Was ist Immergrüne Magnolie?
Immergrüne Magnolie oder Großblütige Magnolie (Magnolia grandiflora) ist ein 15-25 Meter hoher und breiter immergrüner Baum oder Strauch aus der Familie der Magnoliengewächse (Magnoliaceae). Sie stammt aus dem Südosten der USA und ist dank ihrer üppigen Blütenpracht und des schönen Blattwerks inzwischen als Zierpflanze weltweit verbreitet. Daheim wächst sie bevorzugt in den Niederungen der Küstenregionen, Sümpfen und Flussauen und steigt selten über 150 Meter Höhe auf. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Virginia bis nach Florida und Texas.
Das Astwerk bildet bei Immergrüne Magnolie eine dichte und breit konische Krone. Junge Zweige sind zunächst behaart, später wird die dünne Rinde kahl und grau und zuletzt am Stamm dick und borkig, sodass sie in großen Platten aufreißt. Ihre Wurzeln sind flach ausgebreitet und fleischig. Die 12-20 Zentimeter langen und 6-12 Zentimeter breiten wechselständig stehenden steifen und ledrigen Blätter haben einen schmal-elliptischen bis eiförmigen Umriss; ihre Oberseite ist dunkelgrün glänzend, die Unterseite deutlich heller und matter grün und mit rostbraunen Haaren besetzt, der Rand glatt. Am Grund des Blattstiels stehen zwei bis zu 12 Zentimeter lange, braun behaarte Nebenblätter. Im Frühjahr fallen viele der Blätter ab und werden durch neue ersetzt.
Die wunderbaren tulpenförmigen Blüten erscheinen vom Spätsommer und vereinzelt bis in den Herbst hinein – ungewöhnlich spät für eine Magnolie. Sie enthalten 9-12 cremeweiße und wachsartige Kronblätter, die eine bis zu 30 Zentimeter breite Schüssel bilden, einige Sorten übertreffen das mit bis zu 45 Zentimetern. Damit gehören die Magnolienblüten der Magnolia grandiflora zu den größten Baumblüten überhaupt. Ihr leicht zitronenartiger Duft ist angenehm. Im Inneren der Blüten stehen 50-80 zu einem Kegel angeordnete Stempel und bis zu 400 Staubblätter mit violetten Staubfäden und gelben Staubbeuteln.
Unter besonders guten Bedingungen lässt sich auch in unseren Breiten eine Fruchtbildung beobachten; die zapfenartigen und verholzenden Fruchtstände enthalten mehrere linsenförmige Samen, die von einer orangeroten bis rosafarbenen Samenhülle umgeben sind. Die Sammelbalgfrüchte erreichen eine Länge von 7-10 Zentimetern und werden bis zu vier Zentimeter breit, wohingegen die etwas an Sonnenblumenkerne erinnernden Samen mit ihrem Samenmantel etwa einen Zentimeter groß werden. Öffnen sich die Balgfrüchte bei der Reife, so hängt der Samen an einem dünnen Faden heraus, bis er endgültig abfällt.
Immergrüne Magnolie im Garten
Quelle: Nick Pecker/shutterstock.com
Standort
Die Immergrüne Magnolie kann uralt werden, wenn sie am richten Standort steht. Daher solltest Du diesen mit Bedacht wählen. Am liebsten ist ihr ein windgeschützter und sonniger bis halbschattiger Platz im Garten. Der Boden sollte gut durchlässig, nährstoffreich und humos sein, am besten mit leicht saurem pH-Wert. Die Wurzeln verlaufen relativ dicht unter der Oberfläche und gehen nur wenig in die Tiefe. Bezeichnend: Keine andere Magnolienart verträgt Trockenheit so gut wie die Magnolia grandiflora. Kurze Überflutungen machen ihr nichts aus, aber anhaltende Staunässe ist ihr unzuträglich.
Rauchhart und damit auch für innerstädtisches Klima geeignet ist der Baum wie alle Magnolien nur begrenzt. Dafür ist sie recht winterhart. Gefährdet ist allein der frische Austrieb durch Spätfröste; friert er zurück schadet das den Pflanzen selber aber nicht dauerhaft. Eine bei uns nur selten angewandte, in den Südstaaten der USA aber verbreitete Wuchsform ist die Haltung am Spalier entlang einer Mauer; diese verbessert die Winterfestigkeit zusätzlich, sofern diese in der Sonne exponiert steht.
Ansonsten kannst Du die Immergrüne Magnolie auch als Kübelpflanze halten und im Haus überwintern. Auch für Wintergarten und Gewächshaus sind die Pflanzen geeignet.
Schnitt und Pflege
Am schönsten entwickelt sich die Immergrüne Magnolie, wenn man sie völlig unbehelligt wachsen lässt; ein regelmäßiger Schnitt ist also nicht erforderlich. Willst Du sie umpflanzen, solltest Du das am besten im zeitigen Frühjahr vor der Blüte tun. Das gilt nur für die immergrünen Arten, die blattabwerfenden Verwandten verpflanzt man besser im Herbst, sobald sie ihre Blätter abgeworfen haben.
Vermehrung
Die Samen der Immergrünen Magnolie bleiben nur kurze Zeit keimfähig – wenn Du welche gekauft oder geerntet hast und sie pflanzen möchtest solltest Du das am besten zeitnah tun. Nur etwa die Hälfe davon ist überhaupt keimfähig. Erste Samen werden im Alter von zehn Jahren gebildet, die meisten ab etwa 25 Jahren; bei uns allerdings deutlich seltener als in wärmerem Klima.
Die im Handel erhältlichen Sorten und Hybriden sind in aller Regel veredelt, sodass sie sich nur vegetativ vermehren lassen. Man kann davon Stecklinge bewurzeln oder Absenker machen. Allerdings sind diese nicht so robust und wüchsig wie die auf eine Unterlage gepfropften Magnolien.
Verwendung
Es wäre ausgesprochen schade, die Blütenpracht zu verstecken – die Immergrüne Magnolie solltest Du daher im Garten gut sichtbar als Solitär platzieren. Das heißt aber nicht, dass sie sich ebenso gut mit anderem Gehölz gruppieren ließe. Noch besser kommen die Blüten zur Geltung, wenn Du den Strauch mit Frühblühern unterpflanzt.
Auf Balkon und Terrasse lässt sich die Immergrüne Magnolie als Kübelpflanze in Containern und großen Töpfen bringen. In der Blumenbinderei verwendet man die lange frisch bleibenden Blätter gerne als Grün zum Sträuße binden.
Schädlinge
Unter guten Standortbedingungen machen der Immergrünen Magnolie eher Pflegefehler zu schaffen als Schädlinge und Krankheiten, allen voran zu nasser Stand.
Ökologie
Quelle: Charles F. Gibson/shutterstock.com
In ihrer amerikanischen Heimat werden die Blüten der Immergrünen Magnolie vor allem von Käfern bestäubt, die sich über den reichhaltig gebildeten Pollen hermachen. Auch in unseren Gärten sind Käfer und Wanzen die Hauptbesucher, während sich die Bienen eher zurückhalten.
Die Verbreitung der Samen erfolgt vor allem durch Vögel und Säugetiere, die sich vor allem für den schmackhaften roten Samenmantel interessieren und die darin enthaltenen Kerne unverdaut wieder ausscheiden. Die „orginalen“ Samenverbreiter sind Truthahn, Wachtel, Grauhörnchen und Opossum.
Daheim wächst die Immergrüne Magnolie vorzugsweise am Rand von Gewässern und Sümpfen zusammen mit Amerikanischem Amberbaum (Liquidambar styracifolia), Wasser-Eiche (Quercus nigra), Sägepalme (Serenoa repens) und Wald-Tupelobaum (Nyssa sylvatica), wo sie mitunter riesige Bäume bildet. In den Dünen an der Küste bildet sie meistens nur einen niedrigen Strauch. Feuerfest ist sie nicht, sodass sie in den Gebieten mit regelmäßigen Waldbränden vollkommen fehlt.
Die festen ledrigen Blätter haben einen dicken Wachsüberzug, der die Verdunstung verringert und dafür sorgt, dass Schmutzpartikel vom Regen weggewaschen werden. In Küstennähe wird so auch ein Überziehen mit Salzkristallen verhindert, und die Blätter bleiben grün und glänzend.
Wissenswertes
Warum heißt Immergrüne Magnolie so?
Die Gattung Magnolie benannte Carl von Linné nach dem französischen Botaniker Pierre Magnol (1638-1715). Der Artname grandiflora bedeutet großblütig – und in der Tat sind die riesigen Blüten der Immergrünen Magnolie so ziemlich die größten, die Bäume überhaupt bilden. Während sie bei der Wildart noch bei bescheidenen 30 Zentimetern liegen werden sie bei einigen besonders großblüten Magnoliensorten fast einen halben Meter groß. Für ein Ziergehölz ist das geradezu gigantisch.
Riesenbäume am Mississippi und Riesenblüten am Weißen Haus
Apropos gigantisch: Die uralten Bäume können eine gewaltige Höhe erreichen. Die Spitzenreiter kommen aus Mississippi: eine Immergrüne Magnolie in Smith Couty mit 37 Metern, gefolgt von 35 Metern bei einem Exemplar im De Soto National Forest und einem von 30 Metern in Baton Rouge. Bekannter war die 2017 wegen Brüchigkeit gefällte Immergrüne Magnolie, die auf der Südseite des Weißen Hauses in Washington wuchs. Sie war bereits über 200 Jahre alt und wurde von Präsident Andrew Jackson dort als einer der ersten Bäume gepflanzt. Der Baum war so populär, dass er auf der Rückseite des 20 Dollar-Scheines abgebildet wurde.
Die Südstaatenpflanze als Heilmittel der Indianer
Die dort ursprünglich endemisch vorkommende Immergrüne Magnolie gilt in ihrer US-amerikanischen Heimat als typische Pflanze der Südstaaten. Hier wird sie besonders oft als Zierstrauch in den Gärten wie auch in Parks und Grünanlagen gepflanzt. Die einheimischen Choctaw- und Coushatta nutzen die Magnolienrinde als traditionelles Heilmittel. Es enthält phenolische Verbindungen wie Magnolol und Honokiol, die bakterizid wirken; die Blätter Curamine und Sesquiterpenlactone wie Costulonid und Parthenolid.
Verwendung von Magnolienholz
Das harte und schwere Holz wurde ebenfalls schon von der indigenen Bevölkerung verwendet, heute dient es der Herstellung von Möbeln, Kisten, Furnieren und Paletten. Magnolienholz hat einen gelblich-weißen Splint und einen hell- bis dunkelbraunen Kern mit einer gelben oder grünlichen Tönung.
Sortenvielfalt der Immergrünen Magnolie
Dokumentiert wurden um die 150 Sorten der Immergrünen Magnolie; allerdings sind davon nur noch die wenigsten erhältlich. Viele der alten Magnolien sind so gut wie verschwunden. Im Gartenfachhandel bekommt man bestenfalls noch etwa 30 davon, und das bei uns eher selten. Dabei sind einige besonders interessant, weil sie noch kälteresistenter sind als die Wildform und teilweise riesige Blüten bilden oder deutlich kleiner bleiben.