Was ist Selbstkletternde Jungfernrebe?
Selbstkletternde Jungfernrebe (Parthenocissus quinquefolia) kennt man im Garten besser unter der Bezeichnung Wilder Wein – dazu gehören auch andere Weinrebengewächse (Vitaceae) wie die Gewöhnliche Jungfernrebe (Parthenocissus vitacea) und die Dreispitzige Jungfernrebe (Parthenocissus tricuspidata). Beheimatet ist sie ursprünglich im Osten Nord- und Mittelamerikas, wo sie an Waldrändern und in Gebüschen vorkommt.
Die Kletterpflanze erreicht mit ihren an den Enden zu Haftscheiben umgebildeten gegabelten Ranken eine Höhe von bis zu 20 Metern – und das rasant, denn pro Jahr legt sie bis zu zwei Meter zu und bewächst Hausfassaden und andere Rankmöglichkeiten in Windeseile. Ihre Triebe verholzen mit der Zeit.
Die sommergrünen Blätter sind meist fünfzählig gefingert mit 4-10 Zentimeter langen schmalen Blättchen mit einer matt frischgrünen Oberseite, bläulichgrünen Unterseite und scharf gesägtem Rand. Gegen Ende des Jahres erstrahlen sie in einer prachtvollen zunächst orangeroten, zuletzt karminroten Herbstfärbung.
Die weißlichen Blüten der Selbstkletternden Jungfernrebe sind recht unscheinbar und stehen in unauffälligen halbkugeligen Rispen aus 80-150 Einzelblüten. Sie enthalten vier oder fünf kurze grünliche Kronblätter. Aus ihnen entstehen im Herbst 5-8 Millimeter große dunkelviolette bis blauschwarze Beeren, die weit in den Winter stehenbleiben und sich zuvor meist unter dem Laub versteckt halten.
Selbstkletternde Jungfernrebe im Garten
Quelle: Mariola Anna S/shutterstock.com
Standort
Der Boden sollte mäßig trocken bis frisch, tiefgründig, nährstoffreich und lehmig sein, mit einem neutralen bis leicht alkalischen pH-Wert. Die Pflanzen stehen am liebsten in der Sonne oder im Halbschatten, notfalls sind sie aber sogar schattenverträglich. Allerdings fällt dort die Herbstfärbung nicht ganz so leuchtend aus wie bei sonnigem Stand. Die Pflanzen sind in unseren Breiten vollkommen winterhart bis -25 °C.
Die Haftscheiben sind bei der Selbstkletternden Jungfernrebe nicht so stabil wie bei der Dreispitzigen, daher ist eine Kletterhilfe in Form eines Gitters an Mauern anzuraten – hier findet sie zuverlässiger Halt als an der glatten Wand. Gegebenenfalls kann man sie erst einmal leiten und anbinden, bis sie sich auf den richtigen Weg gemacht hat.
Bei dieser Kletterpflanze muss man beachten, dass sie ein beträchtliches Gewicht zustande bringt; bei Bäumen kann das schon mal Äste zum Brechen bringen. Zudem werden die überwachsenen Pflanzen vom Sonnenlicht abgeschnitten; kleineren Gewächsen kann das zum Verhängnis werden.
Schnitt
Ein Schneiden ist nicht unbedingt erforderlich, außer die Jungfernrebe wagt sich zu weit vor. Dann wird ein Auslichten und selbst ein kräftiger Rückschnitt gut vertragen. Vorsicht ist bei Dachrinnen geboten, wenn die Jungfernrebe an Hauswänden emporklettert – die hat sie schnell verstopft. Da ist vorbeugend ein regelmäßiger Schnitt angesagt.
Vermehrung
Die Selbstkletternde Jungfernrebe lässt sich durch Aussaat oder vegetativ vermehren. Ihre Samen sollte man im Herbst im Freien in Töpfen vorziehen. Grünstecklinge schneidest Du am besten im Frühsommer, halbverholzte Stecklinge im Hochsommer und Steckreiser im Winter.
Verwendung
Wilder Wein ist DIE Kletterpflanze für eine schnelle Begrünung von Fassaden und Mauern, da macht auch die Selbstkletternde Jungfernrebe keine Ausnahme. Sie eignet sich ebenso für Pergola, Klettergerüste und andere Rankmöglichkeiten – hier hängt sie malerisch herab und bildet dichte Schleppen und bildet einen dichtlaubigen Sichtschutz und Windschutz. Parthenocissus quinquefolia ist rauchhart und verträgt auch die Abgase des innerstädtischen Klimas problemlos.
Schädlinge
Parthenocissus quinquefolia ist nicht nur sehr dekorativ, sondern auch ausgesprochen hart im Nehmen: Krankheiten oder Schädlinge wirst Du an den äußerst robusten Kletterpflanzen so gut wie nie finden.
Ökologie
Die bis zu fünf Millimeter großen Endscheiben der Ranken funktionieren wie kleine Saugnäpfe – die Selbstkletternde Jungfernrebe ist da noch relativ harmlos beim Klettern, andere halten sich sogar an Fensterscheiben fest. Dessen ungeachtet verschattet sie das Mauerwerk und kann so im Sommer für angenehme Kühle sorgen. Zudem bietet es zahlreichen Insekten, Spinnentieren und auch Vögeln Unterschlupf, zumindest bis zum herbstlichen Laubfall.
Mit ihrem ausgedehnten Wurzelsystem ist die Selbstkletternde Jungfernrebe schnell renitent; sie wieder loszuwerden ist daher nicht ganz einfach. Bisweilen wachsen ihre Wurzeln an der Kellerwand entlang bis tief in den Boden und machen auch vor Abflussrohren nicht halt. In vielen Ländern gilt sie als invasiver Neophyt, der sich schnell ausbreitet.
Die lange erhalten bleibenden Früchte sind ein willkommenes Winterfutter für hungrige Vögel. In ihrer amerikanischen Heimat sind die Blätter eine wichtige Nahrungsgrundlage für Nachtfalter, die es bei nicht gibt. Dazu gehören Eudryas grata und Phalaenoides glycinae.
Wissenswertes
Ein altes Synonym für Parthenocissus quinquefolia ist Vitis quinquefolia – Vitis ist die Gattung des Weinstocks. Der botanische Gattungsname Parthenocissus kommt aus dem Griechischen und bedeutet sinngemäß jungfräulicher Efeu – so weit weg vom deutschen Jungfernrebe also nicht. Der Artname quinquefolia heißt übersetzt fünfblättrig.
Das natürliche Verbreitungsgebiet der Selbstkletternden Jungfernrebe ist zweigeteilt: Ein Areal erstreckt sich von Minnesota nach Norden bis nach Kanada hinein, das zweite von Florida über Mexiko bis nach Guatemala.
Die amerikanischen Ureinwohner verwendeten die Kletterpflanze als Heilpflanze gegen Durchfall und als harntreibendes Mittel.