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Was ist Feuerbrand?

Feuerbrand bezeichnet eine aus Amerika eingeschleppte Gehölzerkrankung. Sie wurde 1780 erstmalig in den USA beobachtet und beschrieben und befällt schätzungsweise 130 Pflanzenarten, die allesamt zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) zählen. Dazu gehören auch viele Bäume und Sträucher, die der Mensch als Obst- und Ziergehölz verwendet. 

Innerhalb Deutschlands spielt der Feuerbrand vor allem im Süden und Südwesten eine wachsende Rolle, zumal hier die landschaftstypischen Streuobstwiesen das Infektionsgeschehen unkontrollierbar machen und das warme Klima die Ausbreitung begünstigt. Im Vergleich dazu bleibt Norddeutschland mit seinen kühleren Temperaturen zur Zeit der Obstblüte bisher weitestgehend verschont, sodass Infektionen nur sporadisch auftreten. Mit dem Klimawandel dürfte sich aber auch das bald ändern.

An diesen Symptomen erkennst Du Feuerbrand 

Der Name ist Programm: Mit Feuerbrand befallene Pflanzen sehen aus wie verbrannt. Blätter, Äste und Früchte verfärben sich schwarz und vertrocknen. Die Symptome betreffen zunächst nur die oberirdischen Anteile. Infizierte Jungpflanzen sterben meist innerhalb von 2-3 Wochen, ältere Exemplare binnen eines oder mehrerer Jahre.

Blätter und Zweige eines Apfelbaums mit Verbrennungen durch Feuerbrand
Quelle: PromKaz/shutterstock.com

Blätter und Zweige eines Apfelbaums mit Verbrennungen durch Feuerbrand

Feuerbrand-Symptome an den Blättern:

  • welken vom Stiel her
  • färben sich braun oder schwarz
  • Triebspitzen vertrocknen und biegen sich hakenförmig um
  • braune Blätter hängen herab, bleiben aber bis tief in den Winter haften.

Feuerbrand-Symptome an den Früchten:

  • Welke ebenso wie bei Blüten und Blättern ausgehend vom Fruchtstiel
  • unreife Früchte werden dunkel und bekommen Läsionen
  • verschrumpeln zusehends zu Mumien
  • bleiben wie die Blätter monatelang hängen.

Feuerbrand-Symptome an der Rinde:

  • Rinde erscheint eingesunken, dunkel, oft rissig oder abblätternd
  • Wucherungen von Baumkrebs im Rindenbereich
  • Splintholz unter der Rinde ist braun verfärbt
  • bernsteinfarbene oder cremeweiße Tröpfchen aus Schleim an Trieben und Ästen, vor allem nach Regen und bei feuchtem Wetter
  • bei veredelten Bäumen und Sträuchern Verfärbungen und Nekrosen an der Übergangsstelle zwischen Unterlage und Edelreis.

Der Krankheitserreger von Feuerbrand ist ein Bakterium

Bei dem Erreger handelt es sich um ein phytopathogenes Bakterium namens Erwinia amylovora. Es zählt zu den Enterobacteriaceae und ist mit einigen unserer Darmbakterien verwandt. In Deutschland breiten sich die Stäbchen derzeit rasant aus und können unter optimalen Bedingungen innerhalb eines Jahres einen kompletten Obstgarten vernichten.

Steckbrief Erwinia amylovora:

  • Bakterium aus der Familie der Enterobacteriaceae
  • stäbchenförmig
  • peritrich begeißelt
  • Gram-negativ
  • fakultativ anaerob
  • optimales Wachstum bei 23-30 °C

Aus Amerika (fast) weltweit eingeschleppt

Heimisch ist Erwinia amylovora auf dem amerikanischen Kontinent. In der Alten Welt tauchte das Bakterium erstmals 1957 in England auf und breitete sich bis 2007 in fast ganz Europa aus. In Deutschland wurden erste Erkrankungen ab 1970 ausgehend von den Küsten der Nord- und Ostsee verzeichnet. In den 1980er Jahren machten massive Feuerbrand-Infektionen auf dem Gebiet der damaligen DDR großflächige Rodungen von Obstbäumen erforderlich.

Seit etwa 1993 ist in Deutschland vornehmlich der Süden und Südwesten betroffen, da die klimatischen Bedingungen die Ausbreitung begünstigen. Ähnlich wie in der Region um den Bodensee herum sieht es in der Schweiz, in Österreich und Südtirol aus, wo der Feuerbrand mittlerweile ebenfalls als endemisch und damit als nicht mehr ausrottbar gilt.

Feuerbrand breitet sich vor allem entlang der Straßen, Autobahnen und Schienenwege aus – nicht zuletzt über Weißdornhecken, die für die Bakterien eine geeignetn Wirtspflanze darstellen. Die Verbreitung wird dadurch begünstigt, dass Erwinia amylovora keinen biologischen Wirt zum Überleben benötigt und auf Blättern, Ästen und Früchten wochenlang lebensfähig bleibt. Typischerweise verläuft die Ausbreitung nicht gleichmäßig, sondern in Wellen und abhängig von den Wetterbedingungen.

Mit invasiven Neophyten und eingeschleppten Krankheiten hat man in Australien schlechte Erfahrungen gemacht. Entsprechend streng ist die Gesetzgebung: Umfangreiche Reglementierungen beim Import besonders anfälliger Pflanzen haben dafür gesorgt, dass der isolierte Kontinent als frei von Feuerbrand gilt – bisher jedenfalls.

Wie wird Feuerbrand festgestellt?

Eine eindeutige Diagnose von Feuerbrand ist nur im Labor möglich, auch wenn das Krankheitsbild recht typisch erscheint:

  • Erwinia amylovora bildet auf Petrischalen mit MM2Cu-Agar (enthält Asparagin und Kupfersulfat) glänzende gelbe Kolonien. 
  • In der Gram-Färbung sind die stäbchenförmigen Bakterien unter dem Mikroskop negativ. 
  • Moderne molekularbiologische Methoden erlauben eine schnelle und eindeutige Identifizierung über Polymerase-Kettenreaktion (PCR).

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