Was ist Japanische Zierkirsche?
Japanische Zierkirsche, Japanische Blühkirsche, Grannenkische oder Mahagoni-Kirsche (Prunus serrulata) wächst als kleiner Baum oder großer Strauch und ist ein hübsches und zugleich anspruchsloses Blüh- und Ziergehölz für den Garten. Beheimatet ist sie, wie der Name bereits verrät, in den Wäldern und Gebüschen Ostasiens, insbesondere in Teilen Russlands sowie in China, Korea und Japan. Wie alle Arten der Gattung Prunus gehört sie zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae).
Auffälliges Merkmal der drei bis zwölf Meter hohen Zierkirsche ist die glatte, mahagoni- oder kastanienbraune Rinde mit horizontal verlaufenden Bändern von Korkwarzen, die ihr auch den deutschen Namen Mahagoni-Kirsche eingebracht hat. Die Sträucher oder Bäume selbst sind breitkronig oder säulenförmig, mit teils überhängenden Zweigen. Viele Sorten bleiben auch deutlich kleiner als die Wildform.
Die wechselständig an den Zweigen stehenden Blätter haben einen kahlen, 1-2 Zentimeter langen Blattstiel und eine eiförmig-elliptische oder verkehrt-eiförmig-elliptische Blattspreite. Sie werden 5-13 Zentimeter lang und 2-7 Zentimeter breit, mit gerundetem bis keilförmigem Grund und einer kleinen Spitze. Der Blattrand ist einfach bis doppelt fein gesägt – nichts anderes bedeutet der Artname serratula auf lateinisch. Am Grund des Blattstiels stehen zwei linealisch geformte Nebenblätter mit drüsig-fransigen Rändern, seine Oberseite birgt ein bis drei extraflorale Nektarien. Gegen Ende des Jahres erstrahlen die Blätter in einer roten und gelben Herbstfärbung.
Hauptblütezeit ist April und Mai; dann erscheinen zusammen mit dem Laubaustrieb Unmengen von teils rüschenartigen Blüten, welche die Äste komplett bedecken, aber leider nur eine begrenzte Lebensdauer haben. Die meisten davon fallen bereits nach wenigen Tagen ab, sodass es mit der Blütenpracht schnell vorbei ist und ganze Teppiche von rosa Blütenblättern den Boden unterhalb der Kirschbäume bedecken.
Die einzelnen Blüten sind rosa bis weiß, bei einigen Sorten dunkler rosa und mitunter gefüllt und stehen zu zweit oder zu dritt, selten bis zu fünf Exemplaren an einem gemeinsamen kurzen Blütenstandsschaft mit kleinen braunroten Knospenschuppen und braun gefärbten Hochblättern. Wie bei allen Rosengewächsen sind die Blüten zwittrig, sternförmig und fünfzählig mit einer doppelten Blütenhülle, mit lanzettlichen fünf Millimeter langen Kelchblättern und freien ganzrandigen und verkehrt-eiförmigen Kronblättern. Im Inneren der Blüten stehen 30-40 Staubblätter und der Fruchtknoten mit kahlem Griffel. Aus Letzerem entwickelt sich nach der Bestäubung eine kugelige Steinfrucht, auf japanisch sakuranbo, mit einem Durchmesser von 8-10 Millimetern; sie verfärben sich beim Reifen von grün nach dunkelrot bis fast schwarz und enthalten einen einzelnen kleinen Steinkern mit dem bräunlichen Samen. Das marginal vorhandene Fruchtfleisch schmeckt ausgesprochen bitter und ist roh kaum genießbar. In unseren Breiten werden die Kirschen nicht nur selten gebildet, sie reifen auch eher selten aus.
Japanische Zierkirsche im Garten
Standort
Die Japanische Zierkirsche hat keine besonderen Ansprüche an den Boden; der sollte aber tiefgründig, gut durchlässig, frisch und mäßig bis reichlich nährstoffhaltig sein, vorzugsweise mit neutralem bis alkalischem pH-Wert und sandig oder lehmig, gerne auch mit Kalk darunter. Kalte, nasse und stark saure Böden sind für die Pflanzen ungeeignet. Der Standort sollte warm und sonnig bis halbschattig ausfallen. Die meisten Sorten sind bei uns absolut winterhart bis -26 °C.
Schnitt
Damit sich die schöne Krone der Japanischen Zierkirsche optimal entwickelt solltest Du daran möglichst wenig herumschneiden – dann wächst sie am schönsten. Lediglich alte abgestorbene Äste kannst Du jederzeit entfernen. Sollte sie mal zu groß werden: Ein kräftiger Rückschnitt macht ihr nichts aus, sie gilt als gut schnittverträglich.
Zu beachten ist, dass manche Mahagonikirschen, insbesondere die zahlreichen Arten, häufig bis fast ausschließlich auf einer besonders wüchsigen Unterlage gepfropft sind, um sie noch widerstandsfähiger zu machen. Da kann es schon mal vorkommen, dass die Unterlage ein vorwitziges Reis treibt, das sich unschwer anhand seiner unterschiedlichen Rinde und Blüten zu erkennen gibt. Diese Wildtriebe der Veredelungsgrundlage solltest Du einigermaßen zeitnah entfernen, denn sie nehmen dem Edelreis viel Kraft weg und könnten es mit der Zeit überwuchern.
Mehr zum Thema Schnitt findest du in unserem Ratgeber Zierkirsche schneiden
Vermehrung
Eine Vermehrung der zahlreichen Sorten von Japanische Zierkirsche ist nur vegetativ möglich – sie werden bereits in der Baumschule auf eine wüchsige Verwandte gepfropft. Meistens handelt es sich dabei um eine einheimische Vogel-Kirsche (Prunus avium) Daher wird man in der Regel auf eine Zierkirsche aus dem Gartenfachhandel zurückgreifen, wenn man so ein prächtiges Ziergehölz in seinen Garten bringen möchte. Stecklinge wachsen auch meistens einigermaßen zuverlässig an, aber oft sind sie nicht ganz so robust wie die veredelten Formen.
Davon abgesehen hält Dich niemand davon ab, es mal mit einer Aussaat der Samen zu versuchen, falls Deine Zierkirsche überhaupt welche ansetzt – vielleicht erlebst Du ja eine Überraschung. Da man hier nie weiß, wer die Vaterrolle als Samenspender gespielt hat kann da alles Mögliche und Unmögliche dabei herauskommen. Tipp am Rande: Die Samen sind Kaltkeimer und brauchen eine Kälteperiode, damit sie zuverlässig keimen.
Verwendung
In Parks und Grünanlagen gehören die Zierbäume zum festen Programm. Mit ihrer hübschen glänzenden Rinde und dem überbordenden Blütenreichtum macht sich die Japanische Zierkirsche im heimischen Garten am besten als Solitär oder zu wenigen Exemplaren in einer kleinen Gruppe. So kommt sie am besten zur Geltung. Kleine Sorten sind auch für Hecken und Steingärten oder sogar als Kübelpflanze für Balkon und Terrasse geeignet.
Bemerkenswert ist ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Stadtklima – Rauchgase vermögen den hübschen Büschen nichts anzuhaben. Ebenso unkaputtbar sind Japanische Zierkirschen als Bonsai – eigentlich kein Wunder, dass dieser in Japan so beliebte Zierbaum auch hierfür Beachtung bis heute Beachtung findet und im Mini-Topf nicht minder üppig blüht.
Schädlinge
Im Großen und Ganzen ist die Mahagonikirsche recht hart im Nehmen und hat mit Schädlingen und Krankheiten eher wenig zu tun. Mit Blattläusen wirst Du Dich abfinden müssen, die treten insbesondere an den frischen Trieben und Blättern – und auch an den Blüten – oftmals in Massen auf. Falls es beruhigt: Besonders viel schaden können sie der schönen Japanerin in der Regel nicht. Wollläuse treten meist bei Stand unter Glas auf, und die meisten natürlichen Schädlinge wie Käfer, Zikaden und Raupen sind in unseren Breiten unbekannt. Glück für die Japankirsche.
Ökologie
Während die duftenden Blüten der Wildform von zahlreichen Insekten, allen voran Honigbienen, Wildbienen und Schwebfliegen umschwärmt werden versperren die gefüllten Blüten einiger Sorten den Weg zum Nektar. Ganz so beliebt wie bei den asiatischen Honigbienen Apis cerana und den dortigen Andrena-Arten ist sie bei uns nicht, aber immer noch gerne gesehen. Sie sorgen für deutlich höhere Erträge. Viele Früchte wird man bei uns selten ernten können, zumal bei vielen Kultivaren die Fruchtblätter steril ungewandelt sind, etwa bei den Sorten ‚Fugenzo‘ und ‚Ichiyo‘.
Die schwarzen und grünen Blättläuse haben es vor allem auf die extrafloralen Nektarien an den Blattstielen abgesehen, die süßen Saft auch ohne Tiefbohrungen absondern. Der Honigtau am Hinterteil der Läuse lockt Ameisen herbei, die zum Dank Schädlinge von ihrer Herde und deren Futterpflanze fernhalten. Die Evolution hat sich also bei der ungewöhnlichen Lage der Nektardrüsen durchaus etwas einfallen lassen.
Wissenswertes
Hanami und die japanische Kirschblüte
Die überbordende Blütenfülle der Japanischen Zierkirsche ist einmalig – kein Wunder, dass hanami, die Zeit der Kirschblüte in Japan seit Menschengedenken mit einem Fest gefeiert wird. Die kurze aber prächtige Blütezeit gilt als Sinnbild des vergänglichen Lebens, unter anderem für die jungen Samurai, die sich einen glorreichen Tod in der Schlacht in der Blüte ihres Lebens wünschten. Zudem symbolisieren sie mit ihrem zarten Duft und der schlichten Schönheit Reinheit und Einfachheit – wichtige Elemente der japanischen Kultur.
Doch nicht so japanisch?
Die Beliebtheit kam vermutlich erst spät zustande: Heute gehen Botaniker davon aus, dass die ursprünglich in China und Korea heimische Zierkirsche in Japan erst eingeführt wurde und sich dort dank ihrer Beliebtheit rasend schnell verbreitete. Von hier stammen die meisten im Gartenfachhandel erhältlichen Zuchtsorten. Einige davon enthalten auch wesentliche Anteile der Oshima-Kirsche (Prunus speciosa oder Prunus serrulata f. albida), die in Japan endemisch wächst.
Medizinische Anwendungen von Japanische Zierkirsche
In der traditionellen Volksheilkunde nutzt man die Früchte der Zierkirsche bei Herzkrankheiten wie Herzinsuffizienz mit Ödembildungen, Gicht und Zahnschmerzen. Die unscheinbaren Kirschen wirken antioxidativ, antibakteriell und viruzid. Das ätherische Kirschblütenöl kommt in der Aromatherapie ebenso zum Einsatz wie in der Parfümindustrie; es wirkt entspannend und stresslindernd.
Gefüllte und ungefüllte Blüten
Die Wildform der Mahagoniekirsche wird nur selten angeboten und noch seltener angepflanzt. Wesentlich häufiger findet man eine der zahlreichen Sorten, die sich in ihrer Wuchsform und Höhe unterscheiden. Einige davon haben halbgefüllte oder gefüllte Blüten, auf die man aus Rücksicht auf die hungrige Insektenwelt lieber verzichten sollte – sie sind zwar dekorativer als die einfach gestalteten Blüten, bieten aber durch die Umwandlung von Staubblättern in zusätzliche Blütenblätter weniger Nahrung.
Kirschblüte in Bonn und Washington D.C.
Seit der Edo-Zeit werden in Japan über 200 Kirschbaumsorten beschrieben, zu denen bereits die noch heute beliebe ‚Kanzan‘ gehört. Der Träger des Award oft Garden Merit der Royal Horticultural Society hat den Vorteil, dass er relativ kältefest ist und daher auch in unseren Breiten gut gedeiht. Berühmt ist beispielsweise die Kirschblüte in Bonn, die mit 300 Ende der 1980er Jahre gepflanzten ‚Kanzan‘ alljährlich Massen von Touristen in die alte Bundeshauptstadt zieht.
Übertreiben müssen natürlich wieder die Amerikaner: 1912 organisierte National Geographic 3.000 Zierkirschen, um damit die Ufer des Potomac in Washington D.C. zu schmücken. Da wird die Kirschblüte noch viel mehr gefeiert als in merry old europe.
Sorten von Prunus serrulata
Am beliebtesten für unsere europäischen Gärten sind die vielen aus Japan stammenden Kultivare der Prunus serrulata. Zu den altbewährten gehören Sorten, die sakura im Namen tragen – das ist der japanische Name für Kirschblüte. Bisweilen sind die Grenzen fließend, und einige Sorten werden von manchen Botanikern auch als eigene Unterart oder Varietät beschrieben.
- Prunus serrulata ‚Hisakura‘, identisch zu ‚Kanzan‘
- Prunus serrulata ‚Shidare-sakura‘, identisch mit ‚Kido-Shidare-sakura‘
- Prunus serrulata ‚Fudan-sakura‘, ausladender 5 Meter hoher Baum mit becherförmigen weißen Blüten
- Prunus serrulata f. semperflorens siehe ‚Fudan-sakura‘
- Prunus serrulata ‚Jamasakura‘, zwölf Meter hoher breit ausladender Baum, weiße becherförmige Blüten
- Prunus serrulata var. spontanea siehe ‚Jamasakura‘
- Prunus serrulata ‚Shirotae‘, nur 3-5 Meter hoher breit ausladender Baum mit überhängenden Ästen und weißen einfachen bis halbgefüllten Blüten
- Prunus serrulata ‚Kiku-Shidare-sakura‘, 3-5 Meter hoher breitkroniger Baum, überhängende Äste, dichtgefüllte rosa Blüten
- Prunus serrulata ‚Amanogawa‘, 4-6 Meter hoher säulenförmig wachsender Baum, mit halbgefüllten hellrosa Blüten
- Prunus serrulata ‚Pink Perfection‘, 4-8 Meter hoher breitkroniger Baum mit dunkelrosa gefüllten Blüten
- Prunus serrulata ‚Kanzan‘, 7-10 Meter hoch, Großstrauch mit breit ausladender Krone und dunkel rosafarbenen, dicht rüschenartig gefüllten Blüten
- Prunus serrulata ‚Taihaku‘, 8-12 Meter hoch, Baum mit breit ausladender Krone, überhängenden Ästen und einfachen weißen Blüten
Das Laub von Japanische Zierkirsche ist schnell kompostierbar
Das Herbstlaub von Prunus serrulata wird innerhalb von etwa einem Jahr zu wertvollem Laubkompost, den du zum Düngen deines Nutzgartens verwenden kannst. Nutze das Laub auch als Mulch, um den Boden vor Erosionen und Frost zu schützen. Ob als Kompost oder als Mulch – so förderst Du die Humusbildung.