ausschließlich als kleine Dekopflanze, die in der Adventszeit in Massen als Wegwerfware in den Handel gelangt. Dabei bildet der Vertreter aus der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae) in seiner mittelamerikanischen Heimat aufrechte und ausladende, teils laubabwerfende Büsche oder Bäume mit wenigen Ästen, die eine Wuchshöhe von 2-4 Metern und eine Breite von 1-2,5 Metern erreichen.
Bei jungen Pflanzen sind die Wurzeln verdickt; sie enthalten wie alle anderen Pflanzenteile den für die Wolfmilchgewächse typischen weißen Milchsaft. Die Triebe sind dunkelgrün bis braun mit einer glatten Rinde und wechselständig stehenden Blättern, die sich an den Enden dichter häufen. Sie haben einen deutlichen Blattstiel und eine einfache, 6-25 Zentimeter lange und bis zu 10 Zentimeter breite mattgrüne Blattspreite mit wenigen Härchen. Sie sind elliptisch bis verkehrt-eiförmig, mit keilförmig verschmälertem Grund und meist mehreren angedeuteten, gespitzten Lappen. Der Rand ist glatt oder fein gezähnt, die Oberseite dunkler als die Unterseite, an der die Blattnerven deutlich hervortreten.
Bei den leuchtend roten Gebilden, für die der Weihnachtsstern bekannt ist, handelt es sich nicht um Blüten, sondern um Hochblätter. Diese roten, seltener rosafarbenen oder weißen Brakteen sollen Bestäuber (und Käufer) anlocken, denn die eigentlichen Blüten sind äußerst unscheinbar. Sie sitzen endständig in der Mitte des Schauapparates und sind grünlich-gelb; sie bilden kleine verzweigte Blütenstände, die man bei den Wolfsmilchgewächsen als Cyathien bezeichnet. Die einzelnen eingeschlechtlichen, radiärsymmatrischen Blüten in einem Cyathium weisen keine Hüllblätter auf, sondern sind auf drei Fruchtblätter oder ein einzelnes Staubblatt reduziert. Außen stehen ein oder zwei lippenförmige Nektardrüsen. Als Früchte bilden die weiblichen Blüten Kapselfrüchte, die mit drei Klappen aufspringen und die Samen verstreuen.
Weihnachtsstern im Garten

Quelle: heru pujianto/shutterstock.com
Standort
Der Weihnachtsstern verträgt keine niedrigen Temperaturen und stirbt bei Frost sicher ab. Als Zimmerpflanze und unter Glas zieht man ihn am besten in einer lehmhaltigen, gut durchlässigen Erde. Er braucht viel Licht, verträgt aber keine pralle Sonne wie auch keine Staunässe. Zudem sollte man auf gute Belüftung achten – ansonsten leidet er schnell an Spinnmilben und Pilzkrankheiten. Im Sommer hält man ihn eher trocken.
Schnitt
Ein Schneiden ist bei den uns üblichen kleinen Exemplaren nur erforderlich, wenn man sie zurechtstutzen oder Stecklinge abnehmen möchte.
Vermehrung
Eine Anzucht aus Samen ist prinzipiell möglich, aber in der Regel greift man lieber auf die zur Weihnachtszeit allenthalben erhältlichen vorgezogenen Exemplare zurück. Nach der Blüte kann man von den noch nicht vollständig verholzten Trieben auch Stecklinge nehmen; man muss allerdings beachten, dass sie stark bluten. Daher sollte man sie ein paar Tage antrocknen lassen, vorzugsweise mit Holzkohle eingepudert, bevor man sie in die Erde oder in ein Behältnis mit Wasser steckt.
Verwendung
Bei uns kommt der Weihnachtsstern fast ausschließlich als Zimmerpflanze zum Einsatz. Im Gewächshaus oder Wintergarten ist ihm zuweilen ein wesentlich längeres Leben vergönnt als den meisten Exemplaren, die bei den meisten Leuten nach Weihnachten auf dem Müll landen. Dabei sind Weiterkultur und weitere Blüten kein Hexenwerk.
Schädlinge
Vor allem bei trockener Luft und wenig Zirkulation lassen Spinnmilben und Weiße Fliege nicht lange auf sich warten. Bei feuchtem Stand treten Schorf, Mehltau und Grauschimmel auf, in Dauerkultur können sich Woll- und Schmierläuse ansiedeln. Im Gartenfachhandel äußerst beliebt ist eine ungewöhnliche Erkrankung, eine Infektion mit Phytoplasma. Die den tierischen Mycoplasmen ähnlichen intrazellulären Parasiten halten die Triebe kurz und sorgen für zusätzliche Achsknospen und damit auch Blüten. Vermutlich die einzige Infektionskrankheit, die man in der Pflanzenzucht gezielt eingesetzt.
Ökologie

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Welche Tiere den Weihnachtsstern in seiner natürlichen Umgebung bestäuben ist nicht vollständig geklärt. Vermutlich handelt es sich dabei vor allem um Wespen.
Wissenswertes
Beheimatet ist der Weihnachtsstern entlang der Pazifikküste Mittelamerikas von Mexiko bis ins südliche Guatemala. Die heute im Gartenfachhandel erhältlichen Zuchtsorten unterscheiden sich deutlich von der Wildform, die zumeist kleinere Hochblätter ausbildet und wesentlich größer wird. Sie weist zudem nur einen einzelnen, unverzweigten Stamm mit sporadisch stehenden Laubblättern auf.
Die im Gartenfachhandel erhältlichen Sorten haben unterschiedlich geformte Blätter und Hochblätter und zeichnen sich durch verschieden gefärbte Hochblätter oder Cyathien und ihren Verzweigungsgrad aus. Den in englischsprachigen Ländern üblichen Namen Poinsettie hat die Pflanze Joel R. Poinsett zu verdanken, dem ersten US-amerikanischen Minister in Mexiko, der die ersten Exemplare in den 1820er Jahren in die USA brachte.
Die Azteken verwendeten den Weihnachtsstern zur Gewinnung eines roten Farbstoffes und nutzten das Kraut als Mittel gegen Fieber. Wie alle Euphorbiengewächse ist auch der Weihnachtsstern schwach giftig. Bei Hund und Katze kann es zu Erbrechen mit Durchfällen kommen. Für den Menschen ist eher der weiße Milchsaft gefährlich, der eine Dermatitis verursacht und zu Schwellungen mit Juckreiz und Rötungen führt.
Zu den „normalen“ Farben der Hochblätter gehören rot, rosa, lachsfarben und cremeweiße bis reinweiße Albinos. Bei blauer Farbe hat der Gärtner mit blauer Tinte im Gießwasser nachgeholfen, denn diese Farbe tritt bei Wolfsmilchgewächsen nicht auf. Geschmacklich lässt sich darüber ebenso trefflich streiten wie über Glitzer und künstlichen Schnee auf den Blättern. Immerhin – in den USA sind über 100 Kultivare der Poinsettie zum Patent angemeldet.