Was ist Wildes Stiefmütterchen?
Wildes Stiefmütterchen oder Ackerveilchen (Viola tricolor) gehört zur Familie der Veilchengewächse (Violaceae). Die bei uns einheimischen ein- bis mehrjährigen krautigen Pflanzen findet man relativ selten an grasigen Hängen, Böschungen und Wegrainen.
Wilde Stiefmütterchen werden meist um die 10, selten bis zu 40 Zentimeter hoch. Die Stängel sind dünn, zerbrechlich und kantig und verzweigt. Die Blätter stehen in einer bodennahen Halbrosette und sind unten herz bis eiförmig, nach oben hin zusehends lanzettlich, mit einem stumpf gekerbten Rand. Die Mittellappen der Nebenblätter sind meist lanzettlich und ganzrandig, aber nicht blattähnlich.
Die Blüten sind zygomorph fünfzählig, mit lanzettlichen grünen Kelchblättern und bunten Kronblättern. Die Krone der Blüten ist länger als der Kelch, überwiegend blauviolett, mit einem Sporn, der 1,5-2 mal so lang ist die die Kronanhängel. Die Lippe des Narbenkopfes ist auffällig groß. Meistens sind die oberen beiden Kronblätter blauviolett, das untere gelb und die beiden seitlichen weiß oder ebenfalls blauviolett. Hinzu kommt eine dunklere feine Aderung, die zum Zentrum der Blüte deutlicher wird.
Bei den Früchten handelt es sich um kleine braune Kapseln, die an der Spitze aufspringen und die birnenförmigen gelben Samen freigeben.
Wildes Stiefmütterchen im Garten
Standort
Im Garten wie auch in freier Wildbahn bevorzugt das Wilde Stiefmütterchen einen frischen, nährstoffreichen und sauer-humosen sandigen Lehmboden mit Sonne oder Halbschatten.
Schnitt
Ein Schneiden ist ebenso wenig notwendig wie sonstige Pflege.
Vermehrung
Die Vermehrung des Wilden Stiefmütterchens erfolgt mit Samen.
Verwendung
Neben seiner großen Verwandten macht sich auch das zierliche Wilde Stiefmütterchen gut in Blumenbeeten, aber auch auf Balkon und Terrasse in Töpfen oder Kästen gepflanzt.
Schädlinge
Das Wilde Stiefmütterchen ist noch widerstandsfähiger als die Gartenform, aber bisweilen hat es mit Grauschimmel und Mehltau zu kämpfen. Selten treten Blattflecken auf, wohingegen Blattläuse häufig zu finden sind. Nicht zu vergessen die gefräßigen Schnecken, die im Sommer nach einem regnerischen Tag ganze Beete bis auf die Strünke kahlfressen können.
Ökologie
Das Wilde Stiefmütterchen wird ausschließlich durch Insekten bestäubt, vor allem durch Bienen und Hummeln. Die Zeichnung der Blüten dient dem Anlocken von Honigbienen, die das hiervon reflektierte Sonnenlicht sehen können. Sieben Schmetterlinge nutzen es zur Eiablage und als Raupenfutter, vor allem die selten gewordenen Perlmuttfalter der Gattungen Argynnis und Boloria.
Die Verbreitung der Samen erfolgt vor allem durch Ameisen, die sich für das große nahrhafte Elaisosom interessieren.
Wissenswertes
Das Wilde Stiefmütterchen ist äußerst formenreich und die Wildform der in deutschen Gärten beliebten Stiefmütterchens, das sich vor allem durch größere Blüten auszeichnet. Es gibt bei beiden und den Zuchtsorten auch rein gelbe, violette oder weiße Blüten.
Als Heilpflanze verwendet man das Wilde Stiefmütterchen erst seit dem Mittelalter; die gezielte Zucht des heute bekannten großblütigen Garten-Stiefmütterchen begann im England des 18. Jahrhunderts. In der Naturheilkunde nutzt man es vor allem als Mittel gegen Hautkrankheiten und Erkältungen.
Was sind einjährige Pflanzen?
Einjährige Pflanzen keimen, wachsen und blühen innerhalb eines Jahres. Durch Versamen können sie sich erhalten und wieder am selben Standort erscheinen. Manche „wandern“ so durch den Garten und erfreuen uns an immer neuen Standorten.
Markus Wichert
Naturgärtner