Was ist Rohr-Pfeifengras?
Rohr-Pfeifengras, Hohes Pfeifengras oder Großes Pfeifengras (Molinia arundinacea) wächst wild zerstreut auf nassen Streuwiesen, feuchten Gebüschen, Dünen und Waldwegen und in lichten Laub- und Nadelwäldern. Man findet es in großen Teilen Europas bis hin zum Kaukasus vom Flachland bis in die alpine Höhenstufe.
Das zur Familie der Süßgräser (Poaceae) gehörende ausdauernde Gras bildet mit der Zeit große halbkugelige Horste mit dichtstehenden Halmen. Diese sind 30-80 Zentimeter, zur Blütezeit ein bis zwei Meter hoch mit schmal-linealischen, 8-10 Millimeter breiten Blättern. Typischerweise sitzen alle Knoten nah über der Erde, sodass die Halme ungegliedert erscheinen. Die Blattscheiden sind bei dieser Art kahl, und das Blatthäutchen besteht aus einem Kranz kurzer Härchen. Im Herbst verfärben sich die Blätter goldgelb bis braun.
Die locker ausgebreiteten, bis zu 60 Zentimeter langen Rispenäste sind mehr weniger schlaff; sie stehen aufrecht ab und sind wesentlich länger als die Achsenglieder. An den Verzweigungen finden sich Büschel kleiner Haare. Die einblütigen, seltener zwei- bis vierblütigen Ährchen stehen locker und sind grün, nur selten leicht gefärbt; sie sind 6-9 Millimeter lang, mit einigen 3-6 Millimeter langen Härchen an den Ährchenachsen. Die Deckspelze der untersten Blüte ist 4-7 Millimeter lang, elliptisch und zugespitzt. Als Samen bildet es bis zu drei Millimeter lange Karyopsen.
Rohr-Pfeifengras im Garten
Standort
Rohr-Pfeifengras bevorzugt einen wechselfeuchten bis wechseltrockenen mageren und basenreichen, aber humusarmen und tiefgründigen Tonboden. Es wächst auch noch auf Kies und kalkigem Schlick. Der Standort sollte sonnig bis halbschattig ausfallen. Grundsätzlich sollte der Boden niemals zu sehr austrocknen, sodass man in heißen Sommern mit der Gießkanne parat stehen sollte. Die Pflanzen sind winterhart.
Schnitt
Eine besondere Pflege oder ein Schnitt ist bei Rohr-Pfeifengras eigentlich nicht notwendig. Gegebenenfalls kann man die Horste mit dem Spaten teilen, wenn sie zu groß geworden sind.
Vermehrung
Eine Vermehrung durch Teilung ist wie beschrieben einfach, aber auch mit Samen lässt sich das Rohr-Pfeifengras leicht in den Garten bringen. Ausgesät wird im zeitigen Frühjahr gleich an Ort und Stelle im Garten, geteilt vorzugsweise ebenfalls im Frühjahr oder im frühen Herbst. Bei Sorten lassen sich die typischen Eigenschaften nur durch vegetative Vermehrung weitergeben.
Verwendung
Das Rohr-Pfeifengras kommt in kleinen Gruppen oder mit großen bodenbedeckenden Horsten am besten zur Geltung und setzt mit seinen großen blaugrünen Halmen Akzente im Heidegarten, am Teichrand, vor Sträuchern und neben großen Wildstauden. Vor allem die braune Herbstfärbung ist auffällig und betont die Blüten in ihrer Nachbarschaft. Gut kombinieren lässt es sich beispielsweise mit Herbstastern, Sonnenhut oder Mädesüß.
Schädlinge
Schädlinge spielen ebenso wie Krankheiten beim äußerst robusten Rohr-Pfeifengras keine besondere Rolle.
Ökologie
Wie alle Süßgräser ist auch beim Rohr-Pfeifengras der Wind der Überträger des Pollens. Die Verbreitung der Samen übernehmen die Schwerkraft und der Wind. Nektar gibt es bei einem Gras nicht zu holen, aber dafür legen vier Schmetterlinge hier ihre Eier ab: Gelbwürfeliger Dickkopffalter (Carterocephalus palaemon), Grasglucke (Euthrix potatoria), Früher Kommafalter (Ochlodes venata) und das Waldbrettspiel (Pararge aegeria) nutzen die Pflanzen als Raupenfutter.
Wissenswertes
Synonyme für Molinia arundinacea sind Molinia litoralis und Molinia caerulea ssp. arundinacea. Es ist in allen Teilen größer als das Gewöhnliche Pfeifengras Molinia caerulea – daher auch die Bezeichnung Großes Pfeifengras. Es weist wie dieses nur in Bodennähe Knoten an den Halmen auf, weswegen man es früher gerne zum Pfeifenputzen verwendet hat; so kam es zum Namen Pfeifengras.