Die Eibe im Naturgarten: Ein grüner Mythos auf dem Prüfstand
Fast immer wenn die Frage immergrünen Gewächsen gilt, wird die Europäische Eibe (Taxus baccata) mit empfohlen. Aber ist sie wirklich der empfehlenswerte Baum für den Naturgarten?
Schauen wir ihr mal unter das Nadelröckchen.
Die Eibe ist recht anspruchslos, verträgt Trockenheit, ist auch für stark verdichtete Böden geeignet und verträgt auch den Rückschnitt sehr gut, weshalb sie auch als Heckenpflanze empfohlen wird. Und immer wieder kommt der Hinweis auf Gefährdung, Schutzwürdigkeit und Wert für die Natur.
Und genau da muss man Mythos und Wahrheit trennen.
Die Eibe hat ein enormes Verbreitungsgebiet über fast ganz Eurasien. In Deutschland ist sie, angeblich durch Übernutzung in früherer Zeit, selten geworden. Ihr hartes und zähes Holz war gefragt für die Herstellung von Bögen, Werkzeugstielen und als Baumaterial. Ob das tatsächlich der Grund für den Rückgang der Bestände ist, bleibt offen.
Die Eibe gilt in ihrem Verbreitungsgebiet generell als nicht bedroht. Lediglich in Deutschland stehen wilde Bestände unter Schutz. Das gilt aber nicht für Gartenpflanzen die zumeist nicht aus regionalen Beständen stammen (wäre ja auch verboten) sondern aus Baumschulen mit unterschiedlichster Herkunft.
Die Eibe ist in allen Teilen, außer dem Samenmantel, z.T. stark giftig. Das betrifft aber viele unserer Gewächse und ist maximal ein individuelles Ausschlusskriterium.
Was aber bietet die Eibe nun unseren Wildtieren?
Vögel können darin nisten oder schlafen. Allerdings bietet die Eibe nur einen geringen Prädatorenschutz. Marder, Katze, Eichhörnchen z.B. können den Stamm ungehindert erklettern und so auch darin befindliche Vogelnester ausräumen. Da ist die Eibe nicht besser als Fichte, Tanne oder andere Nadelgehölze. Und wesentlich unsicherer als z.B. Liguster oder Ilex die mit ihrem dichten Wuchs einen besseren Schutz bieten.
Die Eibe als Nahrungspflanze.Die Samenmäntel der Eibe werden von Vögeln und Kleinsäugern gerne gefressen. Sie sind aber ob des geringen Anteils an Fruchtfleisch eher eine Delikatesse als Nahrungsgrundlage.
Eiben sind Windbestäuber. Sie haben keinen Nektar und die Pollensäcke platzen bei Reife auf und der Inhalt verteilt sich durch den Wind recht schnell.
Die Nadeln werden nur von sehr wenigen Insektenlarven gefressen. Die Eibengallmücke und deren Parasiten leben von der Eibe. Zwei Kleinschmetterlinge nutzen sie gelegentlich als Alternativfutterpflanze. Zwei oder drei Käferarten leben gelegentlich im Holz, Dickmaulrüssler fressen die Wurzeln und Triebe jungen Bäume und schließlich ist das noch die Eiben-Napfschildlaus. Das war es im Großen und Ganzen.
Zieht man Bilanz ist die Beliebtheit der Eibe aus ökologischer Sicht völlig unverständlich. Jeder Laubholzbaum oder -strauch bietet deutlich mehr. Sogar die Fichte, Liguster oder Ilex bieten mehr Lebewesen Nahrung als die Eibe, sind also deutlich wertvoller.
Das ist kein Statement gegen die Eibe, soll ihren Wert nur ins richtige Licht rücken. Wer Spaß an der Eibe, als Solitärbaum oder Hecke, hat soll sie gerne pflanzen. Jedoch dann aus individuellen Gründen und nicht als wertvolles Element des Naturgartens.
Verfasst von Ralf Dahlheuser