Was ist Blutpflaume ‚Nigra‘?
Blutpflaume 'Nigra' (Prunus cerasifera 'Nigra') ist die beliebteste Sorte der Wildpflaume (Prunus cerasifera). Sie glänzt weniger als Obstbaum mit mirabellenartigen Früchten denn als Ziergehölz, das als kleiner Baum oder mehrstämmiger Großstrauch wächst und eine Höhe von drei bis acht Metern erreicht.
Auffälligstes Unterscheidungsmerkmal zur wilden Stammart sind die schwarzroten Blätter und die rosaroten Blüten. Die fast schwarze Farbe der Blätter bleibt auch im Schatten erhalten, und selbst im Herbst verblasst sie kaum, bevor die Bäume ihr Laub verlieren. So bildet sie im Garten zu allen Jahreszeiten einen dekorativen Blickfang, egal ob sie gerade blüht oder nicht.
Die Wildform der Blutpflaumen, die Kirschpflaume, Wildpflaume oder Myrobalane, stammt ursprünglich aus dem persischen und kaukasischen Raum und wurde bereits früh in Kultur genommen – sie gilt als eines der ältesten Obstgehölze des Mittelmeerraumes, das bereits im biblischen Palästina, Griechenland und Rom großen Anklang fand. Bei der Blutpflaume ‚Nigra‘ ist die Borke oft noch etwas dunkler als bei der Stammart, aber ebenso längsrissig, und auch Dornen findet man hier eher selten. Insgesamt wächst sie lieber als mehrstämmiger Strauch denn als respektabler Baum. Die jungen Zweige verfärben sich alsbald ähnlich dunkel wie die auffälligen schwarzroten Blätter; sie sind kahl und weisen zahlreiche, aber kleine Lentizellen auf. Endknospen werden nicht gebildet.
Die auffällig dunkelrotschwarzen Blätter sind gestielt und weisen eine eiförmige oder verkehrt-eiförmige oberseits glänzende Spreite auf. Für Insekten sind die beiden Nektarien am Grund des Blattes von Interesse. Der Rand ist fein gesägt. Die ersten Blätter erscheinen zusammen mit den Blüten, die Mehrzahl folgt erst später.
Besonders früh im Jahr erscheinen die Blüten der Blutpflaume ‚Nigra‘; oft blüht sie gemeinsam mit ausgewiesenen Frühblühern wie Forsythie, Weide und Hasel. Sie sitzen an den Kurztrieben der Langtriebe des Vorjahres und haben einen Durchmesser von etwa zwei Zentimetern, duften süßlich und sind zartrosa gefärbt. Meist findet man sie einzeln oder in kleinen Büschelchen zu zweit oder zu dritt; sie sind deutlich gestielt und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle, zwittrig und sternförmig und bilden ein kleines Schüsselchen. In dessen Innerem stehen zahlreiche rosafarbene Staubblätter mit dunkleren Staubbeuteln.
Die Blutpflaumenfrüchte sind Steinfrüchte, die in ihrer kugeligen Form an Mirabellen erinnern. Sie sind tiefrot, leicht wachsig bereift mit einer seitlichen Naht und bergen einen harten Steinkern. Dieser ist zusammengedrückt und gespitzt, hellbraun und enthält einen einzelnen Samen. Trotz des immensen Blütenreichtums ist der Ertrag der Blutpflaume ‚Nigra‘ recht bescheiden.
Blutpflaume ‚Nigra‘ im Garten
Standort
Im Garten erweist sich Blutpflaume ‚Nigra‘ als recht anspruchslos. Sie liebt einen einen mittel- bis tiefgründigen Boden mit reichlich Kalk, Lehm oder Löss mit guter Wasserdurchlässigkeit und beständiger Feuchtigkeit. In voller Sonne ist die Laubfärbung am intensivsten, und auch die Blüten erscheinen bei sonnigem Stand am reichhaltigsten. Die Bäume sind absolut winterhart. Lediglich im ersten Jahr sollte man die Baumscheibe sicherheitshalber etwas mit Laub oder Reisig abdecken, bis die Bäumchen richtig angewachsen sind.
Schnitt
Die Blutpflaume ‚Nigra‘ tendiert eher dazu als großer Strauch denn als Baum zu wachsen. Wer lieber ein richtiges Blutpflaumenbäumchen haben möchte muss sie regelmäßig zurechtstutzen und die untersten Äste entfernen, bis sie einen markanten Stamm bekommt. Ansonsten kann man auch die wie bei der Wildart zusehends überhängenden Äste stutzen, damit sie nicht zu tief herabreichen. Insbesondere bei Hochstämmen von Blutpflaume ‚Nigra‘ für Balkon und Terrasse muss man auf regelmäßiges Schneiden achten, damit sie schön in Form bleiben.
Für den Schnitt merkt man sich am besten den Frühsommer vor, wenn die Blüte bereits abgeschlossen ist und bevor die ersten kleinen Früchte erscheinen. So konnte man sich wenigstens vorher noch an der reichhaltigen Blütenpracht erfreuen, und mit dem Beschneiden bekommen die verbliebenen Früchte noch mehr Kraft und werden größer, wenn auch ihre Zahl abnimmt. Natürlich alles, sofern man überhaupt Wert auf eine Ernte legt und die Blutpflaume ‚Nigra‘ nicht ohnehin nur als Ziergehölz dient. Aber selbst wenn man sich selbst nicht für die Blutpflaumen interessiert werden sie mit Sicherheit gerne von Vögeln und Kleinsäugern des Gartens stibitzt.
Wichtig für den Schnitt: Es blühen immer die Kurztriebe der vorjährigen Langtriebe. Wenn man sie schon entfernt kann man also ruhig getrost auch das ältere Holz mit entfernen. Alte abgestorbene und überkreuzende Äste kann man natürlich gleich mit beseitigen.
Vermehrung
Blutpflaume ‚Nigra‘ ist eine Sorte, die man nur vegetativ vermehren kann. Bei der Anzucht aus Samen weiß man nie, was für ein Pollenspender die Vaterrolle übernommen hat und was für eine Hybride dabei herauskommt. Auch Stecklinge, die man vom grünen Holz abnehmen und warm bewurzeln kann, sind oft weniger wüchsig als die Mutterpflanze. Das liegt daran, dass die meisten Blutpflaumen auf die wüchsigere Wildform veredelt wurden.
Wenn man plötzlich zwischen den tiefschwarzen Blättern der ‚Nigra‘ Äste mit grünem Blattwerk findet hat die Unterlage selber ausgetrieben. Also nicht wundern, das kann durchaus passieren und ist gar nicht mal so selten, wenn die Pflanzen reichlich Dünger bekommen und einen optimalen Standort gefunden haben. Wen die grünen Untermieter stören, der kann den betreffenden Ast auch problemlos kappen.
Die Blutpflaume ‚Nigra‘ selber auf eine Wildpflaume zu pfropfen ist nur etwas für erfahrene Gärtner. Daher greift man besser auf die jungen Blutpflaumenbäumchen zurück, die man in Baumschule oder im Gartenmarkt oft billig bekommt.
Verwendung
Mit ihrem dekorativen schwarzroten Blättern macht sich die Blutpflaume ‚Nigra‘ im heimischen Garten am besten als einzelnstehender Solitär oder im Vordergrund von anderen Bäumen und Sträuchern, die grüne oder rote Blätter haben. So ergibt sich ein besonders schöner Kontrast, auch gegen Ende des Jahres, wenn die anderen eine gelbe und rote Herbstfärbung bekommen und die Blutpflaume ‚Nigra‘ mit ihrem tapfer dunkelbleibenden Laub einen auffälligen Blickpunkt liefert.
Als Kübelpflanze ist die Blutpflaume ‚Nigra‘ ebenso wie die Wildart fast ein bisschen zu groß; aber man kann sie problemlos kleinhalten, zumal sie mit ihrem begrenzten Raum für den Wurzelballen bei dieser Haltung ohnehin nicht so mächtig wird. Ein regelmäßiger Schnitt sorgt für die gewünschte Größe.
Schädlinge
Blattläuse finden sich in großer Zahl an Blüten und Blättern ein, und auch Miniermotten können die Blätter schädigen. Krebserkrankungen kommen bei Blutpflaume ‚Nigra‘ ebenso vor wie bei ihrer Verwandtschaft, und auch Gummifluss durch den Weißfäulepilz Chondrostereum purpureum tritt auf. Ebenso finden sich Blattflecken oder Mehltau, der auf den schwarzen Blättern besonders auffällt.
Der Schlauchpilz Monilinia verkrüppelt Blätter und Triebe und führt zu Fruchtfäule. Befallene Früchte fallen dadurch auf, dass sie vertrocknen und über Winter am Baum bleiben. Man sollte die Mumienfrüchte sofort entfernen, denn darin überwintert der Pilz, der auch anderes Obst wie Pflaume, Kirsche und Aprikose befällt und sich schnell ausbreitet. Daher sollte man auch die betroffenen Blätter und Triebe großzügig abschneiden und entsorgen – bloß nicht im Kompost, sondern im normalen Hausmüll.
Ökologie
Der Nektar ist bei der Blutpflaume ‚Nigra‘ ebenso leicht zu erreichen wie bei anderen Obstgehölzen und ein gefundenes Fressen für eine Vielzahl von Insekten, die hier in der Obstblüte reichlich erscheinen. Besonders angetan von dem Blütenmeer sind Honigbienen und Wildbienen, insbesondere Sandbienen der Gattung Andrena, die sich den Pollen für den Bau ihrer Nisthöhlen holen. Mit ihrer besonders frühen Blütezeit ist Blutpflaume ‚Nigra‘ ein wichtiger frühzeitiger Futterlieferant, wenn andere Pflanzen noch wenig zu bieten haben.
Explizite Beobachtungen zu den Besuchen von Schmetterlingen sind bei dieser Blutpflaumensorte anscheinend nicht vorhanden. Jedenfalls dienen die Blätter der Wildart, der Kirschpflaume oder Wildpflaume, als Raupenfutter für vier Schmetterlinge: dem Rotschwanz oder Streckfuß (Calliteara pudibunda), Goldafter (Euproctis chrysorrhoea), Schlehen-Bürstenspinner (Orgyia antiqua) und Nierenfleck-Zipfelfalter (Thecla betulae).
Die Früchte der Blutpflaume ‚Nigra‘ werden von Vögeln und Kleinsäugern verzehrt. Spätestens wenn sie am Boden liegen und zu gären begonnen haben werden sie wie alle anderen Steinfrüchte zum Raub der Wespen und Bienen. Wer sie (vorher) selber probieren möchte: Blutpflaumen sind essbar.
Wissenswertes
Der Unterschied zwischen Blutpflaume und Wildpflaume
Blutpflaume ist ein recht weit gefasster Begriff und umfasst eine Vielzahl von Sorten und Hybriden der wild wachsenden Wildpflaume, Kirschpflaume oder Wildmirabelle (Prunus cerasifera), der dem lateinischen Namen nach „kirschentragende Pflaume“. Allen ist eine rotbraune bis tief schwarzrote Färbung der Blätter gemein, und die Blüten sind nicht wie bei der Wildart reinweiß, sondern weiß mit rosa Staubfäden oder wesentlich häufiger insgesamt rosa gefärbt.
Was genau ist Blutpflaume ‚Nigra‘, und wo kommt sie her?
Die Blutpflaume ‚Nigra‘ geht auf die ebenfalls rotblättrige Sorte ‚Atropurpurea‘ zurück, die erstmals von persischen Gärtnern gefunden und vermehrt worden sein soll. Ende des 19. Jahrhunderts gelangten die ersten Exemplare nach Frankreich und eroberten die botanischen und heimischen Gärten der Welt mit ihrem intensiv gefärbten Laub. Blutpflaume ‚Nigra‘ -wörtlich bedeutet das ein tiefes Schwarz, nicht nur ein dunkles Violett wie ‚Atropurpurea‘ – hat in der Tat tief schwarzrote Blätter, die in deutlichem Kontrast zu den sonstigen Gehölzen eines Gartens stehen. Erst aus der Nähe betrachtet und gegen das Licht gehalten erkennt man die ins Rotviolett gehende Grundfarbe.
Ein Farbtupfer der besonderen Art
Besonders attraktiv ist sie als farbiger Kontrapunkt zum üblichen Grün im Garten und vor allem, wenn andere Bäume und Sträucher ihre gelbliche Herbstfärbung bekommen. Im Vergleich zu vielen anderen Blutpflaumensorten bleiben die Blätter im Herbst auch lange Zeit dunkel und verblassen nicht so schnell. Kein Wunder, dass die Blutpflaume ‚Nigra‘ die beliebteste Blutpflaumensorte überhaupt ist. Sie hat sich damit sogar den prestigeträchtigen Award of Garden Merit der Royal Horticultural Society abgestaubt.
Bachblüte Nr. 6
Die Blüten der Wildpflaume spielen in der Naturheilkunde eine gewichtige Rolle – nach der Rezeptur von Edward Bach in einer Schale mit Wasser in die Sonne gestellt wird daraus die Bachblüte Nr. 6. In der Bach-Blütentherapie dient Cherry Plum als entspannendes und beruhigendes Heilmittel. Normalerweise nimmt man aber für die klassische Zubereitung die Wildart und nicht die dunkle Variante.
Blutpflaume in der Küche
In der Küche kann man die Blutpflaumen ohne weiteres verwenden, denn sie sind essbar. Aber etwas gewöhnungsbedürftig – sie schmecken recht sauer und sind wässriger und weniger aromatisch als ihre wesentlich beliebteren Verwandten Pflaume, Kirsche, Mirabelle oder Reineclaude. Erst wenn sie richtig reif sind und zeitnah abfallen schmecken sie einigermaßen süß. Allerdings werden sie dann auch schnell mehlig.
Man kann sie zu Marmelade, Kompott, Gelee oder Likör verarbeiten; da sich die Ernte im heimischen Garten in der Regel eher in Grenzen hält wird man sie probehalber roh verzehren oder die Blutpflaumen mit anderen Pflaumen oder sonstigen Steinfrüchten zusammen verarbeiten. Eher selten bekommt man die Früchte der Blutpflaume ‚Nigra‘ auch beim türkischen Lebensmittelhändler – hier herrschen meist andere gelbe und rote Wildpflaumen vor, die als can eri?i verkauft werden.
In Russland und Georgien findet man Blutpflaumen wesentlich häufiger auf Markt und im Lebensmittelhandel, darunter neben vielen anderen Sorten auch die ‚Nigra‘. Hier werden die Wildpflaumenbäume sogar kommerziell angebaut, um die Früchte zu ernten; sie bieten neben der tiefdunklen ‚Nigra‘- und anderen Blutpflaumen eine reichhaltige Farbpalette von dunklem Rot bis Rosa und leuchtendem Gelb.
Wer ein Rezept mit Blutpflaume sucht und nicht die üblichen Verdächtigen wie Marmelade und Konfitüre daraus herstellen möchte kann sich an einer Art Quittenbrot versuchen – ein russisches Rezept. Dazu werden die Früchte zu Mus eingekocht, dünn auf einem Backblech ausgestrichen und getrocknet, also ähnlich wie man das sonst bei der Herstellung von Quittengelee mit den Resten macht.
Das Laub von Blutpflaume 'Nigra' ist schnell kompostierbar
Das Herbstlaub von Prunus cerasifera 'Nigra' wird innerhalb von etwa einem Jahr zu wertvollem Laubkompost, den du zum Düngen deines Nutzgartens verwenden kannst. Nutze das Laub auch als Mulch, um den Boden vor Erosionen und Frost zu schützen. Ob als Kompost oder als Mulch – so förderst Du die Humusbildung.