Was ist Europäische Hopfenbuche?
Europäische Hopfenbuche oder Gemeine Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia) ist ein einheimischer Vertreter aus der Familie der Birkengewächse (Betulaceae) und spielt in unseren heimischen Wäldern eine wesentlich geringere Rolle als in denen Südosteuropas, wo sie in den mittleren Höhenlagen als eines der prägenden Elemente der charakteristischen Hopfenbuchen-Flaum-Eichenwälder und Hopfenbuchen-Manna-Eschenwälder gilt oder selten Reinbestände bildet. Der Schwerpunkt ihrer Verbreitung liegt in der östlichen Mittelmeerregion, von wo aus sie sich bis nach Kleinasien und an den Kaukasus ausgebreitet hat.
In der Mitte Europas wird sie trotz ihrer Widerstandsfähigkeit, weitgehenden Winterfestigkeit und raschen Wüchsigkeit kaum angebaut und beschränkt sich zumeist auf Gärten, in denen man sie vor allem wegen ihrer markanten Fruchtstände zu schätzen weiß.
Es handelt sich bei der Hopfenbuche um einen sommergrünen, bis zu 15 Meter hohen Baum oder von Grund an mehrstämmigen Großstrauch mit dunkler schuppiger Borke und einer kegelartigen, im Alter zunehmend breit-rundlichen und unregelmäßigen Krone. Die Rinde bleibt lange glatt, sodass die olivgrünen bis graubraunen, im Querschnitt runden Zweige mit ihren hell orangefarbenen Korkwarzen auffallen; jung sind sie braun behaart, später werden sie kahl. Auffällig ist die hohe Biegsamkeit der Äste. Die 7-10 Millimeter langen spitzen Winterknospen spreizen sich ab und werden von miteinander verklebten Schuppen geschützt; eine Endknospe fehlt in den meisten Fällen.
Die elliptischen bis ovalen Laubblätter sind wechselständig in zwei Zeilen angeordnet; am Grund ihres 5-13 Millimeter langen Blattstiels stehen vergängliche Nebenblätter. Bei einer Länge von 5-12 Zentimetern und einer Breite von 2-6 Zentimetern weisen die dunkelgrünen Blattspreiten eine verkahlende und dann glänzende Oberseite und eine an den Blattnerven behaarte mattgrüne Unterseite auf, mit kleinen Bärtchen in den Achseln der Adern. Der Blattrand ist scharf doppelt gesägt, mit grannenartig auslaufenden feinen Spitzen; Blattnerven werden 15-20 Paare gebildet, und die Blattunterseite ist vor allem in der Jugend dicht klebrig-drüsig.
Die Hopfenbuche ist einhäusig und bildet ihre Blüten in eingeschlechtlichen Kätzchen, die an die der nahe verwandten Birken erinnern und zusammen mit dem Laubaustrieb erscheinen. Dabei werden die 5-10 Zentimeter langen zylindrischen, schlaff herabhängenden männlichen Blütenstände bereits im Sommer gebildet und öffnen sich im folgenden Frühjahr an den Spitzen der Zweige des Vorjahres. Sie stehen zu 3-5 Exemplaren zusammen; eine Blütenhülle fehlt, sodass die 4-10 nackten Staubblätter in den Achseln ihrer grünen, braun gespitzten Tragblätter stehen.
Auch die weiblichen Kätzchen überwintern als Knospen und blühen an den Enden der vorjährigen Triebe. Sie hängen ebenfalls herab und strecken sich auf 2-5 Zentimeter; eine Blütenhülle ist hier vorhanden, aber sehr unscheinbar. Die Blüten erscheinen in Paaren in den Achseln ihrer Tragblätter und bilden 5-8 Zentimeter lange und bis zu vier Zentimeter breite Fruchtstände, deren Aussehen an die des Hopfens erinnern. Darin sitzen die fünf Millimeter langen glatten gelblich-braunen und seitlich abgeflachten Nüsse, die im September und Oktober reif werden. Ihre charakteristische hellbraune bis weiße pergamentartige Hülle wird aus dem Tragblatt und den beiden Vorblättern gebildet und erscheint zusehends wie aufgeblasen. Oft bleiben die später bräunlich verfärbenden Fruchtstände bis tief in den Winter hinein oder sogar bis ins darauffolgende Frühjahr erhalten.
Europäische Hopfenbuche im Garten
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Standort
Die Europäische Hopfenbuche bevorzugt einen mäßig fruchtbaren und lockeren lehmigen Boden mit reichlich Sonne oder notfalls wenigstens mit Halbschatten. Staunässe ist tödlich, lieber stehen die Bäume relativ trocken. Der Grund sollte flach- bis tiefgründig und vorzugsweise kalkhaltig mit neutralem bis alkalischem pH-Wert sein. Im Winter sind die Bäume bis etwa -25 °C frosthart.
Schnitt
Das Ausschlagvermögen der Europäischen Hopfenbuche ist bemerkenswert –nach einem kräftigen Rückschnitt und sogar nach dem Abholzen erscheinen alsbald neue Triebe. Schneiden sollte man in der Ruhephase, also am besten im späten Winter oder im zeitigen Frühjahr. Dabei reicht es, schiefe und überkreuzende Zweige zu entfernen
Vermehrung
Eine Vermehrung der Hopfenbuche ist mit den Samen aus den hopfenartigen Fruchtständen möglich. Aber beim Durchsehen darfst Du Dich nicht wundern: bis zu 95 Prozent der Nüsschen sind taub und enthalten keine Samen. Du kannst sie sofort nach der Fruchtreife im Herbst an Ort und Stelle im Garten oder im kalten Kasten aussäen. Die Sämlinge wachsen einigermaßen flott und erreichen im ersten Jahr 15 Zentimeter, im dritten Jahr 30-70 Zentimeter. Trotzdem wird man in der Regel auf ein junges Bäumchen aus der Baumschule oder dem Gartencenter zurückgreifen, das einen deutlichen Vorsprung hat und im heimischen Garten ruckzuck anwächst.
Verwendung
In Russland nutzt man die Hopfenbuche inzwischen immer häufiger als Park- und Alleebaum, wobei ihr ihre Unempfindlichkeit gegenüber Rauchgasen zugute kommt. Als bis zu 20 Meter hoher Baum oder Großstrauch eignet sie sich für einen größeren Garten. Dort gibt sie einen dekorativen Solitär, der mit seinen dunkelgrün glänzenden, im Herbst gelb gefärbten Blättern und den hübschen „Hopfenblüten“im Gehölzgarten auffällt.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten wird man bei der ausgesprochen robusten Hopfenbuche selten finden. Pilzerkrankungen treten fast ausschließlich bei zu feuchtem Grund oder ungünstigen Bodenbedingungen auf.
Ökologie
Die Bestäubung der Blüten besorgt bei der Hopfenbuche der Wind, der auch für die Verbreitung der ungewöhnlichen Früchte verantwortlich zeichnet. Sobald die Fruchtstände auseinanderbrechen werden die umhüllten Nüsse weit davongetragen und keimen weit entfernt von der Mutterpflanze.
Die osteuropäischen Reinbestände, Hopfenbuchen-Flaum-Eichenwälder und Hopfenbuchen-Manna-Eschenwälder sind durch die moderne Forstwirtschaft mit Niederwaldwirtschaft und Beweidung gefährdet. Dort ist die Hopfenbuche eine wichtige Futterpflanze für verschiedene Schmetterlinge. Bei uns freuen sich vor allem Vögel über die nahrhaften Nüsschen - sofern diese nicht taub sind.
Wissenswertes
Das braun gefärbte Hopfenbuchenholz ist besonders hart und schwer und wird wegen seines hohen Schwundes beim Trocknen vor allem für Werkzeugstiele und Brennholz verwendet. Mit seiner hohen Dichte ist es aber auch für die Drechslerei wertvoll. Auf die Zähigkeit verweist auch der lateinische Name, denn ostro drys bedeutet im Griechischen sinngemäß beinharter (knochenharter) Baum. Früher war es im Osten Europas eines der gängigsten Hölzer für die Köhlerei und Herstellung von Holzkohle. Der Artname carpinifolia leitet sich von der Hainbuche (Carpinus betulus) ab, an deren Blätter die der Hopfenbuche erinnern. Den deutschen Namen hat der Baum seinen Fruchtständen zu verdanken, die an die von Hopfen (Humulus lupulus) erinnen.