Was ist Violette Königskerze?
Die Phönizische Königskerze, öfter als Purpur-Königskerze oder Violette Königskerze bezeichnet weicht in der Farbe ihrer Blüten vom Königskerzen-typischen Gelb an und produziert prachtvolle violette bis purpurfarbene Blüten. Beheimatet ist sie in einem weiten Gebiet von Mittel- über Süd- und Ost-Europa bis nach Sibirien und China, wo man sie vorwiegend auf Trockenrasen und an den Rändern, Lichtungen und Kahlschlägen von trockenen Wäldern, an Flussufern und Bahndämmen findet. In Deutschland kommt sie in den neuen Bundesländern am häufigsten vor.
Es handelt sich dabei um eine zwei- bis mehrjährige krautige Staude, die bis zu einem knappen Meter Höhe erreicht. Im ersten Jahr bildet sie zunächst nur eine bodenstände Rosette aus länglich-eiförmigen bis spatelförmigen Blättern mit buchtig gekerbtem Rand und einer dicht flaumig behaarten Unterseite. Erst ab dem zweiten Jahr wird der aufragende und wenig verzweigte Stängel gebildet; er ist im unteren Teil behaart, im oberen Teil kahl und dicht mit Drüsenhaaren besetzt.
Die namensgebenden violetten Blüten erscheinen im Mai und Juni; sie bilden an den Enden der Triebe eine langgezogene Traube. Als Knospen sind sie typischerweise exakt fünfeckig; die fünf erblühten Kronblätter bilden einen Teller und haben einen leicht gewellten Rand. Davor kommen die aparten Staubblätter mit orangenen Staubfäden und schwarzvioletten Staubbeuteln mit gelbem Pollen gut zur Geltung. Der Griffel ist violett mit grüner Narbe. Aus den weiblichen Blüten entwickeln sich nach der Bestäubung mehrfächerige Kapseln mit den Samen darin.
Nicht wundern: Wie oft bei Verbascum-Arten sind die Blütenverhältnisse bei der Violetten Königskerze kompliziert: Sie bildet männliche, weibliche und zwittrige Blüten, und die verteilen sich auf rein männlichen, rein weiblichen, rein zwittrigen und zwittrigen plus weiblichen Pflanzen. Darüber hinaus sind die Blüten selbstinkompatibel, benötigen also einen genetisch abweichenden Bestäubungspartner.
Violette Königskerze im Garten
Standort
Die Violette Königskerze wächst am liebsten auf einem kalkhaltigen, sandigen oder lehmigen Boden, der nicht zu viele Nährstoffe enthalten sollte und möglichst viel Sonne zu bieten hat. Im Sommer macht ihr Trockenheit nichts aus, im Gegenteil, so fühlt sie sich wesentlich wohler als auf einem zu feuchten Grund. Staunässe ist für sie absolut tödlich. Über die Winterfestigkeit brauchst Du Dir ebenfalls keine Gedanken zu machen, die heimischen Pflanzen vertragen bis zu -23 °C.
Schnitt
Lasse die Überreste der Violetten Königskerze im Herbst stehen; ihre dicken Stängel sind für einige Wildbienen von Interesse, die ihre Bruthöhlen in alte markhaltige Stängel graben.
Vermehrung
Eine Vermehrung aus Samen ist bei der Violetten Königskerze recht einfach; Du kannst sie im Frühjahr an Ort und Stelle aussäen. Ansonsten sorgt sie auch in eigener Regie für mäßige Selbstaussaat. Den Winter überstehen die Pflanzen zudem mit Überdauerungsknospen, die hier nahe an der Oberfläche an den Sprossachsen sitzen.
Verwendung
Mit ihren farbenfrohen großen Blütentrauben ist Verbascum phoeniceum eine beliebte Zierpflanze für trockene und sonnige Stellen im Naturgarten, etwa im Steingarten oder in gemischten sonnigen Staudenrabatten. Reizvoll ist der Einsatz unterschiedlicher Sorten mit andersfarbigen Blüten.
Schädlinge
Während die ausgewachsenen Pflanzen nur noch selten von Schädlingen und Krankheiten heimgesucht werden musst Du bei den Sämlingen auf Schnecken achten – sie können ein ganzes Beet mit frischer Einsaat binnen kürzester Zeit leerfressen.
Ökologie
Nektar bilden die prachtvollen Blüten der Violetten Königskerze kaum (pro Blüte nur 1,46 mg am Tag), aber dafür umso mehr Pollen. Der steht leicht zur Verfügung, und als Hauptbestäuber gelten Bienen, Fliegen und Schwebfliegen sowie Käfer. Ihren Geruch zum Anlocken der Bestäuber sondert sie bereits früh am Morgen ab, gegen Mittag ist es mit der Parfümerie bereits wieder Ende.
Neun Wildbienen holen sich hier Pollen für ihre Brut; dazu zählen auch zwei in Deutschland als gefährdet geltende Arten, die Bergwald-Sandbiene (Andrena coitana) und die Spargel-Schmalbiene (Lasioglossum sexnotatum). Letztere stellt eigentlich recht geringe Ansprüche an ihre Nahrungsquellen, aber ihre angestammten Wiesen und Weideflächen sind vielerorts der intensivierten Landwirtschaft zum Opfer gefallen. Mit ihren nur knapp neun Millimetern Körperlänge ist die Bergwald-Sandbiene noch unscheinbarer; sie fliegt im Sommer vor allem an Waldrändern, auf Lichtungen und Kahlschlägen.
Die Verbreitung der Samen aus dem gefächerten Kapseln erfolgt durch Herausschütteln durch den Wind oder durch vorüberstreifende Tiere.
Wissenswertes
Heute spielt die Violette Königskerze in Naturheilkunde und Phytotherapie keine Rolle mehr, aber bisweilen gilt sie in der Volksheilkunde nach wie vor als Heilpflanze. Neuere Studien zeigen, dass sie antimikrobiell wirksame Inhaltsstoffe besitzt.
Was sind zweijährige Pflanzen?
Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.
Markus Wichert
Naturgärtner