Trockenmauer
B. Helbig

Naturmodul: Trockenmauer

Eine Trockenmauer ist eine Mauer aus Natur- oder Bruchsteinen, die ohne Mörtel aufgeschichtet wird. Zwischen den Steinen entstehen Hohlräume und Fugen, die Pflanzen und Tieren wertvolle Lebensräume bieten.

Lebensraum Trockenmauer – Vielfalt in Stein gefasst

Ob in der prallen Sonne, im Halbschatten oder an einem schattigen Hang – eine Trockenmauer aus Naturstein ist weit mehr als ein Gestaltungselement. Sie schafft Struktur im Garten, bietet wertvolle Rückzugsorte für Tiere und wird – richtig gebaut – zu einem eigenständigen Biotop mit eigenem Mikroklima.
Je nach Ausrichtung entstehen dabei ganz unterschiedliche Lebensräume: von der warmen Sonnenmauer für Eidechsen und Wildbienen bis zur moosig-kühlen Schattenmauer für Spinnen, Farne und Amphibien.

Sonnige Trockenmauer – Wärme, Wildnis, Vielfalt

An einem vollsonnigen Standort wird die Trockenmauer zur Wärmeinsel:

  • Tiere: Eidechsen, Wildbienen, Laufkäfer, Spinnen und Schmetterlinge
  • Pflanzen: Sand-Thymian, Berg-Steinkraut
  • Besonderheit: Die Steine speichern tagsüber Wärme und geben sie nachts ab – perfekt für wechselwarme Tiere

Halbschattige Trockenmauer – Übergangszone für viele Arten

Im Halbschatten, z.B. an Nordost-Hängen oder hinter Gehölzen, entsteht ein feuchteres, kühleres Mikroklima:

  • Tiere: Amphibien wie Erdkröte oder Molch, Schnecken, Asseln, Schwebfliegen
  • Pflanzen: Felsen-Fetthenne, Gelber Lerchensporn
  • Besonderheit: Vielfältiger Lebensraum für lichttolerante Arten, die keine extreme Trockenheit vertragen

Schattige Trockenmauer – Rückzugsort für Schattenliebhaber

An schattigen Standorten, etwa an Gebäuden oder im Waldgarten, bietet die Mauer kühle und feuchte Nischen:

  • Tiere: Spinnen, Springschwänze, Molche, Blindschleichen
  • Pflanzen: Farne, Moosarten
  • Besonderheit: Ideal für Tiere, die direkte Sonne meiden – und wichtige Rückzugsorte für Arten, die es lieber kühl und ruhig haben

Die Trockenmauer – Lebensraum mit Struktur

Folgender Beitrag stammt aus der Broschüre "Lebensraum Garten" von Daniel Jakumeit

Minitipp Trockenmauer
Quelle: Daniel Jakumeit

Minitipp Trockenmauer

Natursteinmauern sind mehr als nur dekorative Gartenelemente: Sie strukturieren den Garten, stützen Hänge (D), dienen als Begrenzung – und bieten einen wichtigen Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen.
Richtig gebaut, entsteht in und auf der Mauer ein eigenes kleines Mikroklima, das je nach Ausrichtung unterschiedliche Arten anzieht. Damit aus deiner Mauer ein echter Naturraum wird, gilt Folgendes zu beachten:

So wird deine Mauer zum Lebensraum:

Verwende möglichst Natursteine aus der Region. Importiertes Ziergestein ist oft teuer, ökologisch fragwürdig – und völlig unnötig
Wichtig: Die Mauer ohne Mörtel aufschichten! Nur offene Fugen bieten wertvolle Rückzugsorte für Tiere wie Eidechsen, Spinnen oder Laufkäfer (B)
Ein stabiles Fundament (A) ist unerlässlich – denn nur auf festem Untergrund bleibt die Mauer langfristig tragfähig und erfüllt ihre Funktion als Stütze (C)

Bau-Tipp:

  • Verwende Steine in unterschiedlichen Größen und schichte sie verzahnt, also möglichst ineinander greifend
  • Größere Steine gehören nach unten und in die Ecken – für mehr Stabilität und eine harmonische Optik
  • Senkrechte Fugen über zwei Schichten hinweg solltest du vermeiden – sie schwächen den Halt
  • Beim Bau ist Geduld gefragt: Eine gut gesetzte Trockenmauer darf ruhig etwas Zeit in Anspruch nehmen!

Pflanzen für die Mauer und ihre Umgebung:

  • Bepflanze die Fugen schon beim Bau – wichtig ist, dass die Pflanzen mit ihrem Wurzelballen guten Erdanschluss haben
  • Für die Mauerkrone eignen sich z.B. Dost, Steinkraut (F) oder Hauswurzarten
  • Vor der Mauer passen niedrig wachsende Pflanzen wie Thymian oder Sternmoos wunderbar
  • In schattigen Bereichen fühlen sich heimische Farne wohl, an sonnigen Plätzen Gräserarten
  • Mit der Zeit siedeln sich oft ganz von selbst standorttypische Pflanzen an (D) – ein schöner Nebeneffekt!

Und die Pflege?

Wenig! Trockenmauern sind pflegeleicht. Einmal im Jahr lohnt sich ein kurzer Check: Haben sich Steine gelockert? Dann lassen sie sich mit gezielten Gummihammerschlägen meist problemlos wieder in Position bringen.

Lust auf noch mehr Tipps für Lebensräume im Garten?
Wertvollen Minitipps wie diesen gibt es auch in einer dreiteiligen, gedruckten Broschüre mit insgesamt 60 Praxisprojekten unter: www.baudirnatur.de.

Fragen aus der Community zum Trockenmauerbau:

Vor einiger Zeit haben wir im Newsletter gefragt, welche Fragen ihr zum Thema Trockenmauer habt – und es sind viele spannende Rückmeldungen eingegangen!
An dieser Stelle haben wir die Fragen von Naturgartenexperte Daniel Jakumeit beantworten lassen:

Klicke auf die entsprechende Frage für weitere Infos!

Einfaches Fundament – wie geht das?

Ich suche eine einfache, naturnahe Möglichkeit, das Fundament für eine Trockenmauer anzulegen. Was ist zu beachten?

Antwort Daniel:
Egal, wie hoch die Mauer werden soll – ein solides Fundament ist unverzichtbar. Entscheidend ist dabei vor allem, welcher Boden vor Ort vorhanden ist. Wichtig ist in jedem Fall: die oberste, humose Bodenschicht muss entfernt werden – mindestens 25cm tief. Die entstandene Vertiefung kann anschließend mit Split, Kiessand (z.B. 0/32-Körnung) oder Schotter aufgefüllt und gut verdichtet werden. Für hohe und tragende Mauern – insbesondere bei stützender Funktion – ist ein deutlich massiveres Fundament erforderlich. Hier kann man durchaus auch Upcycling-Materialien verwenden: In unserem Schaugarten haben wir z.B. Granitquader, die von einer alten Straße stammen, als Fundamentreste wiederverwertet. Je nach Mauerart und -höhe kann alternativ auch ein Betonstreifenfundament in Betracht gezogen werden.

Bestehende Beetabgrenzung mit Trockenmauer verkleiden – sinnvoll?

Ich überlege, eine vorhandene Beetabgrenzung mit einer Trockenmauer zu verkleiden und den Zwischenraum mit Erde und Sand zu füllen – als Lebensraum. Macht das Sinn, oder besser alles neu mit Naturstein aufbauen?

Antwort Daniel:
Das kommt darauf an, um welche Art von Beetabgrenzung es sich handelt. Grundsätzlich ist eine Mauer aus Natursteinen immer besonders wertvoll – vorausgesetzt, sie wird fachgerecht und idealerweise ohne Mörtel errichtet. Vor allem die Hohlräume und offenen Fugen bieten wichtigen Lebensraum für Insekten und andere Kleintiere. Darauf sollte man unbedingt achten.

Bepflanzung von Trockenmauern – was geht da?

Bauanleitungen gibt’s viele, aber wie bepflanzt man die Mauern sinnvoll – und welche Arten fühlen sich dort wohl?

Antwort Daniel:
Für die Bepflanzung einer Mauer gibt es eine große Auswahl geeigneter Pflanzen – sei es auf der Mauerkrone (besonders bei Stützmauern), an der Basis oder direkt in den Fugen. Für die Fugen eignen sich Arten wie Mauerpfeffer (Sedum acre, Sedum album), Thymian (Thymus serpyllum, T. praecox), Hauswurz (Sempervivum spp.) oder verschiedene Steinbrecharten (Saxifraga). Diese Pflanzen am besten schon beim Bau der Mauer mit einbringen und auf einen guten Erdanschluss achten. Die Bepflanzung der Mauerkronen richtet sich in der Regel nach dem Boden, der dahinter anliegt. Auch hier sollten eher trockenresistente Arten verwendet werden. Für den Mauerfuß bzw. die Basis eignen sich zusätzlich Pflanzen wie Farne oder bestimmte Gräser. Eine allgemeingültige Empfehlung ist schwierig, da sich Klima- und Bodenverhältnisse je nach Lage und Region stark unterscheiden können.

Trockenmauer auf vorhandener Mauer – möglich?

Wir haben bereits eine gemauerte Mauer (ca. 40cm). Kann ich darauf eine Trockenmauer „aufsetzen“, ohne dass es instabil oder gefährlich wird?

Antwort Daniel:
Das hängt davon ab, wie grundlegend stabil die untere Mauer ist und ob sie das zusätzliche Gewicht einer neuen Mauer überhaupt tragen kann. Eine ideale Konstruktion ist das in der Regel nicht, da das gesamte Bauwerk am Ende nicht organisch miteinander verbunden werden kann. Gegebenenfalls sollte geprüft werden, ob es sinnvoller ist, die alte Mauer abzubauen und von Grund auf neu zu errichten. Wie bereits erwähnt, können Mauern durchaus recht hoch gebaut werden – vorausgesetzt, sie haben eine ausreichende Dicke und eine stabilisierende Neigung (Abschrägung). Wichtig: Unbedingt auf die Stabilität achten, um ein Kippen oder Umstürzen der Mauer zu verhindern!

Trockenmauer aus Bauschutt – geht das?

Wir haben aus altem Bauschutt eine kleine Mauer um unseren Sitzplatz gebaut – mit Natursteinen abgedeckt sieht das echt schön aus. Vielleicht ist das ja auch für andere eine Idee?

Antwort Daniel:
Ja, durchaus! Upcycling ist eine wunderbare Möglichkeit, alte Baumaterialien wiederzuverwenden – und damit ein aktiver Beitrag zur Ressourcenschonung und zur Reduzierung von Deponieabfällen. Wichtig ist dabei, keine Baustoffe zu verwenden, die eindeutig als Sondermüll gelten. Auch wenn man sich nicht sicher ist, um welches Material es sich handelt, sollte von einer Verwendung abgesehen werden. Besonders dekorativ wirken Mauern aus alten Ziegelsteinen oder gebrauchten Dachpfannen („Minitipp: Dachziegelmauer“). Auch verwitterte, raue Beton-Trittplatten eignen sich gut – vor allem, wenn sie bereits eine gewisse Patina haben.

Trockenmauer auf der Dachterrasse – wie umsetzbar?

Ich würde gern eine kleine Trockenmauer auf meiner Dachterrasse bauen – als Insektenhotel und vielleicht sogar als Windschutz. Aber geht das ohne Fundament und mit wenig Erde?

Antwort Daniel:
Ein grundsätzliches Ja – es kommt jedoch darauf an, wie hoch die Mauer werden soll und ob sich auf dem eher glatten Terrassenboden überhaupt ausreichend Stabilität gewährleisten lässt. Eine mögliche Idee wäre, mit dickeren Holzbalken eine stabile Umgrenzung zu bauen, in die man anschließend Kiessand einfüllt. Darauf könnten dann die Steine aufgeschichtet werden. Falls die Stabilität der unteren Steinreihe nicht ausreicht, kann in diesem Fall auch eine Fixierung mit Mörtel in Erwägung gezogen werden.
(Ergänzung NaturaDB: Bitte unbedingt auf das Gewicht & die Tragfähigkeit einer solchen Dachterrasse achten!)

Böschung stabilisieren mit Trockenmauer – worauf achten?

Ich möchte eine kleine Geländestufe (ca. 40cm) mit Grauwacke stabilisieren. Was ist mit Fundament und Drainage?

Antwort Daniel:
Hier ist es entscheidend, welcher Bodentyp hinter der Mauer anliegt. Besonders bei lehmhaltigem Boden kann es zu längeren Phasen von Staunässe kommen, die sich negativ auf die Stabilität und Lebensdauer der Mauer auswirken können. Es gibt drei bewährte Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken:

  1. Hinterfüllung mit Kies (z.B. Körnung 16/32): Der Kies wirkt als Drainageschicht und verhindert stauendes Wasser.
  2. Einsatz von Drainagerohren: Diese führen das Wasser gezielt ab – ideal bei höherem Wasserdruck oder in Hanglagen.
  3. Verwendung eines Geovlieses oder Trenntextils: Besonders bei kleineren Mauern sinnvoll, um das Einspülen von Feinteilen zu verhindern.

Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, einen Fachmann direkt vor Ort die Situation begutachten zu lassen – insbesondere bei tragenden oder stützenden Mauern. Viel Erfolg bei der Umsetzung!

Trockenmauer nachträglich bepflanzen nicht mehr möglich?

Ich habe ein Areal im Oval als Natursteinerhöhung angelegt. Erst als ich fertig war wollte ich sie bepflanzen, um es mir besser vorstellen zu können. Die Baumschule meinte das geht noch. Bis auf den Hauswurz sind aber alle gestorben und nicht angewachsen; viel Geld für nichts. Kann es sein, dass man im Nachhinein die Trockenmauer nicht mehr bepflanzen kann? Muss man wenn dann alle Steine abnehmen?

Antwort Daniel:
Wer eine Trockenmauer bepflanzen möchte, sollte auf folgende Punkte achten:

  1. Besonders wichtig ist, dass alle Pflanzen einen kräftig ausgebildeten Wurzelballen besitzen. Nur so finden sie genügend Halt im Substrat und trocknen nicht so schnell aus.
  2. Damit die Wurzeln ausreichend Platz und Nährstoffe erhalten, müssen die Fugen und Hohlräume mit geeignetem Pflanzsubstrat gefüllt werden.
  3. Bei Stützmauern mit einem dahinterliegenden Erdkörper stellt dies in der Regel kein Problem dar. Bei freistehenden Mauern hingegen ist dies nur möglich, wenn sie groß genug sind, um ausreichend große Hohlräume zu bieten.
  4. Idealerweise erfolgt die Bepflanzung bereits während des Baus der Mauer. So lassen sich spätere Enttäuschungen vermeiden und die Pflanzen können sich von Anfang an gut entwickeln.
Ich mag den Look von Muschelkalk. Welche Steine eignen sich, wie hoch darf die Mauer sein (30–40cm?) – und trägt sie sich selbst oder muss man sie irgendwie fixieren?

Antwort Daniel:
Muschelkalk ist ein interessantes Gestein mit einer sehr natürlichen Ausstrahlung. Eine besondere Behandlung ist in der Regel nicht erforderlich. Allerdings können bei unsachgemäßer Bearbeitung leicht Risse entstehen – daher beim Aufschichten besonders sorgfältig arbeiten. Die bautechnischen Grundlagen entsprechen im Wesentlichen denen anderer Gesteinsarten. Bei freistehenden Mauern kommt es vor allem auf die Breite an. Gegebenenfalls empfiehlt es sich, eine Mauer mit zwei sich gegenseitig stützenden Seiten zu bauen, die leicht nach innen geneigt (angeschrägt) sind.

Fotos

Trockenmauer
B. Helbig

Entdecke die Tiere

Foto Gehörnte Mauerbiene
Bildagentur Zoonar GmbH/
Osmia cornuta Gehörnte Mauerbiene
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