Davit Arican

Davit Arican

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Interview

In unserer heutigen Vorstellungsrunde möchten wir dir Davit Arican vorstellen.

Davit ist Gartenbauingenieur und bekannt aus dem Fernsehen „Duell der Gartenprofis“, ein Wettbewerbsformat im ZDF, in dem erfahrene Gärtnerinnen und Gärtner gegeneinander antreten, um ihre kreativen und gärtnerischen Fähigkeiten in verschiedenen Gartenprojekten zu beweisen. 

Darüber hinaus ist er in spannenden Youtube-Formaten zu sehen und aktiv auf Instagram, wo er über aktuelle Projekte und Entwicklungen berichtet.

Hi Davit! Fühlst du dich wohl in unserer Runde von naturverbundenen Gärtnern?

Davit: Ja, absolut. Hier fühle ich mich wohl. Die Natur hat für mich eine beruhigende Wirkung, besonders in dieser Zeit, in der unsere Sinne von Reizüberflutung geplagt sind. Sie hilft, Stress abzubauen. Die Verbundenheit zur Natur hat mich dazu bewogen, diesen Beruf zu ergreifen. Als Kind habe ich viel Zeit in der Natur verbracht, sei es beim Wandern oder beim Beobachten von Tieren. Nach meinem Abitur habe ich mich für eine Ausbildung in der Gartenarbeit entschieden und später ein Studium begonnen.

In dieser Gemeinschaft von Gleichgesinnten teilt man dieselben Ziele. Wir möchten weiterhin in der Natur leben, sie schützen und idealerweise ausbauen. Außerdem möchten wir denjenigen helfen, die bisher vielleicht nicht die besten Entscheidungen für die Umwelt getroffen haben, zum Beispiel Kunden, die Schottergärten angelegt haben. Mir ist es wichtig, Aufklärung zu betreiben und zu unterstützen, statt zu belehren.

Der „Natürliche Garten“ ist einer der vier Stile der Gartenarchitektur. Fühlst du dich eher zu modern gestalteten Gärten hingezogen?

Davit: Tatsächlich fühle ich mich in allen Gartenstilen wohl. Die Wahl hängt jedoch vom Kunden ab, mit dem ich mich intensiv auseinandersetzen muss, bevor ich entscheide. Verschiedene Faktoren wie die Umgebung, Bodenbeschaffenheit und Lichtverhältnisse spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Der Gartenstil sollte von den Bedürfnissen der Menschen, die dort leben, und den Gegebenheiten des Gartens abhängen.

Kann ein modern gestalteter Garten auch zur Erhaltung der Natur beitragen?

Davit: Im Vergleich zu einem natürlichen Garten weist ein modern gestalteter Garten möglicherweise mehr versiegelte Flächen oder einheitlichere Pflanzungen auf, was zu weniger Biodiversität führen kann. Das zeichnet jedoch den modernen Garten aus: eine klare Formensprache, ruhige Architektur und Farbgebung, um Reizüberflutung zu vermeiden. Das bedeutet nicht zwangsläufig, auf vielfältige Pflanzenarten zu verzichten. Man kann dennoch mit heimischen Pflanzen und Gehölzen arbeiten, um ökologische Aspekte zu berücksichtigen. Ein Beispiel wäre die Kornelkirsche, ein bienenfreundliches Gehölz, das gut in ein modernes Gartendesign passt. Es ist wichtig, Pflanzenkenntnisse zu haben, um ökologische Aspekte und die Kundenwünsche unter einen Hut zu bringen.

Wie sieht die Verteilung der Aufträge in Bezug auf die verschiedenen Gartenstile aus?

Davit: Der klassische Garten ist am häufigsten, etwa 40% der Aufträge. Die Natürlichen und modernen Gärten teilen sich jeweils 25%, während romantische Gärten etwa 10% ausmachen.

Davit Arican

In Zeiten der Klima- und Biodiversitätskrise haben Gärten (und Pflanzen) einen ganz anderen Stellenwert bekommen. Von den für-Menschen-gemachte-Garten entwickeln sich immer mehr Gärten zugunsten von Tieren und Insekten.
Kannst du das bestätigen?

Davit: Absolut. Ich glaube, das Bewusstsein dafür ist bei den Menschen mittlerweile angekommen. Ein Garten ist mehr als nur Arbeit; er ist ein Rückzugsort und trägt zur Lebensqualität bei, vielleicht sogar als Ersatz für Urlaub. Die Themen Ressourcenschonung, Wassersparen und nachhaltiges Gärtnern sind ebenfalls stärker in das Bewusstsein gerückt.

Viele Menschen fahren im Urlaub in Naturschutzgebiete, um die „echte“ Natur zu erleben. Wäre es nicht logisch, diesen Urlaub nach Hause zu holen und den Garten entsprechend zu gestalten?

Davit: Genau, das ist mein Rat an Kunden. Es ist sinnvoller, in den eigenen Garten zu investieren, sowohl finanziell als auch zeitlich. Der Garten bietet Erholung und die Möglichkeit zur Energiegewinnung. Im Urlaub sieht man die Natur nur für kurze Zeit im Jahr. Der eigene Garten kann ein kostbares Gut sein.

Klimatische Bedingungen und Regelungen wie das Entnahmeverbot von Wasser zum Gießen beeinflussen einige Gartenkonzepte. Zukünftig sicher noch mehr.
Wie siehst du das? Gehst du hier bereits aktiv beratend voran?

Davit: Ich habe 2021 das Projekt „Stauden statt Rasen“ ins Leben gerufen, weil Rasen viel Wasser und Aufwand erfordert - von Vertikutieren bis Düngen. Ein Rasen kostet Geld und Zeit.

(Nachtrag: Hier siehst du die 5 Finalisten des dazugehörigen Wettbewerbs mit ihren umgestalteten Flächen: https://www.instagram.com/p/CShFUrnqgG9/)

Gut geplante Staudenflächen mit standortgerechten Pflanzen und dem richtigen Substrat benötigen hingegen kaum Pflege. Letztes Jahr habe ich eine Testfläche angelegt, die nicht einmal bewässert werden musste, und die Pflanzen gediehen prächtig. 

Wir müssen uns Gedanken über nachhaltige Lösungen machen, vor allem in Bezug auf Wasser und Ressourcen.

Bei mir in der Planung schwingt nicht nur der gestalterische, sondern auch der ökologische Aspekt mit und wird auch mit einbezogen. Es gibt gewisse Grundsätze oder Bedingungen. Für Kunden, die ihren Garten versiegeln oder nur Rasenfläche anlegen wollen, sind wir nicht der richtige Ansprechpartner.

Du hast viele interessante Projekte umgesetzt, darunter einen eigenfinanzierten Kreisverkehr. Warum wurden dort nur wenige heimische Pflanzen verwendet?

Davit Arican

Davit: Das liegt am Pflanzkonzept, das aufgrund der langen Trockenheitsperioden auf robuste Pflanzen ausgerichtet war. Dazu gehören Sukkulenten, Thymian und andere Gewächse, die wenig Wasser benötigen. Die Idee war, an diesem vielbefahrenen Verkehrsknotenpunkt ein durchgehend attraktives Erscheinungsbild zu schaffen, ohne invasive Pflanzen zu verwenden. Dieses Projekt kann als ein Einstieg in die facettenreiche Welt der Pflanzenvielfalt dienen.

Ich finde, das Thema "heimische Pflanzen" ist wichtig, da viele Insekten sich ausschließlich von bestimmten einheimischen Pflanzen ernähren können. Andererseits erweitern nicht heimische Pflanzen durch ihre längere Blütezeit das Nahrungsangebot. Ich persönlich möchte mich in dieser Hinsicht nicht einschränken.

Nachtrag: Kurzvideo zum Kreisverkehr: https://www.instagram.com/p/CwVcZH6IyKq/ 

Welche drei besten Tipps hast du für die Planung eines natürlichen Gartens?

Davit:

  1. Beginne immer mit einer gründlichen Analyse des Gartens, um seine Stärken und Schwächen zu erkennen. Wenn beispielsweise ein Baum im Garten schwächelt, kann man daraus ein Totholz-Element machen und so die Natur im Garten unterstützen. Die Auswahl der Pflanzen sollte den Standort berücksichtigen.
  2. Finde heraus, wo du dich am liebsten im Garten aufhältst, idealerweise in einem schattigen Bereich. Das Pflanzen von Bäumen kann dazu beitragen, die Umgebungstemperatur um bis zu 8 Grad Celsius zu senken.
  3. Wenn es um das Thema Wasser geht, sollte man keine herkömmlichen Swimmingpools in Betracht ziehen, sondern sich mit dem Konzept eines Schwimmteichs beschäftigen. Ein Schwimmteich ist das ganze Jahr über ein attraktives Gewässer und bietet im Gegensatz zu herkömmlichen Pools ein ökologisches Gleichgewicht.

Außerdem sollte man auf mehr Beetfläche setzen und weniger Rasen anlegen, um die Biodiversität zu fördern. „Stauden statt Rasen“ ist ein gutes Motto.

Derzeit führst du vermehrt Projekte im Bereich Schwimmteiche durch und integrierst dabei ökologische Aspekte. Könntest du uns mehr darüber erzählen?

Davit: Während der Corona-Pandemie wurden zahlreiche Swimmingpools verkauft, und Plastik wurde in die Erde gesetzt. Diesen negativen Trend wollte ich umkehren. Vor einigen Jahren hatte ich selbst einen Pool installiert, den ich nie beheizt und kaum genutzt hatte. Schließlich entschied ich mich dafür, diesen Pool in einen Schwimmteich umzubauen. Dieses Projekt nannte ich "Schwimmteich – der POOL in COOL", und das dazugehörige Video wurde viral und erreichte 1,8 Millionen Klicks. (Teil1: https://www.instagram.com/reel/Cv7uZOYN-LP/)

Die Idee dahinter ist, aus jedem Pool, unabhängig von seiner Bauweise, einen Schwimmteich zu gestalten. Wir verfügen über das erforderliche Fachwissen und die Technologie dafür. Ein Schwimmteich erfordert keine Nachfüllung und verfügt über einen natürlichen Abfluss. Das Wasser kann in einer Mulde versickern, wird dem Kanal zugeführt, und es ist keine Zugabe von Chlor oder anderen Chemikalien erforderlich. Flora und Fauna finden hier ihren Lebensraum, und es entsteht ein echtes Biotop.

Diese Idee trifft auf große Begeisterung und erfreut sich großer Nachfrage, da wir die Möglichkeit haben, den Pool-Trend ökologischer und nachhaltiger zu gestalten.

Davit Arican

Wie kann man architektonisch oder ästhetisch mehr aus seinem Garten herausholen?

Davit: Bei der Gestaltung der Wege sollte man darauf achten, dass sie nicht schnurstracks von A nach B verlaufen, sondern organische Formen und ruhige Plätze einbeziehen. Das Schaffen von Mikroklimata durch Totholzecken oder offene Bodenbereiche kann ebenfalls interessante gestalterische Elemente sein. 

Unterschiedliche Ebenen im Garten, zum Beispiel durch den Einsatz von Trockenmauern, tragen zur Gartengestaltung bei. 

Wichtig ist, den Garten nicht nur alleine zu nutzen, sondern ihn auch für Insekten und Tiere zugänglich zu machen. Das macht den Garten lebendiger und weniger langweilig.

Auf Instagram teilt Davit täglich Einblicke in seine Arbeit und nimmt dich in seine Planungsprozesse mit: https://www.instagram.com/davitarican/