Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Markus Wichert
Naturgärtner
Was ist Wiesen-Alant?
Der Wiesen-Alant ist ein Korbblütler (Asteraceae), der in Europa und Asien weit verbreitet vorkommen. Man findet die ausdauernden sommergrünen Stauden vor allem an wechselfeuchten Standorten, die zeitweise überflutet werden und zu anderen Zeiten trockenstehen: an den Ufern von Gewässern, auf Wiesen, in Sümpfen und Gräben.
Die prachtvollen Stauden haben ein kurzes kriechendes Rhizom und erreichen mit ihren hoch aufragenden Blütenständen eine Höhe von bis zu 50 Zentimetern; die straff aufrechten verzweigten Stängel sind im Querschnitt rund und mit wechselständigen Blättern besetzt, die unten bis zu fünf Zentimeter lang sind und nach oben hin zusehends kleiner werden. Sie sind lanzettlich mit einem bisweilen leicht gezähnten oder glatten Rand und einem halb stängelumfassenden herzförmigen Grund. Während die Blattoberseite kahl bleibt weist die Unterseiten einen dichten seidigen Flaum auf.
Im Sommer erscheinen die ersten Blütenstände, Schirmtrauben mit jeweils 3-5 der für Korbblütler typischen Körbchen, die hier lang gestielt sind und eine Breite von 3-5 Zentimeter erreichen. Auffällig sind die langhaarigen Hüllblätter auf der Außenseite; außen stehen 50-150 Zungenblüten mit einer bis zu einem Zentimeter langen Zunge und im Inneren 100-250 Röhrenblüten; beide Blütenformen sind leuchtend gelb. Im Spätherbst werden daraus hellbraune 1-2 Millimeter lange behaarte zylindrische Achänen, die an ihrer Spitze einen halbzentimeterlangen borstigen Pappus tragen.
Wiesen-Alant im Garten

Quelle: Dmitry Fokin/shutterstock.com
Standort
Der Wiesen-Alant bevorzugt einen feuchten bis frischen, gerne auch wechselfeuchten Boden mit durchschnittlichem Nährstoffgehalt; am liebsten steht er in der Sonne oder im Halbschatten. Im Winter vertragen die Pflanzen bis zu -17 °C.
Vermehrung
Sich selbst vermehrt der Wiesen-Alant durch Selbstaussaat; ebenso kannst Du ihn im Garten aussäen, wobei die Samen meist eine geringe Keimfähigkeit aufweisen. Eine größere Rolle spielt die vegetative Vermehrung, indem Wurzelteile an ihren sumpfigen Standorten abgetrennt und weggeschwemmt werden; auch hier kannst Du es ihm nachmachen und die Bestände teilen oder mit Stücken des Wurzelwerks vermehren.
Verwendung
Für sumpfige Stellen im Garten ist Inula britannica geradezu prädestiniert, etwa auf feuchten Wiesen oder im weiteren Umfeld des Gartenteiches. Angenehm im Vorgarten, wenn im Winter wieder einmal kräftig gestreut wird: Zumindest gilt der Wiesen-Alant als schwarz salztolerant und streckt beim Einpökeln nicht sofort die Flügel wie viele andere Pflanzen – in manchen Vorgärten verschafft ihm das einen eindeutigen Überlebensvorteil.
Ökologie
- Für die Bestäubung der Blüten sorgen vor allem Bienen, Hummeln und Wildbienen, weniger auch Schmetterlinge und Fliegen oder Schwebfliegen.
- 71 Wildbienen bedienen sich beim reichlich produzierten Pollen; darunter auch zahlreiche Schmalbienen (Lasioglossum spec.) und auch einige der auffälligen Xylocopa-Arten wie die große Blauschwarze Holzbiene Xylocopa violacea.
- Die Verbreitung der Achänen übernimmt der Wind, der sie dank ihres borstigen Pappus‘ über weite Strecken davonträgt, aber auch wie bei vielen Uferpflanzen das Wasser; sie sind schwimmfähig. Zudem werden sie auch von Ameisen
- Dank seiner schwindenden Lebensräume gehen die Bestände des Wiesen-Alants in vielen europäischen Ländern akut zurück; in vielen deutschen Bundesländern steht er inzwischen als gefährdet und steht auf der Roten Liste.
- Wonders geht es ihm offenbar besser: Weltweit gilt er regional als invasiver Neophyt, beispielsweise in Nordamerika.
Wissenswertes
- Der Name Inula kommt noch von den alten Römern; vermutlich leitet er sich vom griechischen enàein für reinigen ab, da man ihn schon damals als leberreinigend und entschlackend ansah.
- Bei uns wurde der Wiesen-Alant früher als Heilpflanze verwendet; in den Kräuterbüchern des ausgehenden Mittelalters hat man die auffällige Sumpfpflanze noch eingehend behandelt, heute wird sie von der modernen Naturheilkunde und Phytotherapie kaum noch angewandt.
- Anders in der asiatischen Heilkunde wie der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM); hier nutzt man sie zum Abhusten, bei Übelkeit, Erbrechen, Schluckauf und Blähungen. Je nach Schweregrad der Erkrankung: Bei leichten Fällen werden die Blätter zubereitet, bei schwereren Fällen die Blüten.
- Wiesen-Alant enthält Phytosterole, Flavonoide und Terpenoide. Modernen Untersuchungen zufolge wirken sie antibakteriell, blähungstreibend, harntreibend, abführend, entzündungshemmend, leberschützend, neuroprotektiv und antitumoral; als Heilpflanze hat Inula britannica also auch in der Zukunft noch reichlich Potential.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner
Weiterlesen
Möchtest auch du deinen Garten insektenfreundlich und pflegeleicht gestalten?
Wir schicken dir wöchentliche NaturaPost per E-Mail:
- gestalte deinen Garten Insekten- und Vogelfreundlich
- erhalte erprobte Pflanzenpläne für Traumgärten
- lerne mit Trockenheit in Zier- und Nutzgarten umzugehen
- Tipps, wie du deinen Garten pflegeleicht gestaltest
- alles im Einklang mit der Natur