Was ist Blaue Heckenkirsche?
Blaue Heckenkirsche oder Blaue Doppelbeere (Lonicera caerulea) findet man bei uns nur sehr selten wild in Fichtenwäldern und kieferbestandenen Hochmooren. Der Vertreter aus der Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae) wächst in Europa von Spanien bis nach Bulgarien vor allem in der alpinen und subalpinen Höhenstufe, aber auch in Nordamerika und Asien. Die schnellwachsenden Pflanzen erreichen ein Höchstalter von 20-30 Jahren.
Die offenen aufrechten, später überhängenden Sträucher werden bis zu anderthalb Meter hoch und weisen ein flaches, dicht verzweigtes Wurzelwerk auf; ihre Rinde ist anfangs glatt, dunkelbraun, später graubraun und blättert in langen Streifen ab. Die Knospen sitzen einander gegenüber, sie sind schlank, rotbraun und zur Sonne hin heller gefärbt; Endknospen sind stumpfer und haben eine kleine längliche Spitze. Die gegenständigen Blätter weisen einen kurzen Stiel auf; sie sind elliptisch-eiförmig mit einem glatten Rand, drei Zentimeter breit und bis zu sieben Zentimeter lang.
Die fünfzähligen, glockenförmigen und leicht zygomorphen zwittrigen Blüten der Blauen Heckenkirsche erscheinen zu zweit, seltener einzeln in den Blattachseln; ihr gemeinsamer Blütenstiel ist kürzer als die Blüten selbst. Ihre Krone ist gelblichweiß Krone, der Saum fast radiär. Die beiden Fruchtknoten werden von den Hochblättern umhüllt und erscheinen deswegen verwachsen. Aus ihnen bilden sich längliche blauschwarze und heller blau bereifte Beeren mit jeweils etwa 20 Samen, die in Form und Größe denen von Tomaten ähneln.
Blaue Heckenkirsche im Garten
Standort
Die Blaue Heckenkirsche bevorzugt einen feuchten und nassen, nährstoff- und basenarmen, sauren Rohhumusboden mit halbschattigem Stand. Der Wuchs ist mit 20-30 Zentimetern pro Jahr recht flott; sie gilt als winterhart bis -40 °C.
Schnitt
Ein Schneiden ist bei der pflegeleichten Pflanze eigentlich bestenfalls erforderlich, wenn man die Sträucher in Form bringen möchte. Die Ernte erfolgt im Frühling oder Frühsommer, sobald die Früchte durchgehend blauviolett gefärbt sind; erst dann haben sie viel von ihrem sauren Geschmack verloren.
Vermehrung
Die Samen lassen sich nach der Reife im Frühling an Ort und Stelle aussäen. Am schnellsten fährt man mit halbverholzten Stecklingen, die man im Sommer abnimmt oder mit jungen Pflänzchen aus dem Gartenfachhandel.
Verwendung
Im Garten ist die Blaue Heckenkirsche vor allem wegen ihrer dekorativen Beeren beliebt. Man stellt sie solitär oder pflanzt kleine Gruppen.
Schädlinge
Lästig können vor allem Blattläuse werden, die sich im Sommer in großer Zahl über die frischen jungen Triebe und Blätter hermachen und zu Verunstaltungen führen können. Im Halbschatten gehalten sind die Pflanzen weniger anfällig als in der prallen Sonne. Ansonsten gelten die Pflanzen als extrem robust und haben kaum mit Schädlingen und Pilzerkrankungen zu kämpfen.
Ökologie
Für die Bestäubung der Blauen Heckenkirsche sind vor allem Bienen und Hummeln zuständig. Sie sammeln den reichlich gebildeten Nektar und Pollen; bei größeren Vorkommen wie beim gewerbsmäßigen Anbau sind die Pflanzen eine wichtige Beitracht für die Honiggewinnung.
Die Blätter als Raupenfutter nutzt bei uns nur der in den Alpen vorkommende Nachtfalter Zelleria hepariella. Vor allem in Russland gibt es unter den Schmetterlingen wesentlich mehr Interessenten als in Deutschland, wo die Blaue Heckenkirsche nur sehr selten wild wächst.
Die Verbreitung der Samen übernehmen Vögel, die sich an den Beeren gütlich tun und den Keimlingen frischverdauten Dünger mit auf den Weg geben. Die Pflanzen gelten als gutes Vogelnährgehölz.
Wissenswertes
Die unverkennbaren Beeren der Wildform sind kaum genießbar, da sie extrem sauer und bitter schmecken. Eine Ausnahme machen Sorten wie Lonicera caerulea var. edulis, var. emphyllocalyx und var. kamtchatica, die man wegen ihrer essbaren Früchte anbaut. Die Vitamin A, B und C-reichen Beeren sind leicht sauer bis süßlich und liegen geschmacklich irgendwo zwischen Himbeere und schwarzer Johannisbeere. Man isst sie frisch oder macht daraus Marmelade oder Gelee, Saft und Süßspeisen. Bemerkenswert ist der hohe Gehalt an Antioxidantien; der ORAC-Wert von etwa 1300 übertrifft den der Preiselbeeren mit 9500 um einiges. Mit einem gleichzeitig hohen Gehalt an Mineralstoffen wie Kalium, Calcium, Magnesium und Phosphor gelten die Beeren als wenig bekanntes Superfood.
Im heimischen Garten fällt die Ernte meist eher knapp aus, nicht zuletzt wegen gefiederter Interessenten. Unter optimalen Bedingungen kann man aber nichtsdestotrotz bei geeigneten Sorten 30 Jahre lang jährlich bis zu drei Kilogramm ernten.