Daniela, Hortus-bios.de

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Interview

Daniela und Christian bewirtschaften seit über 20 Jahren eine Fläche von 3.500 m2.

Ihr Garten ist Naturgarten-zertifiziert, bald LBV Vogelgarten-zertifiziert und eingetragener Hortus. Unbewusst haben sie seit Beginn an nach dem Grundprinzipien von Hortus gegärtnert, noch bevor es einen „Namen“ hatte.

Bei den beiden bekommt man nicht nur einiges zu sehen, sondern enorm viel praktisches Wissen vermittelt.

Hi Daniela! Schön dich als Interviewgast willkommen zu heißen!
Wie bist du zum Gärtnern gekommen?

Garten war schon immer unsere Leidenschaft, schon als Kinder säten sowohl Christian wie auch ich, in Gärten unserer Großeltern bzw. Eltern alles Mögliche an. 

Als wir 1993 heirateten, wow schon 30 Jahre ? haben wir parallel zum Hausbau in Großschönbrunn schon den Vorgarten am Haus gepflegt, da wir das Haus von Christians Großmutter umgestaltet haben und hier dann vieles nebenbei gärtnerisch umsetzen konnten. 

Zunächst ganz klassisch mit gekauften Pflänzchen, oder selbst gezogenes mit gekauftem Saatgut.

Da Garten aber auch immer Veränderung ist und das Wachsen an den Herausforderungen bedeutet, bemühten wir uns schon sehr früh um ökologisches Gärtnern. Das heißt, dass wir schon immer den eigenen Kompost herstellten, Jauche zum Düngen der Pflanzen usw..
Als Naturgarten wurde es erst viel später tituliert.

Als  dann Permakultur im Garten unser neues Ziel war, befassten wir uns dann auch mit der Gewinnung von eigenem Saatgut.

Kannst du uns etwas zu eurer zu bewirtschafteten Fläche sagen? 

Unser Garten am Haus ist ein klassischer Vorgarten im bäuerlichen Charakter. 

Mit Gemüsebeeten und Blumenbeeten fing alles an, so haben wir ihn von der Oma übernommen. 

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Vorgarten am Haus

Mittlerweile haben wir so ziemlich alles umstrukturiert, mit Kräuter-Beeten, 

Heilkräuterecke, zwei Hochbeeten, ein halbhohes Beet das noch dazu Quer im Garten steht, einen geschwungenen Weg mit Natursteinen angelegt und einem künstlichen Brunnen mit Bachlauf zu unserem kleinen Teich, von hier wird auch das Wasser wieder zum Brunnen gepumpt. 

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Weg mit Natursteinen

Neben dem Haus befindet sich eine Streuobstwiese, auf der auch Naturmodule wie Totholz, Insektentränken und unsere 3 kleineren Gewächshäuser zu finden sind. 

Im Nord-östlichen Eck haben wir unsere Kompoststation und daneben unser Lager für selbst gemachte Erde, hier mischen wir auch individuell z.B. Pflanzenkohle unter, um die Erde nachhaltig ohne Torf zu mischen.  

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Kompoststation

Unmittelbar neben unserem Grundstück haben wir eine Fläche gepachtet. Seit dem können wir uns hier auslassen, für insektenfreundliche Naturmodule war nun genügend Platz.

Insgesamt haben wir im Moment ca. 3500m² zertifizierten Naturgarten.

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Hohler Baumstamm für Hornissen

Wildblumen-Wiesen sind so begehrt wie nie.
Hast du Tipps, wie man eine insektenfreundliche Wiese anlegt?

Das mit den künstlich geschaffenen Wiesen ist so eine Sache.

Wer glaubt, da wirft man nur Saatgut hin und dann wird das schon, wird enttäuscht sein. 

Die Samen müssen ja die Erde erreichen, und dass ist auf einer Wiese mit dichten Grasbewuchs schlecht möglich. 

Da haben wir schon einige Versuche gemacht. Haben tief abgemäht, Kartonagen ausgelegt, dann magere Erde aufgebracht und mit Bienenweide angesät. Das geht nur ein bis zwei Jahre gut, blüht schön und dann kommt das Gras wieder dominant durch. 

Besser ist es die Wiese tatsächlich zu entfernen, den Humus abzutragen und eine magere Mischung aus Sand, Kies und wenig Mutterboden aufzubringen. Die meisten insektenfreundlichen Blumen mögen magere Böden. 

Es könnte aber auch nur ein Stückchen im Garten so gestaltet werden: z.B. sticht man ein Ornament wie eine Sichelform oder Schlangenform aus, bringt hier mageren Boden ein und legt eine Blühfläche an. Ebenso könnte man dies an einer Grundstücksgrenze machen oder einen Teil um die Terrasse. 

Aber selbst, wenn man mal eine Zeitlang seinen Rasen nicht mäht und ihn der Natur überlässt, zeigen sich die Pflanzen, die ohnehin vorhanden sind, wie Wiesenschaumkraut, Braunelle, kriechender Günsel usw.  

Wir mähen nur noch Wege zu z.B. unserem Gewächshaus, der Rest wird meist nur einmal im Jahr mit der Sense und teilweise dem Balkenmäher in Etappen gemäht. Und tatsächlich ist in diesen Bereichen die größte Vielfalt an Pflanzen zu sehen. Wer seine Blumenbeete neu und insektenfreundlich anlegen möchte könnte Storchschnabel, Färberkamille, Natternkopf, Margariten, Mohnblumen und die wunderbare Kartäusernelke setzen. Da hat Mensch und Natur den Größten nutzen.

Ihr habt zwei inspirierende Projekt umgesetzt; Der Insektenwohnpark XXL und ein Palettenhochbeet mit Wurzelfenster. Kannst du uns dazu mehr sagen?

Oh ja der Insektenwohnpark war ein Projekt, welches Christian im Rahmen der Sendung „Bayerns Garten Küche“ anlegte. 

Bei uns gibt es keine Insektenhotels, im ganzen Garten gibt es Insektenunterkünfte, denn im Hotel bin ich nur wenige Tage im Jahr, wir möchten, dass sich die Insekten bei uns zu Hause fühlen. Daher der Wohnpark. 

Dieser beinhaltet einen Käferkeller, eine Igelhöhle, einige Etagen mit Röhren Material für Wildbienen, Totholz mit Bohrungen für die Holzbiene und eine Steinpyramide in Mannshoch als Wärmespeicher und für Amphibien, natürlich noch ein Sandarium und eine Wasserstelle.  

Hier können wir eine große Menge an unterschiedlichsten Insekten beobachten die nun bei uns wohnen. Die Holzbiene ist beeindruckend, riesig, fast größer wie die Hummeln, einfach wunderschön. 

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Insektenwohnpark XXL

Das Wurzelfenster war auch so eine fixe Idee: wie kann man beobachten, wie weit sich Wurzeln in die Erde bohren? 

Also flugs ein paar Paletten zusammengeschraubt und auf der Nordseite eine alte Fensterscheibe angebracht. Hier setzten wir dann Karotten, Mangold und einen Palmkohl und konnten die Entwicklung der Wurzeln super beobachten. 

Der Mangold schaffte es die ca. 80 cm nach unten und bestimmt noch weiter in die Tiefe. Das ist schon beeindruckend!
Wir haben später einen alten Rollladen angebracht, da die Wurzeln tatsächlich kein Licht mögen. Nun kann man sie noch deutlicher sehen.

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Palettenhochbeet mit Wurzelfenster

Welche weiteren spannenden Naturmodule gibt es bei euch?

Da fällt mir zuerst die Totholzhecke ein. Da immer wieder Heckenschnitt anfällt, war dies die einfachste Möglichkeit alles sinnvoll zu verwerten. Meist haben wir an Ort und Stelle den Astschnitt in die bestehenden Sträucher eingeflochten. 

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Totholzhecke

Die Benjeshecke hat bei uns den Vorteil gebracht, dass der Wind nicht mehr über die Gartenfläche ungehindert durchblasen kann, dadurch müssen wir auch weniger gießen, weil nicht alles so schnell abtrocknet. 

Hier fühlt sich auch ein Mauswiesel wohl und kommt alle Jahre wieder.

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Benjeshecke auf der Nordseite des Hauses

Wir haben Igelhäuser und Hummel-Sommerresidenzen (Hummeln überwintern in der Erde).

Seit diesem Jahr haben wir auch Vogelhäuschen und Insekten-Unterkünfte von ganz besonderer Art, das sind alles Unikate aus Materialien die vor Ort gesammelt wurden.

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Hummelhaus

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Sandbeet

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Wasserstelle

Welche Naturmodule sind leicht und ohne großen Aufwand (Zeit, Planung, Materialbeschaffung) umzusetzen?

Spontan würde ich da an Pfützen denken:

Weil Wasser für Vögel und Insekten wichtig ist, haben wir an vielen Stellen kleine Wassertränken aufgestellt. Da ist es wichtig, dass Schwimmhilfen im Wasser sind, damit die Tiere nicht ertrinken. Natürlich sollte das Wasser oft nachgefüllt bzw. gewechselt werden.

Besonders hübsch finde ich selbst gemachte Wasserschalen aus Rhabarberblättern, das kostet wenig und ist in wenigen Schritten zu machen. 

Hierzu macht man aus Sand einen kleinen Hügel, legt das Rhabarberblatt mit der Oberseite nach unten auf den Sand und drückt es leicht an. Dann wird eine Sand-Zement Mischung aufgetragen, Hasendraht dient als Bewährung und nochmal eine Schicht Beton. Nach der Trocknung kann man das grüne Rhabarberblatt entfernen und die Schale aufstellen.

Am wichtigsten ist es aus meiner Sicht, im Garten nicht alles und immer aufzuräumen und besonders im Herbst und Winter viele verblühte Pflanzen als Unterschlupft in der kalten Jahreszeit stehen lassen. 

Ebenfalls leicht anzulegen ist ein Laubhaufen und sich zutrauen eine „wilde Ecke“ im Garten zu dulden, wo sich auch die Brennnessel ansiedeln darf.

Neben dem insektenfreundlichen Gärtnern kultiviert ihr zahlreiches Obst und Gemüse.

Was sind eure „Geheimtipps“ für eine reiche Ernte? Was sind eurer Erfahrung nach, die besten Sorten?
Da wir ein Selbstversorgergarten sind und auf Vielfalt stehen, haben wir besonders viele Bohnen. Diese Leidenschaft begann auf einer Ausstellung der Ökomodel-Region, wo wir unterstützend am Info-Stand tätig waren. 

Seitdem vermehren sich die Bohnen stetig und wir kultivieren nun 110 verschiedene Sorten. Faszinierend ist bei den Fisolen, dass diese verschiedene Formen haben, klein – dick – dünn – lang. Es gibt grüne, gelbe, rote, gestreifte usw. Bei den Kernen ist der Unterschied noch Größer. Verwendung finden sie alle, ob als Suppe, Eintopf, Salat, gebraten, oder als Burgerpatties. 

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Bohnenvielfalt

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Bohnenernte

Bei unseren derzeit 75 verschiedenen Tomaten setzten wir auf alte Sorten, samenfestes Saatgut - also Bio-Qualität. Besonders die Urtomate „golden Currant“ gefällt mir, die russische Reisetomate, aber auch die Paprikatomate, welche sich gut zum Füllen eignet um nur einige zu nennen.

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Tomatenernte

Aber das wohl Beste ist die Salat „Produktion“. Es ist immer wieder erstaunlich. Seit einigen Jahren darf Salat, der an Ort und Stelle seine Samen ins Beet verliert, auch dort wieder aufgehen. Die jungen Pflänzchen sind sehr robust, sie trotzen der Kälte im Frühjahr und brauchen auch noch nicht gegossen werden. 

Besonders robust sind Teufelsohr, Forelle, Indianerperle und natürlich die unterschiedlichsten Kreuzungen daraus. Man braucht nur immer wieder ein paar kleine Salatpflänzchen pikieren, also ins Frühbeet oder im Gewächshaus vereinzeln, und schon wächst er munter vor sich hin. Nun darf auch etwas gegossen werden. Meist nur die ersten Tage, danach holen sich die Wurzeln das Wasser aus der tiefen Erde.
Dieser Salat ist so gesund herangezogen, dass selbst die Schnecken ihn nicht bzw. nur sehr selten anknabbern.

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Salatsamen Produktion

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Anzucht alter Salatsorten

Für guten Anbau und ressourcenschonenden Umgang mit Wasser wird bei uns alles gemulcht, also gibt es keine offene Erde. 

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Mulchschicht auf dem Salatbeet

Wir stellen Naturdünger aus Brennnesseljauche her, Düngen mit Hühnerdung, Pferdemist oder mit natürlichen Nährstoffen angereicherter Pflanzenkohle. Es braucht keine künstlichen Dünger die sich auf irgendwelche Pflanzen spezialisiert haben. Bei den Tomatenpflanzen geben wir auch getrocknete Kartoffelschalen als Dünger bei, dieser ist reich an Kalium, das tut den Tomaten gut.

Schnecken sind bei euch ein echtes Problem.
Was habt ihr bereits versucht sie fernzuhalten? Was klappt, was hat nicht funktioniert?

Es gibt da einen Spruch von einer Biobäuerin aus der Schweiz, der da lautet: „Mache die Schnecke zu deinem besten Mitarbeiter“. Nach dieser Fortbildung habe ich vieles ausprobiert. Und tatsächlich, Schnecken stellen unsere Müllabfuhr im Garten dar. Sie vertilgen Angewelktes viel lieber als gesunde knackige Pflanzen. Also versuchen wir Pflanzen robust zu ziehen, nebenbei bekommen die Schnecken Grasschnitt, Mulch aus Laub und wir legen sogenannte Mulchwürste aus. Die Schnecken fressen das ausgebrachte „Futter“ und legen sich unter die Mulchwurst zum Schlafen, hier kann man sie nun leicht absammeln. 

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Mulchwürste

Die Geschichte von der Schafwolle ist ein tolles Märchen ?. Das habe ich ausprobiert. 

Weil ich so neugierig bin, habe ich eine Nacktschnecke gefangen, auf der Terrasse in einen Ring aus Schafwolle gesetzt und beobachtet. Tatsächlich wollte die Schnecke nicht über die Wolle kriechen: 

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Dann habe ich unser großes Bohnenbeet mit Schafwolle gemulcht.
Sah super schön aus und auch die Schnecken blieben Anfangs weg:

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Nach dem es aber geregnet hatte und das Wollfett Lanolin ausgewaschen war, fanden es auch die Nacktschnecken sehr kuschelig in der Wolle. Das war dann wohl nicht das Wahre. Aber Schafwolle ist ein tolles Mulchmaterial und Langzeitdünger, als solcher wird er auch weiter Verwendung finden.

Was stehen bei euch im Juni an Arbeiten im Garten an? Was macht ihr nicht?

Wir müssen noch viele Pflanzen setzen, bei uns war es bis 20. Mai noch zu kalt um Tomaten raus zu pflanzen. Nun müssen die Kürbisse auf die Hügelbeete, neben Freilandgurken, Mais, verschiedene Kohlsorten und so fort. Da ist noch viel zu tun. 

Was wir nicht machen – mähen – grins. Allenfalls neben den Beeten um die Nacktschnecken zu finden. Ansonsten frühestens Mitte bis Ende Juli, aber da auch nur in Etappen, also Streifenweise, um den Insekten immer Rückzugsgebiete zu lassen.

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Etappenmaht

Ihr habt ein eigenes, neues Projekt ins Leben gerufen, um die Biodiversität der heimischen Flora und Fauna zu fördern. Was steckt hinter der „Natur-Patenschaft“?

Die Naturpatenschaften sind uns ein großes Anliegen.
Wir möchten der Natur so viel Unterstützung bieten, wie es nur irgendwie geht. 

Dazu haben wir begonnen Flächen zu pachten, welche für die landwirtschaftliche Nutzung weniger interessant sind. Diese pflegen wir extensiv und so naturnah wie irgend möglich. 

Zur Finanzierung brauchen wir aber auch Paten, welche durch finanzielle Unterstützung uns dabei helfen, die Ländereien extensiv also naturnah zu bewirtschaften; Das ist sowohl zeitlich wie auch körperlich eine Herausforderung, dient aber dem Renaturieren und dem Fortbestand von Pflanzen, welche dringend von den Insekten benötigt werden. 

Darum freuen wir uns über jeden, der eine Naturpatenschaft übernimmt und wenn es nur wenige Quadratmeter sind. Jeder einzelne Quadratmeter hilft.

Weitere Infos zur Naturpatenschaft erhältst du auf
http://www.hortus-bios.de/ unter dem Menüpunkt „Patenschaften“ auf der linken Seite.

Vielleicht kommt eine Unterstützung für dich in Frage?