Was ist Europäische Lärche?
Europäische Lärche (Larix decidua) ist ein Nadelbaum, der als bezeichnend für die Gebirgsregionen Mitteleuropas gilt und ursprünglich in den Alpen, Karpaten und Sudeten sowie an der Weichsel beheimatet ist, aber forstwirtschaftlich eine weite Verbreitung gefunden hat. In den Bergen bildet sie oft die Waldgrenze und tritt in lockeren Reinbeständen oder zusammen mit Fichte, Tanne, Buche und Bergkiefer auf.
Es handelt sich bei dem Vertreter aus der Familie der Kieferngewächse (Pinaceae) um einen sommergrünen, 25-35 Meter hohen, selten bis zu 50 Meter Höhe erreichenden Baum, der sich durch eine gleichmäßige kegelförmige Krone auszeichnet; bei sehr alten Bäumen – Lärchen können über 800 Jahre alt werden - verflacht diese und wird zusehends lichter. Der gerade Stamm wird meist 0,5-1,5 Meter, selten bis zu zwei Metern dick und ist mit einer anfangs glatten Rinde, später mit einer bis zu zehn Zentimeter dicken graubraunen bis rotbraunen Schuppenborke besetzt.
Am Stamm finden sich sowohl kräftige, fast waagerecht in Quirlen stehende Hauptäste und einige kleinere Nebenäste, die ebenfalls spreizend abstehen oder bogig aufsteigen. Die Seitenzweige hängen herab und sind nur wenig verzweigt. Junge Zweige sind gelb bis hellbraun und kahl; an den Langtrieben stehen zahlreiche kleine Kurztriebe. Die dunkelbraunen Winterknospen sind rundlich und nur etwa 2 Millimeter groß, die Endknospen durch reichlich Harz klebrig.
Die 1,5-3 Zentimeter langen und 0,5-0,8 Millimeter breiten Nadelblätter der Europäischen Lärche stehen an den Langtrieben in lockeren Spiralen, an den Kurztrieben zu 40-50 Exemplaren in büschelig gehäuften Wirteln. Sie sind schmal-linealisch, am Ende stumpf oder mit einer kleinen Spitze versehen und recht weich. Durch die hervorstehende Mittelrippe erscheinen sie auf der Unterseite gekielt. Beim Laubaustrieb sind sie gelblich hellgrün und werden erst später frischgrün; gegen Ende des Jahres bekommen sie eine gelbe Herbstfärbung, bevor sie abfallen. Das Alter der Kurztriebe lässt sich gut durch den Wechsel zwischen den Ringen aus Resten der Blattbasen und aus Schuppenblättern bestimmen.
Europäische Lärche ist einhäusig und bildet männliche und weibliche Blüten am gleichen Baum noch vor dem Laubaustrieb. Die männlichen Blüten lassen sich bereits im Winter vor der Blüte als vergrößerte Knospen an den Kurztrieben erkennen; in der Blütezeit sind sie rundlich bis eiförmig, 5-10 Millimeter lang und durch den Pollen schwefelgelb. Die weiblichen Blütenstände erscheinen an dreijährigen Kurztrieben; sie stehen aufrecht, sind eiförmig, 1-1,5 Zentimeter lang und rosa bis rot, später grün gefärbt.
Aus ihnen entwickeln sich die ebenfalls aufrechtstehenden, eiförmigen und 2-6- Zentimeter langen, 2-3 Zentimeter breiten Lärchenzapfen. Sie bestehen aus 40-50 Samenschuppen, die die vorher gut sichtbaren Deckschuppen bei der Reife überdecken. Die Zapfen werden bereits im September bis November des ersten Jahres reif; ihre Samen sind 3-5 Millimeter lang mit einem 5-10 Millimeter langen Flügel. Haben sie ihre Samen entlassen verbleiben sie an den Zweigen und fallen erst mit diesen einige Jahre später ab.
Europäische Lärche im Garten

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Standort
An ihren natürlichen Standorten wächst die Europäische Lärche auf frischen, nährstoff- und basenreichen Lehm- und Tonböden mit reichlich sommerlicher Wärme und eher geringer Luftfeuchtigkeit. Der Boden sollte gut durchlässig und belüftet sein und darf gerne Kalk und Steine enthalten. Wichtig ist vor allem reichlich Licht. Als einheimischer Alpenbewohner ist sie natürlich vollkommen winterhart und verträgt Temperaturen bis zu -30 °C. Etwas empfindlich sind nur die Wurzeln – daher sollte man sie nicht an vielbegangenen Wegen pflanzen und nicht in ihrem Wurzelbereich herumgraben, das vertragen sie nur schlecht.
Schnitt
Am schönsten wächst die Europäische Lärche, wenn sie nicht geschnitten wird. Das heißt aber nicht, dass sie nicht gut schnittverträglich wäre – ganz im Gegenteil, zur Not lässt sie sich auch ohne Probleme als Hecke ziehen.
Vermehrung
In aller Regel wirst Du eine junge Europäische Lärche kaufen und den kleinen Baum mit einigem Vorsprung in Deinem Garten ansiedeln. Du kannst Dich natürlich auch gerne an der Aussaat versuchen – die geflügelten Lärchensamen werden bereits im ersten Jahr reif, wenngleich sie auch nur sehr zögerlich herunterfallen. Sie brauchen nur einige Wochen Samenruhe, wohingegen ihre Keimfähigkeit 4-5 Jahre erhalten bleibt. Beste Zeit für die Aussaat ist das zeitige Frühjahr. Die an ihren 4-8 Keimblättern leicht kenntlichen Sämlinge wachsen erstaunlich rasant – im ersten Jahr 10-20 Zentimeter und mehr, im zweiten erreichen sie bereits eine Höhe von einem halben bis ganzen Meter! Die ersten Blüten erscheinen nach 12-15 Jahren bei freiem Stand, im Forst erst nach 20-25 Jahren.
Eine vegetative Vermehrung ist recht schwierig, denn die halbverholzten, im Sommer geschnittenen Stecklinge gelten als problematisch bei der Bewurzelung.
Verwendung
Die Europäische Lärche wächst im freien Stand am schönsten, daher kommt sie im Garten vor allem als attraktiver Solitär im Heidegarten oder in einer Rasenfläche gut zur Geltung. Dort fällt sie mit ihrer gleichmäßigen Krone und der attraktiven Herbstfärbung auf. Mit unterschiedlichen Standortbedingungen kommen die Bäume gut zurecht, nur besonders rauchhart ist sie nicht – für Gärten in der Stadt verwendet man besser die Japanische Lärche Larix kaempferi. Kleine Sorten wie Larix decidua ‚Corley‘ oder Larix decidua ‚Repens‘ sind mit ihrem zwergigen Wuchs auch für den Steingarten geeignet.
Schädlinge
An und für sich ist die Europäische Lärche robust und hat wenig mit Schädlingen und Krankheiten am Hut. Wie so oft wird ihr meist der Stand in Monokulturen zum Verhängnis. Hier kann sich beispielsweise der an natürlichen Standorten selten in gefährlichen Massen auftretende Lärchenkrebs schnell ausbreiten. Dabei handelt es sich um den Pilz Lachnellula willkommii, der in die Rinde eindringt und krebsartige Wucherungen hervorruft. Auf der Oberfläche der Äste von mit Baumkrebs befallenen Lärchen finden sich 1-3 Millimeter große pokalförmige Fruchtkörper, die dem Pilz den Namen Lärchen-Krebsbecherchen eingebracht haben.
In ähnlicher Weise kann es zu einem Massenbefall mit dem Lärchen-Wickler Zeiraphera diniana kommen, der in den Alpen bisweilen alle paar Jahre die Lärchenbestände mehr oder weniger kahlfrisst. Andere Schädlinge, die vor allem in Lärchenforsten eine Rolle spielen, sind Lärchen-Blasenfuß (Taeniothrips laricivorus) und Großer Lärchen-Borkenkäfer (Ips cembrae) sowie die Fichtengallenlaus (Sacchiphantes viridis), die zwischen Fichte und Lärche als Wirten wechselt.
Ökologie

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Im Winter keine Nadeln – kein Austrocknen
In Europa ist die Europäische Lärche der einzige sommergrüne und winterkahle Nadelbaum. Das kommt nicht von ungefähr: Da sie oft in lufttrockenen und sehr kalten Gebieten wächst verhindert sie mit dem fehlenden Blattwerk ein Austrocknen an kalten und sonnigen Wintertagen.
Anders als andere Nadelbäume
Die Europäische Lärche unterscheidet sich nicht nur durch das im Herbst abfallende Laub von anderen heimischen Nadelbäumen wie Kiefer, Fichte und Tanne, sondern auch in ihren Ansprüchen an den Standort:
- Sie braucht reichlich Licht, aber nur wenig Luftfeuchtigkeit,
- kommt mit sauren wie auch mit basischen und kalkhaltigen Böden gleichermaßen gut zurecht,
- verträgt sowohl trockene wie auch feuchte Standorte (450-2500 mm Jahresniederschlag)
- und nimmt mit mittleren Jahrestemperaturen von -1 °C bis +14 °C
Wind, Vögel und Ameisen
Obwohl die Samen bereits im Herbst des gleichen Jahres reifen werden sie nur langsam freigesetzt. Dafür verantwortlich sind hygroskopische Bewegungen der Samenschuppen, die sich je nach Luftfeuchte öffnen oder schließen. Dadurch werden die Samen nach und nach herausgedrückt und fallen aus den Zapfen heraus. Vögel interessieren sich für den nahrhaften Inhalt und helfen dabei gerne auf die Sprünge. Der Wind trägt die Samen dank ihrer Flügel oft über große Strecken fort, und Ameisen sorgen für eine noch weitere Verbreitung.
Bei der Bestäubung gehen Insekten leer aus, denn wie bei Nadelbäumen üblich sorgt hier der Wind für die Übertragung des Pollens. Die Lärchenpollen weisen – für ein Kieferngewächs ungewöhnlich – keine Luftsäcke auf. Dafür ist das Grün als Raupenfutter umso wichtiger: Insgesamt 13 Nachtfalter legen hier ihre Eier ab, und viele davon gelten als oligophag, heißt sie sind auf wenige Futterpflanzen spezialisiert. Der nur in den Alpen selten anzutreffende Isabellenspanner oder Isabellen-Dickleibspanner (Lycia isabellae) ist auf die Europäische Lärche angewiesen. Nicht ganz so wählerisch sind Kiefernschwärmer (Sphinx pinastri), Kiefernspanner (Bupalus piniaria), Pinien-Prozessionsspinner (Thaumetopoea pityocampa), Nonne (Lymantria monacha) und Klosterfrau (Panthea coenobita).
Wissenswertes
Asterix, Obelix, Larix
Das keltische Lehnwort Larix übernahmen bereits die alten Römer für die Lärche, und unsere deutsche Bezeichnung ist ebenso davon abgeleitet. Der Artname decidua bedeutet sinngemäß abfallend und bezieht sich auf das Abfallen der Nadelblätter im Herbst. Ein Synonym für Larix decidua ist Larix europaea, daher auch Europäische Lärche: Andere Arten der Gattung Larix wachsen verbreitet auf der ganzen Nordhalbkugel.
Unterarten von Larix decidua
Die Europäische Lärche ist sehr formenreich, was sich in mindestens vier regional voneinander getrennten Unterarten niederschlägt. Dessen ungeachtet sind auch hier die Übergänge oft fließend. Man unterscheidet zumeist
- Alpenlärche (Larix decidua ssp. decidua) aus der Alpenregion mit breiter und unregelmäßiger Krone, oft krummem Stamm und 2-4 Zentimeter langen Zapfen;
- Karpatenlärche (Larix decidua ssp. carpatica), in den Karpaten wachsend, mit geradem Stamm und schmaler Krone und 2-3 Zentimeter langen Zapfen;
- Polenlärche (Larix decidua ssp. polonica) aus der Weichselregion, mit geradem Stamm und schlanker Krone und 1,5-2 Zentimeter großen Zapfen;
- Sudetenlärche (Larix decidua ssp. sudetica) aus den Sudeten mit geradem Stamm, schlank kegelförmiger Krone und 4-6 Zentimeter langen Zapfen; früher häufig, gilt inzwischen als extrem gefährdete Unterart.
Lärchen und Lärchenholz
Das rasche Wachstum und die geringen Ansprüche haben zur weiten Verbreitung der Europäischen Lärche in der Forstwirtschaft beigetragen. Hier blühen sie nach 20-25 Jahren zum ersten Mal und bilden schnell dichte Monokulturen. Die Bäume werden durchschnittlich 200-400 Jahre alt, in der freien Wildbahn auch schon mal bis zu 800 Jahre. Interessant sind sie nicht zuletzt durch ihre langen geraden Stämme, die das Schneiden großer Bretter erlaubt. Lärchenholz hat einen rotbraunen Kern und einen gelblichen bis rötlichen Splint; es trocknet schnell und gleichmäßig bei geringem Schwund und ist sehr fest. Unter den heimischen Nadelhölzern gilt es als das dauerhafteste und beständigste, daher verwendet man es für Möbel, Dielen, Fenster und Türen wie auch im Schiffsbau.
Lärche in der Naturheilkunde
Auch als Heilpflanze verwendet man die Lärche in der Volksmedizin und Naturheilkunde. Allerdings kommt das Lärchenterpentin, das man aus dem Harz gewinnt, nur selten zum Einsatz, vor allem äußerlich gegen Furunkel und Abszesse oder zur Inhalation bei Erkältungskrankheiten. Es wirkt desinfizierend, schleimlösend, durchblutungsfördernd und beschleunigt die Wundheilung. Lärchenrinde zu Tee gekocht ist ein altes Hausmittel gegen Blasenentzündungen.
Lärchenterpentin und Lärchenrinde
Wesentlich häufiger nutzt man Lärchenterpentin als Lösungsmittel für Lacke und Farben. Die in der Lärchenrinde reichlich vorhandenen Gerbstoffe dienten früher zum Lederfärben; sie ergeben eine dunkelbraune, fast schwarze Farbe.