Was ist Große Kapuzinerkresse?
Große Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) ist eine beliebte krautige Zierpflanze aus der gleichnamigen Familie der Kapuzinerkressegewächse (Tropaeolaceae). Bisweilen findet man die auch als Heilpflanze verwendeten Kräuter mit den charakteristischen Blättern verwildert in der Nähe von Siedlungen an Schuttplätzen und anderen Ruderalstellen. Beheimatet ist sie ursprünglich in Südamerika, wo sie in Peru, Kolumbien und Ecuador an den feuchten Säumen von Wäldern und Auen wächst.
Die schnellwüchsigen Pflanzen sind eigentlich ausdauernd, werden in unseren Gärten aber wegen ihrer Frostempfindlichkeit fast ausschließlich einjährig gehalten. Sie bestehen aus leicht fleischigen rundlichen, weithin kriechenden Trieben, die mit ihren Blattstielen an umliegenden Strukturen bis in eine Höhe von drei Metern emporklimmen können. Die bläulichgrünen, unterseits etwas helleren Blätter stehen wechselständig; sie sind kreisrund oder leicht nierenförmig und schildförmig, heißt die 5-30 Zentimeter langen runden Blattstiele entspringen nahe der Mitte der variablen, 3-15 Zentimeter großen rundlichen Blattspreiten – ein in unserer Flora äußerst seltenes Phänomen. Bei Regen oder Tau lässt sich ein Lotuseffekt beobachten: Wassertropfen perlen einfach von den Blättern ab. Verantwortlich dafür ist eine dünne Wachsschicht.
Die ersten Blüten der Kapuzinerkresse erscheinen im Mai und Juni einzeln in den Blattachseln und blühen bis in den späten Herbst hinein munter weiter. Sie sitzen auf einem 6-13 Zentimeter langen Stiel und sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle, leicht zygomorph und zwittrig. Außen stehen grüne und lanzettliche Kelchblätter, im Inneren die 3-6 Zentimeter große Krone aus gelben, orangefarbenen, roten und/oder kastanienbraunen, häufig gefleckten und gemusterten Kronblättern, die an der Basis oft bärtig behaart sind. Die beiden oberen stehen dichter zusammen und sind ganzrandig, die drei unteren in der Mitte des Randes gefranst. Nach hinten geht davon ein etwa drei Zentimeter langer, wenig gekrümmter Sporn ab. Im Inneren befinden sich acht ungleich geformte, freie Staubblätter und ein dreiteiliger Fruchtknoten mit langem Griffel und drei Narbenästen. Aus ihm bilden sich eine dreiteilige rundliche und runzlige Frucht, die bei der Reife hellbraun wird und in drei Teilfrüchte mit jeweils einem Samen zerfällt.
Große Kapuzinerkresse im Garten
Standort
Die Große Kapuzinerkresse liebt einen frischen und fruchtbaren Lehmboden mit mildem Klima und hoher Luftfeuchtigkeit. Sie steht vorzugsweise in der Sonne oder im Halbschatten. Zu viel Nährstoffe im Boden führen dazu, dass sie reichlich wächst, aber vergleichsweise wenige Blüten bildet. Also nicht übertreiben mit dem Düngen.
Schnitt
Ein Schnitt ist bei der Kapuzinerkresse nur erforderlich, wenn sie sich im Garten allzu breit zu machen droht. Ansonsten ist der Spuk beim nächsten Frost ohnehin zu Ende. Was man abschneidet muss man nicht gleich auf dem Kompost entsorgen – die Blätter geben eine leckere Salatbeilage, und auch die Blüten und Früchtchen kann man essen. Mit ständigem Abknipsen der verwelkten Blüten kann man den Blütenreichtum fördern.
Vermehrung
Üblicherweise pflanzt man die Kapuzinerkresse jedes Jahr neu, da die Pflanzen den Winter nicht überleben. Dazu sammelt man die reifen Teilfrüchte – im Herbst verfärben sich die grünen Teile langsam braun und schrumpfen leicht. Sie werden im August und September geerntet und möglichst luftig getrocknet. Durch Entfernen der leicht korkigen Schale gelangt man an die dunklen Samen. Im zeitigen Frühjahr lassen sie sich im Haus vorziehen und dann im Frühling nach den Eisheiligen ins Freie bringen. Da die Pflanzen schnell wachsen kann man sie aber auch ebenso zu dieser Zeit direkt im Freiland aussäen. Dazu pflanzt man jeweils 2-3 Samen zusammen in einem Abstand von 30-40 Zentimetern.
Verwendung
Mit ihrem zum Klettern neigenden Wuchs macht sich die Kapuzinerkresse ausgezeichnet an Spalieren, Pergola und Zäunen oder Mauern, oder kriechend als Bodendecker in gemischten Rabatten oder im Bauerngarten. Da sie schnell wachsen lässt sich damit auch ein guter Blickschutz ziehen und sich nicht ganz so dekorative Stellen im Garten wie Mülltonnen und Komposthaufen kaschieren. Ansonsten lässt sie sich auch problemlos hängend und kletternd in Balkonkästen und Töpfen auf Balkon und Terrasse bringen. Als Schnittblumen halten sich die Blüten lange in der Vase.
Schädlinge
Die saftigen Blätter der Kapuzinerkresse sind ein Magnet für Blattläuse. Allerdings kann man sich das auch im Gemüsegarten zunutze machen: Wer sich mit der Schwarzen Bohnenlaus herumplagt sollte einfach ein paar Pflanzen Kapuzinerkresse in der unmittelbaren Umgebung setzen. Danach sind die schnell schwarz vor Ungeziefer, aber die scheinbar weniger attraktive Bohnenernte ist gesichert. Die befallenen Kapuzinerkressen muss man nicht unbedingt vernichten, man kann sie mitsamt Lausbesatz auch wachsen lassen, denn die Läuse sind auch ein willkommenes Futter für Nützlinge wie Marienkäfer, Schwebfliegen und Florfliegen und ihre Larven. Die Pflanzen sollen sogar Möhren und andere Pflanzen vor Weiße Fliege schützen.
Ökologie
Während man bei uns die frostempfindliche Kapuzinerkresse eher selten wild an Ruderalstellen antrifft erweist sie sich in wärmerem Klima schnell als recht durchsetzungsfähig. In Europa gilt sie derzeit auf Gibraltar als eingebürgert, ebenso in vielen anderen Ländern. In Australien und auf Hawaii wird sie als invasive Art angesehen.
In ihrer Heimat wird die Kapuzinerkresse nicht von Insekten bestäubt, sondern von Kolibris, die im Schwirrflug mit ihrer langen Zunge an den tief im Sporn der Blüten verborgenen Nektar kommen. Hierzulande übernehmen vor allem Hummeln und Schmetterlinge diese Aufgabe. Wer nur kurze Mundwerkzeuge sein Eigen nennt behilft sich, indem er die Sporne kurzerhand anknabbert und den Nektar räubert, ohne etwas zur Bestäubung beizutragen, wie kurzrüsslige Hummeln und Honigbienen.
Der kohlähnliche, leicht scharfe Geschmack ruft auch Schmetterlinge auf den Plan, die ein ähnliches Raupenfutter bevorzugen: Großer Kohlweißling (Pieris brassicae) und Kleiner Kohlweißling (Pieris rapae) finden sich hier häufig ein und machen die Blätter zum Raupenfutter.
Wissenswertes
Woher kommt der Name Kapuzinerkresse?
Inzwischen weiß man, dass die Große Kapuzinerkresse eine Hybride ist – allerdings mit unbekannten Eltern. Entstanden ist sie vermutlich in Brasilien oder Peru, und nach Europa gelangten sie erstmals 1684 mit den Jesuiten, die sie alsbald in den Klostergärten bekannt machten. Der Name Kapuzinerkresse kommt von den Blüten, die in ihrer Form an die Kutten der Kapuzinermönche erinnern.
Die Erstbeschreibung als Tropaeolum majus stammt von Carl von Linné, der sie 1753 in seiner Species plantarum veröffentlichte. Der Gattungsname Tropaeolum ist die Verkleinerungsform des griechischen trópaion, sinngemäß kleine Trophäe, und verweist auf die klassischen Trophäen mit Schild (Blatt) und Helm (Blüte). Allzu klein aber auch nicht: Das lateinische majus bedeutet größer. Mit der Brunnenkresse, die zu den Kreuzblütlern (Brassicaceae) gehört ist sie nur weitläufig verwandt.
Blitzende Blüten? Das Elisabeth Linné-Phänomen
Carl von Linnés Tochter Elisabeth Christine (1743-1782) beobachtete erstmals, dass die Blüten in der Dämmerung kleine Blitze auszusenden schienen und und hielt das in ihrer Veröffentlichung Über das Flackern der Kapuzinerkresse fest. Der an seiner Farbenlehre arbeitende Goethe bezeichnete das als Elisabeth Linné-Phänomen. Heute weiß man, dass dieses nur bei dicht beieinanderliegendem Rot und Orange auftritt und auf einer grenzwertigen Erregung der lichtempfindlichen Zapfen in der Netzhaut beruht.
Essbares für die Küche
Die oberirdischen Teile der Kapuzinerkresse sind alle essbar – von den Blättern über die Knospen und Blüten bis hin zu den noch grünen Früchten. Sie schmecken ähnlich würzig wie Brunnenkresse und lassen sich gut in Salat oder Nudelgerichten verwenden. Die Knospen und jungen Früchte kann man ähnlich wie Kapern in Essig einlegen und verwenden. Die Blüten enthalten mit 130 mg Vitamin C pro 100 Gramm etwa ebenso viel wie Petersilie. Spitzenreiter sind die Blüten mit ihrem Gehalt an gelblichem Luteolin: 45 Milligramm pro 100 Gramm ist der bisher höchste gemessene Wert bei essbaren Pflanzen. Zudem sind die Blüten reicht an Mineralien wie Schwefel und Phosphor.
Kapuzinerkresse als Heilpflanze
Der leicht scharfe Geschmack rührt von Senfölglykosiden, die man sich mit ihrer schleimlösenden, harntreibenden und antibiotischen Wirksamkeit gegen Bakterien, Viren und Pilze auch in der Naturheilkunde zunutze macht – schon die alten Inka verwendeten die Kapuzinerkresse als Heilpflanze zur Wundbehandlung und Schmerzlinderung. Sie enthält Fettsäuren, Flavonoide, Anthocyane, Carotinoide, Glucosinolate und Polyphenole. Die aktuelle S3-Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) empfiehlt Kapuzinerkressekraut, Meerrettichwurzel und Bärentraubenblätter zur Behandlung von Harnwegsinfektionen (AWMF-Register-Nr. 043/044). In ähnlicher Weise lassen sich das frische und getrocknete Kraut gegen Bronchitis und Nebenhöhlenentzündungen einsetzen. Wegen ihrer Heilwirkung wählte man die Kapuzinerkresse 2013 zur Heilpflanze des Jahres.
Ausgezeichnete Hybriden und Sorten
Die Gruppen Whirlybird und Alaska der Kapuzinerkresse haben den Award of Garden Merit der Royal Horticultural Society gewonnen. Neben der Wildart gibt es auch kleinere Sorten, die nur 30-40 Zentimeter groß werden und teilweise gefüllte oder halbgefüllte Blüten aufweisen. Ebenso erhältlich sind Hybriden mit Tropaeolum minus und Tropaeolum peltophorum.
Was sind einjährige Pflanzen?
Einjährige Pflanzen keimen, wachsen und blühen innerhalb eines Jahres. Durch Versamen können sie sich erhalten und wieder am selben Standort erscheinen. Manche „wandern“ so durch den Garten und erfreuen uns an immer neuen Standorten.
Markus Wichert
Naturgärtner