Was ist Mandelbaum?
Der Mandelbaum (Prunus dulcis) stammt aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und gehört zur gleichen Gattung wie Pflaume, Kirsche, Pfirsich und Aprikose. Man vermutet seinen Ursprung im westlichen Asien irgendwo zwischen Iran, Irak und Afghanistan; genau lässt sich das nicht mehr feststellen, da der Mandelbaum als eines der ältesten Kulturgehölze des Mittelmeerraumes schon früh allenthalben angebaut wurde. Mittlerweile ist er rund ums Mittelmeer ebenso heimisch wie auch in den wärmeren Gefilden Europas. In Deutschland findet man ihn vor allem in den besonders sonnenreichen Weinbaugebieten, etwa im Oberrheingraben, an der Bergstraße und in der Vorderpfalz, wo er sogar Früchte trägt.
Es handelt sich beim Mandelbaum nicht unbedingt um einen Baum – oft wächst er als aufrechter Strauch und vom Grund an mehrstämmig. Die Stämme sind häufig in sich verdreht und tragen eine längsrissige graubraune Borke. Bei den Zweigen kann man deutlich zwischen Kurztrieben und Langtrieben unterscheiden; die jungen Äste sind kahl, bereift und grün, mit einer roten Verfärbung auf der zur Sonne zugewandten Seite. Insbesondere die Wildformen sind häufig mit kräftigen Dornen bewehrt. Die nur 1-5 Millimeter großen breit-eiförmigen Winterknospen weisen eine weiße Behaarung auf.
Die sommergrünen Laubblätter stehen wechselständig; sie haben einen 15-20 Millimeter langen Stiel und eine 7-11 Zentimeter lange und 1,5-3 Zentimeter breite Spreite. Typischerweise sind sie unterhalb ihrer Mitte am breitesten – ganz anders als der Pfirsich, mit dem man die Pflanzen ohne Früchte leicht verwechseln kann. Der Rand der Blätter ist fein gesägt und drüsig; am Grund der Spreiten stehen jeweils zwei, selten bis zu vier Nektarien. Die Nebenblätter fallen schon bald nach der Entfaltung der Blätter ab.
Lange vor dem Laubaustrieb erscheinen im zeitigen Frühjahr die extrem kurz gestielten Blüten an den Kurztrieben; meistens stehen sie zu zweit. Wie bei allen verwandten rosenartigen Obstblüten sind auch diese zwittrig, sternförmig und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die Kelchblätter haben eine Länge von etwa fünf Millimetern, die Kronblätter sind gut zwei Zentimeter lang, weiß bis rosarot und an der Spitze oft ausgerandet. Nur halb so lang wie die Kronblätter sind die 20-30 Staubblätter; der Fruchtknoten ist dicht mit weißen Haaren überzogen.
Nach der Bestäubung wächst eine pelzige, spitz länglich-eiförmige Nussfrucht heran; diese ist seitlich etwas abgeflacht und platzt bei der Fruchtreife im August und September auf, um den Steinkern freizugeben. Das ledrige Fruchtfleisch ist 3-4 Millimeter dick, die Außenseite pelzig behaart. Die harte und holzige Nuss hat eine typische hellbraune von Löchern übersäte Oberfläche und ist 3-5 Zentimeter lang; im Inneren sitzt die eigentliche Mandel, der rund zwei Zentimeter lange Samen – seitlich zusammengedrückt, leicht gespitzt und von einer dünnen braunen Außenhülle umgeben. Oft riecht man bereits beim Öffnen das typische Bittermandelaroma.
Mandelbaum im Garten
Standort
Der Mandelbaum stammt ursprünglich aus deutlich wärmeren Gefilden und verträgt daher Frost nicht besonders gut. Auch bei uns friert er im Freien oft zurück, da seine noch grünen Anteile mit Minusgraden nicht zurechtkommen. In den wärmeren Gebieten Deutschlands kann man es trotzdem riskieren, ihn ins Freiland zu setzen; er braucht einen mittel- bis tiefgründigen, nährstoffreichen und gut durchlässigen Boden mit reichlich Sonne. Am meisten sind die Blüten von Spätfrösten bedroht; diese sorgen mitunter für eine ausgesprochen spärliche Blüte im Frühjahr.
Schnitt
Mandelbäume müssen regelmäßig zurückgeschnitten werden. Da die Blüten nur an den Kurztrieben erscheinen fördert das die Blütenbildung ungemein, und die Bäume oder Sträucher wachsen wesentlich buschiger.
Vermehrung
Die Vermehrung aus Samen ist beim Mandelbaum ein Geduldsspiel, um nicht zu sagen ein Generationenprojekt. Stecklinge von noch grünen Trieben wachsen nur mit viel Bodenwärme und gleichmäßiger Feuchtigkeit an. In der Regel wird man daher lieber auf ein junges Mandelbäumchen aus Baumschule oder Gartenmarkt zurückgreifen, mit dem man wesentlich schneller ein blühendes Exemplar in den Garten bekommt.
Verwendung
Auch wenn Mandelbäume in wärmeren Gefilden auch im Freiland überdauern, ziehen viele Gärtner die Zucht in großen Pflanzgefäßen vor. Als Kübelpflanze kann man den Mandelbaum problemlos im Haus überwintern. Im Sommer sollte man ihn in die pralle Sonne bringen und gleichmäßig feucht halten.
Schädlinge
Mandelbäume sind relativ empfindlich, und bei uns sind sie durch das vergleichsweise kalte Klima auch nicht so gut in Form wie in wärmeren Ländern. Daher drohen ihnen eine Vielzahl von Krankheiten von Pilzen, Bakterien und Viren bis hin zu Pilzerkrankungen.
Ökologie
Die nektarreichen Blüten des Mandelbaums sind bei Bienen hochgeschätzt, und auch die extrafloralen Nektarien der Blätter spendieren süßen Saft. Wichtig sind sie vor allem wegen ihrer recht frühen Blütezeit, die den Insekten bereits im März den Tisch deckt. Was bei uns bestenfalls als Beitracht in den Honig gelangt, reicht bei größeren Mandelplantagen für einen sortenreinen Trachtenhonig. Mandelblütenhonig kommt bei uns meistens aus Spanien; er ist zähflüssig, orange bis rotbraun und schmeckt und riecht deutlich nach Mandeln und Marzipan.
Die Blüten sind selbstinkompatibel; wer also Früchte haben möchte muss einen zweiten, genetisch verschiedenen Mandelbaum in der Nähe haben. Für Plantagen kann das bei den gefährdeten Wildbienenbeständen zum Problem werden: In Kalifornien, wo praktisch die gesamte Mandelernte der USA wächst, müssen jeden Februar zur Mandelblüte professionelle Imker ihre „bees to rent“ quer durch das ganze Land herbeischaffen. Etwa 1,4 Millionen Bienenvölker werden eigens für die Bestäubung der Bäume eingesetzt – das ist rund die Hälfte aller amerikanischen Honigbienen. Die wenigen selbstbestäubenden Sorten sind äußerst rar und spielen wirtschaftlich keine Rolle.
Wissenswertes
Schon im alten Mesopotamien kannte man den Mandelbaum, und im 5. Jahrhundert v. Chr. gelangte er nach Kleinasien, Griechenland und nach Palästina, wo er in der Bibel insgesamt zehn Mal erwähnt wird. Auch in altägyptischen Gräbern wie dem des Tutenchamun fand man Mandeln. Schon lange vorher fand man in China Gefallen an den Pflanzen – vermutlich bereits im 11. vorchristlichen Jahrhundert. Die Römer übernahmen ihn von den Griechen und verbreiteten ihn in ihrem Reich. Heute sind die USA, Spanien, der Iran und die Türkei die Haupterzeugerländer für Mandeln. Als Wildform vermutet man Fenzls Mandel (Prunus fenzliana), die im Kaukasus wächst.
Verschiedene Zuchtsorten des Mandelbaumes wurden bereits von den Römern beschrieben. Der Wildform am nächsten kommt die mit reichlich Dornen und auch mit reichlich Gift – die Bittermandel (Prunus dulcis car. amara) hat bitter schmeckende Mandelkerne, die über 60 Prozent fettes Mandelöl und 5-7 Prozent Amygdalin enthalten. Das cyanogene Glykosid riecht typisch nach Bittermandelaroma (oder umgekehrt?) und setzt in der Magensäure hochgiftiges Zyanid frei. Fünf Prozent Amygdalin entspricht einem Blausäuregehalt von 0,3 Prozent. Einiges davon wird bereits in der Mandel durch Emulsin, ein Gemisch von β-Glucosidasen und anderen Enzymen, zu Blausäure, Zucker und Bittermandelöl, das zu 95 Prozent aus dem aromatischen Kohlenwasserstoff Benzaldehyd besteht und für den typischen Geruch verantwortlich ist.
Bittermandeln werden vor allem zur Gewinnung von Bittermandelöl kultiviert; große Plantagen findet man auf Sizilien und in den Maghreb-Staaten. Man verwendet es in minimalen Mengen als Aromazutat in der Küche, vor allem bei Backwaren und in der Konditorei. Ebenso beliebt ist das charakteristische Bittermandelaroma bei der Herstellung von Parfüms und Likören. Wer sich schon einmal gewundert hat, warum man Bittermandeln nur in kleinen Packungen zu fünf Stück bekommt: bereits 7-10 bittere Mandeln können für Kinder tödlich giftig sein, kleinere Mengen führen auch bei Erwachsenen zu Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. Als Naschwerk sind sie daher vollkommen ungeeignet.
Dagegen ist das Mandelöl der Süßmandeln (Prunus dulcis var. dulcis) unbedenklich. Die Samen sind ebenfalls reich an Fetten, enthalten aber nur vergleichsweise geringe Mengen an Amygdalin. Es hat einen eher neutralen Geruch und ist vor allem in der Kosmetikindustrie sehr gefragt, da es als besonders hautpflegend gilt. Blanchiert, geschält und gemahlen, gehobelt oder gehackt sind süße Mandeln eine beliebte Backzutat, werden als Dekoration benutzt, und mit etwas Rosenwasser und Zucker zerstampft wird daraus Marzipan.
Sogar die Praline geht ursprünglich auf die Mandel zurück – nichts anderes als mit Zucker überzogene Mandeln wurden zur Zeit Ludwigs XIV. zum Renner bei Hofe. Zurück geht die Erfindung auf den deutschen Koch des Marschalls César de Choiseul, Comte de Plessis-Praslin. Während die mit dessen verballhornten Namen bedachte Praline heutzutage aus Schokolade hergestellt wird, sind die Dragées mit Mandeln und bunter Zuckerhülle bis heute in Frankreich und im deutschen Südwesten eine beliebte Süßigkeit, die man traditionell als Taufbonbons oder Taufmandeln zur Kindstaufe oder als Hochzeitsmandeln verschenkt.
Da Süßmandeln relativ teuer sind greift man in der Lebensmittelindustrie oft auf die ähnlich aromatischen Kerne von Pfirsich oder Aprikose zurück. Man sollte aber auch die Verwandtschaft nicht unterschätzen: Pflaumenkerne können bis zu 2,5 Prozent, Pfirsichkerne bis sechs Prozent und Aprikosenkerne sogar bis zu acht Prozent des giftigen cyanogenen Glykosids Amygdalin enthalten. Daher muss man die Kerne vor der Weiterverarbeitung zum sogenannten Persipan „entbittern“.
Eine andere Variante mit deutlich weniger Amygdalin ist die Knackmandel oder Krachmandel (Prunus dulcis var. fragilis) – sie hat ihren Namen wegen der leicht zerbrechlichen Schale. Auch ihre Samen schmecken süß und angenehm und werden wie die der Süßmandel verwendet.
Als Nebenprodukt der Herstellung von Mandelöl und Bittermandelöl fällt Mandelmehl aus den Presskuchen ab. Da es kein Gluten enthält ist es ein für Patienten mit Glutenallergie geeigneter Mehlersatz. Aus den Samen mit Wasser hergestellte Mandelmilch ist auch für die vegane Ernährung geeignet.
Grüne Mandeln oder Aprilmandeln sind keine eigene Art, sondern Mandeln, die man schon lange vor der Reife erntet. In der orientalischen Küche isst man sie einschließlich der Schale roh oder als Gemüse gekocht.
Das Laub von Mandelbaum ist schnell kompostierbar
Das Herbstlaub von Prunus dulcis wird innerhalb von etwa einem Jahr zu wertvollem Laubkompost, den du zum Düngen deines Nutzgartens verwenden kannst. Nutze das Laub auch als Mulch, um den Boden vor Erosionen und Frost zu schützen. Ob als Kompost oder als Mulch – so förderst Du die Humusbildung.