Roland

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Interview

Auf Facebook sind wir auf ein interessantes Foto von Roland gestoßen, das uns aus gestalterischer Sicht sehr fasziniert. Dazu wollten wir mehr wissen und haben Kontakt aufgenommen.

Roland

Hallo Roland, magst du dich kurz vorstellen?

Ich bin total überwältigt, dass mein Anfang 2023 gepostetes Foto so hohe Wellen schlägt! Für die Einladung zum Interview bedanke ich mich von Herzen und es freut mich, in diesen illustren Kreis aufgenommen zu werden.

Ich wohne mit meiner Frau und den beiden Kindern (11 und 13 Jahre alt) in der Schweiz im Berner Mittelland. Beruflich hinterlasse ich meine Spuren seit über 20 Jahren im Kosmos der Informatik und des Projektmanagements und verbringe dadurch den grössten Teil meiner Arbeitszeit am Bildschirm. Der Schrebergarten und die Heilpflanzen sind erst in den letzten Jahren zu einem großen Hobby von mir geworden.

Roland

Wann und wie hast du mit dem Projekt Schrebergarten begonnen?

2020 habe ich einen zwei Aren (200m²) großen Schrebergarten übernommen. Zunächst haben wir diesen umgekrempelt und die Beete neu angelegt. Verschiedene kleinere (Umzäunung, Tomatenhaus, Scheitstock) und größere (Geräteschuppen, Lebensbaum, Schiff) Projekte haben den Garten zu dem gemacht, was er heute ist. 2022 konnte ich expandieren und auch die verwaiste – und mit Neophyten überwucherte – benachbarte Parzelle übernehmen. 

Vom Gärtnern hatte ich zu Beginn wenig Ahnung. Auch heute noch bezeichne ich mich als wissbegierigen Anfänger, der teilweise verrückte und unrealistische Ideen hat, mit denen ich auch mal scheitere. 

Schon immer war für mich klar, dass ich biologisch und mit viel Aufmerksamkeit der Natur gegenüber gärtnern möchte, auch wenn dadurch ein Teil der Ernte mit den Schädlingen geteilt werden muss. 

Dieser Challenge habe ich mich gestellt und ich versuche, durch Förderung von Nützlingen, einhalten der Fruchtfolge und mit Mischkulturen den Verlust und Schädlingsbefall in Grenzen zu halten. Der Kurs Gemüsegarten starten von Wurzelwerk.net war mir dabei eine große Starthilfe.

In den letzten Jahren habe ich ein immer größeres Interesse für Heilpflanzen entwickelt. Aktuell wachsen im Garten – neben Gemüse und Beeren – auch über vierzig unterschiedliche Heilpflanzen. Mit der Anfang 2023 gestarteten Grundausbildung zur Heilpflanzenfachperson baue ich mein Wissen aus und erhalte einen Einblick in die Anatomie des menschlichen Körpers sowie sehr viel Wissen über Botanik, Pflanzenheilkunde, der Herstellung von Urtinkturen, Salben, Cremes und weiteren Produkten. 

Was hat dich beim Anlegen der oben gezeigten Fläche inspiriert?

Ich liebe es, mich durch eigene Erlebnisse, Ideen von Freunden, Gespräche über den Gartenzaun und insbesondere vom Moment inspirieren zu lassen. Als ich beispielsweise in den sozialen Medien las, dass jemand rund 400 Ziegel als Bauschutt entsorgen will, habe ich mich, ohne konkrete Pläne zu haben, gemeldet und die Ziegel kurzerhand vor der Entsorgung gerettet. Bei der Recherche nach interessanten Projekten bin ich auf die Sonnenfalle als Wärmespeicher aufmerksam geworden, die ich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion und innerhalb weniger Stunden gebaut habe.

Für mich war auch schon lange klar, dass ich mit Jura-Kalksteinen eine Trockenmauer bauen möchte. Weil jedoch im Frühjahr auf dem Schulareal direkt gegenüber Unmengen von Baumschnitt deponiert wurden, kam es ganz anders. Aus dem Baumschnitt habe ich eine Totholz-Hecke angelegt und die Trockenmauer mit den Jura-Kalksteinen war vom Tisch. Für die Steine musste ich einen anderen Verwendungszweck finden.

Roland

Anlieferung der Jura-Kalksteine

Wie bist du vorgegangen?

Einen Plan hatte ich nicht. Die Sonnenfalle als Zentrum des Gartens und die Totholz-Hecke hatte ich bereits gebaut. Die fünf Tonnen Jura-Kalkstein konnte ich nun anderweitig nutzen. Ich habe von Steinhaufen als Rückzugsort für Wiesel, Eidechsen und weiteren Krabbeltieren gelesen und so entstand die Idee des Steinhaufens mit Zugängen für die Wiesel. Die Höhlen haben wir mit Holzwolle ausgelegt und wir sind nun gespannt, welche Gäste unser Gartenhotel anlocken wird.

Roland

Aufnahme aus der Luft

Weil ich die ursprünglich als Beet-Umrandung geplanten Schwartenbretter als Baumaterial für den Unterstand für die IBC-Container bereits verbaut hatte, umrandete ich die Beete mit den Jura-Kalksteinen. In Kombination mit der Sonnenfalle und dem Steinhaufen ziert nun ein «Ying-Yang» Zeichen meinen Garten. Ein Artikel über Wildbienen und die Tatsache, dass die Mehrheit der Wildbienen im Boden nisten, hat mich dazu inspiriert eine Sandlinse zu bauen. Fertig war der neue Teil des Schrebergartens. 

Und wie ist so etwas in einem Schrebergarten umsetzbar?

Die Nutzungsrichtlinien des Schrebergartens verbieten lediglich ein großes Gartenhaus; ansonsten gibt es keine Vorgaben betreffend Gartengestaltung. Das schlimmste Szenario ist für mich die Auflösung der Schrebergärten. Das ist mir bewusst, doch lasse ich mich davon nicht abhalten. Ich versuche, den Moment zu geniessen und zu tun was sich gut und richtig anfühlt und meine Träume im Garten zu realisieren. 

Würdest du es heute nochmal genauso umsetzen?

Definitiv! Es würde aber wohl etwas anderes dabei rauskommen. 

Gibt es inzwischen ein aktuelles Foto? Was hast du verändert?

Seit dem Foto sind erst zwei Monate vergangen, aber ich habe inzwischen verschiedene Heilpflanzen gepflanzt und sobald die Eisheiligen vorbei sind, wird weiteres Gemüse angebaut. Die Wildtierkamera hat noch keine Bewohner des Steinhaufens aufgezeichnet und Wildbienen haben wir in der Sandlinse auch noch keine gesichtet. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich das in den nächsten Wochen ändert.

Roland

Heilkräuter-Herz

Ich bin selbst auch gespannt, wie sich der Garten am Ende des Jahres präsentieren wird. Haben die Pflanzen genügend Platz? Welche Pflanzen fühlen sich wohl? Welche Fehler habe ich gemacht? Was werde ich als Nächstes lernen? Welche Überraschungen und Herausforderungen hat die Natur auf Lager?


Was hast du noch vor?

Die Ausbildung zur Heilpflanzenfachperson ist herausfordernd, aber sehr spannend. Eines meiner Ziele für dieses Jahr ist es, mit diesem erworbenen Wissen und den selbst angebauten Pflanzen eigene Produkte herzustellen. Auch möchte ich mir noch mehr Wissen im Bereich der essbaren Wildpflanzen aneignen. Bautechnisch sind im Garten aktuell keine weiteren Veränderungen geplant und es braucht jetzt erstmal eine Konsolidierungsphase und Geduld, um der Natur Zeit zu geben, sich zu entwickeln. 

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Totholz im Garten

Kommt hinzu, dass doch einiges an Pflegeaufwand anfällt und ich die Zeit im Sommer eher der Pflege des Gartens widme. Ich habe das große Glück, dass meine Schwiegereltern mit ihrer langjährigen Gartenerfahrung sowie unsere Kinder ebenfalls sehr motiviert mithelfen. Ohne sie wäre das Projekt Schrebergarten deutlich schwieriger umzusetzen.

Gibt es noch andere spannende Projekte in deinem Garten die du uns vorstellen möchtest?

Das Schiff im Garten war ursprünglich als Hochbeet angedacht, aber die Kinder haben bisher erfolgreich ihr Veto eingelegt und das Schiff bis jetzt als Spielplatz genutzt. 

Roland

Schiff: Angedacht als Hochbeet, nun aber ein Spielplatz

Ob das Projekt «Hochbeet» angegangen wird oder nicht, steht in den Sternen. Ob das Projekt der Ansiedlung von Tigerschnegel letztes Jahr erfolgreich war, kann ich noch nicht beurteilen, denn ich habe die Nützlinge seither nicht mehr gesehen. Auch die letztes Jahr einquartierten Igel haben wir im Frühling noch nicht gesichtet.

Unter dem Strich dürften die Projekte etwas kleiner werden und weniger baulicher Natur sein, sondern vielmehr in Form von Experimenten mit Pflanzen oder der Ansiedlung von Nützlingen. Aber wenn ich heute schreibe, ich hätte keine Projekte mehr im Köcher, kann das morgen bereits wieder ganz anders aussehen...

Du findest Rolands Weg auch spannend? Auf https://sheru.ch/ dokumentiert er seine persönlichen Schrebergarten Highlights. Schau gern mal bei ihm vorbei!

Auf Youtube findest du einen kurzen Drohnenflug über die Gartenanlage:

https://youtu.be/X30bm7CZ77Q