Karin Boersen

Karin Boersen

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Interview

Wer bist du und woher kennt man dich?

Ich heiße Karin und man könnte mich aus dem Hortus-Netzwerk oder vom Naturgartenforum (Facebook-Gruppe des Naturgarten e.V.) kennen, wo ich seit letztem Sommer Moderatorin bin.

2018 habe ich beim bundesweiten Pflanzwettbewerb „Wir tun was für Bienen“ in der Kategorie Privatgärten und Gärten von Mietwohnungen (kleiner als 500 Quadratmeter) den 3. Platz belegt.
https://wettbewerb.wir-tun-was-fuer-bienen.de/archiv-2018/eintrag/es-begann-mit-einem-insektenhotel/

2020 habe ich nochmals teilgenommen mit der Umgestaltung einer sehr kleinen Fläche.
https://wettbewerb.wir-tun-was-fuer-bienen.de/archiv-2020/eintrag/das-kleine-wiesenstueckchen-mag-lebendig-werden/

Wo gärtnerst du?

Unser Garten mit Einfamilienhaus liegt im schönen, kleinen Saarland.

Auf 750 qm arrangiere ich mich mit meinem lieber konventionell gärtnernden Mann. Das heißt, dass ich ihm nach und nach immer mehr Normalgarten abknöpfe, um ihn naturnah mit v.a. heimischen Pflanzen und Naturmodulen zu gestalten ?.

Was ist dein Antrieb? Warum machst du es?

2017 brachte mir mein Mann von einem namhaften Discounter ein sog. Insektenhotel mit. Die sich schnell einfindenden Mauerbienen begeisterten mich und machten mich neugierig. Eine Freundin machte mich dann auf das Hortus-Netzwerk aufmerksam, das mich rasch sehr viel erfahren und lernen ließ. Nach einem Besuch im Hortus Insectorum und Hortus Felix vom Gruppengründer Markus Gastl war ich dann endgültig entflammt und legte los mit der Umgestaltung unseres Rasen-mit-Thujahecke-Gartens und staunte über das sich sehr schnell einstellende Leben. Seither vesuche ich Menschen zu begeistern, auch in ihren Gärtnen Raum für unsere bedrohte Flora und Fauna zu schaffen. Unsere Städte haben eine immer größer werdende Artenvielfalt, wenn wir es zulassen und sind darum sehr wichtige Trittsteine für die Natur.

Wie viel Zeit musst du durchschnittlich in der Woche in die Pflege deines Gartens stecken?

Gerade sortiere ich mein Saatgut und denke nach, was ich zusätzlich bestellen möchte. Das Aufräumen im Garten geht für mich zum größten Teil erst im April los.

Von müssen kann übrigens keine Rede sein, es ist mir eine Freude, tut mir körperlich, geistig und seelisch gut. Im Garten kann ich mich austoben und mich in spannenden Beobachtungen verlieren.

Was sind deine größten, vielleicht auch verblüffendsten Learnings/Erkenntnisse im Bezug auf das Gärtnern?

Erstmal ist es für mich verblüffend, dass ich seit 2017 mehr über die Natur und das naturnahe Gärtnern gelernt habe als in den 52 Jahren davor. Die Zusammenhänge wurden mir bewusst, wie alles voneinander abhängt und aufeinander aufbaut.
Weniger ist oft mehr, d.h. weniger aufräumen und mehr wilde Ecken zulassen!
Heimische Pflanzen sind ungeheuer wichtig, weil wir sehr viele darauf spezialisierte Insekten haben.
Wer hätte gedacht, dass ich mir jemals Sorgen mache, wenn ich zu wenig Blattläuse im Garten habe? Sie sind so wichtig für für viele Insekten und für unsere Vögel.
Vermeintlich "natürliche" und "bienenfreundliche" Gartengifte sind auch Gifte.

Hast du Geheimtricks? (Kann gern auch etwas “verrücktes” sein, solang du denkst, dass es womöglich zum Erfolg beiträgt ?)
Tricks? Nein. Aber Tipps :-). Setzt euch mal im Garten auf den Boden und beobachtet einfach eine Weile euer Umfeld aus dieser Perspektive. Ihr werdet sehen, wieviel Leben es da gibt und wie sehr euch das inspiriert. Die Lust zum sinnvollen Gärtnern kommt dann von ganz alleine.

Welche Personen in der Gartenbranche inspirieren dich? Welche Vorbilder hast du?

Mich inspirieren Menschen wie Markus Gastl, der die Hortus-Bewegung initiierte, und Reinhard Witt, der mit anderen den Naturgarten e.V. gründete und Naturgartenprofis ausbildet, die dann tolle Naturgärten anlegen.

Wofür verwendest du NaturaDB?
Natura DB ist mit seinen gut strukturierten und ausführlichen Pflanzenportraits für mich vor allem ein wunderbares Nachschlagewerk, das ich auch gerne und häufig weiterempfehle.
In den Listen kann ich meine vorhandenen Pflanzen und meine Pflanzen-Wunschliste hinterlegen.
Mir gefällt übrigens sehr, dass ihr Anregungen und Kritik so schnell und interessiert aufnehmt und umsetzt.

Was ist deine absolute Lieblingspflanze und warum? 
Den Platz teilen sich zwei Pflanzen.

1. Der gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare), ein zweijähriger Dauerblüher mit unwiderstehlich schön blauen Blüten, die wahnsinnig viele Insekten anziehen. Er beeindruckt einfach jeden. Alle wollen Setzlinge haben und bekommen sie auch sehr gerne von mir, denn er versamt sich sehr bereitwillig.
https://www.naturadb.de/pflanzen/echium-vulgare/

2. Die dauerhafte Wiesenwitwenblume ( Knautia arvensis), die ebenfalls herrlich blau blüht. Wildbienenpapst Paul Westrich hat auf einem Vortrag eine Studie zur Knautie und die von ihr abhängige Knautien-Sandbiene (Andrena hattorfiana) vorgestellt, die sich kurz danach in unserem Garten einfand, und die ich mit ihren rosa Pollenhöschen einfach umwerfend finde.
https://www.naturadb.de/pflanzen/knautia-arvensis/

Hast du einen aktuellen Tipp für Gärtner?

Lasst die Gartenarbeit ruhen, bis die Tage wärmer werden und die Insekten ihre Überwinterungsplätze verlassen haben. Lest stattdessen Bücher von Markus Gastl (Drei-Zonen-Garten), Reinhard Witt (Das Wildpflanzen Topfbuch), Werner David (Lebensraum Totholz), Dave Goulson (Wildlife Gardening) und anderen. Vernetzt euch mit anderen Naturgärtnern! Gleichgesinnte zu treffen macht fröhlich und bestärkt uns in unserem Tun. Mit ihnen kann man Gedanken, Samen und Pflanzen tauschen und schöne Stunden teilen.

Was ist dein nächstes Projekt?

Ich freue mich auf die Naturgartentage in Hagen am ersten Februarwochenende, wo ich sicher viel Anregung für neue Garten-Projekte bekommen werde.

Hast du für uns aktuelle Impressionen von deinem Garten und deinen Projekten?

Na, klar ?!