Was ist Zottiger Klappertopf?
Der Zottige Klappertopf ist eine einjährige krautige Pflanze aus der Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae). In Europa findet man ihn weit verbreitet, in Deutschland vor allem in den südlicheren Bundesländern auf Wiesen und Weiden, Magerrasen und Getreidefeldern auf frischen und nährstoffreichen Kalkböden.
Jedes Jahr bilden sich aus den Samen Pflanzen mit einer dünnen verzweigten Wurzel und einem straff aufrechten, meist locker verzweigten, selten unverzweigten behaarten Stängel. Ähnlich wie den bei nahe verwandten Lippenblütlern (Lamiaceae) sind die Stängel vierkantig, die 2-4 Zentimeter langen Blätter stehen kreuzgegenständig und die Blüten sind typische zygomorphe Lippenblüten mit Ober- und Unterlippe. Hier sind die Blätter sitzend, eiförmig bis breit-lanzettlich mit gesägtem Rand, die hell zitronengelben Blüten erscheinen an den Enden der Triebe in Trauben in den Achseln großer hellgrüner Tragblätter. Unverkennbar sind die große helmartige Oberlippe und die dreizipfelige Unterlippe sowie der dicht zottig behaarte Kelch. Nach der Bestäubung entwickeln sich aus den Fruchtknoten Kapseln mit einigen wenigen breitflügeligen Samen, die vom aufgeblasenen vertrockneten Kelch umschlossen bleiben.
Es klappert im Gebälk: Schüttelt man eine Pflanze mit ausgereiften Früchten, so hört man, warum sie Klappertopf heißen.
Zottiger Klappertopf im Garten
Standort
Der Zottige Klappertopf hat es gerne sonnig und warm, der Boden sollte kalkhaltig, durchlässig und humos ausfallen. Gleichmäßige Feuchtigkeit ist wichtig, denn Staunässe und länger anhaltende Trockenzeiten im Sommer mögen die Pflanzen gar nicht.
Schnitt
Zu schneiden gibt es bei der einjährigen krautigen Pflanze eigentlich nichts; der Klappertopf breitet sich auch nicht so rasant aus, dass Du ihn besonders im Auge behalten müsstest.
Vermehrung
Eine Vermehrung ist beim Zottigen Klappertopf nur mit Samen möglich. Die säst Du am besten gleich nach der Reife im Herbst an Ort und Stelle im Garten aus, damit Du im nächsten Frühjahr gleich die nächste Fuhre bekommst.
Verwendung
Mit seinem ungewöhnlich hellen Laub und den zitronengelben Blüten macht sich der Zottige Klappertopf im naturnahen Garten und in einer möglichst unbehelligten Wiese, an sonnigen Böschungen und Hängen am besten.
Schädlinge
Im Großen und Ganzen ist der Zottige Klappertopf robust und wenig anfällig. Blattläuse entwickeln sich schon mal zu Dauergästen, ohne ihm nachhaltig zu schaden, und auf die frischen Sämlinge haben es Schnecken ganz besonders abgesehen.
Ökologie
Die Bestäubung der Lippenblüten erfordert besonders lange Mundwerkzeuge, denn die Kronröhre ist gut einen Zentimeter lang und wird von Ober- und Unterlippe fast perfekt verschlossen; hier einzudringen schaffen nur die langrüssligen Schmetterlinge und einige Bienen und Hummeln. Viele zu kurz geratene wissen sich zu behelfen, indem sie einfach die Kronröhre seitlich aufknabbern und den Nektar räubern.
Den Pollen holt sich die Filzzahn-Blattschneiderbiene Megachile pilidens. Die nur einen Zentimeter große Wildbiene baut ihre Nester in bereits vorhandene unterirdische Räume wie Felsspalten und die Ritzen von Trockenmauern, deren Wände sie mit Blattstückchen tapeziert. In Deutschland findet man sie nur im Süden, vor allem am Kaiserstuhl, wo sie sonnenbeschienene Weinberge, Sandrasen und Lehmgruben bevölkert.
Für die Verbreitung der Samen sorgt der Wind, oder sie werden von Regen oder vorüberstreifenden Tieren herausgeschüttelt. Meistens ohne Klappern ;-). Den weiteren Transport übernehmen Ameisen.
Hilfe, Vampire! Der Zottige Klappertopf ist ein Halbparasit; das heißt, mit seinem Blattgrün kann er wie andere Pflanzen Photosynthese betreiben, aber nebenbei holt er sich Wasser und Nährstoffe von seinen Nachbarn, in deren Wurzelwerk er mit speziellen Haustorien eindringt. Als Wirte dienen unter anderem Gräser und andere krautige Gewächse. Ohne Wirt entwickeln sich die Jungpflanzen nicht vollständig. Ein ähnlicher Parasitismus liegt bei allen Sommerwurzgewächsen vor; einige davon leben als Vollparasiten und haben das eigene Chlorophyll vollkommen abgeschafft. Sie sind an ihrer grünlos fahlen Farbe erkennbar, wie einige der namensgebenden Sommerwurzen (Orobanche spec.) selbst.
Wissenswertes
- Das unaussprechliche alectolophorus kommt aus dem Griechischen und bedeutet Hahnenkamm. Der Name bezieht sich auf die typische Form der Hochblätter, die mit ihrem gezackten Rand an den Kopfschmuck des Vogels erinnern.
- Die Pflanzen enthalten Aucubin; für den Menschen ist es nur schwach giftig, aber sehr wohl für Pferde. Glücklicherweise meiden Weidetiere die Pflanzen meistens wohlweislich.
- In der Antike nutzte man die Aucubine des Klappertopfs zur Abwehr von Insekten.
Was sind einjährige Pflanzen?
Einjährige Pflanzen keimen, wachsen und blühen innerhalb eines Jahres. Durch Versamen können sie sich erhalten und wieder am selben Standort erscheinen. Manche „wandern“ so durch den Garten und erfreuen uns an immer neuen Standorten.
Markus Wichert
Naturgärtner