Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Markus Wichert
Naturgärtner
Was ist Scheuchzer-Teufelskralle?
Die Scheuchzer-Teufelskralle gehört zu den Glockenblumengewächsen (Campanulaceae); wild wächst sie in Mitteleuropa vor allem in den Alpen, im Apennin und auf dem Balkan, wo sie bis in Höhen von 3600 Metern vor allem auf kalk- oder silikathaltigen Felsen gedeiht. Im Steingarten gilt sie immer noch als pflegeleichter und dekorativer Geheimtipp, den man in Gärten selten findet.
Die ausdauernden krautigen Pflanzen werden mit ihren hoch aufragenden Blütenständen bis zu 40 Zentimetern hoch; dem rübenförmigen und fleischigen Wurzelstock entspringt eine Rosette aus wechselständigen lang gestielten und breit-lanzettlichen bis herz-eiförmigen Blättern mit gezähntem oder glattem Rand; weiter oben am kahlen runden Stängel sind die bläulich-grünen Blätter zusehends kleiner, schmäler und kürzer gestielt bis sitzend.
An den Enden der Triebe erscheinen im Sommer die namensgebenden krallenförmigen Blütenstände; sie sind kugelig und weisen zuäußerst linealische bis lanzettliche Hüllblätter auf, die deutlich länger sind als die eigentlichen Blüten. Diese sind 1-1,5 Zentimeter lang, radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle; ihre Kronblätter sind bläulich-violett. Die zur Blütezeit geraden Blüten stehen einzeln in den Achseln von Deckblättern. Als Früchte werden kugelige Kapseln gebildet, die sich in der Mitte mit Poren öffnen und die zahlreichen kleinen Samen freigeben.
Scheuchzer-Teufelskralle im Garten
Quelle: R. Maximiliane/shutterstock.com
Standort
Scheuchzer-Teufelskralle braucht einen nährstoffreichen, gut durchlässigen Boden, möglichst mit Steinen, Sand und Kalkanteil und gleichmäßiger Feuchtigkeit; dabei steht sie am liebsten in der prallen Sonne. Im Schatten kümmert sie, und im Winter verträgt sie bis zu -23 °C.
Schnitt
Die Scheuchzer-Teufelskralle kannst Du im Frühjahr eine Handbreit über dem Boden kappen, um dem neuen Austrieb Platz zu machen; bis dahin dienen selbst die vertrockneten Pflanzenteile kleinen Insekten und anderen Tieren als Unterschlupf und Nahrung.
Vermehrung
Am einfachsten lässt sich Scheuchzer-Teufelskralle mit ihren Samen vermehren; diese kannst Du im Herbst aus den reifen Kapseln sammeln. Sie sind Lichtkeimer und Kältekeimer, dürften also nicht zu tief eingegraben werden.
Verwendung
Wie in ihren natürlichen Habitaten gedeiht die Scheuchzer-Teufelskralle im Garten am besten im sonnigen und frischen Steingarten, in steinigen Blumenbeeten und Staudenrabatten.
Ökologie
- Die namensgebenden auffälligen Blütenstände sollen Bestäuber anlocken.
- Als solche agieren Bienen, Schmetterlinge und Käfer.
- 19 Wildbienen interessieren sich für den Pollen der Scheuchzer-Teufelskralle, den sie für ihren Nachwuchs sammeln.
- Die Verbreitung der Samen erfolgt mit Wind und Tieren; daran sind auch die vertrockneten Blüten mit ihren hakenförmigen Griffeln beteiligt.
Wissenswertes
- Der Name geht auf den Schweizer Arzt und Naturforscher Johann Jakob Scheuchzer (1672-1733) zurück.
- Mit der als Heilmittel bei Gicht und rheumatischen Erkrankungen bekannten Afrikanischen Teufelskralle Harpagophytum procumbens ist die Scheuchzer-Teufelskralle nur sehr weitläufig verwandt; diese zählt zu den Sesamgewächsen (Pedaliaceae).
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner
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