Wunderwerke der Natur: Die Garten-Wollbiene - Wildbiene mit Revierinstinkt und Wollnest
Die Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum) gehört zu den spannendsten Wildbienenarten, die Du in einem naturnahen Garten beobachten kannst. Sie fällt durch ihre schwarz - gelbe Zeichnung auf und wirkt auf den ersten Blick fast wie eine kleine Wespe - doch ihr Verhalten ist einzigartig im Reich der Wildbienen.
Revierverhalten mit Dornen - wenn Männchen patrouillieren
Anders als bei den meisten Wildbienenarten sind die Männchen der Garten-Wollbiene größer als die Weibchen. Außerdem schlüpfen die Weibchen vor den Männchen - auch das ist eher ungewöhnlich.
In der Fortpflanzungszeit von Juni bis Oktober besetzen die Männchen eigene Reviere an nektarreichen Blütenpflanzen. Dort patrouillieren sie regelmäßig, inspizieren die Umgebung im Schwirrflug und warten auf Weibchen. Andere Insekten, die sich in das Revier wagen - selbst größere Hummeln - werden sofort heftig attackiert.
Ihre Waffe: drei dornenartige Zacken am Hinterleib, mit denen sie bei einem gezielten Angriff regelrecht auf den Eindringling „einprügeln”. Dabei kann es zu schweren Verletzungen kommen - einige Konkurrenten werden sogar flugunfähig oder sterben. Ein solches aggressives Revierverhalten ist bei Wildbienen absolut einmalig.
Paarung im Turbotempo
Hat ein Weibchen das Revier betreten, ändert sich das Verhalten sofort. Im Schwirrflug nähert sich das Männchen, beobachtet, auf welcher Blüte das Weibchen landet - und schnappt blitzschnell zu. Die Paarung dauert gerade einmal 9 bis 14 Sekunden, dann löst sich das Männchen und macht sich bereit für die nächste Begegnung.
Der renommierte Wildbienenforscher Paul Westrich dokumentierte sogar, dass sich ein Männchen viermal in fünf Minuten mit jeweils einem anderen Weibchen paarte. Auch die Weibchen zeigen sich beeindruckend effizient: Nach nur 35 Sekunden sind sie wieder paarungsbereit. Es geht also schnell zur Sache - und das in hoher Frequenz.
Nach etwa einer Woche gibt das Männchen sein Revier auf, wenn die Blüten dort verblüht sind, und sucht sich eine neue, reich blühende Stelle, um erneut auf Weibchensuche zu gehen.
Nestbau mit Pflanzenwolle
Die Weibchen der Garten-Wollbiene legen ihre Brutzellen in kleinen Hohlräumen an - in Erdlöchern, Mauerritzen, Felsspalten oder altem Holz. Besonders eindrucksvoll ist ihre Art, das Nest auszupolstern: Sie schaben mit ihren Kiefern gezielt Pflanzenhaare von bestimmten, meist weich behaarten Pflanzen ab - darunter Deutscher Ziest (Stachys germanica), Muskatellersalbei (Salvia sclarea) oder Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium).
Die so gewonnenen Pflanzenfasern halten sie mit den Beinen fest und transportieren sie im Flug wie kleine Wattebällchen zum Nistplatz. Dort werden sie sorgfältig als Polstermaterial eingebaut.
Nach dem Eintrag von Pollen und Nektar als Futtervorrat verschließt das Weibchen jede Brutzelle mit Steinchen, Pflanzenresten und weiteren Haaren. Dann beginnt sie mit dem Bau der nächsten Zelle. Sind alle Nester fertig, stirbt das Weibchen. Die neue Generation entwickelt sich im geschützten Nest und schlüpft erst im darauffolgenden Sommer.
So hilfst Du der Garten - Wollbiene
Vielfalt statt Einfalt:
- Pflanze reich blühende heimische Arten wie Salbei, Bergminze, Ziest, Gamander oder Herzgespann
„Wolle tragende” Pflanzen:
- Deutscher Ziest (Stachys germanica)
- Muskatellersalbei (Salvia sclarea)
- Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium)
Nistplätze schaffen:
- Trockenmauern, Totholz, Steinhaufen oder Mauerritzen bieten perfekte Bedingungen
Pestizidfrei gärtnern:
- Verzichte auf chemische Mittel - das hilft der gesamten Insektenwelt
Die Garten-Wollbiene zeigt uns auf eindrucksvolle Weise, wie raffiniert und komplex selbst die kleinsten Tiere sein können. Jeder Garten ist ein wertvoller Lebensraum - für sie, für viele andere Insekten und für die Artenvielfalt.
Und vielleicht wirst Du ja schon bald Zeuge, wie eine Garten-Wollbiene durch Deinen Garten saust - auf Partnersuche oder auf dem Weg zum Nest.
Quelle: NABU Mecklenburg-Vorpommern