Was ist Vielblütige Weißwurz?
Vielblütige Weißwurz, Vielblütiges Salomonssiegel oder Wald-Weißwurz (Polygonatum multiflorum) gehört zu den Spargelgewächsen (Asparagaceae). Es handelt sich dabei um eine 15-40 Zentimeter hohe ausdauernde krautige Pflanze, die man verbreitet in krautreichen Buchen-, Eichen- und Nadelmischwäldern antrifft.
Das sommergrüne Kraut überwintert mit Hilfe eines ausgeprägten weißen Rhizoms, das ihm zu seinem Namen verholfen hat. Es wird bis zu einem Zentimeter breit und ist knotig verdickt, mit jeweils einem neuen Knoten pro Jahr. Der daraus hervortretende Stängel ist aufrecht, hängt vor allem zur Blütezeit über und hat einen stielrunden Querschnitt. Daran stehen die wechselständigen Blätter links und rechts in zwei Zeilen. Sie sind kurz gestielt, länglich-elliptisch und zur Spitze und zum Blattgrund hin verschmälert. Sie werden 5-17 Zentimeter lang und 2-5 Zentimeter breit, mit einer dunklen Oberseite und einer helleren Unterseite.
Die Blütenstände sind kleine Trauben mit 3-5 Blüten; sie erscheinen auf der Unterseite in den Blattachseln und nicken. Ihre Stiele sind kahl; die Blüten sind drei- bis fünfzählig, mit meist sechs gleich gestalteten Perigonblättern, die eine bauchige Röhre bilden und bis zu 1,5 Zentimeter lang werden. Ihre Farbe ist cremeweiß, mit grünen Spitzen. Aus ihnen entwickeln sich kugelige, 7-9 Millimeter große blauen bis schwarzen Beeren mit kantigen Samen.
Vielblütige Weißwurz im Garten

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Standort
Die Vielblütige Weißwurz benötigt einen frischen, nährstoff- und basenreichen, neutralen bis mäßig sauren Lehmboden. Er sollte möglichst locker sein, damit die Rhizome ungehindert wachsen können. Sie steht am liebsten im Schatten oder Halbschatten.
Schnitt
Eine Pflege ist nur nötig, um die im Herbst verwelkenden Blätter zu entfernen.
Vermehrung
Die Vermehrung erfolgt durch Teilen des Rhizoms oder mithilfe von Samen.
Verwendung
Die Vielblütige Weißwurz ist eine beliebte Pflanze für den Unterwuchs von Hecken, Büschen und Gehölz und macht auch in Blumenbeeten und Rabatten eine gute Figur.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten sind selten. Bisweilen führt die Salomonssiegel-Blattwespe (Phymatocera aterrima) zu schlitzförmigen Fraßlöchern in den Blättern, die mit der Zeit die kompletten Blätter skelettieren.
Ökologie
Hauptbestäuber der Vielblütigen Weißwurz sind Hummeln, denn die langen Röhren sind nur für ihre langen Rüssel zugänglich. Schmetterlinge interessieren sich nur selten für den Nektar. Darüber hinaus kommt es häufig zur Selbstbestäubung. Den Pollen sammelt die Mauerbiene Osmia pilicornis für ihre Nester. Die Verbreitung der Samen erfolgt durch Vögel, die sich an den Giften nicht stören.
Wissenswertes
Den Namen Salomonssiegel hat die Vielblütige Weißwurz von ihren weißen Rhizomen. Die Sympodien bilden jedes Jahr einen neuen Knoten, und wo die grünen Sprosse im Herbst abfallen, bleibt eine Narbe zurück, die an ein Siegel erinnert. Seit der Antike war das Kraut als Heilpflanze begehrt, und alle Kräuterbücher des Mittelalters befassen sich ausgiebig mit seiner Wirkung, etwa als harntreibendes, antiseptisches und antirheumatisches Mittel. Heute ist die Naturheilkunde fast völlig vom offizinellen Gebrauch abgekommen.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner