Sigrun - @bergblumengarten

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Interview

Sigrun - @bergblumengarten

Wer bist du und woher kennt man dich?

Ich heiße Sigrun Hannemann und wohne mit meiner Familie in der wunderschönen mittelfränkischen Gemeinde Röttenbach - im Aischgrund.
Im www kennt man mich jetzt seit genau 10 Jahren als Gartenbloggerin auf bergblumengarten.de und seit 5 Jahren als @bergblumengarten auf Instagram

Ich engagiere mich im Vorstand von Bund Naturschutz und Naturgarten e.V., in der Regionalgruppe Zentralfranken.

Außerdem zertifiziere ich gerne Gärten für die Auszeichnung zum prämierten Naturgarten des Naturgarten e.V. , für „Bayern blüht - Naturgarten“ und den LBV „Vogelfreundlicher Garten“. So hat man die Gelegenheit, mit vielen naturbegeisterten Menschen ins Gespräch zu kommen. 

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Was ist dein persönlicher Antrieb?

In meinem ersten eigenen Garten, den ich Stück für Stück von der Wiese in mein kleines, blühendes Paradies verwandelt habe, sind mir plötzlich die unterschiedlichsten Insekten aufgefallen. 

Gestreifte, die nicht wie Honigbienen aussahen und andere in der Luft Stehenbleibende oder welche mit einer Art Stachel vorne weg. Auch Schmetterlinge in den unterschiedlichsten Varianten. Ich kannte sie alle nicht. Das hat mich neugierig gemacht. 

Zum Glück gab es andere Gartenblogger, die darüber geschrieben haben und das Hortus-Netzwerk, das mich auf die Idee des Naturgartens gebracht hat. Ich hatte ja schon einen, aber es gab Verbesserungs-Potential. 

Da es das Netzwerk nur auf Facebook gab, bin ich zu Social Media gekommen und habe dadurch inzwischen auch viele Leute und ihre Naturgärten persönlich kennen gelernt. 

Was zeichnet deinen Bergblumengarten aus?

Für mich ist es wichtig, dass ich mit möglichst vielen heimischen Wildpflanzen nicht nur mich und meine Familie glücklich mache, sondern auch Insekten und anderen Gartentieren ein Zuhause bieten kann. Die Insekten verschwinden immer mehr aus der heimischen Natur und ich versuche, sie wenigstens im Garten anzusiedeln. 

Es gibt inzwischen eine, jedes Jahr gewachsene, Wildbienen-Beobachtungs-Station auf meiner Terrasse, was vor allem Besucher überrascht, denn viele denken noch so, wie ich früher, dass alle Bienen stechen. Besonders zur Mauerbienen-Zeit im Frühjahr summt es ziemlich laut und es macht Spaß ihnen beim Nisten zuzuschauen.

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Du hast eine Vorliebe für Schmetterlinge und gestaltest deinen eigenen Garten schmetterlingsfreundlich.

Gibt es hier wesentliche Unterschiede zu einem allgemein "insektenfreundlichen Garten“?

Es gibt wirklich einige Unterschiede, was Schmetterlinge mögen und ich finde, das Thema kommt bei den aktuellen Bemühungen um Artenschutz und Bienen-Rettung zu kurz. 

Als Nahrungsquelle benötigen Schmetterlinge Nektar. Einige Falter sammeln Nektar in röhrenförmigen Blüten, bei denen der Nektar an der Basis der Kronröhre zu finden ist. Beliebt sind auch Röhrenblüten der Korbblütler (Flockenblume), zungenblütige Korbblütler (Wegwarte) u.v.m., hauptsache viel Nektar. 

Wichtig ist es aber auch, Raupen-Futterpflanzen für Schmetterlinge zu pflanzen. Brennnesseln am sonnigen Standort für die Nesselfalter (Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs), Wilde Möhre, Fenchel, Pastinake für den Schwalbenschwanz oder den Kohlweißling am Kohl mal ohne Pflanzenschutzmittel zuzulassen. 

Auch das Mähen einer Blumenwiese wirkt sich auf die Schmetterlinge aus. Es gibt sehr gute Literatur zu dem Thema, die ich in meiner Rubrik „Leseecke“ auf dem Blog vorstelle.

Bleiben wir kurz bei den Schmetterlingen: Wie stark sind sie eigentlich gefährdet?

Die neusten Studien zeigen, dass es heute zwei Drittel weniger Tagfalter gibt als noch vor 30 Jahren.

Wie kann das sein?

Mit dem Verschwinden der Schmetterlinge gibt es zunächst einmal Gemeinsamkeiten zu dem Artenschwund im Allgemeinen. 

Die intensive Landwirtschaft hat in den vergangenen Jahrzehnten zu viele chemische Pflanzenschutzmittel verwendet. Gerade wertvolle Ackerunkräuter, die als Raupenfutterpflanze benötigt werden, sind durch den Einsatz von Herbiziden verschwunden. 

Raupen an Gemüsepflanzen werden durch Insektizide vernichtet. Natürliche Magerwiesen und Feuchtwiesen werden immer weniger. Dafür gibt es mehr artenarme Fettwiesen, um schnell wachsendes Gras für Tierfutter zu erhalten. 

Die intakten Flächen, auf denen noch seltene Pflanzen für spezialisierte Schmetterlingsarten wachsen, sind zu klein geworden. Ein Beispiel ist das Vorkommen des Wiesenknopf-Ameisenbläulings, der auf ein vernetztes System aus feuchten Wiesenknopf-Wiesen und Ameisen angewiesen ist. Der Regensburger Gelbling ist in Deutschland bereits ausgestorben, da seine einzige Futterpflanze, der Regensburger Ginster, verschwunden ist.

Nachtfalter sterben massiv an zu viel und falscher Beleuchtung in Städten und Gemeinden.

Weshalb sind Schmetterlinge überhaupt so wichtig? 

Wenn die Schmetterlinge fehlen, gibt es keine Raupen und damit auch kein Vogelfutter zur Aufzucht der Jungen. Falter sind in der Nahrungskette für Vögel, Spinnen und Fledermäuse wichtig. 

Ein vogelfreundlicher Garten ist also immer auch ein schmetterlingsfreundlicher Garten. Einige Pflanzen benötigen ausschließlich Schmetterlinge zur Bestäubung, wie die langröhrige Kuckucks-Lichtnelke.

Kommen wir zurück zu deinem Garten:
Sieht man bei dir nicht nur a) mehr Schmetterlinge, sondern auch b) viele unterschiedliche Arten?

Ich bin manchmal selber überrascht, was sich an Schmetterlingen einfindet. Dadurch lerne ich neue Arten kennen, die ich vorher noch nie gesehen habe. 

Meine Vorliebe zu Malven hat den Malven-Dickkopffalter angezogen und durch einen sehr schütteren Rasen mit offenem Boden und massig vorkommendem Kleinen Sauerampfer, flog der Kleine Feuerfalter im Garten. 

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Kleiner Feuerfalter

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Malven-Dickkopffalter

Mein übergelaufener Mini-Teich hat plötzlich den Schillerfalter angelockt, der die Mineralien am Boden naschen wollte:

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Ein sehr zuverlässiger Gast ist das Rotbraune Ochsenauge:

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Was sind deine 3 Lieblingsschmetterlinge?

Das ist eine schwierige Frage, da ich eigentlich alle mag. Den Schwalbenschwanz möchte ich gerne als Raupe in den Garten locken:

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Das Tagpfauenauge ist zwar nicht selten, aber sehr hübsch:

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Den Aurorafalter möchte ich auch mal als Puppe im Garten finden:

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Was sind deine bestens Tipps für Anfänger, Schmetterlinge in den Garten zu locken?

Am besten heimische Wildpflanzen in den Garten pflanzen, die besonders gut für Schmetterlinge und Raupen geeignet sind. Meine Top-Empfehlung sind Skabiosen in allen Variationen, Wiesen-Flockenblumen, Karthäusernelken und Dost (Oreganum vulgare). Lässt man Kräuter und Gemüse auch mal blühen, lockt das besonders viele Insekten an - auch Schmetterlinge. Schnelle Erfolge gibt es mit Lavendel. Mit der Pflanzung eines Faulbaums kann man den noch häufig vorkommenden Zitronenfalter in den Garten locken, der diesen Strauch als Raupenfutterpflanze benötigt.

Was kann man darüber hinaus für den Erhalt von Schmetterlingen tun?

Ich finde es wichtig, das Thema „Aussterben von Schmetterlingsarten“ mehr in die Öffentlichkeit zu rücken. Wenn eine Wiese nach klassischer Art vollständig abgemäht wird, wenn gerade Bläulinge auf Wiesen-Flockenblumen fliegen möchten, ist die Nahrung fort. Schmetterlingswiesen sollten nicht mehrmals im Jahr gemäht werden. 

Gut gemeint, aber total unsinnig sind Behausungen für Insekten, die einen oder mehrere sogenannte Schmetterlings-Schlitze enthalten. Dort zwängt sich niemals ein Schmetterling rein. Die überwinternden Falter mögen lieber gut zugängliche offene Stellen in Schuppen und alten Dachböden und Mauerritzen.

Du gärtnerst nach dem Hortus-Prinzip und dem 3-Zonen-Modell.
Kannst du uns zum Schluss deinen Garten nochmal näher vorstellen?

In Zone 1 - der Pufferzone - wächst eine vogelfreundliche Hecke, die den Garten begrenzt. 

Zone 2 - die Hotspotzone - besteht aus Beeten, die mit blühenden Pflanzen für die Insektenwelt bepflanzt sind.

In Zone 3 - der Ertragszone - wächst Gemüse und Obst. Es gibt zwei Apfelbäume, viele Beerensträucher und unterschiedliche Tomatensorten, die ich selber aus samenfestem Saatgut ziehe. 

Das ganze wird mit tierfreundlichen Naturgartenelementen bereichert, wie der oben gezeigten Kräuterspirale aus Natursteinen für Eidechsen oder einem Reisighaufen für Igel. In einem kleinen Teich hüpfen Frösche herum. Leider ist mein Garten viel zu klein für die ganzen Projekte, die ich im Kopf habe.

Einige Gartenimpressionen:

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Kräuterspirale

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Weitblick in den Garten

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Mini-Teich

Neugierig geworden? Dann statte Sigrun gern auf Instagram einen Besuch ab:
@bergblumengarten/