
Ob in der prallen Sonne, im Halbschatten oder an einem schattigen Hang – eine Trockenmauer aus Naturstein ist weit mehr als ein Gestaltungselement. Sie schafft Struktur im Garten, bietet wertvolle Rückzugsorte für Tiere und wird – richtig gebaut – zu einem eigenständigen Biotop mit eigenem Mikroklima.
Je nach Ausrichtung entstehen dabei ganz unterschiedliche Lebensräume: von der warmen Sonnenmauer für Eidechsen und Wildbienen bis zur moosig-kühlen Schattenmauer für Spinnen, Farne und Amphibien.
An einem vollsonnigen Standort wird die Trockenmauer zur Wärmeinsel:
Im Halbschatten, z.B. an Nordost-Hängen oder hinter Gehölzen, entsteht ein feuchteres, kühleres Mikroklima:
An schattigen Standorten, etwa an Gebäuden oder im Waldgarten, bietet die Mauer kühle und feuchte Nischen:
Folgender Beitrag stammt aus der Broschüre "Lebensraum Garten" von Daniel Jakumeit
Minitipp Trockenmauer
Natursteinmauern sind mehr als nur dekorative Gartenelemente: Sie strukturieren den Garten, stützen Hänge (D), dienen als Begrenzung – und bieten einen wichtigen Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen.
Richtig gebaut, entsteht in und auf der Mauer ein eigenes kleines Mikroklima, das je nach Ausrichtung unterschiedliche Arten anzieht. Damit aus deiner Mauer ein echter Naturraum wird, gilt Folgendes zu beachten:
Verwende möglichst Natursteine aus der Region. Importiertes Ziergestein ist oft teuer, ökologisch fragwürdig – und völlig unnötig
Wichtig: Die Mauer ohne Mörtel aufschichten! Nur offene Fugen bieten wertvolle Rückzugsorte für Tiere wie Eidechsen, Spinnen oder Laufkäfer (B)
Ein stabiles Fundament (A) ist unerlässlich – denn nur auf festem Untergrund bleibt die Mauer langfristig tragfähig und erfüllt ihre Funktion als Stütze (C)
Wenig! Trockenmauern sind pflegeleicht. Einmal im Jahr lohnt sich ein kurzer Check: Haben sich Steine gelockert? Dann lassen sie sich mit gezielten Gummihammerschlägen meist problemlos wieder in Position bringen.
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Wertvollen Minitipps wie diesen gibt es auch in einer dreiteiligen, gedruckten Broschüre mit insgesamt 60 Praxisprojekten unter: www.baudirnatur.de.
Vor einiger Zeit haben wir im Newsletter gefragt, welche Fragen ihr zum Thema Trockenmauer habt – und es sind viele spannende Rückmeldungen eingegangen!
An dieser Stelle haben wir die Fragen von Naturgartenexperte Daniel Jakumeit beantworten lassen:
Klicke auf die entsprechende Frage für weitere Infos!
Ich suche eine einfache, naturnahe Möglichkeit, das Fundament für eine Trockenmauer anzulegen. Was ist zu beachten?
Antwort Daniel:
Egal, wie hoch die Mauer werden soll – ein solides Fundament ist unverzichtbar. Entscheidend ist dabei vor allem, welcher Boden vor Ort vorhanden ist. Wichtig ist in jedem Fall: die oberste, humose Bodenschicht muss entfernt werden – mindestens 25cm tief. Die entstandene Vertiefung kann anschließend mit Split, Kiessand (z.B. 0/32-Körnung) oder Schotter aufgefüllt und gut verdichtet werden. Für hohe und tragende Mauern – insbesondere bei stützender Funktion – ist ein deutlich massiveres Fundament erforderlich. Hier kann man durchaus auch Upcycling-Materialien verwenden: In unserem Schaugarten haben wir z.B. Granitquader, die von einer alten Straße stammen, als Fundamentreste wiederverwertet. Je nach Mauerart und -höhe kann alternativ auch ein Betonstreifenfundament in Betracht gezogen werden.
Ich überlege, eine vorhandene Beetabgrenzung mit einer Trockenmauer zu verkleiden und den Zwischenraum mit Erde und Sand zu füllen – als Lebensraum. Macht das Sinn, oder besser alles neu mit Naturstein aufbauen?
Antwort Daniel:
Das kommt darauf an, um welche Art von Beetabgrenzung es sich handelt. Grundsätzlich ist eine Mauer aus Natursteinen immer besonders wertvoll – vorausgesetzt, sie wird fachgerecht und idealerweise ohne Mörtel errichtet. Vor allem die Hohlräume und offenen Fugen bieten wichtigen Lebensraum für Insekten und andere Kleintiere. Darauf sollte man unbedingt achten.
Bauanleitungen gibt’s viele, aber wie bepflanzt man die Mauern sinnvoll – und welche Arten fühlen sich dort wohl?
Antwort Daniel:
Für die Bepflanzung einer Mauer gibt es eine große Auswahl geeigneter Pflanzen – sei es auf der Mauerkrone (besonders bei Stützmauern), an der Basis oder direkt in den Fugen. Für die Fugen eignen sich Arten wie Mauerpfeffer (Sedum acre, Sedum album), Thymian (Thymus serpyllum, T. praecox), Hauswurz (Sempervivum spp.) oder verschiedene Steinbrecharten (Saxifraga). Diese Pflanzen am besten schon beim Bau der Mauer mit einbringen und auf einen guten Erdanschluss achten. Die Bepflanzung der Mauerkronen richtet sich in der Regel nach dem Boden, der dahinter anliegt. Auch hier sollten eher trockenresistente Arten verwendet werden. Für den Mauerfuß bzw. die Basis eignen sich zusätzlich Pflanzen wie Farne oder bestimmte Gräser. Eine allgemeingültige Empfehlung ist schwierig, da sich Klima- und Bodenverhältnisse je nach Lage und Region stark unterscheiden können.
Wir haben bereits eine gemauerte Mauer (ca. 40cm). Kann ich darauf eine Trockenmauer „aufsetzen“, ohne dass es instabil oder gefährlich wird?
Antwort Daniel:
Das hängt davon ab, wie grundlegend stabil die untere Mauer ist und ob sie das zusätzliche Gewicht einer neuen Mauer überhaupt tragen kann. Eine ideale Konstruktion ist das in der Regel nicht, da das gesamte Bauwerk am Ende nicht organisch miteinander verbunden werden kann. Gegebenenfalls sollte geprüft werden, ob es sinnvoller ist, die alte Mauer abzubauen und von Grund auf neu zu errichten. Wie bereits erwähnt, können Mauern durchaus recht hoch gebaut werden – vorausgesetzt, sie haben eine ausreichende Dicke und eine stabilisierende Neigung (Abschrägung). Wichtig: Unbedingt auf die Stabilität achten, um ein Kippen oder Umstürzen der Mauer zu verhindern!
Wir haben aus altem Bauschutt eine kleine Mauer um unseren Sitzplatz gebaut – mit Natursteinen abgedeckt sieht das echt schön aus. Vielleicht ist das ja auch für andere eine Idee?
Antwort Daniel:
Ja, durchaus! Upcycling ist eine wunderbare Möglichkeit, alte Baumaterialien wiederzuverwenden – und damit ein aktiver Beitrag zur Ressourcenschonung und zur Reduzierung von Deponieabfällen. Wichtig ist dabei, keine Baustoffe zu verwenden, die eindeutig als Sondermüll gelten. Auch wenn man sich nicht sicher ist, um welches Material es sich handelt, sollte von einer Verwendung abgesehen werden. Besonders dekorativ wirken Mauern aus alten Ziegelsteinen oder gebrauchten Dachpfannen („Minitipp: Dachziegelmauer“). Auch verwitterte, raue Beton-Trittplatten eignen sich gut – vor allem, wenn sie bereits eine gewisse Patina haben.
Ich würde gern eine kleine Trockenmauer auf meiner Dachterrasse bauen – als Insektenhotel und vielleicht sogar als Windschutz. Aber geht das ohne Fundament und mit wenig Erde?
Antwort Daniel:
Ein grundsätzliches Ja – es kommt jedoch darauf an, wie hoch die Mauer werden soll und ob sich auf dem eher glatten Terrassenboden überhaupt ausreichend Stabilität gewährleisten lässt. Eine mögliche Idee wäre, mit dickeren Holzbalken eine stabile Umgrenzung zu bauen, in die man anschließend Kiessand einfüllt. Darauf könnten dann die Steine aufgeschichtet werden. Falls die Stabilität der unteren Steinreihe nicht ausreicht, kann in diesem Fall auch eine Fixierung mit Mörtel in Erwägung gezogen werden.
(Ergänzung NaturaDB: Bitte unbedingt auf das Gewicht & die Tragfähigkeit einer solchen Dachterrasse achten!)
Ich möchte eine kleine Geländestufe (ca. 40cm) mit Grauwacke stabilisieren. Was ist mit Fundament und Drainage?
Antwort Daniel:
Hier ist es entscheidend, welcher Bodentyp hinter der Mauer anliegt. Besonders bei lehmhaltigem Boden kann es zu längeren Phasen von Staunässe kommen, die sich negativ auf die Stabilität und Lebensdauer der Mauer auswirken können. Es gibt drei bewährte Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken:
Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, einen Fachmann direkt vor Ort die Situation begutachten zu lassen – insbesondere bei tragenden oder stützenden Mauern. Viel Erfolg bei der Umsetzung!
Ich habe ein Areal im Oval als Natursteinerhöhung angelegt. Erst als ich fertig war wollte ich sie bepflanzen, um es mir besser vorstellen zu können. Die Baumschule meinte das geht noch. Bis auf den Hauswurz sind aber alle gestorben und nicht angewachsen; viel Geld für nichts. Kann es sein, dass man im Nachhinein die Trockenmauer nicht mehr bepflanzen kann? Muss man wenn dann alle Steine abnehmen?
Antwort Daniel:
Wer eine Trockenmauer bepflanzen möchte, sollte auf folgende Punkte achten:
Antwort Daniel:
Muschelkalk ist ein interessantes Gestein mit einer sehr natürlichen Ausstrahlung. Eine besondere Behandlung ist in der Regel nicht erforderlich. Allerdings können bei unsachgemäßer Bearbeitung leicht Risse entstehen – daher beim Aufschichten besonders sorgfältig arbeiten. Die bautechnischen Grundlagen entsprechen im Wesentlichen denen anderer Gesteinsarten. Bei freistehenden Mauern kommt es vor allem auf die Breite an. Gegebenenfalls empfiehlt es sich, eine Mauer mit zwei sich gegenseitig stützenden Seiten zu bauen, die leicht nach innen geneigt (angeschrägt) sind.
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